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Xantener Weihnachtscircus 2018/19
www.weihnachtscircus-xanten.de ; 80 Showfotos

Xanten, 29. Dezember 2018: Nachdem Tonito Alexis zur Begrüßung erst „All I want for Christmas is you“ und dann „Happy birthday“ auf seiner Sax-Trompete gespielt hat, fragt Katy Casselly ihn nach dem Grund für das Geburtstagslied. Der Weißclown erzählt, dass der Circus in diesem Jahr sein 250-jähriges Jubiläum feiert. Dann gibt er einen kurzen Abriss zu den Anfängen dieser Kunstform. Zum Finale zieht „Weihnachtsmann“ Bobori eine große aufblasbare Geburtstagstorte durch den Artisteneingang. Damit ist die Rahmenhandlung des Xantener Weihnachtscircus 2018/19 erzählt.

Die fällt also deutlich kürzer aus als in den Vorjahren, wo sich eine Geschichte mit der Familie Casselly durch die ganze Show zog. Das ist ein wenig schade, denn diese durchgehende Story machte den ganz besonderen Flair dieser Produktion aus. Man war sozusagen zu Gast daheim bei den Cassellys.


Finale mit Jessica und Jonny Casselly junior sowie "Weihnachtsmann" Bobori

Die Direktionsfamilie ist aber auch weiterhin sehr präsent und kümmert sich persönlich um ihr Publikum. Jonny Casselly junior begrüßt jeden einzelnen Besucher beim Einlass im Chapiteau. Ehefrau Jessica sorgt sich in der Restauration um das Wohl der Gäste. Tochter Katy ist, wie auch ihre Eltern, in der Vorstellung zu erleben. Geblieben ist zudem der hochwertige Rahmen. Das neue Vorzelt passt farblich zum Vier-Masten-Chapiteau. Es beherbergt die liebevoll gestaltete Circus-Gastronomie. An den zahlreichen Ständen verkaufen freundliche Menschen Speisen und Getränke. Es gibt viele Sitzmöglichkeiten, alles ist weihnachtlich dekoriert. Im Spielzelt finden sich auf dem Gradin Klappsitze und in den Logen bequeme Stühle. Der Artisteneingang unterstreicht den festlichen Charakter. In der Manege liegt permanent ein runder Holzboden, der nicht ganz bis zur Piste reicht. Das Licht während der Show ist wunderbar warm, die Musik wird in wohltuend guter Qualität eingespielt.


Tonito Alexis, Katy Casselly, Noel Aguilar

Das Opening ist als Charivari gestaltet, in dem die Artisten Kostproben ihres Könnens zeigen. Diese Form der Eröffnung sieht man derzeit leider viel zu selten. Umso mehr Freude bereitet es, sich so auf die kommenden zweieinhalb Stunden einstimmen zu lassen. Nachdem Jonny Casselly junior das Publikum zum siebten Xantener Weihnachtscircus begrüßt hat, gehört das Scheinwerferlicht Stefania und Tonito Alexis. Im Vordergrund steht Stefania, die elegant Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen lässt. Dabei wird sie von Tonito im edlen Weißclown-Kostüm musikalisch auf dem Saxophon begleitet. Nach diesem schönen Bild kommt ein Weihnachtsengel in die Manege. Schnell legt die elfjährige Katy Casselly ihre Flügel ab und lässt sich am Luftring unter die Kuppel ziehen. Dort arbeitet sie eine harmonische, trickreiche Kür. Sehr flott jongliert Noel Aguilar mit bis zu sechs Keulen. Dann lässt er weiße Bälle auf seinen Fingern tanzen. Tischtennisbälle schnalzt er ungeheuer geschickt mit dem Mund in Luft und fängt sie anschließend wieder auf. Publikumswirksam lässt der sympathische Mexikaner zum Abschluss Strohhüte durch das Chapiteau fliegen.


Silver Angels, Jonny Casselly junior, Tonito Alexis mit Elvis

Drei Schlangenfrauen aus der Mongolei verbiegen ihre Körper auf extreme Weise. Doch die Damen des Trio Silver Angels lächeln charmant und tun so, als seien die schön anzusehenden Figuren ein Kinderspiel. So entstehen anmutige Gebilde. Ein schneeweißes Pony wird von Jonny Casselly in edler Circusdirektoren-Uniform hereingeführt. Das kleine Pferd kann auf den Hinterbeinen stehen und wippen. Letzteres gemeinsam mit einem Mädchen aus dem Publikum. Doch was ist ein Solopony gegen einen Achterzug Pferde. Mit einem solchen wird Tonito Alexis angekündigt. Dieser hat sich in der Zwischenzeit in einen Reprisenclown verwandelt. Dies mit der von ihm bekannten Maske und seinem blauen Kostüm. Ungeheuer komisch sind die Kommentare, die er bei der Vorführung der Freiheitsdressur abgibt. Allerdings sind die Pferde nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus mit Helium gefülltem Plastik. Quicklebendig ist hingegen der Hund, den Tonito gleich darauf präsentiert. Elvis, so der Name des Vierbeiners, hat etliche Tricks auf Lager und ist zudem genauso gewitzt wie sein Herrchen. Wenngleich es anders erscheinen mag: Tonito und Elvis harmonieren perfekt.


