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Aachener Weihnachtscircus 2022
www.weihnachtscircus-aachen.eu ; 167 Showfotos

Aachen, 30. Dezember 2022: Alexandra Saabel ist einfach eine ungemein kreative Frau. Wir haben sie schon als Handstand-Artistin, in der Hohen Schule sowie der Hundedressur gemeinsam mit der Familie und jetzt als Illusionistin erlebt. Dies immer in traumhaften Kostümen, die sie selbst designed und schneidert. Auch für viele Artistenkollegen entwirft sie Showoutfits und fertigt diese an. „Magic in Wonderland“ hat sie ihre märchenhaft aufgemachte Zaubernummer genannt. Hier werden die Tricks in eine Rahmenhandlung eingebaut, viele Figuren sind beteiligt und fantastische Roben erfreuen das Auge.

Der Aachener Weihnachtscircus hat für seine sechste Ausgabe neben Alexandra Saabel auch ihre Schwestern Kelly und Jennifer sowie ihren Partner Ilja Smyslov engagiert. Alexandra ist die zentrale Figur der Vorstellung und auch der Titel der Produktion folgt dem Thema ihrer Illusionsshow. Er lautet „Alles im Wunderland“.


Lisette Whitter und die Donnert Dancers

Die Zusammenarbeit ist ein echter Glücksfall. Denn Alexandra Saabels Kreationen passen wunderbar in den hochwertigen Rahmen, den die veranstaltende Frohes Fest Event GmbH von Thomas Schütte alljährlich in Aachen pflegt. Ein komfortables Ambiente, hervorragendes Licht, Livegesang, ausgewählte Darbietungen und eine Regie, die das alles zu einem harmonischen Ganzen formt. So entsteht eine wunderbar kompakte, ja heimelige Atmosphäre. Für die Inszenierung zeichnet wiederum Thomas Bruchhäuser verantwortlich. Sandor Donnert sorgt dafür, dass die Aufführungen optimal ablaufen.


Magic in Wonderland, Clown Bilby

Nach den Begrüßungsworten von Carsten Franke machen wir uns auch schon auf den Weg ins magische Wunderland. Die vier hübschen Damen der Donnert Dancers tanzen in Kostümen im Mary-Poppins-Stil ihre erste Choreographie. Kelly Saabel mischt sich in das bunte Treiben. Für einen Moment wird sie an einer historischen Uhr nach oben gezogen, um Kontorsion an einer daran befestigten Schlaufe zu zeigen. Kurz darauf sitzt sie an einer nostalgischen Bahnstation auf einer Bank. Der Zug lässt nicht lange auf sich warten. Lokführerin Alexandra Saabel fährt die Dampflok. Statt Rauch stößt das Gefährt Seifenblasen aus. Danach sehen wir Großillusionen, die in ihrem Grundmuster natürlich bekannt sind. Durch die zauberhaften Requisiten, die Fantasiekostüme und das Spiel der Akteure wird daraus eine einzigartige, traumhafte Nummer. Alexandra Saabel wird uns durch den Nachmittag begleiten. Genauso wie Lisette Whitter. Bereits im Vorjahr hat sie das Aachener Publikum mit ihrer starken Stimme sowie ihrer tollen Präsenz verzaubert. Schön, dass sie mit ihrem Livegesang auch in diesem Winter wieder an verschiedenen Stellen der Show für kleine Gänsehaut-Momente sorgt. Und noch einer hat während der Vorstellung immer wieder seine Auftritte. Clown Bilby ist für die lustigen Momente zuständig. Das erste Mal gesehen hatte ich Artem Vielkin, so sein bürgerlicher Name, im ersten Winterprogramm der Spielzeit 2019/20 im Kronebau. Damals war er nur als „Transformer“ engagiert. Die Verwandlung von einem Auto in einen Roboter sehen wir auch hier. Ganz wunderbar sind aber insbesondere seine Szenen als Clown. Dabei bringt er das Publikum mit eigenständigen Ideen und einem tollen Spiel zum herzhaften Lachen. Bilby ist wirklich witzig und ein echter Sympathieträger. Am besten gefallen hat mir sein Nummer mit großen Sitzbällen, bei der er auch artistisches Können beweist. Er ist ein echter Gewinn, zumal seine Einsätze wohl dosiert erfolgen.


Milena, Hammou Bensalah, Ilja Smyslov

Den artistischen Auftakt übernimmt Milena mit einer schönen Kür am Luftnetz, das von einem transparenten Vorhang umgeben ist. Dazu gibt es Gesang von Lisette Whitter, die dabei auf dem Orchesterpodium des weihnachtlich geschmückten Artisteneingangs steht. Im orientalischen Look zaubert Hammou Bensalah mit Seifenblasen. Zunächst kreiert er an zwei Tischen kleine Kunstwerke. Dabei verkettetet er mehrere Seifenblasen und füllt einzelne davon mit Rauch. Später lässt er riesige Gebilde aus Seifenlauge entstehen, die größer sind als er selbst. Sodann zieht Alexandra Saabel einen Stoffhasen aus dem Zylinder, den sie ansonsten auf dem Kopf trägt. Den Trick wiederholt sie mit einem riesigen Hut. Und wieder erscheint ein Hase. Dabei handelt es sich um Ilja Smyslov, der nun als menschlicher Meister Lampe seine Bälle jongliert. Dies tut er zumeist Richtung Boden, denn die Bouncing-Jonglagen sind seine Spezialität. Bis zu sieben der gelben Kugeln hält er virtuos in Bewegung. Dies immer mit einem charmanten Augenzwinkern.


