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Main-Tauber Weihnachtscircus 18/19
www.mt-weihnachtscircus.de ; 97 Showfotos

Bad Mergentheim, 3. Januar 2019: Einen rundum gelungenen Einstand feierte in diesem Winter der Main-Tauber Weihnachtscircus. Veranstalter Rudi Bauer hat bei seiner Premiere als Direktor alles richtig gemacht. Schon im ersten Jahr gibt es ausverkaufte Vorstellungen. Dies dank einer engen Kooperation mit der Stadt und eines professionellen Marketings. Die Show ist mit publikumswirksamen Genres besetzt, und die Zeltanlagen bieten ein sauberes, warmes Ambiente. Dabei ist zu bedenken, dass Bad Mergentheim im Norden von Baden-Württemberg nun wirklich keine Großstadt ist.

Laut städtischer Statistik hat die 23.000-Einwohner-Kommune aber ein 85.000 Personen zählendes Einzugsgebiet. Die größte Stadt des Main-Tauber-Kreises ist zudem wirtschaftsstark und das meistbesuchte Heilbad im Land, mit einer entsprechenden Zahl an Kur- und Urlaubsgästen. Somit sind die Voraussetzungen für ein derartiges Projekt durchaus gegeben. Gespielt wird in einem gelb-roten Viermaster von Achim Sperlich mit passendem Vorzelt. Im Foyer stehen zwei verschiedene Bars und mehrere Verkaufsstände zur Verfügung. Die Rundleinwand ist hier mit Stoffbahnen abgehangen, Lichterketten in Form eines Christbaums verzieren die Masten. Somit ist für ein warmes, angenehmes Ambiente Sorge getragen. Im Spielzelt sind eine Klappsitztribüne und Logen für 700 Besucher aufgebaut. Der rote Artisteneingang erinnert an den, der bis zum Vorjahr beim Reutlinger Weihnachtscircus im Einsatz war. Links und rechts davon stehen zwei festlich geschmückte Weihnachtsbäume. Mehrere Scanner und Moving Heads an den Masten ermöglichen eine angenehme Beleuchtung. Für die Abendregie ist Joey Nix verantwortlich, der auch einige Nummern ansagt.


Krisztina Nagy, Katja Kossmayer, Vladimir Slobodenyuk 

Die Show wird von Sängerin Krisztina Nagy eröffnet. Sie begrüßt zudem das Publikum, ehe Katja Kossmayer eine schöne Hohe Schule reitet. Piaffe, spanischer Schritt und das Reiten mit einem Leuchtgeschirr gehören zum Repertoire. Abgelöst wird Kossmayer von allen anderen Mitwirkenden, die zu einer Flaggenparade in die Manege kommen. Dabei erscheinen sie im Gang zwischen Logen und Tribüne. Sie überbrücken somit den Umbau in der Manege. Auch die anderen Darbietungen werden später stets flüssig miteinander verbunden. Dafür sind vor allem Vladimir und Olga Slobodenyuk alias Duo Slobi zuständig. Die beiden Russen haben sehr viele Auftritte im Laufe des Programms. Dabei dürfen natürlich ihre Klassiker nicht fehlen, wie beispielsweise der gemeinsame Auftritt von Katze und Ratte oder die rasante Verwicklung rund um Olgas Kleid. Lustig ist auch Vladimirs Persiflage auf Olgas Künste als Ballerina.


Borbony Brothers, Alexandra Rizaeva, Rafael Gil 

Für ein ordentliches Tempo gleich zu Beginn der Show sorgt Rafael Gil, der nicht nur mit einem, sondern gleich mit mehreren unterschiedlichen Requisiten jongliert. Fünf Keulen, vier Fußbälle, fünf kleine Bälle und vier Hüte kommen zum Einsatz. Ihren ersten Auftritt hat direkt danach Alexandra Rizaeva, deren Mutter Ira von Flic Flac bekannt ist. Ihre Tuchakrobatik besteht vor allem aus mehreren, waghalsigen Abfallern. Die moderne Inszenierung kann jedoch nicht ganz überdecken, dass es sich hierbei um eine schwächere Zweitnummer handelt. „Borbony Brothers“ nennen sich drei junge Männer, die neben einem Trampolin auch ein vergleichsweise niedriges Haus mitgebracht haben. Dementsprechend weniger spektakulär fällt ihre Version dieses beliebten Genres aus.


