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Ravensburger Weihnachtscircus 19/20
www.weihnachtscircus-rv.de ; 131 Showfotos

Ravensburg, 28. Dezember 2019: Eine richtig runde, schöne Show bietet der Ravensburger Weihnachtscircus von Elmar Kretz bei seiner 12. Ausgabe. Tolles Licht, ein fantastisches Orchester und starke Persönlichkeiten in der Manege tragen dazu bei. Einzelne Höhepunkte mag man gar nicht herausgreifen: Das Programm ist durch ein harmonisches Gesamtbild geprägt. Das ergibt sich auch im Spielzelt, das einst dem Circus Barum diente und in den vergangenen Jahren runderneuert wurde. Als Vorzelt ist ein weißes Festzelt aufgebaut, was von außen ein recht nüchternes Bild abgibt.

Im Inneren ist jedoch für eine warme Atmosphäre mit viel Deko und diversen Verkaufsständen gesorgt. Erstmals in Ravensburg dabei ist eine Truppe des Circus-Theaters Bingo. Hierbei handelt es sich um die Besetzung, die in der Saison 2019 beim Schweizer National-Circus Knie zu sehen war. Perfekt passend zum wunderschönen Artisteneingang, der bis 2017 in ebenjenem Unternehmen zum Einsatz kam.


Ksenia Bereziuk, Truppe Bingo

Mit (im Wesentlichen) dem Opening der Knie-Jubiläumsshow, in diesem Fall zu „klassischer“ Bingo-Musik, startet die Show nach der Begrüßung durch Direktor Elmar Kretz. Artistik auf Einrädern, an den Strapaten und viel Tanz sorgen von Beginn an für Tempo. Kurz vor Ende der Show, beim zweiten Auftritt der Bingos, steht dann Solistin Ksenia Bereziuk im Mittelpunkt. Am Vertikaltuch stürzt sie sich immer wieder in die Tiefe, während die anderen Truppenmitglieder zu mitreißender Musik tanzen. Auch diesen Act kennt man aus dem Schweizer National-Circus, jedoch aus der Saison 2018. Die Familie Saabel prägt das Programm mit gleich vier Auftritten. Den Anfang macht Jennifer, die ihre Antipoden-Spiele im indianischen Stil präsentiert. Passend dazu betritt sie die Manege mit einem wunderschönen Federkopfschmuck. Danach konzentriert sie sich auf die Arbeit mit Teppichen. Bis zu vier davon hält sie gleichzeitig auf Händen und Füßen. Nicht nur, während sie auf der Trinka liegt, sondern auch selbst in der Luft hängend. Schon weitaus länger im Repertoire der Familie ist die „Schlittenfahrt“ mit Huskys und Samojeden-Spitzen. Auch in Ravensburg finden die putzigen Kunststücke der Vierbeiner großen Anklang, zumal die winterliche Inszenierung optimal in die Jahreszeit passt. Sprünge, ein Fächer und das abschließende Rutschen gehören zum Repertoire, das von Kelly und Jennifer Saabel präsentiert wird. Im Hintergrund assistiert Mutter Tiziana. Neu im vielfältigen Repertoire der Saabels ist „Magic in Wonderland“, eine Illusionsshow in märchenhafter Optik mit Anleihen bei „Alice im Wunderland“. Die älteste Schwester, Alexandra, steht dabei als Magierin im Mittelpunkt. Einige „Bingos“ und Elmar Kretz‘ Tochter Milena sind ebenfalls in den Auftritt integriert. Wie man es von allen Darbietungen der Familie Saabel gewohnt ist, bestechen auch hier die wunderschönen Kostüme und Requisiten. Am Ende lässt sich Alexandra scheinbar in einer Kiste in die Luft ziehen – und taucht doch auf dem Gradin wieder auf.


