Aber wie gesagt
verantwortungsvoll. Mit konsequenten 2G-Plus-Kontrollen,
Kontaktdokumentation und deutlichen Hinweisen auf die „strenge
Maskenpflicht“ auch während der Vorstellung. Sowie einem neuen
35-Meter-Chapiteau als Vorzelt, das besonders viel Platz beim
Warten auf die Vorstellung und in der Pause bietet. Mit seiner
weißen Plane und roten Sternen an den vier Mastöffnungen passt
es perfekt zum Hauptzelt.
Flying Mitch
Das außergewöhnlich
zusammengestellte Programm - Pandemie-bedingt im Vorfeld
mehrfach umbesetzt - bietet fünf Luft- und zwei Jonglage-Nummern,
dazu Comedy und die hauseigenen Pferdedressuren. Die besuchte
Vorstellung startet gleich mit dem absoluten Highlight, dem
Flugtrapez der Flying Mitch. Abgesehen davon, dass Greta Molnar,
Absolventin der Buapester Circusschule, den Platz der bisherigen
Fliegerin Gilda Vulcanelli eingenommen hat,
handelt es sich dabei um die bekannten Wulbers. Nach wie vor
geht das Repertoire der Truppe deutlich über den üblichen
Standard wie Doppelsalto gestreckt und Dreifachen hinaus.
Beispielsweise, wenn Flieger Patricio Alexis Henríquez Rojas
einen Salto mit anschließender halber Drehung mit Blickrichtung
zur Plattform anstatt zum Fänger beginnt oder sicher eine
doppelte Pirouette springt. Besonders wirkungsvoll ist die von
Fänger und Fliegern blind ausgeführte Passage. „Aténcion –
hopp“, gibt Fänger Carlos Droguet dabei die Kommandos. Unter dem
Jubel und rhythmischen Klatschen des Publikums wird der Abgang
ins Netz zelebriert.
Helena Polach, Michael
Olivares, Eddy Carello
David Paschke war in Ravensburg
schon mehrfach als Komiker wie auch als seriöser
Sprechstallmeister zu erleben. In diesem Winter darf er seine
bevorzugte Rolle als Comedy-Zauberer spielen und verblüfft
gleich beim ersten Auftritt mit einer magischen Ketchupflasche.
Sie ist erst leer, dann voll und schließlich ganz verschwunden.
Was bleibt, ist die tolle Stimmung im Chapiteau. Dafür sorgt
Helena Polach mit ihrer bestens bekannten Jonglage mit bis zu
fünf Fußbällen. Neu für uns ist dagegen die Comedy-Nummer ihres
Lebensgefährten Michael Olivares. Er gibt im pinken Anzug einen
vermeintlichen Superstar, der beim Singen mit der Tücke des
Objekts kämpft. Namentlich einem Mikrofon, einem Stuhl und einer
Gitarre, die ein bizarres Eigenleben entwickeln. Abschließend
präsentiert er eine amüsante Horizontal-Jonglage mit vier
Mikrofonen, die an Schnüren aus der Kuppel hängen. Und gleich
noch ein drittes Mal wird jongliert – nunmehr von Eddy Carello,
mit der Gitarre auf den Devilsticks, mit vier verschiedenen
Gegenständen gleichzeitig, mit sieben Bällen gegen den Boden und
abschließend mit Bällen auf dem leuchtenden Schlagzeug.
Andrea Navratilova, Milena
Heim-Kretz, Los Ortiz
Als Schlangenbeschwörer sieht
sich David Paschke damit konfrontiert, dass die Schlange ihn
plötzlich mit einer Pistole bedroht. Doch nicht lange, denn in
dem Tierkostüm verbirgt sich Andrea Navratilova. Sie
entschwebt aus dem Schlangenkorb in einem gelungenen Übergang
direkt ans Luftnetz. Gekonnte Posen und Abfaller werden
bezaubernd und elegant dargeboten, ruhige und dynamische Parts
wechseln sich ab. Nachdem Milena Heim-Kretz – die 13-jährige
Tochter des Direktors – in den vergangenen Jahren
Freiheitsdressuren mit Ponys und Pferden zeigte, debütiert sie
nun als stolze Schulreiterin zu spanischen Klängen. Damit geht
es in die Pause. Durften zur Premiere noch die Hälfte der 1500
Plätze im Chapiteau besetzt werden, waren es bei unserem Besuch
am 28. Dezember aufgrund der behördlichen Vorgaben noch ein
Drittel. Dies kann plausiblerweise nicht ohne Folgen bleiben. So
ist das Orchester in diesem Jahr nur mit zwei Musikern besetzt,
also dem Schlagzeuger sowie Kapellmeister Roman Mariash an
Blasinstrumenten. Zusammen mit der Musik vom Band entsteht so
ein voller Sound mit Live-Charakter. Dieses Modell ist aus dem
österreichischen Circus Louis Knie ebenso gut bekannt wie die
Truppe von Diego Ortiz auf dem Hochseil. Außer dem Auf- und
Abgang übers Schrägseil bietet diese unter anderem Sprünge über
ein und zwei auf dem Seil kauernde Personen, Zwei-Mann-Hoch,
Seilspringen und Drei-Personen-Pyramide.
Duo Olivares, Elmar Kretz
Luftakrobatik an Seidentüchern
und Strapaten zu ruhiger Musik zelebrieren Michael Olivares und
Helena Polach. Dabei übernimmt sie vielfach den tragenden Part.
Starker Applaus ist der Lohn. Davor und danach unterhält noch
einmal David Paschke mit seinen Zaubereien. Geht es im
Ravensburger Weihnachtscircus Richtung Finale, dann hat der
Direktor seinen großen Auftritt im schwarzen Frack. Und so hat
Elmar Kretz abermals eine fulminante Freiheitsdressur mit sieben
weißen und hellbraunen Pferden zusammengestellt. Auf
variantenreiche Lauffiguren folgen abwechslungsreiche Steiger,
bei denen auch seine Tochter nochmals mitwirken darf.
David Paschke, Los Diegos
In seinem letzten und gewohnt
amüsant-sympathisch gespielten Auftritt zwängt sich David
Paschke als großer Sportler durch einen Tennisschläger. Für den
Abschluss des Programms sorgen die beiden Truppenmitglieder von
Diego Ortiz als „Los Diegos“ auf dem Todesrad. Sprünge,
Blindlauf und Seilspringen bilden das geradezu klassische
Repertoire des Genres. |