Nach wie vor spielt der Weihnachtscircus
im Norden Baden-Württembergs auf einer feuchten Wiese, während
der städtische Volksfestplatz verwaist bleibt. Bei starkem Regen
sind die Umstände während unseres Besuchs als widrig zu
bezeichnen. Doch im Zelt mit seinen Holzstühlen in den Logen und
den einfachen Bankreihen im Anschluss ist es warm und trocken,
ebenso wie im heimeligen Vorzelt. Mit einer nett gestalteten
Geschichte wird die Show eröffnet. Die kleine Jamie Lee Maatz
trifft in ihrem Kinderzimmer zu nächtlicher Stunde unverhofft
auf den Weihnachtsmann. Von diesem wünscht sie sich zum Fest
lauter nette Menschen und strahlende Kinderaugen. Dieser Wunsch
kann im Circus natürlich erfüllt werden. Anschließend eröffnet
Harry Francesco das Programm mit vier mächtigen Kamelen.
Souverän leitet er die Tiere zu ihren Lauffiguren an,
bereitwillig liegen sie ab und lassen sich nun von einem Lama
überspringen.
Veronika Faltyny,
Zeudy Errani, Paolo Ernesto
Ein Gewinn für den artistischen und den
clownesken Teil der Show ist das Engagement von Veronika Faltyny
mit Ehemann Paolo Ernesto. Zunächst erleben wir Veronika mit
einer romantisch gestalteten Kür an weißen Tüchern. Wenig später
erfreut ihr Mann als familiengerecht-traditioneller Clown mit
roter Nase einige Kinder aus dem Publikum mit kunstvoll
geformten Luftballonfiguren. Immer wieder unterhaltsam ist das
Waschmaschinen-Entree, das Paolo gemeinsam mit seiner Familie
spielt. Letztlich wird er hier, nachdem die Wäsche eingelaufen
ist, selbst auf die Größe von Sohnemann Paolo junior
geschrumpft. Originell eingeleitet wird später die bekannte
Seilspring-Reprise. Hier sucht Paolo zunächst nämlich zwei
Helfer aus dem Publikum, die das Seil so spannen, dass er darauf
balancieren kann. Freilich ist dies zum Scheitern verurteilt.
Der Weihnachtsmann persönlich (alias Leonardo Frank) führt die
vier Miniponys vor, die abschließend eine Runde zwischen Loge
und Tribüne drehen. Bisher kannten wir Zeudy Errani, eine von
Elvis' Schwestern, nur als elegante Reiterin auf mächtigen
Elefanten. Hier demonstriert sie, dass sie auch eine
hervorragende Artistin ist. Bei ihren Antipodenspielen bewegt
sie mit ihren Füßen äußerst geschickt eine große und später zwei
kleine Walzen, vier Bälle sowie Teppiche. Schwierig ist die
gleichzeitige Jonglage von Walze und Teppich mit den Füßen,
während sie drei Bälle mit den Händen in der Luft hält. Mit der
Fuß-Jonglage eines Feuerkranzes sorgt sie für einen effektvollen
Abschluss.
Leonardo Frank,
Cvetomira Kirova, Beatrix Hölscher
Zu den Darbietungen aus dem Familienkreis
gehört die Duo-Nummer von Leonardo und Samuel Frank. Leonardo
versteht sich auf das Jonglieren mit Bällen, Keulen, Ringen und
Fackeln; Samuel dagegen balanciert auf der Rola Rola.
Abwechselnd präsentieren beide ihre Kunst im Swing-Rhythmus,
legen passende Tanzschritte auf den Manegenteppich und werfen
sich beim Passing sechs Ringe zu. Die Errani-Elefanten dürfen
wir in zwei Varianten erleben. Vor der Pause leitet Elvis
Erranis Lebensgefährtin Cvetomira Kirova ganz elegant im langen
Kleid Solo-Elefant Baby an. Dieser dreht sich mit den
Hinterbeinen auf dem Podest um sich selbst, sitzt hoch, wagt ein
Tänzchen, liegt ab und einiges mehr. Tierisch geht es nach der
Pause weiter, wenn Beatrix Hölscher im Gewand der Piratin ihre
beiden Seelöwen zu einer trickreichen Dressurfolge anleitet. Von
Bälle balancieren bis Ringe fangen haben die Meeresbewohner
einiges drauf.
Nina
und Chiara Frank, Skating Ernestos, Elefant von Elvis Errani
Nina und Chiara Frank werden bei ihrer
eleganten Luftakrobatik an roten Tüchern vom beeindruckenden
Livegesang von Tomas Ringel begleitet. Der Sohn des
gleichnamigen Löwentrainers interpretiert einen italienischen
Chanson. Später erfreut er uns noch mit einem Solo-Auftritt
(„Jingle Bells“) und „Silent Night, Holy Night“ im Finale. Gerne
hätte man ihm noch häufiger zugehört. Harry Francesco leitet
drei mit Federpuscheln geschmückte Friesen zu einer hervorragend
laufenden Freiheit an. Nach den üblichen Figuren wie Gegenlauf
und Pirouetten liegen die Tiere ab und sitzen auf. Für den
artistischen Höhepunkt sorgen Veronika Faltyny und
Paolo Ernesto mit ihrer rasanten Rollschuhkür in eleganter
Aufmachung. Bis zum Genickhangwirbel reicht das Repertoire. Den
spektakulären Abschluss der Show liefert Elvis Errani mit seiner
preisgekrönten Elefantendressur. Er hat zwar nur zwei seiner
Tiere mit nach Crailsheim gebracht, doch auch hier wird die
bekannte, umfassende Trickfolge geboten. Zu den Höhepunkten
gehört das Überschreiten von Zeudy Errani und Cvetomira Kirova,
die am Boden liegen. Die Kommandos gibt Elvis Errani per
Mikrofon aus dem Publikum. Auch die Elefantennummer wird von der
Hausmusik der Familie Frank mit Schlagzeug und Hammondorgel live
begleitet, unter anderem gespielt von Wolfgang Frank. Die
wortgewandte und sympathische Moderation mit angenehmer Stimme
ist die Aufgabe von Robert Maatz. |