Jennifer Saabel, Truppe Mesa, Kevin Gruss und Julia Friedrich 

Gar für die Schlussnummer sorgen darf Kelly Saabel. Ihre sehr starke Handstand-Equilibristik präsentiert sie als „Elbin“ auf einem Holzboot. Wunderbar gelungen ist in Ravensburg die musikalische Begleitung durch das Orchester, das mit einer großartig spielenden Geigerin aufwartet. Saabel schließt mit dem Zerschießen eines Luftballons mit den Füßen. Insgesamt eine sehr würdige Schlussnummer. Vom französischen Cirque Arlette Gruss sind Direktionssohn Kevin Gruss und seine Frau Julia Friedrich nach Ravensburg gereist und haben gleich zwei Darbietungen mitgebracht. Aus dem Programm der Saison 2016 stammt der „akrobatische Tanz“, bei dem verrucht angehauchte Tanzszenen und akrobatische Elemente fließend ineinander übergehen. Dabei necken sich die beiden aber auch durchgehend, so dass auch eine komische Brise dabei ist. Im zweiten Teil erleben wir die beiden an den Strapaten in einer modernen Inszenierung. Auch wenn es sicherlich stärkere Darbietungen dieses Genres gibt, gefällt die Inszenierung durch den modernen „Arlette-Gruss-Touch“, der angenehm von den sonst üblichen Pop-Balladen abweicht. Für ein artistisches Ausrufezeichen sorgt die Truppe Mesa auf dem Hochseil, die vor der Pause arbeitet. Ursprünglich mit Siebener-Pyramide angekündigt, sehen wir nun vier Akteure auf zwei übereinander gespannten Hochseilen. Das scheint in Zeiten der Hochseiltruppen-Inflation fast innovativer. Gezeigt werden vielfältige Tricks, etwa Zwei-Mann-Hoch parallel auf beiden Ebenen, eine Dreier-Pyramide, Seilspringen und den gleichzeitigem Kopfstand aller Artisten. Angenehm ist auch die rockige musikalische Begleitung, die sich vom üblichen südamerikanischen Sound abhebt.


Elmar Kretz, Milena Heim-Kretz 

Nicht fehlen dürfen in Ravensburg natürlich die hauseigenen Pferdedressuren, die von Elmar Kretz und seiner Tochter Milena präsentiert werden. Im ersten Teil zeigt Tochter Milena zunächst ein Pony, das Mitglieder der Truppe Bingo umrundet und über Hindernisse springt. Direkt danach präsentiert die Elfjährige sehr souverän und selbstständig vier Araberhengste, die unter anderem einen Fächer zeigen. „A million dreams“ aus dem Film „The Greatest Showman“ bildet die passende musikalische Begleitung. Im zweiten Teil zeigt ihr Vater dann nicht nur alle sechs Araber, sondern zusätzlich zwei Palominos und einen Falben in einem formidablen Neuner-Zug. Den teils jungen Tieren ist die Nervosität zeitweise noch anzumerken. Mit etwas Hilfestellung gelingen jedoch schon schwierige Abläufe wie Farbwechsel in Dreier-Gruppen und ein Karussell auf drei Bahnen. Im Anschluss brillieren die Araber dann mit (Gruppen-)Steigern. Für die Comedy im diesjährigen Ravensburger Weihnachtscircus sind Jimmy Folco und David Pasche zuständig. Paschke führt eigentlich als Sprechstallmeister eloquent durch das Programm, steht aber auch mit komischen Illusionen im Scheinwerferlicht. So lässt er sich beispielsweise von zwei Zuschauern fesseln und befreit sich dabei nicht ganz unauffällig. Folco zeigt einige Klassiker wie seine Wasserreprise oder den Kampf mit dem Hai im Schwimmbecken. Unterstützt wird der Spaßmacher im Hintergrund von Ehefrau Claudia. Sein größter Auftritt ist ein Boxentree mit fünf Zuschauern. Dabei verliert er am Ende durch einen gezielten Tritt zwischen die Beine. Mit seiner sympathischen Art kommt er beim Publikum bestens an.

So wie auch die gesamte Show des Ravensburger Weihnachtscircus. Im Finale, das durch einen Tanz der Bingos eingeleitet wird, spenden die Zuschauer dann auch frenetisch Beifall.  Regisseur Patrick Rosseel hat es geschafft, die verschiedenen Darbietungen zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen. Man kann sich schon jetzt auf den dreizehnten Ravensburger Weihnachtscircus im nächsten Winter freuen.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Tobias Moll