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Europa-Park - Zirkus Revue 2022/23
www.europapark.de ; 90 Showfotos

Rust, 27. Dezember 2022: Der ganze Park ist aufwendig weihnachtlich geschmückt, ein Großteil der Achterbahnen und sonstigen Fahrgeschäfte lockt zur Mitfahrt, es gibt ein umfangreiches Showangebot und die Gastronomie erscheint dank des Weihnachtsmarkts gar noch vielfältiger als in der Sommersaison. Da ist die Zirkus Revue während des Winterzaubers im Europa-Park nur eine von vielen Attraktionen. Und doch ist sie ungeheuer professionell, aufwendig und liebevoll gestaltet. Es gibt ein Ballett, Sängerinnen, ein Liveorchester, wunderbares Licht und handverlesene Darbietungen. Das alles verpackt in einen äußerst stimmige Inszenierung.

Kein Wunder also, dass die Sitzplätze im großen, ehemals vom Circus Fliegenpilz genutzten Chapiteau an diesem Tag bei allen drei Vorstellungen bestens besetzt sind. Der Weg ins Spielzelt gestaltet sich in diesem Winter etwas länger als bisher. In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht ein neuer Themenbereich inklusive Achterbahn. Doch die Route ins Chapiteau ist circensisch geschmückt und hat so ihren zusätzlichen Reiz.


Szene aus dem Finale

Das Opening strotzt vor Energie, reißt einen sofort mit. Es wird gleich aus dem Vollen geschöpft. Der Film „Greatest Showman“ gibt das zugrundeliegende Motiv ab. Die Manege ist komplett ausgefüllt, alle Mitwirkenden sind dabei. Die beiden Sängerinnen werden vom wunderbaren Orchester musikalisch begleitet. Dieses steht jetzt unter der Leitung von Piotr Kolasa, nachdem zuvor Tino Aeby als Dirigent verpflichtet war. Die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts faszinieren mit ihrer ersten Choreographie in traumhaften Kostümen. In der sich drehenden Bühnenmitte präsentieren sich sodann die Artistinnen und Artisten. Sogar ein Reiter zu Pferd ist dabei. Dazu gibt es ein fulminantes Lichtdesign. Die Regie der Show liegt seit diesem Jahr bei Mathias Reichle. Bislang hatte Joseph Bouglione diesen Job inne.


Alexander Lichner, Elisa Cussadiè, Cesar Dias

Die Eröffnung geht direkt über in die erste Darbietung. Diese gehört Alexander Lichner. Er beginnt mit einem Zahnstand am ruhenden Trapez, welches nach oben und unten gezogen wird. Danach wechselt er ans Schwungtrapez und begeistert mit gefährlichen Balancen. Unter anderem im Knie- und Fersenhang, während das Trapez weit schwingt. Dies ohne jeden Vorteil, zum Glück aber durch eine Longe gesichert. Mit dem Wirbel im Zahnhang geht es zurück auf den Boden. Nach der Begrüßung durch Ringmaster Wolf Fisher folgt schon die nächste Luftnummer. Bevor die gefiederten Partner von Elisa Cussadiè allerdings weite Flüge durch das Chapiteau unternehmen, zeigen die bunten Papageien ihr Können in der Manege. Da klettert ein weißer Kakadu auf verschiedenen Körperteilen seiner bildhübschen Trainerin, da machen vier Tiere gleichzeitig Umschwünge an Stangen. Eine Zuschauerin darf einen auf dem Rücken liegenden Ara in den Händen halten. Eine wunderschön anzusehende und gleichzeitig sehr trickreiche Dressur. Cesar Dias kennen wir vor allen Dingen für seine urkomische Myway-Interpretation voller geplanter Pannen. Mit dieser ist der portugiesische Komiker später im Programm zu sehen. Zunächst aber gibt es einen neuen Auftritt. Dazu bittet er drei Gäste aus dem Publikum an die Mikrofone. Jeder bekommt einen Laut zugeordnet. Mit Cesar Dias als Dirigent wird daraus auf originelle Weise der Song „Bohemian Rhapsody“ von Queen. Das Publikum wird akustisch eingebunden und darf gleichzeitig mit den Lichtern der Smartphones für Atmosphäre sorgen.


Wolf Fisher, Viktoriia Dziuba, Nicol Nicols

Wolf Fisher moderiert die Show nicht nur, sondern bekommt zudem einen großen Auftritt. Seine Schwertbalancen beginnen recht konventionell. Dann allerdings zerbricht er einen Spiegel, nimmt zwei große Scherben davon und spannt sie in einen Mundstab sowie an das untere Ende einer Axt. So balanciert er „Scherbe auf Scherbe“. Doch damit nicht genug. Er schnallt sich mit einem Gürtel an eine Vorrichtung, die ihn einmal um 360 Grad dreht. Höchst eigenständig und durchaus spektakulär. Nach dem nächsten Intermezzo von Ballett und Sängerin erleben wir in der ersten Vorstellung des Tages Viktoriia Dziuba. Engagiert ist sie eigentlich für eine andere Produktion des Parks. Aufgrund ihrer bevorstehenden Teilnahme am Circusfestival von Monte Carlo braucht sie aber „Circus-Praxis“. So kommen wir in den Genuss einer einmaligen Euqilibristik-Kür, die ihresgleichen sucht. Sie arbeitet einige Figuren, die wir so bislang noch nicht gesehen haben. Eine extreme Körperbeherrschung muss dafür notwendig sein. Bei Viktoriia Dziuba sieht alles ganz elegant und unangestrengt aus. Eigentlich gehört dieser Platz in der Show Nicol Nicols. In den verbleibenden zwei Vorstellungen des Tages begeistert er dann auch wie gewohnt auf dem Drahtseil. Nun beginnt er seinen Auftritt mit dem Sprung durch den mit Messern besetzten Feuerreifen. Zum Abschluss gibt es den Rückwärts- sowie den ungleich schwierigeren Vorwärtssalto. Zwei Reckstangen und dazwischen ein Trampolin, so sieht der Aufbau von „Flying to the Stars“ aus. Die sechsköpfige, rein männliche Formation arbeitet daran starke Sprünge und Flugpassagen. 2012 gab es dafür in Monte Carlo einen Bronzenen Clown. Ein besonderer Effekt ergibt sich durch Einsatz der Drehbühne.

Mit einem Traum in weiß endet das Programm. Ballett und Sängerinnen tragen weiße Kostüme, Schnee fällt aus der Kuppel und es gibt ein Feuerwerk. Natürlich verabschieden sich alle Mitwirkenden vom begeistert applaudierenden Publikum. Wir haben in den vergangenen mehr als 60 Minuten eine Show erlebt, die eigentlich viel zu schade ist, um sie zwischen zwei Achterbahnfahrten „einzuschieben“. Doch das ist ist kein wirklicher Kritikpunkt. Freuen wir uns vielmehr, dass der Europa-Park so viel Wert auf hochwertiges Circus-Entertainment legt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch