Die
fällt also deutlich kürzer aus als in den Vorjahren, wo sich eine
Geschichte mit der Familie Casselly durch die ganze Show zog. Das ist
ein wenig schade, denn diese durchgehende Story machte den ganz
besonderen Flair dieser Produktion aus. Man war sozusagen zu Gast daheim bei
den Cassellys.
Finale mit Jessica und Jonny Casselly junior sowie "Weihnachtsmann" Bobori
Die Direktionsfamilie ist aber auch weiterhin sehr
präsent und kümmert sich persönlich um ihr Publikum. Jonny Casselly
junior begrüßt jeden einzelnen Besucher beim Einlass im Chapiteau.
Ehefrau Jessica sorgt sich in der Restauration um das Wohl der Gäste.
Tochter Katy ist, wie auch ihre Eltern, in der Vorstellung zu erleben.
Geblieben ist zudem der hochwertige Rahmen. Das neue Vorzelt passt
farblich zum Vier-Masten-Chapiteau. Es beherbergt die liebevoll
gestaltete Circus-Gastronomie. An den zahlreichen Ständen verkaufen
freundliche Menschen Speisen und Getränke. Es gibt viele
Sitzmöglichkeiten, alles ist weihnachtlich dekoriert. Im Spielzelt
finden sich auf dem Gradin Klappsitze und in den Logen bequeme Stühle.
Der Artisteneingang unterstreicht den festlichen Charakter. In der
Manege liegt permanent ein runder Holzboden, der nicht ganz bis zur
Piste reicht. Das Licht während der Show ist wunderbar warm, die Musik
wird in wohltuend guter Qualität eingespielt.
Tonito Alexis, Katy Casselly, Noel Aguilar
Das
Opening ist als Charivari gestaltet, in dem die Artisten Kostproben
ihres Könnens zeigen. Diese Form der Eröffnung sieht man derzeit leider
viel zu selten. Umso mehr Freude bereitet es, sich so auf die kommenden
zweieinhalb Stunden einstimmen zu lassen. Nachdem Jonny Casselly junior
das Publikum zum siebten Xantener Weihnachtscircus begrüßt hat, gehört
das Scheinwerferlicht Stefania und Tonito Alexis. Im Vordergrund steht
Stefania, die elegant Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen lässt.
Dabei wird sie von Tonito im edlen Weißclown-Kostüm musikalisch auf dem
Saxophon begleitet. Nach diesem schönen Bild kommt ein Weihnachtsengel
in die Manege. Schnell legt die elfjährige Katy Casselly ihre Flügel ab
und lässt sich am Luftring unter die Kuppel ziehen. Dort arbeitet sie
eine harmonische, trickreiche Kür. Sehr flott jongliert Noel Aguilar
mit bis zu sechs Keulen. Dann lässt er weiße Bälle auf seinen Fingern
tanzen. Tischtennisbälle schnalzt er ungeheuer geschickt mit dem Mund
in Luft und fängt sie anschließend wieder auf. Publikumswirksam lässt
der sympathische Mexikaner zum Abschluss Strohhüte durch das Chapiteau
fliegen.
Silver Angels, Jonny Casselly junior, Tonito Alexis mit Elvis
Drei
Schlangenfrauen aus der Mongolei verbiegen ihre Körper auf extreme
Weise. Doch die Damen des Trio Silver Angels lächeln charmant und tun so, als
seien die schön anzusehenden Figuren ein Kinderspiel. So entstehen
anmutige Gebilde. Ein schneeweißes Pony wird von Jonny Casselly in
edler Circusdirektoren-Uniform hereingeführt. Das kleine Pferd kann auf
den Hinterbeinen stehen und wippen. Letzteres gemeinsam mit einem
Mädchen aus dem Publikum. Doch was ist ein Solopony gegen einen
Achterzug Pferde. Mit einem solchen wird Tonito Alexis angekündigt.
Dieser hat sich in der Zwischenzeit in einen Reprisenclown verwandelt.
Dies mit der von ihm bekannten Maske und seinem blauen Kostüm.
Ungeheuer komisch sind die Kommentare, die er bei der Vorführung der
Freiheitsdressur abgibt. Allerdings sind die Pferde nicht aus Fleisch
und Blut, sondern aus mit Helium gefülltem Plastik. Quicklebendig ist
hingegen der Hund, den Tonito gleich darauf präsentiert. Elvis, so der
Name des Vierbeiners, hat etliche Tricks auf Lager und ist zudem
genauso gewitzt wie sein Herrchen. Wenngleich es anders erscheinen mag:
Tonito und Elvis harmonieren perfekt.
Qunicy Azzario, Cycle
Art Quartett, Stefania und Tonito Alexis
„Silver
Girl“ Quincy Azzario legt bei ihrer Handstand-Akrobatik ein für dieses
Genre hohes Tempo vor. In den verschiedensten Figuren hält sie ihren
Körper auf einer oder zwei Händen im Gleichgewicht. Dabei beweist die
junge Spanierin viel Ausstrahlung.
Eindrucksvoll ist der
Klötzchentrick, mit dem sie ihre Darbietung abschließt. Das Lied „If
you're happy and you know it“ begleitet Tonito und das Publikum bei der
Geschichte um eine Trompete, auf der hier nicht gespielt werden darf.
Erst als Tonito mit einem Striptease loslegt, lenkt Jonny Casselly ein
und gestattet ihm das Spielen auf dem Blechblasinstrument. Auch hier
weiß Tonito insbesondere mit herrlichem Wortwitz zu begeistern. Mit
ordentlich Action geht es in die Pause. Daniel Bezushko und Maxim Samatov sind wahre Meister
auf dem BMX- sowie Trial-Bike. Auf ihren Zweirädern springen sie beherzt auf zwei
große Podeste, über den Partner und über einen Zuschauer. Viele coole
Aktionen werden im straßentauglichen Outfit, Pudelmütze inklusive,
gewagt. Der zweite Teil beginnt mit jungen Damen unter Vorhängen.
Zunächst erlöst Tonito die drei mongolischen Silver Angels von ihrem Dasein als
Puppen. Um Stefania zum Leben zu erwecken, bedarf es eines großen
Schlüssels. Mit diesem zieht er sie auf. Diese Szenen bilden den
Auftakt zur rasanten Quick Change-Nummer von Stefania und Tonito. Ihre
Kostümillusionen sind sehr abwechslungsreich. Immer andere Hilfsmittel
werden verwendet, um für einen Augenblick das Kostüm zu verdecken,
welches sogleich durch ein anderes ersetzt wird. Auch hier ist wieder
eine gute Portion Humor dabei. Etwa wenn Tonito plötzlich auf einem
Kamel aus Stoff reitet oder sein Outfit an einer Leine abwickelt und
plötzlich in Unterwäsche dasteht.
Truppe Gerling,
Dmitriy Tarasenko und Yaroslav Pulin, Jonny Casselly junior und Tonito Alexis
Spannung ist garantiert, wenn
drei Artisten der Truppe Gerling über das Hochseil laufen.
Wobei das Verb „laufen“ natürlich weit untertrieben ist.
Vielmehr machen die Hasardeure dort oben Kopfstand, fahren
Fahrrad oder tragen einen Partner auf den Schultern über das
Seil. Den Schlusspunkt setzen sie mit der Dreierpyramide.
Nachdem Tonito Kraft
seines Amtes als Clown mal eben eine Dame und einen Herren aus
dem Publikum vermählt hat, erleben wir Dmitriy Tarasenko und
Yaroslav Pulin. Schwungvoll präsentieren die Jungs zu Diskomusik
ihre Hand-auf-Hand-Akrobatik. Starke Tricks werden von den gut
aussehenden Artisten ungeheuer sympathisch verkauft. Es soll eine weitere
großartige akrobatische Nummer folgen. Doch Tonito erwischt
den zugehörigen Akteur kurzerhand mit dem Besen und setzt ihn
so außer Gefecht. Spontan springen Jonny Casselly junior und
Tonito ein. Sie liefern sich einen engagierten Wettstreit, wer
denn nun der bessere Akrobat ist. Das ganze wird zu einem
großen Spaß, der als fröhliche Kaskadeursnummer an einem Tisch
endet. Eine herrliche letzte Darbietung vor dem Finale. Das
Ehepaar Casselly spricht die Abschiedsworte, alle Mitwirkenden
verabschieden sich in der Manege und kurz darauf im Vorzelt,
wo sie ein Spalier für das Publikum bilden. Verletzungsbedingt
nicht dabei an diesem Nachmittag ist das Todesrad von Claudio
Vulcanelli.
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