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Alexis Gruss - Les Folies Gruss 2022/23
www.folies-gruss.com

Paris, 27. Januar 2023: Die Compagnie Alexis Gruss ist mit ihrem neuen Konzept "Les Folies Gruss" noch näher an ihr Publikum gerückt. "Hier sind die Artisten Ihre Gastgeber!”, lautet das Motto. Und so reitet kurz vor Beginn des Einlasses Charles Gruss auf einem Friesen ins Empfangszelt. Der lang gestreckte Raum enthält den Souvenirstand sowie die Kasse, links befinden sich zwei Pferde in Boxen und laden zum Kennenlernen ein. Charles Gruss spricht vom Pferd aus die wartenden Gäste an und nimmt sich Zeit. Jeder bekommt die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und das Ross zu streicheln.

Im sich anschließenden Vorzelt, einem runden Chapiteau, ist Svetlana Gruss Ansprechpartnerin für die Gäste. Freundlich erläutert sie jedem, der dies möchte, den weiteren Ablauf. So besteht die Möglichkeit, direkt hier Getränke und Süßes zu konsumieren. Doch natürlich folgen wir ihrer Empfehlung eines Besuchs im großen Circusrestaurant. Es befindet sich in weiteren Festzelten linker Hand. Dort bestellen wir beim freundlichen Personal Dinner, Wein und Wasser à la carte.


Zeltanlagen mit Chapiteau, Vorzelt, Empfangszelt und Restaurantzelten

Eine dreiköpfige Formation des Circusorchesters unterhält uns musikalisch, Sängerin Candice Parise interpretiert verschiedene Songs und geht dabei immer wieder durch die Reihen. Auch Stephan Gruss erleben wir singend sowie an der Trompete. Die junge Gloria Florees spaziert mit einem Minipony zwischen den Tischen, auch weitere Musiker paradieren mit ihren Instrumenten.


Célestine und Jeanne sowie Olivia und Alexandre Gruss

Dazu gibt es einige artistische Einlagen: Die neue Generation Célestine und Jeanne Gruss schwebt am Luftring; Alexandre Gruss und seine Frau Olivia zeigen Partnerakrobatik zu "Just the two of us". Überaus witzig ist die gemeinsame Nummer von Charles Gruss und seiner Partnerin Kaylie Griffiths: Er möchte mit Keulen und Zigarrenkisten jonglieren, sie sich direkt über ihm am Luftring produzieren. Der scheinbare Streit mündet in einen gemeinsamen Stepptanz. Schließlich ist Charles auch noch so frech, den Luftring zu kapern und selbst daran zu turnen. Für noch mehr gute Laune sorgt im Anschluss Firmin Gruss mit seinen tanzenden Tellern. Nach etwa eineinhalb Stunden stimmungsvoller "Pre-Show" lädt Stephan Gruss alle Gäste dazu ein, sich fürs eigentliche Spektakel ins große Chapiteau zu begeben. Schon diesen Auftakt in charmanter Atmosphäre haben wir sehr genossen.


Candice Parise

Blickfang im großen Zelt ist der neue, blau-gelbe Artisteneingang mit erhöhten Podium in der Mitte und Abstufungen links und rechts. Obendrauf thronen das siebenköpfige Orchester unter der Leitung von Sylvain Rolland und Sängerin Candice Parise. Die Konstruktion ist hoch genug, damit Ross und Reiter drunter durch in die Manege reiten können, kann aber auch wie von Geisterhand heruntergefahren werden, um die Musiker an mehreren Stellen im Programm noch besser ins Blickfeld zu rücken. Mit "We will rock you" und "Hakuna Matata" ist für ein mitreißendes musikalisches Opening gesorgt.


Svetlana Gruss, Olivia Gruss und Kylie Griffiths, Gipsy Gruss

Dann reitet Seniorchefin Gipsy Gruss im Damensitz in die Manege, wenig später gefolgt von ihren erwachsenen Kindern Maud Florees und Firmin Gruss auf weiteren Schimmeln. Alexandre Gruss präsentiert sich als Jongleur zu Pferd, sein Bruder Charles zeigt einige Jockeytricks. Nun werden die Akteure dem Publikum vorgestellt. Zur Compagnie Alexis Gruss gehören der Namensgeber mit seiner Ehefrau Gipsy, Sohn Stephan mit den Zwillingssöhnen Charles (mit Partnerin Kaylie Griffiths) und Alexandre (mit Ehefrau Olivia Gruss), Tochter Maud Florees mit Ehemann Tony und deren Kindern Gloria und Venecia sowie Sohn Firmin mit Ehefrau Svetlana. Aus früherer Ehe stammen Firmins Töchter Célestine und Jeanne. Und auch eine siebte Generation Gruss ist bereits geboren, Oscar und Tristan, die Kinder von Alexandre und Olivia. Detail am Rande: Sowohl Svetlana und Olivia Gruss als auch Kaylie Griffiths waren Mitglieder der Akrobatentruppe "Les Farfadais", die einige Saisons lang gemeinsam mit der Familie Gruss die Vorstellungen gestaltete. Es schließt sich eine Gruppenjonglage an, begleitet von einer dreifachen Luftringakrobatik von Svetlana Gruss, Olivia Gruss und Kaylie Griffiths.


