Bekannt ist das Programmkonzept
der Familie Joachim Sperlich, in dem mit Sängerin, Ballett und
den beiden Showtreppen mehr als andernorts Wert auf die
Inszenierung gelegt wird. Das Opening beginnt gleich mit einer
Geschichte, in der ein kleines Mädchen ein Buch
entdeckt, welches ihre Wünsche wahr werden lässt und sie in eine
Prinzessin mit Pony verwandelt. Das Buch wird allerdings vom weihnachtshassenden Grinch geklaut, bevor Clown und
Weihnachtsmann es wieder zurückerobern. Während sich diese
Szenen auf den Showtreppen und in der Manege abspielen, tanzen
die sechs hübschen Damen des Balletts als Weihnachtsfrauen, und
die Artisten laufen in die Manege ein. Normalerweise würde uns
hier und im weiteren Verlauf der Show auch die Sängerin Charlin
Sperlich begleiten, doch auf sie müssen wir an diesem Abend
krankheitsbedingt verzichten. Später wird
die Handlung des Openings nicht mehr aufgegriffen, und wir
erleben ein klassisches Nummernprogramm, garniert mit einigen
Einlagen des sechsköpfigen Shad Performance Showballetts.
Truppe Puje
Begonnen wird dieses mit acht
Personen aus der der Puje-Truppe, die Handvoltigen zeigen. Es
gibt unter anderem eine Passage sowie einen Salto zum Drei-Mann
hoch zu sehen, wobei das Ganze erfreulicherweise zu den äußerst
mitreißenden Rhythmen des Orchesters und stets mit einem Lächeln
im Gesicht der Artisten dargeboten wird. Nicht anders ist dies
in der Seilspringnummer vor dem Finale. Hier agieren alle neun
Truppenmitglieder und stellen unter Beweis, dass sie wohl die
stärksten mongolischen Vertreter dieses Genres sind. Vier
Personen stapeln sich im Liegestütz, es werden Handvoltigen
präsentiert, ein Drei-Mann-Hoch gebaut und mehr. Die drei Damen der
Truppe zeigen in einem zusätzlichen Auftritt Kontorsionistik und
verbiegen sich dabei abwechselnd synchron oder aufeinander. Ein
zweifacher Mundstand bildet hier den Abschluss. Die Truppe war
in den vergangenen zwei Jahren mit dem Zirkus des Horrors der Familie Sperlich auf Tournee und steht nach ihrem Karlsruhe-Engagement
2014 zum zweiten Mal in der Manege auf dem Messplatz.
Neon Fly, Truppe
Credo, Elena Drogaleva
Die zwei weiteren artistischen
Highlights kommen aus Russland. Ganz neu ist die von Dmitry
Chernov inszenierte Barren-Darbietung der vierköpfigen Truppe
Credo. In einer sakralen Aufmachung beginnt das weibliche
Truppenmitglied die Trickfolge gleich mit einem doppelten
Rückwärtssalto. Die restlichen Salti und Pirouetten werden alle
von einem männlichen Flieger ausgeführt, unter anderem ein
Dreifacher rückwärts sowie der schwierigere dreifache
Vorwärtssalto. Für diese Leistung gab es kürzlich auf dem
Festival im französischen Saint-Paul-lès-Dax Gold. Bestens
bekannt ist uns die flotte Gruppenjonglage von Elena Drogaleva
und ihren Gentlemen. Auch hier heizen sie dem Publikum
ordentlich ein und werden so zu unserem ganz persönlichen
Highlight der Show. Gemessen am Applaus ist ein Highlight für
das Publikum mit Sicherheit die Bungeenummer der Truppe Neon Fly.
Sie beeindruckt vor allem durch die tollen Effekte, welche sich
mit den neonfarbenen Kostümen im UV-Licht ergeben. Hier hängen
sich zwei Fänger in Fangstühlen gegenüber, so dass die anderen
Artisten zwischen ihnen hin- und herfliegen können und dabei
Saltos drehen. Die Flieger hängen dabei allerdings die gesamte
Zeit an zwei Bungeeseilen. Einen stärkeren Eindruck hinterlässt es da schon, wenn
am Ende der Darbietung die Artisten in kreisförmigen Formationen
an den Bungeeseilen durch das Zelt fliegen. Eine große,
neonleuchtende Blüte sorgt am Manegenboden für die passende
Kulisse. Ein wirklicher Wow-Effekt ergibt sich, wenn sich eine
Artistin in einen Schmetterling mit riesigen Flügeln verwandelt.
Rico, Maike und
Jörg Probst, Henry Quaiser
Einziger artistischer Solist ist
Henry Quaiser aus dem gleichnamigen Hamburger Familiencircus. Er
zieht alle Blicke auf seinen muskulösen Körper, verkauft sich
unglaublich gut und zelebriert jeden Trick, so dass die Besucher
trotz Leistungen von üblichem Standard regelrecht ausflippen. Aufgrund
des rechtswidrigen Karlsruher Wildtierverbots müssen wir auch
hier auf Elefanten oder Raubtiere verzichten. Dafür gibt es
gleich als zweite Darbietung die große Haustierrevue von Maike
und Jörg Probst zu sehen. Ein Esel, ein Hund, ein Hahn, zwei
Wollschweine und einige Ziegen sorgen für Heiterkeit, wobei wir
die Nummer schon stärker und sicherer gesehen haben. Zwei
Freiheitsdressuren kommen vom Circus Berolina nach Karlsruhe.
Zum einen der noch junge James Spindler mit einem ordentlichen
Sechserzug Ponys, den er mit gewinnendem Lächeln vorstellt, und zum anderen sein Bruder Marlon mit Freundin
Sarah Sperlich. Direkt nach der Pause bringt Sarah einen
Sechserzug junger Araber in die Manege. Dann leitet Marlon jeweils drei
Friesen und drei Kamele zu anspruchsvollen Lauffiguren an,
das Ganze im orientalischen Gewand und unter einem Baldachin. Die Musik
könnte hier etwas mehr Tempo vertragen. Für das
Lachen sorgt Clown Rico. Der 30-Jährige Pole stand bereits vor
zwei Jahren in der zweiten Produktion der Familie Joachim Sperlich, dem Trierer Weihnachtscircus, in der Manege und findet
nun beim Karlsruher Publikum Anklang. Noch etwas zurückhaltend
sind die Reaktionen, wenn er einen Mantel zum Leben erweckt.
Action ist dann bei seiner Küchenschlacht angesagt, in der es
mit Wasser und Schaum feucht-fröhlich zugeht. Immer ein
Lachgarant sind Orchesterentree und Amor-Reprise, die Rico im
zweiten Teil zeigt. Im Finale erscheint das Ballett nochmal in
aufwendigen Federschmuckkostümen, während Juniorchefin Monika
Sperlich im Wechsel mit Giovanni Biasini die Künstler vorstellt. |