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Cirque de Da Capo 22/23
www.dacapo-variete.de ; 130 Showfotos

Darmstadt, 25. November 2022: Zum 30. Geburtstag seiner Dinnershow Da Capo hat sich James Jungeli selbst ein Geschenk gemacht. Er hat ein Bingo-Ensemble mit einer komplett inszenierten sowie bewährten Produktion engagiert und somit 2022 auf eine Eigenkreation verzichtet. „Cirque de Da Capo“ lautet in Darmstadt der Titel des Programms, das Nonstop-Circus verspricht. Zu den Akteuren des Circus-Theaters aus Kiew kommen Clown Eddy Neumann und Entertainer Erasmus Stein. Und zur Show kommt wiederum die Möglichkeit, die visuellen und akustischen Genüsse um kulinarische zu ergänzen. Das Dinner gibt es in diesem Jahr in Büffetform. Die Stände mit einer großen Speisenauswahl finden sich im Foyer.


Tipidrom auf dem Darmstädter Karolinenplatz

Im kreisförmigen Saal für die Show sitzen die Gäste an Tischen auf mehreren Ebenen um die Rundbühne herum. Der sehr aufmerksame Service kümmert sich um die Getränkewünsche. Von außen bietet das Ensemble wieder einen traumhaften Anblick. Das wunderbar beleuchtete Tipidrom macht neugierig und lädt geradezu zum Besuch ein. Das Hessische Staatsarchiv bildet den adäquaten Hintergrund.


Ensembleszene mit Bingo

Tauchen wir nun ein in den „Cirque de Da Capo“, der nach einer Begrüßung von James Jungeli sowie dem ersten Auftritt von Erasmus Stein startet. Wir erleben eine Dame (dargestellt von Hanna Levchenko), die offensichtlich auf einer Zugfahrt ist und dann mitten in der funkelnden Welt des Circus landet. Was folgt, ist eine Show voller Energie, die von Anfang bis Ende eine elektrisierende Dynamik versprüht. Wir dürfen uns an den prächtigen Kostümen im Bingo-Stil erfreuen. Das Licht ist wunderbar und schafft viel Atmosphäre. Musikalisch gibt es einige Ohrwürmer. Etwa den Song, den der Circus Knie als Titelmelodie für sein 100-Jahre-Jubiläum verwendet hat. Der Sound kommt vom Computer. Zumindest für die Vokalteile hätte ich mir Livegesang gewünscht. Es gibt viele fantastische Ensembleszenen, bei denen der männliche Teil auch mal in Tütüs auftritt. Ebenso werden wir Zeugen einer ausgelassenen Hochzeit. Ein weiteres Fest fürs Auge ist das Spiel mit goldenen Reifen. Beim Finale präsentieren die Bingo-Mitglieder die auf verschiedenen Festivals gewonnenen Preise.


Kateryna Kurichenko, Anastasiia Kornieieva, Dimitri und Vitaly

Dazwischen finden sich die Darbietungen der Bingo-Artisten im Solo oder Duo eingebettet. Den Auftakt macht Kseniia Shytova, die mit variantenreicher Handstandakrobatik verzaubert. Kateryna Kurichenko lässt unzählige Reifen elegant um die verschiedensten Körperteile kreisen. Ihre dynamische Hula-Hoop-Performance arbeitet sie auf einer Plattform von geringem Durchmesser. Der Körper von Anna Pees besitzt eine beneidenswerte Biegsamkeit. Zumindest sie scheint bei ihrer ästhetischen Kontorsions-Kür keinerlei Schmerz zu empfinden, lächelt sie doch charmant ins Publikum. An den Luftring wagt sich Anastasiia Kornieieva. Unter der Kuppel hängt sie etwa mit den Knien am Requisit und lässt dabei ihr langes blondes Haar wehen. Die ärmellosen schwarzen Lederoutfits von Dimitri und Vitaly geben den beiden Modellathleten ausgiebig Gelegenheit, ihre Muskeln zu zeigen. Diese nutzen sie für starke Tricks der Handstandakrobatik, in die sie riskante Flugsequenzen einbauen. Danach wäre ein guter Zeitpunkt für eine Unterbrechung, doch die rund zweistündige Show wird ohne Pause gespielt.


