Alles ist liebevoll weihnachtlich gestaltet. Es
gibt eine Vielzahl von Ständen mit einem verlockenden Angebot. Seit
sämtliche Sitzplätze im Chapiteau nummeriert sind, verweilen die
Zuschauer länger bei Kaffee, Waffeln und anderen Leckereien, hat der
Direktor beobachtet. Livemusik macht das Beisammensitzen im Vorzelt
noch einmal attraktiver. Am Übergang zum Chapiteau begrüßen die Damen
des Balletts das Publikum.
Zeltanlagen mit neuem Schriftzug
Kurz
darauf erleben wir die sechs hübschen Tänzerinnen in
Weihnachtsfrauen-Kostümen im wunderschönen Opening. Über die beiden
Treppen am prächtigen Artisteneingang in den Farben Rot und Gold
betreten sie die Manege. Vor der Gardine musiziert eine Violinistin.
Über dem Vorhang sitzt das famos spielende Orchester, welches natürlich
auch viele der folgenden Darbietungen begleitet. Zu ausgelassener
Weihnachtsmusik und in einem kleinen Schneesturm tanzen die Damen in
der Manege. Eine wagt sich sogar im Luftring Richtung Kuppel. Die
Artisten kommen hinzu, tanzen mit. Abgerundet wird diese Sequenz durch
die Mitwirkung einer Sängerin. Welch ein Auftakt. Die Begrüßungsworte
spricht Andreas Fischer, der uns auf angenehme Art durch den Nachmittag
begleitet.
Svetlana Malko, Wang Fei, Alexander Junior
Die
Geigenspielerin musiziert auch bei der Akrobatik am Trapez des Duo
Lameth. Der Brasilianer Eduardo Lamberti und seine Frau Nehmet Boglarka
zeigen schöne Haltefiguren in luftiger Höhe. Am Ende ihrer Kür kommen
Flugelemente hinzu. Die Pettycoats fliegen, wenn die Tänzerinnen die
Katzendressur von Svetlana Malko einleiten. Dieses Intro passt
insofern, als Malko die Stubentiger verschiedener Schattierungen im
„Great Gatsby“-Stil präsentiert, wie es das professionell gemachte
Programmheft beschreibt. Bei verschiedenen Kunststücken beweisen die
Vierbeiner ihre Geschicklichkeit. Und dann hat das Ballett schon seinen
nächsten Einsatz. Diesmal im Quartett. Die Damen bereiten im Kimono und
mit Fächern den Übergang zu Wang Fei. In ihren Antipodenspielen lässt
die Chinesin zunächst traditionelle Schirme und dann Tücher virtuos auf
ihren Füßen tanzen. Der prominente Platz am Ende des ersten Teils
gehört Alexander Junior. Der blendend aussehende junge Rumäne
begeistert mit kraftvollen Handständen. Einen Turm aus Klötzchen baut
er nach und nach auf und dann Klötzchen für Klötzchen wieder ab. Zum
Abschluss drückt er einen Turm aus einer Vielzahl von Klötzchen
beiseite, um im Handstand auf seine eigentlichen Handstäbe zu
„fliegen“. Die folgende Pause wird vom Ballett angekündigt.
Crazy Wilson, Svetlana Malko, Truppe Alexander
Zurück
aus dem Restaurationszelt, erwartet uns über der Manege ein
überdimensionales Motorrad. Der stolze Besitzer ist Crazy Wilson. Viele
Jahre war er mit seinem Todesrad in Form eines Bikes im Circus Krone
engagiert. In diesem Winter fegt er in Reutlingen über sein Requisit
und vollführt tollkühne Stunts. Den Salto auf der Außenseite sehen wir
an diesem Nachmittag verletzungsbedingt nicht. Er soll aber in Kürze wieder Teil der
Darbietung sein. Noch einmal erleben wir Svetlana Malko. Diesmal
überrascht sie mit einer Frettchendressur. In folkloristischer,
osteuropäischer Aufmachung zeigt die Tiertrainerin, was die
possierlichen Tiere alles beherrschen. Die Tricks werden rund um
Gegenstände einer Küche gezeigt. Im Spiel sind etwa ein riesiger
Löffel, Töpfe und bunte Sektgläser. Mit der Truppe Alexander hat dieses
Programm einen absolut würdigen Schlusspunkt. Eine Artistin und sechs
männliche Kollegen katapultieren sich mit Hilfe eines Schleuderbretts
in die Luft und sorgen dabei für mächtig Stimmung. Als Höhepunkt landet
die Dame auf der Spitze eines Turms aus insgesamt fünf Personen, der
mittels einer Perchestange stabilisiert wird. Beim groß zelebrierten
Finale verabschieden sich alle Mitwirkenden, aus der Kuppel fallender
Schnee sorgt für winterliche Stimmung. Vorbei ist die Vorstellung aber
erst, wenn Fumagalli im Nachthemd seine Kerze ausgeblasen hat und
hinter dem roten Vorhang verschwunden ist.
Fuma Boys
Der weltberühmte Clown ist
das Aushängeschild des Reutlinger Weihnachtscircus 2019/20. Er
lacht von den Plakaten und vom Programmheft. Natürlich bekommt
er auch in der Show ausreichend Raum. Das beginnt schon vor
dem eigentlichen Start, wenn er gemeinsam mit Bruder Daris
Huesca das Publikum aufwärmt. Die Ouvertüre leitet Fumagalli
als komischer Dirigent. Gemeinsam mit Mitgliedern des
Ensembles erweckt er einmal mehr die Fuma Boys, eine
Artistentruppe aus vergangener Zeit, zum Leben. In komischer
Aufmachung überraschen sie mit akrobatischen
Kabinettstückchen. In einem weiteren Auftritt lassen Fumagalli
und Daris auf wundersame Weise ein Halstuch wandern. Dabei
werden sie von Massimiliano Sblattero begleitet, der ebenfalls
wieder auf wunderbare Weise bei dieser Produktion Regie
geführt hat. Sblattero ist auch beim „Bienchen“ der Dritte im
Bunde. Dieses Paradestück von Fumagalli fehlt natürlich nicht.
Das Publikum geht begeistert mit, wenn sich die drei mit
Wasser besprühen und auch einige Zuschauer ein paar Tropfen
abbekommen.
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