Qunicy Azzario, Cycle Art Quartett, Stefania und Tonito Alexis

„Silver Girl“ Quincy Azzario legt bei ihrer Handstand-Akrobatik ein für dieses Genre hohes Tempo vor. In den verschiedensten Figuren hält sie ihren Körper auf einer oder zwei Händen im Gleichgewicht. Dabei beweist die junge Spanierin viel Ausstrahlung. Eindrucksvoll ist der Klötzchentrick, mit dem sie ihre Darbietung abschließt. Das Lied „If you're happy and you know it“ begleitet Tonito und das Publikum bei der Geschichte um eine Trompete, auf der hier nicht gespielt werden darf. Erst als Tonito mit einem Striptease loslegt, lenkt Jonny Casselly ein und gestattet ihm das Spielen auf dem Blechblasinstrument. Auch hier weiß Tonito insbesondere mit herrlichem Wortwitz zu begeistern. Mit ordentlich Action geht es in die Pause. Daniel Bezushko und Maxim Samatov sind wahre Meister auf dem BMX- sowie Trial-Bike. Auf ihren Zweirädern springen sie beherzt auf zwei große Podeste, über den Partner und über einen Zuschauer. Viele coole Aktionen werden im straßentauglichen Outfit, Pudelmütze inklusive, gewagt. Der zweite Teil beginnt mit jungen Damen unter Vorhängen. Zunächst erlöst Tonito die drei mongolischen Silver Angels von ihrem Dasein als Puppen. Um Stefania zum Leben zu erwecken, bedarf es eines großen Schlüssels. Mit diesem zieht er sie auf. Diese Szenen bilden den Auftakt zur rasanten Quick Change-Nummer von Stefania und Tonito. Ihre Kostümillusionen sind sehr abwechslungsreich. Immer andere Hilfsmittel werden verwendet, um für einen Augenblick das Kostüm zu verdecken, welches sogleich durch ein anderes ersetzt wird. Auch hier ist wieder eine gute Portion Humor dabei. Etwa wenn Tonito plötzlich auf einem Kamel aus Stoff reitet oder sein Outfit an einer Leine abwickelt und plötzlich in Unterwäsche dasteht.


Truppe Gerling, Dmitriy Tarasenko und Yaroslav Pulin, Jonny Casselly junior und Tonito Alexis

Spannung ist garantiert, wenn drei Artisten der Truppe Gerling über das Hochseil laufen. Wobei das Verb „laufen“ natürlich weit untertrieben ist. Vielmehr machen die Hasardeure dort oben Kopfstand, fahren Fahrrad oder tragen einen Partner auf den Schultern über das Seil. Den Schlusspunkt setzen sie mit der Dreierpyramide. Nachdem Tonito Kraft seines Amtes als Clown mal eben eine Dame und einen Herren aus dem Publikum vermählt hat, erleben wir Dmitriy Tarasenko und Yaroslav Pulin. Schwungvoll präsentieren die Jungs zu Diskomusik ihre Hand-auf-Hand-Akrobatik. Starke Tricks werden von den gut aussehenden Artisten ungeheuer sympathisch verkauft. Es soll eine weitere großartige akrobatische Nummer folgen. Doch Tonito erwischt den zugehörigen Akteur kurzerhand mit dem Besen und setzt ihn so außer Gefecht. Spontan springen Jonny Casselly junior und Tonito ein. Sie liefern sich einen engagierten Wettstreit, wer denn nun der bessere Akrobat ist. Das ganze wird zu einem großen Spaß, der als fröhliche Kaskadeursnummer an einem Tisch endet. Eine herrliche letzte Darbietung vor dem Finale. Das Ehepaar Casselly spricht die Abschiedsworte, alle Mitwirkenden verabschieden sich in der Manege und kurz darauf im Vorzelt, wo sie ein Spalier für das Publikum bilden. Verletzungsbedingt nicht dabei an diesem Nachmittag ist das Todesrad von Claudio Vulcanelli.

Mit ausgesuchten, hierzulande vielfach noch unbekannten Artisten und einem wunderbaren Ambiente bietet der 7. Xantener Weihnachtscircus seinen Zuschauern wiederum ein unvergessliches Erlebnis. Der Anteil an Stammgästen dürfte dabei sehr hoch sein. Viele weit im Voraus gebuchte Eintrittskarten belegen das. Ein ganz wichtiges Element dieser Kundenbindung ist die überall spürbare Präsenz der Direktionsfamilie. Dieser Weihnachtscircus ist einfach mit viel Liebe gemacht. Einzige Wermutstropfen in diesem Winter sind der Verzicht auf eine explizite Rahmenhandlung und das gegenüber den Vorjahren reduzierte Tierprogramm.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch