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Reutlinger Weihnachtscircus 2018/19
www.reutlinger-weihnachtscircus.de ; 80 Showfotos

Reutlingen, 22. Dezember 2018: In diesem Jahr hat die Familie Sperlich richtig zugeschlagen. Gleich mehrere der Künstler, die im aktuellen Programm zu sehen sind, wurden beim internationalen Circusfestival von Monte Carlo mit einem Clown ausgezeichnet. Erstmals seit vielen Jahren wurde zudem ein Orchester verpflichtet. Die sieben Musiker inklusive einer Geigerin nehmen dafür auf einem wunderbaren Artisteneingang Platz, der in Eigenregie gebaut wurde. Die zwei neuen Showtreppen links und rechts des Vorhangs werden vom fünfköpfigen, professionellen Ballett genutzt.

Die Compagnie ist mit Tänzerinnen aus dem Circus Krone besetzt. Da die Familie Sperlich in diesem Jahr größere Flächen am bekannten Platz mieten konnte, können die Zeltanlagen deutlich geräumiger und schöner aufgebaut werden. So ist das Vorzelt nun ein Drei- anstelle eines Zweimasters und steht vor statt neben dem Chapiteau. Dafür, dass die Show schon am ersten Nachmittag rund abläuft, sorgt Massimiliano Sblattero. Der Regisseur hat es geschafft, die starken Darbietungen zu einer wirklich runden Show zu formen.


Duo Manducas, Andreas Fischer

Gemeinsam mit Tony Manduca ist er auch für die Komik im Programm verantwortlich. Zu Beginn der Show wärmen sie das Publikum mit Klatschsspielen auf, zeigen später ihre Version des „Musizieren ist hier verboten“ und werfen im zweiten Teil große Bälle durch das Publikum. Ihnen hätte man durchaus noch einen weiteren Auftritt nach der Pause gegönnt. Tony Manduca, selbst schon zweimal mit dem silbernen Clown ausgezeichnet, zeigt außerdem gemeinsam mit dem neuen Partner Marco Ortmann seine komische Hand-auf-Hand Akrobatik. Diese Darbietung ist von mehreren Sommersaisons im Circus Krone bekannt und ist immer noch ein Musterbeispiel für gute artistische Leistungen, die hinreißend lustig verkauft werden. Erstmals dabei ist zudem Moderator Andreas Fischer, der nach mehreren Saisons im Pforzheimer Weihnachtscircus nun das Reutlinger Publikum mit allen wichtigen Informationen versorgt und dabei eine gute Figur macht. Somit begleiten er, Tony Manduca und Massimiliano Sblattero die Zuschauer durch das Programm. Und das hat es in sich.


Rene Cassely jun.

Dabei legt die Show erst einmal ruhig los. Andrea Ortiz schwebt in ihrem Luftnetz gen Kuppel, wagt Abfaller, Nackenhang und Spagat. Direkt im Anschluss erleben wir dann ein erstes Highlight – einen Sechserzug Ponys. Wer jetzt die Augenbrauen hochzieht, der hat noch nicht Rene Casselly jun. gesehen. Neben allen standardmäßigen Tricks, wie einem Fächer, zeigen die Tiere gar eine Kapriole und einen Hochsitzer. Verschiedene Steiger kommen natürlich hinzu. Als Pausennummer präsentiert der junge Preisträger des goldenen Clowns dann eine ganz klassische Trickfolge mit den fünf Elefanten seiner Familie, unterstützt im Hintergrund von Vater Rene sen. und Mutter Alexia. Verschiedene Varianten des Abliegens, eine Pyramide, Pirouetten und ein Hochsitzer gehören beispielsweise zum Repertoire. Es ist ein wahrlich beeindruckendes Erlebnis, diese für heutige Maßstäbe große Gruppe in der doch recht kleinen Manege zu erleben. Als Schlussnummer erleben wir dann Rene Casselly juniors Akrobatik, die er im harmonischen Zusammenspiel mit seinen Elefanten zeigt. Spagat zwischen den Elefantenköpfen, ein Salto von einem auf den anderen Elefanten und ein Handstand auf den Stoßzähnen während des Walzens werden gezeigt. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn ein Elefant das Schleuderbrett auslöst, von dem aus Casselly einen dreifachen Salto auf den Rücken eines zweiten Elefanten springt. Das Comeback nach dem ersten Gastspiel 2010 in Reutlingen ist den Cassellys also mehr als gelungen.


Pellegrini Brothers, Super Silva jun., Daniel Craven mit Showgirl

Aber nicht nur im tierischen Bereich erleben wir Stars der Circuswelt. Die Godfathers der modernen Handstand-Equilibristik sind die Pellegrini Brothers. Eingeleitet vom Ballett, zeigen uns die in ihrer Karriere mit Preisen überhäuften Brüder ihre einst neuartigen Tricks. Auch wenn an diesem Nachmittag nicht alles sicher gelingt, ist es großartig, diese Legenden live zu erleben. Super Silva jun. wandelt auf den Fußstapfen seines Vaters und arbeitet wie er ungesichert in großer Höhe seinen Deckenlauf. Dabei hangelt er sich sogar rückwärts kopfüber an den Schlaufen entlang und springt von Trapez zu Trapez. Ein wahrer Nervenkitzel, der den Zuschauern den Atem stocken lässt. „X-Clan“ nennen sich drei junge Russen, die auf großformatigen Rampen spektakuläre Sprünge mit ihren BMX-Rädern zeigen. In den Auftritt integriert sind die attraktiven Damen des Balletts, von denen sich eine gar von einem Biker überspringen lässt. Ordentlich Schwung und großer Applaus sind mit dieser Darbietung garantiert. Ebenfalls von der tänzerischen Unterstützung profitiert Daniel Craven, der seine spektakulären Großillusionen in zwei Auftritten präsentiert. Im ersten Teil schiebt er beispielsweise seine Hände durch ein sich scheinbar drehendes, scharfes Rad und zieht sie unversehrt wieder hinaus. Im Anschluss durchdringt er die Rotorblätter mit dem gesamten Körper. Direkt nach der Pause wird dann eine Konstruktion mit zwei großen Sägeblättern aufgebaut, die den in einer Kiste in der Mitte sitzenden Magier scheinbar durchtrennen, ehe er wohlbehalten im Zuschauerraum wiederauftaucht.

Der Reutlinger Weihnachtscircus 2018/19 ist ein echtes Highlight der diesjährigen Weihnachtsspielzeit. Tolle Artisten, echte Persönlichkeiten, gleich fünf Elefanten, schwungvolle Live-Musik und ein flüssiger Ablauf – das ist klassischer Circus in Bestform. Die intime Atmosphäre im vergleichsweise kleinen Chapiteau trägt dazu bei, dass sich die Zuschauer im Finale logischerweise geschlossen zu Standing Ovations erheben.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Stefan Gierisch