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Circus Conelli 2019
www.circus-conelli.ch ; 140 Showfotos

Zürich, 23. November 2019: Lichter gehören einfach zur Advents- und Weihnachtszeit. Sie bringen Helligkeit, Wärme in den dunklen und kalten Winter. Conelli beherrscht die Kunst der Illumination vortrefflich. Das beginnt natürlich bei den Lichterketten am Chapiteau und am Bauschänzli, auf dem es steht. Die Insel in der Limmat ist ein perfekter Ort für diesen Circus. Nicht nur aufgrund der zentralen Lage. Sondern auch, weil sich die unzähligen Lichter im Wasser des Flusses spiegeln, was ein wunderschönes Bild gibt. Damit gehört Conelli zu einem der begehrtesten Fotomotive im vorweihnachtlichen Zürich. Hohe Resonanz auf Instagram ist garantiert.

Wer den Blick von der Insel auf die Stadt sucht, ist in der Conelli-Bar bestens aufgehoben. Auch hier sorgt ein stimmungsvolles Licht für wohlige Atmosphäre. Selbstverständlich ist die Lichtanlage im Spielzelt opulent ausgestattet und bildet die Basis für eine ungemein stimmungsvolle Ausleuchtung der Show. Zum Finale schließlich gibt es brennende Wunderkerzen und beleuchtete Kostüme der Conelli Dancers.


Conelli auf dem Bauschänzli

Die hübsche Tänzerinnen, sechs an der Zahl, sind ein weiteres Markenzeichen von Conelli. Für die Choreographien zeichnet Cindy Gasser-Lee verantwortlich. Immer wieder erfreuen sie uns mit großen Tanzszenen, mal klassisch, mal modern. Des Öfteren werden sie von Jeremy Gasser an der Gitarre sowie dem aus den Vorjahren bekannten Sänger Evan Andrews und der neu hinzugekommenen Sängerin Maria Stukey begleitet. Umbaupausen werden so äußerst charmant überbrückt. Aber das ist natürlich nur ein netter Nebeneffekt. Denn ihre Auftritte sind ein Fest für Augen und Ohren. Letztere verwöhnt natürlich ebenfalls die Big Band von Alex Maliszewski. Bestens besetzt sorgt das große Ensemble für ein einzigartiges Klangerlebnis. Ihren prominentesten Auftritt haben die Musikerinnen und Musiker beim Weihnachtsliedermedley nach der Pause. Diese aufwendige Begleitung der Show hat sicherlich ihren Preis. Wenn man das Ergebnis betrachtet, lohnen diese Ausgaben definitiv.


Roli und Gaston, Heroes of the court, Anton Monastyrsky

Liebgewonnene Conelli-Ensemblemitglieder eröffnen das Programm. Roli erfüllt als Weihnachtsengel drei Wünsche von Gaston. Dabei bedient er sich der Hilfe von Siri, Alexa und Google. Die Sprachassistenten erweisen dabei einen zweifelhaften Dienst. Auf der Suche nach dem Publikum werden fünf Verkaufsstellen für Basilikum im näheren Umkreis ausgegeben. Mit derartigen Wortspielen und natürlich perfektem Timing und einer umwerfenden Mimik sorgen die Clowns für Erheiterung. Nicht dabei in diesem Jahr ist Fritzi (Gasser), der in den letzten Conelli-Ausgaben mit den beiden zusammen in der Manege stand. Nach dem Opening geht es mit den Heroes of the court weiter. Die smarten Jungs in schwarzen Anzügen haben sich Artistik mit Basketbällen als Disziplin ausgesucht. Gruppenjonglagen des Quartetts wechseln sich mit Soli ab. So richtig mag der Funke bei dieser eigentlich publikumswirksamen Disziplin nicht überspringen. Das ändert sich, wenn Anton Monastyrsky das Scheinwerferlicht betritt. Der Hula Hoop-Akrobat begeistert mit Ausstrahlung, einer beeindruckenden Körperbeherrschung und einer starken Trickfolge. Er fasziniert mit Reifen in verschiedenen Größen. Das sowohl auf einem oder zwei Beinen als auch im Handstand.


Stanislav Vysotskyi, Vladimir & Vladimir, Anton Mikheev

Auf der akustischen Gitarre begleitet Jeremy Gasser die Balljonglagen von Stanislav Vysotskyi. Dank des virtuosen Einsatzes von Händen und Füßen verwöhnt der Ukrainer mit neuartigen, absolut faszinierenden Abläufen. Ein Seil, mit dem ihm zum Beginn des Auftritts die Händen zusammengebunden sind, sorgt für zusätzliche Tricks, die ich so noch nie gesehen habe. Danach darf Gaston als Medium von Roli fungieren. Es bedarf natürlich wortreicher Vorbereitungen, bis Gaston die Gedanken seines Clownspartners lesen kann. Vom Ballett in weißen Capes angekündigt wird die Partner-Equilibristik von Vladimir & Vladimir. Höhepunkt ist die einzigartige Balance Dolch auf Dolch, der von den beiden jeweils mit dem Mund gehalten wird. Davor erleben wir das Duo mit kraftvollen Handstandvariationen. Moderne Sounds begleiten Anton Mikheev unter der Kuppel des Chapiteaus. Bei seiner Kür an den Strapaten spielt ein weißer Ball eine besondere Rolle. Denn dieser ist immer dabei, wenn er hoch oben Umschwünge zeigt, sich im Spagat im Gleichgewicht hält und weitere Kunststücke vollführt. Mal rotiert der Ball auf einem Finger, ein anderes Mal hält er ihn mit den Beinen.


