Sein Musical will Rolf Knie in
Dübendorf, Bern und Basel präsentieren. Salto Natale findet
dagegen wie gewohnt auf dem Parkplatz Holberg in Kloten statt,
vor den Toren Zürichs. Gespielt wird auf der Rundbühne im innen
mastenfreien Bogen-Chapiteau. Das zugehörige große Vorzelt ist
üppig und geschmackvoll eingerichtet; das zusätzliche
Dinner-Zelt zeugt vom Anspruch, neben den Einzelbesuchern auch
viele Firmenbesucher zu akquirieren.
Ballett von Carmen
Mota
Wie bereits vor vier Jahren ist
in der neuen Show „Esprit“ ein Ballett der spanischen
Choreografin Carmen Mota zu erleben. Es besteht aus sechs
Tänzerinnen und fünf Tänzern. Wiederum tanzt das Ensemble in
großen Bildern mit wunderschönen Choreographien und mit hoher
tänzerischer Qualität. Das gilt beim Flamenco zum Opening wie
auch beim fröhlichen Kastagnetten-Tanz im zweiten Programmteil.
Doch leider fehlen dieser Formation ein wenig das Feuer und die
Leidenschaft, mit denen im Winter 2014/15 die Tanzfläche zum
Brennen gebracht wurde. Die Ausstrahlung ist nicht die gleiche
wie damals. Vielleicht entsteht dieser Eindruck auch durch die
nicht optimale Qualität der Musikeinspielungen vom Band. Zumal
die Tänzer im Finale endlich wirklich mitreißen – dann, wenn zum
live gespielten und gesungenen 70er-Hit „Young Hearts run free“
getanzt wird. Die Auftritte des Balletts sind in dieser
Produktion nicht Überleitungen zwischen den Darbietungen, nicht
thematische Einstimmung auf den nächsten Act. Es sind
eigenständige, vollwertige Nummern. In der logischen Folge ist
„Esprit“ noch mehr als andere Salto-Natale-Shows zuvor ein
geradezu klassisches, flott ablaufendes Nummernprogramm anstelle
einer durchkomponierten Produktion unter einem bestimmten Thema.
In den Abendvorstellungen heißt es zudem „Salto Natale goes
Ohlala“: In einer erotischen Nummer taucht zunächst ein Mann im
Flamenco-Kleid aus der Dunkelheit auf. Die Grenzen zwischen den
Geschlechterrollen zerfließen. Der Spot richtet sich nun
nacheinander auf Paare in allen Konstellationen, die sich
einander jeweils mit sinnlicher Leidenschaft widmen: Mann –
Mann, Frau – Frau und Frau – Mann. Im Laufe des Spiels mit den
Geschlechtern und der Liebe finden sich die Akteure zu
herkömmlichen Kombinationen aus Mann und Frau zusammen. In den
Nachmittagsvorstellungen wird diese gewagte Choreographie durch
einen weiteren spanischen Tanz ersetzt.
Collins Brothers
Mittags wie abends gewagt sind
die herrlichen Späße der Collins Brothers aus Deutschland. Schon
vor der Vorstellung mischen sie sich unters Publikum und
servieren Geburtstagstörtchen. Im ersten Auftritt auf der Bühne
präsentieren die beiden Herren ihre Version der „zersägten
Jungfrau“. Das Ganze scheitert grandios, so dass jedermann das
magische Kunststück durchschaut. Ein echtes Kunststück ist es
dagegen, in schier endlos hohen, pinken High-Heels Seil zu
springen. „Helmut“ (alias Collin Eschenburg) zeigt, dass er es
kann. Herrlich witzig und originell ist es, wie er später auf
offener Bühne eine Dusche nimmt und hierbei mit allerlei
Widrigkeiten zu kämpfen hat, vom widerspenstigen Wasserschlauch
bis zum ekligen Haarbüschel im Abfluss. Letzterer landet mit
einem gekonnten Wurf in der Loge.
Yoka und Nazerke, Truppe Zola,
Zachary Tomlinson
Was im traditionellen Circus das
Pas de Deux zu Pferd ist, ist auf dem Bühnenboden von Salto
Natale die Partnerakrobatik auf dem Hoverboard. Die Elektrofahrzeuge
bestehen aus nur zwei Rädern mit einer Achse dazwischen. Darauf
rollen Yoka und Nazerke im Zwei-Mädchen-Hoch über die Bühne. Die
Oberfrau steht auf Spitzen auf dem Kopf ihrer Partnerin. Lässt
einen Ball über ihren Schädel dopsen, während sie auf dem Kopf
der Partnerin balanciert. Und im Kopf-auf-Kopf lassen beide
Stäbe in den Händen kreisen und bewegt die Oberfrau eine weitere
Stange mit den Füßen. Auf spritzige Weise zeigt die Truppe Zola
Seilspringen, unter anderem im Zwei- und Drei-Personen-Hoch. Die
zehn Herren und Damen aus der Mongolei waren 2017 mit dem Circus
Nock auf Tour. Ihr scheinbar „unfreiwilliger Mitspieler“ aus dem
Publikum erweist sich als echtes Seilspring-Ass. Zachary
Tomlinson ist zweifacher Weltrekord-Halter und zehnfacher
Weltmeister im Jump Rope, einer besonders sportlichen Variante,
bei der das Seilspringen in rasanter Geschwindigkeit mit
zahlreichen Salti, Überschlägen und Piroettesprüngen kombiniert
wird. Sein Auftritt ist knackig kurz; ihm hätten wir gerne noch
länger zugesehen.