Karussell-Schaubild

Die Herren zeigen ihre musikalischen Fähigkeiten - Stephan und Firmin Gruss sowie Tony Florees an Blasinstrumenten, Charles und Alexandre Gruss an Gitarren. In einem ersten großen Bild reitet Sängerin Candice Parise auf einem Friesen, über ihr dreht sich in der Luft ein Karussell, auf dem Maud Florees, Svetlana Gruss und Kaylie Griffiths auf Pferdefiguren sitzen - gedreht wird es mittels dreier Bänder von Charles, Firmin und Olivia Gruss, die am Boden auf echten Pferden reiten. Und Alexandre Gruss führt reitend zehn Friesen an, welche den äußeren Kreis in der Manege bilden. Seniorchef Alexis Gruss ist nur noch an wenigen Stellen ins Programm involviert, beispielsweise bei dem nachfolgenden Dialog mit Enkeltochter Gloria über die Magie der Manege. Damit endet der umfangreiche Opening-Block und beginnt die eigentliche Nummernfolge, die im edel gestalteten Programmheft ausführlich beschrieben ist.

 


Gloria und Venecia Florees, Kaylie Griffiths und Tony Florees

 

In einer Freiheitsdressur führt Maud Gruss zwei Friesen und einen Schimmel vor. Hierzu gehören auch besonders außergewöhnliche, interessante Tricks - beispielsweise, wenn das weiße Pferd im Rückwärtslauf zwischen den beiden schwarzen hindurchgeht und dann steigt. Fürs komische Fach zuständig sind Tony Florees und Kaylie Griffiths, die eine herrlich blasierte Engländerin gibt. So will er Feuer schlucken, doch sie hält dies für zu gefährlich. Stattdessen animiert sie ihn zum Tanzen. Dank Einsatz der heb- und senkbaren Plattform über der Manegenmitte werden auch Hebefiguren wie in "Dirty Dancing" möglich. Auch die "Schwanensee"-Choreographie wird erprobt. In einer späteren Szene würde Tony sich gerne an riskanten Illusionen versuchen, doch Kaylie lässt ihn lieber Trompete spielen und wird selbst durch Handyanrufe stark vom Geschehen abgelenkt. Im dritten Akt dieser originellen Komödie heißt es für Tony dann mit Kaylie steppen statt Glocken spielen. Wir haben jeweils wirklich herzlich gelacht. In einer fünffachen Hohen Schule zelebrieren zwei Generationen Gruss hervorragende Reitkunst - Patron Alexis mit Ehefrau Gipsy und ihre drei Kinder Stephan, Firmin und Maud. Ein Bild, das vollendete Klasse ausstrahlt, beispielsweise bei Seitengängen durch die Manege. Alexis Gruss gehört auch ein abschließender Solopart. Eine entzückende Schulstunde bringt Charles Gruss mit drei Falabella-Ponys und den drei jungen Gruss-Mädchen Célestine, Gloria und Venecia in die Manege. Dort stehen nun Schulbänke, auf denen alle sechs gemeinsam Platz nehmen. Erst werden die "Pony-Schüler" von Lehrer Charles zu Einzellektionen wie Abliegen und Steiger aufgerufen, dann laufen sie Achten um die Bänke. Und nochmal betont heiter geht es weiter, wenn Stephan Gruss zu französischen Volksliedern vier braune Araber als Korbpferde in die Manege bringt. Immer höher wird das Tempo, in dem die Tiere durch die Körbe laufen, dazwischen Pirouetten drehen und schließlich auf Kommando in einem der Rondelle stoppen.