Alex & Liza, Duo Stauberti, Duo Unity

Nach einem kurzen Intermezzo einer Ballerina erklingt „Je suis malade“. Jener wunderbare französische Chanson, den wir von der Luftnummer „Desire of Flight“ kennen, untermalt hier die sinnliche Partnerakrobatik von Alex und Liza. Bei ihren Handständen baut Liza Figuren aus der Kontorsion ein. Den besonderen Reiz bekommt diese Darbietung durch die Flugsequenzen von Liza. Alex wirft sie in die Luft, um sie nach gewagten Drehungen sicher wieder aufzufangen. Von Krone zu Conelli ging es für das Duo Stauberti. Auch unter der niedrigeren Kuppel in Zürich ist genug Platz für die preisgekrönte Perche-Akrobatik von Dimitr und seiner Nichte Nancy Stauberti. Höhe- und Schlusspunkt ist Dimitris Fahrt auf dem Einrad, während Nancy am oberen Ende der auf seiner Stirn ruhenden Perche einen Handstand drückt. Zusätzlich jongliert Dimitri mit fünf Keulen. Die von Alex und Liza demonstrierte Harmonie lassen Gaston und Roli naturgemäß vermissen. In ihrem kürzesten Auftritt bringen sie einen Zuschauer kurz und knapp dazu, die Pause anzukündigen. Nach deren Ende dann wieder traute Zweisamkeit. Für ihr ungemein sinnliches Spiel miteinander haben sich Francis Perreault und Lea Toran Jenner das Roue Cyr ausgesucht. Als Duo Unity sind sie immer in Bewegung, rotieren mal im Solo, mal gemeinsam im großen Metallrahmen. Ausstrahlung und Können harmonieren genauso wie die Artisten. Ein Genuss!


Vik und Fabrini, Denis Degtyraev, Alejandro Vanegas

Vik und Fabrini verbinden den Automatenmenschen mit Komik und Magie. Der menschliche Roboter darf assistieren, während der „große Magier“ allerlei Kabinettstückchen vorführt. Im Laufe ihrer Nummer fragt man sich dann allerdings doch, wer hier der wahre Zauberer ist. Zum live gesungenen „Nothing else matters“ wagt sich Denis Degtyarev unter die Kuppel. Der Flying Pole ist sein Requisit. Daran arbeitet der Russe eine perfekt choreographierte Kür in Jeans, Hemd und Weste. Die artistische Leistung steht der Aufmachung in nichts nach. Unsere erste Begegnung mit Degtyarev ist somit eine höchst spannende. Mit Indianer Gaston und Cowboy Roli geht es in den Wilden Westen. Roli will mit der Peitsche eine von Gaston gehaltene Zeitung zerteilen. Natürlich führt auch diese Aktion, zu ausführlichen, sehr amüsanten Diskussionen zwischen den beiden. Dank des Duo Vanegas erleben wir zum ersten Mal ein Todesrad bei Conelli. Da der Platz auf dem Bauschänzli knapp ist, müssen Alejandro und Daza die Metallkonstruktion vor jedem Auftritt neu zusammenbauen. Zwölf Minuten nimmt das in Anspruch. Und dann jagen sie tollkühn über die beiden Kessel. Sängerin Maria Stukey, Gitarrist Jeremy Gasser sowie die Big Band geben mit rockigen Klängen das Tempo vor. Es werden rasante, waghalsige Touren, die in diesem intimen Rahmen eine besondere Faszination entfalten. Höhepunkt ist der Salto auf der Außenseite des Rades von Alejandro. Vor dem Finale erneut Gaston und Roli. Einmal mehr geht es darum, dass sich Gaston einen Hund anschaffen will. Roli gibt sein Bestes, ihn zu beraten. Zu guter Letzt spielen sie einen Besuch des Pudelbesitzers beim Veterinär. Das alles ist natürlich amüsant, zieht sich aber in die Länge. Damit wird kurz vor Schluss Tempo aus der Show genommen. Was schade ist, denn die Energie aus der Todesrad-Nummer hätte man gerne direkt mit ins Finale genommen.

Dieses wird natürlich groß zelebriert. Conelli-Style eben. Mit Ballett, Musikern, allen Mitwirkenden sowie der Direktionsfamilie. Ein großes Fest, das einen vollends gefangen nimmt und aufs Beste auf die Feiertage einstimmt. Als wir das Bauschänzli wieder verlassen, tun wir dies in dem Wissen, eine fantastische Produktion gesehen zu haben. Eine herrliche Mischung aus bekannten Darbietungen und Neuentdeckungen, die wunderbar verpackt ist. Besonders auffällig in diesem Jahr ist das durchgehend hochstehende Niveau der Darbietungen. Es ist einfach ein abgerundeter Circusgenuss.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch