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Heilbronner Weihnachtscircus 2018/19
www.weihnachtscircus.com ; 170 Showfotos

Heilbronn, 19. Dezember 2018: Der Heilbronner Weihnachtscircus feiert Geburtstag, zum 20. Mal findet die Traditionsveranstaltung am Neckar statt. Dafür hat Sascha Melnjak wieder ein attraktives und starkes Programm zusammengestellt. Es lebt im ersten Teil von zumeist kleineren Darbietungen voller Power und mit Tempo, Tempo, Tempo. Die zweite Hälfte besticht durch praktisch zwei Schlussnummern nacheinander: die rasanten Motorradkugel-Fahrten der Truppe Robles und das Schleuderbrett-Wunderwerk Sokolov. Das Resultat sind lang anhaltende Standing Ovations im Finale.

Im Dezember 1999 hieß es zum ersten Mal „Manege frei“ für den Heilbronner Weihnachtscircus unter der Direktion von Sascha Melnjak. Anschließend organisierte er das Spektakel 18 Mal in Folge gemeinsam mit Uwe Gehrmann. Dieser ist nun erstmals nicht mehr vor Ort, sondern konzentriert sich auf den Betrieb und die Weiterentwicklung seines Erlebnistierparks Memleben. Formell ist auch in diesem Winter noch die Gehrmann & Melnjak Circusproduction GbR Veranstalter. Praktisch wurden die Aufgaben neu verteilt, fungiert beispielsweise erstmals Guido Errani als Oberrequisiteur und Abendspielleiter. Auch in weiteren Bereichen wurde an einigen Stellschrauben gedreht. So zieren großformatige Banner mit Motiven vergangener Shows den Zaun ums Gelände, haben Logo und Programmheft ein neues Design erhalten und wurde das gastronomische Angebot deutlich erweitert, von Gulaschsuppe bis Maultaschen. Ansonsten wurde das bewährte Erfolgsrezept beibehalten.


Patrick Rohbeck, Wioris Errani, Geraldine Philadelphia 

Im Opening entdeckt Clown Gino Huppertz ein großes Geburtstagsgeschenk vor dem Artisteneingang. Dieses öffnet sich, und heraus kommt das Jubiläumsensemble zur Parade. Die Begrüßungsworte spricht Moderator Patrick Rohbeck. Der ausgebildete Sänger vertritt bis einschließlich 27. Dezember Fabian Egli und leistet dabei gute, professionelle Arbeit. Für den Rest der Spielzeit übernimmt der langjährige, überaus beliebte Ringmaster Egli seine Paraderolle wieder selbst. Andere Verpflichtungen machten den Stabwechsel erforderlich. Erstmals in Heilbronn zu erleben sind dagegen die hochklassigen Tierdressuren des Schweizer National-Circus Knie. Sie werden hier von Wioris Errani vorgeführt. Auch er macht als Stellvertreter eine überaus gute Figur und bringt zunächst sechs Kamele in die Manege. Die Ähnlichkeit in Aussehen und Gestik von Wioris Errani zu seinem älteren Bruder Maycol ist dabei verblüffend. Strahlend und selbstbewusst, mit toller Ausstrahlung, präsentiert Geraldine Philadelphia ihre famose Kombination aus Hula Hoop und Reifenjonglagen. In der Dunkelheit leuchtende LED-Reifen sorgen für einen effektvollen Abschluss der Nummer, die begeistert aufgenommen wird.


Costin Bellu, Rich Metiku, Robi Berousek 

Rasant geht es weiter mit der Trampolinkomödie inklusive Sprungturm von Costin Bellu. Er gibt wiederum den Requisiteur, der unverhofft in den Mittelpunkt des Geschehens  gerät. Damit ist, wie in Jubiläumsprogrammen üblich, einer der Stars früherer Spielzeiten nach Heilbronn zurückgekehrt. Nach wie vor hat er die Sympathien und die Lacher auf seiner Seite. In diesem Programm setzt selbst die Kontorsionsnummer auf Geschwindigkeit. Rich Metiku beeindruckt mit ihrer dynamischen Beweglichkeit, gleich einer Spinne schnellen Körper und Gliedmaßen in extreme Positionen. Der Mundstand bildet den Abschluss. Raunen, Staunen, großer Applaus im Publikum. Und das Tempo bleibt hoch, wenn Robi Berousek auf der freistehenden Leiter balanciert. Spektakulär, wie er Drehungen und Wendungen auf der Leiter absolviert. Nur einmal wechselt er das Requisit, von der herkömmlichen Kombination aus Holmen und Sprossen zu einem hohen Konstrukt mit Plattform am oberen Ende. Diese erklimmt er, um darauf mit fünf Keulen zu jonglieren.


The Robles 

Für die Sensation vor der Pause sorgt die Truppe Robles auf dem Hochseil. Zum Repertoire gehören unter anderem der Sprung über zwei Partner, der Lauf über das Seil im doppelten Zwei-Personen-Hoch und die Dreierpyramide mit zwei Fahrrädern und freiem Stand auf dem Stuhl. Die legendäre Siebener-Pyramide galt viele Jahre lang als so riskant, dass sie kaum aufgeführt wurde. In den vergangenen Saisons ist sie plötzlich regelrecht zum Trend geworden und wurde vielerorts und von mehreren Ensembles gezeigt. Hier wagen die Robles das Kunststück. Sie beherrschen es sicher und verzichten vernünftigerweise trotzdem nicht auf die Matte am Boden. Ein großartiger Abschluss der ersten Hälfte.


Roland Duss, Wioris Errani, Alexander Lichner 

Fantastische Wildtierdressuren u.a. mit Raubtieren und Elefanten waren stets Publikumsmagneten in der bisher 20-jährigen Tradition des Heilbronner Weihnachtscircus. Mit seinem Verbotsbeschluss will der Heilbronner Gemeinderat sich nun ab kommender Saison über geltendes Recht hinwegsetzen und die jährlich 80.000 Besucher des Weihnachtscircus bevormunden, ohne dass damit irgendein Beitrag zum Tierschutz geleistet würde. Doch im Jubiläumsprogramm dürfen wir uns nochmal an den Seelöwen von Roland und Petra Duss erfreuen. Die Trickstärke dieser Darbietung und die liebevolle Interaktion zwischen Tieren und Trainern begeistern jedes Mal aufs Neue. Drei Exemplare hat das Ehepaar Duss mitgebracht, und auch hier mischt ihr vorwitziger Hund begeistert mit. Alexander Lichner schwebt zunächst im Mundstand auf dem Washingtontrapez von der Kuppel gen Boden. Dann erklimmt er in kräftezehrender Weise ein Seil, um ans Schwungtrapez zu gelangen. Zu den Spitzentricks gehört, wie er sich am schwingenden Trapez vom Knie- in den Fersenhäng gleiten lässt. Schlussendlich hält er sich nur noch an einer Ferse. Noch spektakulärer der Sturz aus einer gehockten Position auf der Trapezstange in den Fershang, wieder am schwingenden Requisit. Im Zahnhangwirbel am schwingenden Trapez geht es zum Abschluss dieser außergewöhnlichen, furiosen Darbietung zurück zum Boden. Noch einmal Wioris Errani präsentiert gekonnt ein Pferdepotpourri mit „Groß, Midi und Klein“, einem Sechserzug Falben in komplexen Lauffiguren sowie einem Doppelsteiger von Pferd und Pony als Da Capo.


Truppe Robles, Gino Huppertz, Truppe Sokolov 

Die große Schlussoffensive beginnt mit der Motorradkugel der Robles. Bis zu sechs Fahrer rasen durch das Stahlgitterrund. Das Requisit ist vergleichsweise klein, was die Aufgabe noch anspruchsvoller macht. Touren auf den LED-beleuchteten Maschinen in der Dunkelheit bilden den wirkungsvollen Abschluss. Die Clownerie hat Sascha Melnjak in diesem Winter dem Nachwuchs anvertraut. Der 22-jährige Gino Huppertz darf sich hier vor dem ganz großen Publikum erproben und beweisen. Wohlbekannte Klassiker wie das Seilspringen, die Romeo-Szene oder das Pfeil-und-Bogen-Entree mit Luftballons werden von ihm schön gespielt, stets mit Mitstreitern aus dem Publikum. Zum Abschluss gibt es seine Version des „Orchesters“. Damit kommt der junge, gut aussehende Mann mit der Hochstehfrisur beim Publikum hervorragend an und sorgt für viele Lacher. Die Schlussnummer übernimmt dann eine der besten und anerkanntesten Artistentruppen der Gegenwart. Dima Sokolov und sein Ensemble zeigen praktisch alles, was auf dem Schleuderbrett möglich ist. Dazu gehören Sprünge auf Menschentürme, zur Bodenmatte und in den Sessel. Flüge und Landungen auf einer und auf zwei Stelzen dürfen ebenso wenig fehlen wie ans obere Ende einer abenteuerlichen Konstruktion aus Russischem Barren, Stelzen und Perchestange mit Sessel. Faszinierend ist die dichte Abfolge von Spitzenleistungen in diesem minutiös durchchoreographierten Zirkus-Wunder. Die kunstvolle Thematisierung zu Mozart-Musik, rund um den überdrehten Truppenchef als „Amadeus“, macht dieses erhabene Meisterwerk perfekt. Ein weiterer Favorit des Heilbronner Publikums, der zum Jubiläum nochmals engagiert wurde.

Mit dem ausgiebig zelebrierten Finale vor dem stehend applaudierenden Publikum klingt das Jubiläumsprogramm aus. Das großartige Licht von Enrico Zoppe, der stets gute Ton von Detlef Zasche und das formidable Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk zählen hier schon lange zu den Erfolgsgaranten. Auf die nächsten 20 Jahre dieses wundervollen Weihnachtscircus, der beständig zu den größten und schönsten in Deutschland und Europa zählt.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Moll