Kelly Saabel, Milena und Christopher, Simets

Nach einem Intermezzo und einem wunderbaren Song von Lisette Whitter, bei dem sie die Donnert Dancers tänzerisch begleiten, geht es ins ewige Eis. Dorthin entführen uns die Kulissen für die von Kelly und Jennifer Saabel vorgeführte Hundedressur. Und natürlich die Tiere selbst. Es handelt sich um wunderschöne Huskys und Samojeden-Spitze. Zu Beginn und am Ende erleben wir sie als Schlittenhunde. Dazwischen springen sie etwa übereinander oder wagen eine Fahrt auf der Rutschbahn. Zwei Trapeze dienen als Requisiten für die Luftnummer von Milena und Christopher. Deren Stangen stehen im rechten Winkel zueinander. So werden neuartige Haltefiguren möglich, die von riskanten Voltigen ergänzt werden. Hierbei wird Milena immer wieder sicher von Christopher aufgefangen. Mit dieser starken, innovativen Artistik zweier sympathischer Künstler endet Teil eins. Für die Ankündigung der Pause zaubert Alexandra Saabel noch einmal den „Hasen“ Ilja Smyslov aus dem Hut. Lisette Whitter und die Donnert Dancers sorgen dafür, dass es äußerst schwungvoll weitergeht. Konzentration ist gefragt, wenn die Simets mit uns in den Weltraum reisen. Sempahore heißt das Requisit, auf dem Laszlo Simet gemeinsam mit zwei Partnerinnen im Weltraum-Outfit balanciert. Letztendlich ist es ein Todesrad mit Elementen vom Hochseil. Die Tricks zu Fuß, auf einem Stuhl und einem Fahrrad laufen vergleichsweise langsam ab. Sie sind in dieser Form einmalig und nicht ungefährlich.


Jennifer Saabel, Adele Fame, Space Elements

Die Überraschung der Show liefert zumindest für mich Jennifer Saabels Auftritt. Ihre Antipodenspiele wurden komplett neu im Stile eines Candy Shops gestaltet. An einem nostalgisch angehauchten Verkaufswagen finden sich ihre Requisiten. Etwa eine riesige Zuckerstange oder bunte Bälle. Sie selbst trägt ein flottes Kostüm in pink und hellblau. Natürlich war hier wieder Schwester Alexandra im Spiel. Abgerundet wird dieser süße Genuss durch die passende Musik und ein quietschbuntes Licht. An dieser Stelle ein großes Lob an Ton- und Lichttechnik für die geniale Aufwertung der Show. Nach Clown Bilby und dem Ballett folgt Kelly Saabel. Ihre Handstand-Akrobatik vollführt sie auf einem hölzernen Boot, das im einen See symbolisierenden Kunstnebel liegt. In der Anmutung einer Elfe beweist sie eine beneidenswerte Körperbeherrschung. Auch den mit den Füßen ausgelösten Schuss mit Pfeil und Bogen beherrscht sie sicher. Ein Wirbelwind an den Strapaten ist Adele Fame. Nach einem ruhigen Beginn am Boden sprüht sie unter der Kuppel vor Energie. Immer wieder faszinierend ist der Übergang vom Stand in den Spagat. Das alles ohne Zuhilfenahme der Hände. Mit kraftvollen Umschwüngen verabschiedet sich die jugendliche Künstlerin. Etwas düster wirken die Akteure von Space Elements mit der schwarzen Schminke über der Augenpartie. Das Quartett zeigt die bekannte Melange aus Menschenpyramiden, Equilibristik und Handvoltigen. Ohne Frage eine starke Darbietung, die als Schlussnummer durchaus richtig platziert ist, aber irgendwie unpersönlich daherkommt. Zurück ins Licht geht es beim Finale. Die Donnert Dancers tragen weiße Kleider, Lisette Whitter ebenfalls, dazu weiße Flügel. Alle Mitwirkenden verabschieden sich, es gibt Zugaben und, wie es in Aachen Tradition ist, muss ein Artist als Engel durch die Luft fliegen, während es Kunstschnee rieselt. In diesem Jahr übernimmt Hammou Bensalah diesen Part.

Diese Abschiedsszenen vereinen nochmal alles, was den Aachener Weihnachtscircus ausmacht. Eben hochwertige Liveunterhaltung im edlen Rahmen. Im Dezember 2022 mit einem ganz besonderen magischen Akzent. Eine Show, die durch und durch begeistert. Und das auch, weil alle Beteiligten vor und hinter den Kulissen spürbar mit Herzblut bei der Sache sind.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch