Im Inneren ist jedoch für eine
warme Atmosphäre mit viel Deko und diversen Verkaufsständen
gesorgt. Erstmals in Ravensburg dabei ist eine Truppe des
Circus-Theaters Bingo. Hierbei handelt es sich um die Besetzung,
die in der Saison 2019 beim Schweizer National-Circus Knie zu
sehen war. Perfekt passend zum wunderschönen Artisteneingang,
der bis 2017 in ebenjenem Unternehmen zum Einsatz kam.
Ksenia Bereziuk,
Truppe Bingo
Mit (im Wesentlichen) dem Opening
der Knie-Jubiläumsshow, in diesem Fall zu „klassischer“
Bingo-Musik, startet die Show nach der Begrüßung durch Direktor
Elmar Kretz. Artistik auf Einrädern, an den Strapaten und viel
Tanz sorgen von Beginn an für Tempo. Kurz vor Ende der Show,
beim zweiten Auftritt der Bingos, steht dann Solistin Ksenia
Bereziuk im Mittelpunkt. Am Vertikaltuch stürzt sie sich immer
wieder in die Tiefe, während die anderen Truppenmitglieder zu
mitreißender Musik tanzen. Auch diesen Act kennt man aus dem
Schweizer National-Circus, jedoch aus der Saison 2018. Die
Familie Saabel prägt das Programm mit gleich vier Auftritten.
Den Anfang macht Jennifer, die ihre Antipoden-Spiele im
indianischen Stil präsentiert. Passend dazu betritt sie die
Manege mit einem wunderschönen Federkopfschmuck. Danach
konzentriert sie sich auf die Arbeit mit Teppichen. Bis zu vier
davon hält sie gleichzeitig auf Händen und Füßen. Nicht nur,
während sie auf der Trinka liegt, sondern auch selbst in der
Luft hängend. Schon weitaus länger im Repertoire
der Familie ist die „Schlittenfahrt“ mit Huskys und
Samojeden-Spitzen. Auch in Ravensburg finden die putzigen
Kunststücke der Vierbeiner großen Anklang, zumal die winterliche
Inszenierung optimal in die Jahreszeit passt. Sprünge, ein
Fächer und das abschließende Rutschen gehören zum Repertoire,
das von Kelly und Jennifer Saabel präsentiert wird. Im
Hintergrund assistiert Mutter Tiziana. Neu im vielfältigen
Repertoire der Saabels ist „Magic in Wonderland“, eine
Illusionsshow in märchenhafter Optik mit Anleihen bei „Alice im
Wunderland“. Die älteste Schwester, Alexandra, steht dabei als
Magierin im Mittelpunkt. Einige „Bingos“ und Elmar Kretz‘
Tochter Milena sind ebenfalls in den Auftritt integriert. Wie
man es von allen Darbietungen der Familie Saabel gewohnt ist,
bestechen auch hier die wunderschönen Kostüme und Requisiten. Am
Ende lässt sich Alexandra scheinbar in einer Kiste in die Luft
ziehen – und taucht doch auf dem Gradin wieder auf.
Jennifer Saabel,
Truppe Mesa, Kevin Gruss und Julia Friedrich
Gar für die Schlussnummer sorgen
darf Kelly Saabel. Ihre sehr starke Handstand-Equilibristik
präsentiert sie als „Elbin“ auf einem Holzboot. Wunderbar
gelungen ist in Ravensburg die musikalische Begleitung durch das
Orchester, das mit einer großartig spielenden Geigerin
aufwartet. Saabel schließt mit dem Zerschießen eines Luftballons
mit den Füßen. Insgesamt eine sehr würdige Schlussnummer. Vom
französischen Cirque Arlette Gruss sind Direktionssohn Kevin
Gruss und seine Frau Julia Friedrich nach Ravensburg gereist und
haben gleich zwei Darbietungen mitgebracht. Aus dem Programm der
Saison 2016 stammt der „akrobatische Tanz“, bei dem verrucht
angehauchte Tanzszenen und akrobatische Elemente fließend
ineinander übergehen. Dabei necken sich die beiden aber auch
durchgehend, so dass auch eine komische Brise dabei ist. Im
zweiten Teil erleben wir die beiden an den Strapaten in einer
modernen Inszenierung. Auch wenn es sicherlich stärkere
Darbietungen dieses Genres gibt, gefällt die Inszenierung durch
den modernen „Arlette-Gruss-Touch“, der angenehm von den sonst
üblichen Pop-Balladen abweicht. Für ein artistisches
Ausrufezeichen sorgt die Truppe Mesa auf dem Hochseil, die vor
der Pause arbeitet. Ursprünglich mit Siebener-Pyramide
angekündigt, sehen wir nun vier Akteure auf zwei übereinander
gespannten Hochseilen. Das scheint in Zeiten der
Hochseiltruppen-Inflation fast innovativer. Gezeigt werden
vielfältige Tricks, etwa Zwei-Mann-Hoch parallel auf beiden
Ebenen, eine Dreier-Pyramide, Seilspringen und den
gleichzeitigem Kopfstand aller Artisten. Angenehm ist auch die
rockige musikalische Begleitung, die sich vom üblichen
südamerikanischen Sound abhebt.
Elmar Kretz, Milena
Heim-Kretz
Nicht fehlen dürfen in Ravensburg
natürlich die hauseigenen Pferdedressuren, die von Elmar Kretz
und seiner Tochter Milena präsentiert werden. Im ersten Teil
zeigt Tochter Milena zunächst ein Pony, das Mitglieder der
Truppe Bingo umrundet und über Hindernisse springt. Direkt
danach präsentiert die Elfjährige sehr souverän und
selbstständig vier Araberhengste, die unter anderem einen Fächer
zeigen. „A million dreams“ aus dem Film „The Greatest Showman“
bildet die passende musikalische Begleitung. Im zweiten Teil
zeigt ihr Vater dann nicht nur alle sechs Araber, sondern
zusätzlich zwei Palominos und einen Falben in einem formidablen
Neuner-Zug. Den teils jungen Tieren ist die Nervosität zeitweise
noch anzumerken. Mit etwas Hilfestellung gelingen jedoch schon
schwierige Abläufe wie Farbwechsel in Dreier-Gruppen und ein
Karussell auf drei Bahnen. Im Anschluss brillieren die Araber
dann mit (Gruppen-)Steigern. Für die Comedy im diesjährigen
Ravensburger Weihnachtscircus sind Jimmy Folco und David Pasche
zuständig. Paschke führt eigentlich als Sprechstallmeister
eloquent durch das Programm, steht aber auch mit komischen
Illusionen im Scheinwerferlicht. So lässt er sich beispielsweise
von zwei Zuschauern fesseln und befreit sich dabei nicht ganz
unauffällig. Folco zeigt einige Klassiker wie seine
Wasserreprise oder den Kampf mit dem Hai im Schwimmbecken.
Unterstützt wird der Spaßmacher im Hintergrund von Ehefrau
Claudia. Sein größter Auftritt ist ein Boxentree mit fünf
Zuschauern. Dabei verliert er am Ende durch einen gezielten
Tritt zwischen die Beine. Mit seiner sympathischen Art kommt er
beim Publikum bestens an. |