Alexandr, Olivia und Stephan Gruss, Maud Florees, Candice Parise

Wie schon bei der Partnerakrobatik im Rahmen der Pre-Show sorgen Alexandre und Olivia Gruss für romantische Momente - sie tanzt auf dem erhöhten Podium über der Manege, er reitet durch eine papierbespannte Wand in die Mitte. Gemeinsam führen sie zu Pferd eine Freiheitsdressur mit insgesamt sechs Friesen vor. Er dirigiert die Tiere, sie sitzt hinter ihm auf dem Ross und zelebriert elegante, tänzerische Bewegungen. In einer weiteren heiteren Nummer von Tony Florees muss ein Kind aus dem Publikum raten, in welcher Hand des Künstlers sich ein kleiner Ball befindet. Wie der junge Mitspieler dabei hinters Licht geführt wird, ist einfach herrlich gemein. Vom Musikerpodium aus schweben Svetlana, Olivia und Kaylie zu einer Luftnummer an Tüchern los, gesanglich unterstützt vom dramatischen “Rise like a Phoenix”, equestrisch begleitet von ihren durch die Manege reitenden Partnern. Beim Schlusstrick halten Olivia und Kaylie in luftiger Höhe jeweils ein Tuch, so dass Olivia an den beiden Enden gefasst schweben kann. Maud Gruss ist nicht nur eine hervorragende Tierlehrerin, sie hat auch erstaunliche artistische Fähigkeiten und läuft ein sehr steiles, sehr hohes Schrägseil hinauf und saust dann rückwärts in einem Rutsch wieder hinunter. Währenddessen balanciert ihre Mutter Gipsy in poetischer Weise als elegante "Seiltänzerin" auf einem Lichtstrahl über den Sägemehlboden. Die variantenreichen Steiger waren stets eine Spezialität von Alexis Gruss. Nun führen seine Kinder Stephan und Maud diese Tradition fort, lassen abwechselnd jeweils einzelne Pferde und Ponys auf unterschiedliche Weise auf den Hinterläufen gehen. Zum Abschluss bringen sie gemeinsam eine Gruppe Rösser zum Steigen.


Die Compagnie Alexis Gruss, Charles Gruss

In einer ruhigen wie berührenden Szene bringt Altmeister Alexis Gruss seinen jüngsten Schüler Dartagnan zum Manegendebüt. Am langen Zügel und begleitet von spanischen Klängen lässt er das Pferd Schulschritte gehen und die sehr selten zu sehende Kapriole springen. Dann werden dem Tier Sattel und Zaumzeug abgenommen. Wohlig wälzt es sich im Sägemehl und läuft irgendwann zu seinem Herrn, der auf dem Manegenkasten sitzend geduldig wartet und ihm eine Futtergabe reicht. Nun wird es Zeit für den Höhepunkt des Programms, die Pyramiden zu Pferd der gesamten Familie Gruss. Zunächst auf zwei Dreiergruppen von Rössern, dann auf fünf schweren Pferden zeigen sie ihr Können, unter anderem ein vierfaches Zwei-Personen-Hoch und die Achterpyramide auf drei Ebenen, mit einer der Juniorinnen an der Spitze. Mit Elementen der Jockeyreiterei geht es Richtung Finale. Stephan Gruss, Maud Florees und Firmin Gruss, aber auch die junge Jeanne Gruss sind die Akteure. Für die gewagtesten Parts, bei denen auf die galoppierenden Pferde auf- und von ihnen abgesprungen wird, sind die Zwillinge Charles und Alexandre Gruss zuständig. Als "Überraschung von oben" starten Tony Florees sowie Svetlana Gruss, Olivia Gruss und Kaylie Griffiths zu ihrer vierfachen Bungee-Nummer von der nach oben gezogenen Mittelplattform aus, wo sie während der Jockeyreiterei auf ihren Einsatz gewartet haben. Nach der “Pre-Show” wird die eigentliche Vorstellung in 100 Minuten ohne Pause durchgespielt. Ohne Umschweife erhebt sich das Publikum im Finale geschlossen zu Standing Ovations. Die Vorstellung ist ein einziger Genuss, der gesamte Abend wunderbar unterhaltend, bei einer Autogrammstunde im Foyer klingt er aus.

Bei "Les Folies Gruss" werden der familiäre Zusammenhalt, das gemeinsame Können und die Vielfalt der equestrischen Künste geradezu zelebriert. Der "Star der Show" sind die Familie und die Pferde, dargeboten in einem höchst niveauvollen Umfeld, in einem Kleid aus schwungvoller Musikalität. Firmin Gruss als Directeur Geńéral, Stephan Gruss als artistischer Direktor und Maud Florees als equestrische Direktorin haben mit ihrem neuen Konzept einen viel versprechenden Weg gefunden, alte Stärken weiter zu stärken und zugleich mutig neue Ẃege zu gehen.

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Text: Markus Moll; Fotos: Les Folies Gruss