Gomonov Knife
Show, Kontorsion aus der Mongolei,
Alex
Michael
Erotisch aufgemacht wie die
beschriebene Tanzszene ist auch die Messerwurf-Nummer der „Gomonov
Knife Show“. Darya Sharmet präsentiert sich hier ganz in schwarz
und voller Sinnlichkeit, während ihr Partner Andrei Homanau die
Messer zielsicher um sie herum platziert. Dies gelingt auch
traumwandlerisch sicher, wenn die Messer brennen oder die
Partnerin an einer sich drehenden Scheibe rotiert. Mindestens
ebenso riskant ist die Darbietung von Alex Michael, der wohl zu
den bekanntesten Artisten dieses Casts gehört. Sein Deckenlauf
mit ungesicherten Sprüngen zum Trapez ist immer wieder
atemberaubend und beeindruckend. Dafür gibt es starken Applaus.
Als besonders typisch für Salto Natale lässt sich die
Pausennummer bezeichnen: Hier wird einer ganz traditionellen
vierfachen Kontorsionsnummer aus der Mongolei ein moderner
Stempel aufgedrückt. Mit Laserstrahlen, besonders starkem Licht
und dem live gesungenen „Run Boy Run“ schaffen die Macher eine
elektrisierende Stimmung.
Johan Wellton,
Truppe Shatirov,
Tim und Taisia
Eine sehr außergewöhnliche,
vielleicht ein wenig techniklastige Darbietung präsentiert die
Truppe Shatirov. Das Quartett aus jeweils zwei jungen Damen und
Herren erzählt die Geschichte vom anspruchsvollen Hotelgast, der
drei Pagen auf Trab hält. Auf einer elektrisch drehbaren
Plattform werden verschiedenste Leiterkonstruktionen errichtet,
die erklommen oder überwunden werden müssen. Mal Fuß-auf-Kopf,
mal Hand-auf-Kopf, mal Kopf-auf-Kopf geht es longengesichert die
Sprossen hinauf und hinunter. Immer im Gepäck ist dabei die
Reisetasche des Gastes. Dafür gab es zu Jahresanfang Silber beim
Festival in Girona. Hoch hinaus geht es nochmal mit Tim und
Taisia an den Strapaten. Das Paar zeigt eine romantische
Liebesgeschichte und zugleich starke, gefahrvolle Tricks. Die
tragende Rolle wird abwechselnd übernommen. Ein Jongleur der
Spitzenklasse und zeitgleich ein echter Entertainer ist der
Schwede Johan Wellton, der fließend zwischen Bouncing- und
normalen Balljonglagen wechselt. Sechs Bälle lässt er unter der
Tischplatte seines Requisits abprallen, um sie wieder zu fangen;
kurz darauf zeigt er eine Bouncingjonglage mit sieben Bällen.
Später klebt er sich die Augen mit Klebeband zu. Blind lässt er
nun fünf Bälle bouncen, während er zu Beginn noch auf seinem
Stuhl steht und sich dann hinsetzt. Er erhält rhythmischen
Applaus, ist der Star des Abends.
Patric Scott, Truppe Zola,
Finale mit Rolf Knie
Viele Saisons gab es bei Salto
Natale jährlich wechselnd eine Sängerin oder einen Sänger, der
jeweils auch als Stargast herausgestellt wurde, beispielsweise
die Miss Schweiz Lina Fäh oder Teenieschwarm Luca Hänni. Nun ist
im vierten Jahr in Folge der Schweizer Sänger Patric Scott auf
diese Rolle abonniert. Er lässt sich inzwischen zum Kernteam von
Rolf Knie zählen und spielt auch beim Musical-Projekt eine
entscheidende Rolle als Musikdirektor. In bekannter Weise
erhalten viele Darbietungen bei Salto Natale mit seiner Stimme
und dem Sound der neunköpfigen Band unter der Leitung von Edgar
Schmid ein neues musikalisches Gewand. Beispielsweise die Truppe
Zola, die hier als Schlussnummer ihre Schleuderbrettakrobatik
zeigt. Nunmehr zu „Can’t stop that Feeling“ und „Sunshine in a
pocket“ anstatt zur strengen Original-Choreographie. |