Kateryna Gurina, Tatyana und Alexey Bitkine, Marina Tkachenko und Tatyana Yudina

Anton Shcherbyna hat seine Diabolospiele um eine Besonderheit ergänzt. Auf der Bühne steht ein Gestell mit mehreren gespannten Fäden. Zu denen lässt er seine Diabolos fliegen, woraufhin diese wieder zurückspringen. Auch sonst sorgt der Jongleur für ordentlich Action. Zum Träumen lädt daraufhin Kateryna Gurina ein. An schneeweißen Tüchern schwebt sie hoch über der Bühne und fasziniert mit Tricks wie dem Spagat zwischen den Stoffbahnen. Bei Tatyana und Alexey Bitkine geht es nahezu gleichermaßen schnell hinauf wie hinab. Am Masten zeigen das Paar ein umfangreiches Repertoire, das insbesondere durch innovative Kunststücke wie den Handstand auf den Händen des kopfüber am Pole hängenden Partners überzeugt. Den artistischen Schlusspunkt setzen Marina Tkachenko und Tatyana Yudina. Mit ihrer Kür an den Luftschlaufen lenken die Blondinen die Blicke noch einmal Richtung Dach des Tipidrom. Ihre Artistik verwöhnt den Zuschauer mit wunderschönen Bildern und sorgt gleichzeitig für einen guten Schuss Nervenkitzel.


Eddy Neumann und Alexey Bitkine, Erasmus Stein

Die Sparte Humor ist zweifach besetzt. Eddy Neumann kennen wir etwa von Roncalli. Da er bereits zuvor in dieser Produktion von Bingo mitgewirkt hat, sind seine Auftritte bestens integriert. Er ist Teil der Show. Das Spiel "Mensch oder Puppe" wird hier mit einer männlichen Ballerina aufgeführt, die von Pole-Artist Alexey Bitkine dargestellt wird. Bitkine ist auch Bühnenpartner für die Szene mit einem vor den Bauch geschnallten Radio. Bei den Ensembleszenen ist Eddy Neumann oftmals als eine Art Zeremonienmeister dabei. Dass er zaubern kann, beweist der Clown im roten Frack mit einem Tisch, den er schweben lässt. Deutlich größer ist die Verblüffung im Saal, wenn Erasmus Stein seine Illusionen präsentiert. In zwei größeren Auftritten sorgt er mit Seilen, Spielkarten und der Kraft seiner Gedanken für Verblüffung. Gerne bindet er dabei Zuschauer ein. So darf ihn eine Frau aus dem Publikum in eine Zwangsjacke schnüren. Nachdem er sich befreit hat, spuckt Erasmus Stein genau die Karte aus, die sich die Dame vorab ausgesucht hat. Seine magischen Spielereien werden begleitet von einem Feuerwerk an Gags. Sein Mund steht quasi nie still. In atemberaubendem Tempo macht er seine Witze. Allerdings steht sein Stil damit im Kontrast zur Show von Bingo. Eine wirklich spürbare Integration zu einem harmonischen Ganzen findet leider nicht statt.

Bleibt uns zum Schluss die Gratulation zum 30. Geburtstag. James Jungeli und sein Team haben es geschafft, dieses Schmuckstück im Herzen von Darmstadt über drei Jahrzehnte lebendig zu halten. Es immer weiterzuentwickeln, in jeder Saison wieder das Interesse des Publikums zu gewinnen. Das ist eine bemerkenswerte Leistung. Hoffen wir, dass Da Capo auch in Zukunft Erfolge feiern darf. 

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Text und Fotos: Stefan Gierisch