Laut städtischer Statistik hat
die 23.000-Einwohner-Kommune aber ein 85.000 Personen zählendes Einzugsgebiet. Die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises ist
zudem wirtschaftsstark und das meistbesuchte Heilbad im Land,
mit einer entsprechenden Zahl an Kur- und Urlaubsgästen. Somit
sind die Voraussetzungen für ein derartiges Projekt durchaus
gegeben. Gespielt wird in einem gelb-roten Viermaster von Achim Sperlich mit passendem Vorzelt. Im Foyer stehen zwei
verschiedene Bars und mehrere Verkaufsstände zur Verfügung. Die
Rundleinwand ist hier mit Stoffbahnen abgehangen, Lichterketten
in Form eines Christbaums verzieren die Masten. Somit ist für
ein warmes, angenehmes Ambiente Sorge getragen. Im Spielzelt
sind eine Klappsitztribüne und Logen für 700 Besucher aufgebaut.
Der rote Artisteneingang erinnert an den, der bis zum Vorjahr
beim Reutlinger Weihnachtscircus im Einsatz war. Links und
rechts davon stehen zwei festlich geschmückte Weihnachtsbäume.
Mehrere Scanner und Moving Heads an den Masten ermöglichen eine
angenehme Beleuchtung. Für die Abendregie ist Joey Nix
verantwortlich, der auch einige Nummern ansagt.
Krisztina Nagy, Katja Kossmayer,
Vladimir Slobodenyuk
Die Show wird von Sängerin
Krisztina Nagy eröffnet. Sie begrüßt zudem das Publikum, ehe
Katja Kossmayer eine schöne Hohe Schule reitet. Piaffe,
spanischer Schritt und das Reiten mit einem Leuchtgeschirr
gehören zum Repertoire. Abgelöst wird Kossmayer von allen
anderen Mitwirkenden, die zu einer Flaggenparade in die Manege
kommen. Dabei erscheinen sie im Gang zwischen Logen und Tribüne.
Sie überbrücken somit den Umbau in der Manege. Auch die anderen Darbietungen
werden später stets flüssig miteinander
verbunden. Dafür sind vor allem Vladimir und Olga Slobodenyuk alias Duo Slobi zuständig. Die beiden Russen haben
sehr viele Auftritte im Laufe des Programms. Dabei dürfen
natürlich ihre Klassiker nicht fehlen, wie beispielsweise der
gemeinsame Auftritt von Katze und Ratte oder die rasante
Verwicklung rund um Olgas Kleid. Lustig ist auch Vladimirs
Persiflage auf Olgas Künste als Ballerina.
Borbony Brothers, Alexandra
Rizaeva, Rafael Gil
Für ein ordentliches Tempo gleich
zu Beginn der Show sorgt Rafael Gil, der nicht nur mit einem,
sondern gleich mit mehreren unterschiedlichen Requisiten
jongliert. Fünf Keulen, vier Fußbälle, fünf kleine Bälle und
vier Hüte kommen zum Einsatz. Ihren ersten Auftritt hat direkt
danach Alexandra Rizaeva, deren Mutter Ira von Flic Flac bekannt
ist. Ihre Tuchakrobatik besteht vor allem aus mehreren,
waghalsigen Abfallern. Die moderne Inszenierung kann jedoch
nicht ganz überdecken, dass es sich hierbei um eine schwächere
Zweitnummer handelt. „Borbony Brothers“ nennen sich drei junge
Männer, die neben einem Trampolin auch ein vergleichsweise
niedriges Haus mitgebracht haben. Dementsprechend weniger
spektakulär fällt ihre Version dieses beliebten Genres aus.
Victor Guillaumin, Jairo und
Standa, Katja Kossmayer
Für großen Applaus sorgen stets
auch Todesrad-Darbietungen. Das ist in Bad Mergentheim
nicht anders. Hier sind es Jairo & Standa, die Seil springen,
den Lauf mit verbundenen Augen wagen oder (soweit es die
Kuppelhöhe zulässt) abspringen. Somit bieten sie einen idealen
Abschluss der ersten Hälfte. Die folgende Pause fällt mit einer
Länge von 30 Minuten doch arg großzügig aus. Ein echtes
Highlight steht am Beginn des zweiten Programmteils. Krisztina
Nagy singt auf dem Gradin im Löwenkostüm das Titellied des Films
„Der König der Löwen“. Ihr Ehemann Victor Guillaumin präsentiert
im Anschluss drei Löwen und zwei Tiger von Redy Montico. Die
Tiere beherrschen ein umfangreiches Repertoire. Pyramide,
verschiedene Sprungvariationen, Rollover, Hochsitzer und
abschließend ein Courbette-Steiger werden gezeigt. Der Mexikaner
gewinnt schnell das Publikum mit seinem ruhigen, die Nähe zu den
Tieren suchenden Vorführstil. Nicht ganz ideal platziert ist
direkt danach Katja Kossmayer, deren drei Araberhengste ein
ungewöhnlich breitgefächertes Trickspektrum beherrschen. Zu
Beginn lässt sie ein Einzelpferd Volten um kleine Tannenbäume
laufen. Diverse Gegenläufe und Drehungen folgen. Vor allem die
gemeinsamen und solo ausgeführten Steigervariationen und das
gleichzeitige Knicksen der Pferde beeindrucken.
Alexandra Rizaeva, Duo Dima-A,
Truppe Sliusarenko
Auch im zweiten Teil zu sehen ist
Alexandra Rizaeva, die an einem ungewöhnlich langen Pole
Verbiegungen zeigt, eine Flagge von der Stange abdrückt und sich
schnell gen Boden gleiten lässt. Untermalt wird diese, in der
Publikumsgunst hochstehende Darbietung durch Lara Fabians
wunderschönen Chanson „Je suis malade“. Duo Dima-A nennt sich
ein Hand-auf-Hand Duo, das sich vor allem durch verschiedene
Sprünge des Obermanns auf den Schultern des Trägers abhebt.
Zudem werden einarmige Handstände auf dem Kopf und ein Spagat
auf den Füßen des Untermanns geboten. Als Schlussnummer erleben
wir die sechsköpfige Truppe Sliusarenko. Da der Durchmesser der
Manege nicht ausreicht, um beide russische Schaukeln darin
aufzustellen, nehmen sie auch noch einen Teil des geöffneten
Artisteneingangs ein. Neben den Sprüngen auf dicke Matten
springen die Männer auch von Schaukel zu Schaukel. Höhepunkte
sind eine Passage und ein Doppelsalto, der auf einer Matte
gelandet wird. Die Sliusarenkos arbeiten in einer modernen
Inszenierung mit zerrissenen Jeans und T-Shirts. Das
anschließende Wunderkerzen-Finale wird von Krisztina Nagy mit
„Holy Night“ gesanglich eingeleitet. |