Victor Guillaumin, Jairo und Standa, Katja Kossmayer

Für großen Applaus sorgen stets auch Todesrad-Darbietungen. Das ist in Bad Mergentheim nicht anders. Hier sind es Jairo & Standa, die Seil springen, den Lauf mit verbundenen Augen wagen oder (soweit es die Kuppelhöhe zulässt) abspringen. Somit bieten sie einen idealen Abschluss der ersten Hälfte. Die folgende Pause fällt mit einer Länge von 30 Minuten doch arg großzügig aus. Ein echtes Highlight steht am Beginn des zweiten Programmteils. Krisztina Nagy singt auf dem Gradin im Löwenkostüm das Titellied des Films „Der König der Löwen“. Ihr Ehemann Victor Guillaumin präsentiert im Anschluss drei Löwen und zwei Tiger von Redy Montico. Die Tiere beherrschen ein umfangreiches Repertoire. Pyramide, verschiedene Sprungvariationen, Rollover, Hochsitzer und abschließend ein Courbette-Steiger werden gezeigt. Der Mexikaner gewinnt schnell das Publikum mit seinem ruhigen, die Nähe zu den Tieren suchenden Vorführstil. Nicht ganz ideal platziert ist direkt danach Katja Kossmayer, deren drei Araberhengste ein ungewöhnlich breitgefächertes Trickspektrum beherrschen. Zu Beginn lässt sie ein Einzelpferd Volten um kleine Tannenbäume laufen. Diverse Gegenläufe und Drehungen folgen. Vor allem die gemeinsamen und solo ausgeführten Steigervariationen und das gleichzeitige Knicksen der Pferde beeindrucken.


Alexandra Rizaeva, Duo Dima-A, Truppe Sliusarenko

Auch im zweiten Teil zu sehen ist Alexandra Rizaeva, die an einem ungewöhnlich langen Pole Verbiegungen zeigt, eine Flagge von der Stange abdrückt und sich schnell gen Boden gleiten lässt. Untermalt wird diese, in der Publikumsgunst hochstehende Darbietung durch Lara Fabians wunderschönen Chanson „Je suis malade“. Duo Dima-A nennt sich ein Hand-auf-Hand Duo, das sich vor allem durch verschiedene Sprünge des Obermanns auf den Schultern des Trägers abhebt. Zudem werden einarmige Handstände auf dem Kopf und ein Spagat auf den Füßen des Untermanns geboten. Als Schlussnummer erleben wir die sechsköpfige Truppe Sliusarenko. Da der Durchmesser der Manege nicht ausreicht, um beide russische Schaukeln darin aufzustellen, nehmen sie auch noch einen Teil des geöffneten Artisteneingangs ein. Neben den Sprüngen auf dicke Matten springen die Männer auch von Schaukel zu Schaukel. Höhepunkte sind eine Passage und ein Doppelsalto, der auf einer Matte gelandet wird. Die Sliusarenkos arbeiten in einer modernen Inszenierung mit zerrissenen Jeans und T-Shirts. Das anschließende Wunderkerzen-Finale wird von Krisztina Nagy mit „Holy Night“ gesanglich eingeleitet.

Die zahlreichen Besucher erheben sich zu Standing Ovations und sind sichtlich begeistert. Man kann gespannt sein, wie sich diese neue Produktion entwickeln wird. Der Einstand ist Rudi Bauer schonmal trefflich gut gelungen.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Tobias Moll