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Hanauer Weihnachtscircus 2021/22
www.circus-barus.de ; 70 Showfotos

Hanau, 4. Januar 2022: Jarda Ross ist für mich mit dem Circus Barum verbunden, Crazy Wilson mit dem Circus Krone. Zwei Unternehmen, die für beste Circusunterhaltung standen bzw. nach wie vor stehen. Der Illusionist war in den Saisons 2003 und 2004 im Circus von Gerd Siemoneit, der Todesrad-Artist sogar von 2006 bis 2018 beim größten Circus Europas. Nun sind beide Künstler im Programm des Hanauer Weihnachtscircus zu erleben. Jarda Ross war von Anfang an vorgesehen, Wilson sprang ein, nachdem sich ein Mitglied des ursprünglich engagierten Duo Waldemar während der Saison verletzt hatte.

Mit diesen beiden und weiteren Darbietungen hat die Familie von Marco Frank ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Sicherlich ist es für die Franks eine Wohltat, jetzt bereits zum zehnten Mal vor dem Hanauer Stammpublikum spielen zu dürfen.


Chapiteau des Circus Barus

Im vergangenen Jahr stand ihr Circus Barus Pandemie-bedingt länger in Offenbach, im Herbst gab es einzelne Gastspiele im Rhein-Main-Gebiet. Jetzt also wieder mit großer Show in Hanau-Steinheim. Und das offensichtlich mit Erfolg. Die hier beschriebene Vorstellung ist auch vor dem Hintergrund der Corona-Einschränkungen prima besucht. In den Wochen davor sah es ähnlich aus. Die Zuschauer im gepflegten gelben Viermaster gehen spürbar mit, genießen das Gezeigte.


Szene aus dem Finale

Das Vorzelt ist festlich geschmückt. Im Chapiteau wird das weihnachtliche Motiv bei Opening und Finale aufgegriffen. Cherry Schollini leitet singend ein, während im Schlitten bereits der Weihnachtsmann in Person des Direktors sitzt. Nach ihrem Lied überreicht er der Sängerin ein Geschenk, in dem sich eine Glocke befindet, mit der die Vorstellung letztendlich eingeläutet wird. Marco Frank spricht die Willkommensworte, die Mitwirkenden erscheinen in der Manege, um die Gäste ebenfalls zu begrüßen. Vor dem Finale gibt es das „Lebendige Krippenspiel“. Marco Frank liest im Weihnachtsmannkostüm die Weihnachtsgeschichte. Maria, Josef und die Heiligen drei Könige werden von verschiedenen Ensemblemitgliedern dargestellt. Ein Esel ist ebenfalls dabei. Diese Vermischung von geistlichen und weltlichen Elementen wirkt auf mich befremdlich. So einfach mal den Weihnachtsmann und eine biblische Geschichte zusammenzubringen, muss schlichtweg nicht sein. Uneingeschränkt genießen kann ich hingegen das weitere Finale und die gesamte Show.


Leroy Köllner, Clown Marcello, Cherry Schollini

Eröffnet wird sie von Leroy Köllner. Im offenen weißen Hemd jongliert er versiert mit Ringen, Fackeln und Keulen. Effektvoll kombiniert er die Jonglage von drei Keulen mit einem Rückwärtssalto. Wenn er im zweiten Anlauf das silbernen Requisit tatsächlich fängt, tobt das Publikum. Dann hat Clown Marcello (Frank) seinen ersten Auftritt. Dabei wird er beim Tellerdrehen immer wieder gestört, weil das an diesem Ort verboten ist. In drei weiteren Nummern spielt Marcello bekannten Stücke. Den Kampf mit einem Hai in der Badewanne, die nicht immer zielgenauen Pfeilschüsse von Amor und den Filmdreh mit umfallender Tür. Immer zeigt er dabei eigenständige Versionen, die er mit viel Kreativität entwickelt hat. Er hat eine tolle Mimik und weiß seine Mitspieler aus dem Publikum gut in Szene zu setzen. Einfach ein sympathischer Kerl, der seine Sache ganz wunderbar macht und für viel Heiterkeit sorgt. Was will man mehr. Dass Cherry Schollini neben dem Gesang weitere Talente hat, beweist sie in ihrer ansprechend präsentierten Kür auf einem weißen Flügel. Dabei bezaubert sie mit einer gekonnten Mischung aus Kontorsion und Equilibristik.


Alice Frank, Andrea Steigert

Äußerst gewinnend zieht Alice Frank die Blicke unter die Kuppel. An Tüchern verwöhnt sie uns mit einem Traum in Weiß. Immer mit einem gewinnenden Lächeln arbeitet sie ihre herrlich anzusehenden Tricks wie den Spagat in luftiger Höhe. Kleine Zipfelmützen haben die vier gescheckten Ponys auf dem Kopf, die Andrea Steigert vorführt. Die vierköpfige Rasselbande sieht nicht nur herzig aus, sondern überzeugt auch mit variantenreicher Laufarbeit. Eines der Tiere verabschiedet sich als Steiger. Vor der Pause steht noch einmal Cherry Schollini im Scheinwerferlicht. Nun balanciert sie auf dem Drahtseil, wo unter anderem der Spagat zu ihrem Repertoire gehört.


Marco Frank, Jarda Ross und Partnerin, Crazy Wilson

Im zweiten Teil erleben wir Marco Frank mit seinen Tieren. Zunächst präsentiert er Kamele, Lamas und Esel in einer abwechslungsreichen Dressur. Dabei wird er von einer Tänzerin im Zebralook begleitet. Tänzerische Unterstützung gibt es ebenfalls bei Franks Auftritt mit dem Friesen Artus. Dieser steht unter dem Motto „Zorro“. Darin beweist das Pferd etwa seine große Gelenkigkeit, wenn es mit den Vorderbeinen auf einem Podest stehend den Kopf bis auf den Boden streckt. Krankheitsbedingt nicht dabei ist an diesem Nachmittag Tochter Alona mit ihren Hunden. Der Platz direkt nach der Pause gehört Jarda Ross. Wie einst bei Barum verblüfft der Tscheche mit faszinierenden Großillusionen. Spektakulär lässt er seine Partnerin in verschiedenen Requisiten verschwinden oder verschiebt ihre Gliedmaßen offenbar nach Belieben. Beim letzten Trick erscheint gar noch eine zweite blonde Dame quasi aus dem Nichts. Den Schlusspunkt der Show setzt Crazy Wilson. Der recht aufwendige Aufbau des mächtigen Todesrads steigert nur die Vorfreude auf die folgende Sensation. Crazy Wilson, Showman durch und durch, versteht es, die Zuschauer von den Sitzen zu reißen. Bei seinen Touren über das Rad, genauso wie bei der direkten Interaktion am Boden. Gewagte Sprünge auf dem sich schnell drehenden Rad lassen den Atem stocken. Zurück auf dem Manegenteppich fordert er das Publikum erfolgreich auf, ihm im Stehen zu applaudieren. Begeistert feiern die Gäste den Gewinner eines Silbernen Clowns und kurz darauf auch das gesamte Ensemble im Finale. Hoffen wir, dass die Familie Frank möglichst bald wieder ganzjährig mit ihrem Circus Barus spielen darf. Die großen und kleinen Fans freuen sich ganz sicher schon darauf.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch