CHPITEAU.DE

Great Christmas Circus 2018/19
www.circus-carl-busch.de ; 85 Showfotos

Frankfurt am Main, 15. Dezember 2018: Vor rund drei Monaten stand die Familie Wille noch mit ihrer Yakari-Produktion auf dem Festplatz am Ratsweg. Statt des indianisch gestalteten Spielzelts ist nun das große blau-weiße Chapiteau des Circus Carl Busch an diesem Ort aufgebaut. Hinzu kommen weitere Zelte für Restauration und Tiere. Zusammen mit dem gepflegten Wagenpark ergibt das eine imposante Circusstadt. Die hell in der Dunkelheit strahlenden Lichterketten machen die Optik perfekt. Ein richtiger Großcircus eben.

Nach einer erfolgreichen Sommersaison mit der Indianershow sind die Willes nach Frankfurt am Main zurückgekehrt, um mit ihren Gästen den 6. Great Christmas Circus zu feiern. Und die scheinen diesen Weihnachtscircus bereits erwartet zu haben. Bei der Nachmittagsvorstellung am ersten Samstag sind nahezu alle blauen Klappstühle auf den Rängen besetzt.


Frontansicht

Selbstverständlich wurde wieder ein komplett neues Programm zusammengestellt. Es ist nicht ganz so stark besetzt wie die letztjährige Jubiläumsausgabe. Damals waren etwa die Flying Zuniga am Fliegenden Trapez und das Duo Vanegas am Todesrad dabei. Doch auch 2018/19 gibt es Beachtliches zu sehen. Etwa die aktuellen Gewinner eines Silbernen Clowns in Monte Carlo. Zudem ist die Show einfach eine runde, harmonische Sache.


La Bouche Showgirls, Tamerlan Khadikov, Nancy Stauberti

Begrüßt werden wir in der Manege von den La Bouche Showgirls. Zu einem Weihnachtssong tanzen die vier attraktiven Damen in rot-weißen Kleidern. Die Musik kommt vom Liveorchester, das über dem edlen Artisteneingang thront. Ein großer Gewinn für diese Show. Die meisten der Darbietungen werden somit sehr stimmungsfördernd begleitet. Ebenfalls positiv zum Gesamteindruck trägt das Lichtdesign bei. Das Ballett ist im Laufe des Nachmittags immer wieder zu sehen. Es erfreut uns mit kurzen, professionellen Einlagen in hübschen Kostümen. Die einleitenden Worte liegen genauso bei Manuel Wille-Busch wie die weitere Moderation. Nach dem Auftakt gibt er die Manege frei für Tamerlan Khadikov. Dieser eröffnet die Spielfolge mit einer Ungarischen Post. Auf zwei Pferden stehend lässt er drei weitere unter sich hindurchlaufen, ohne diese an Zügeln festzuhalten. Für einen Traum in Rot entführt Nancy Stauberti unsere Blicke unter die Kuppel. Sie beherrscht die rar gewordene Kunst des Zopfhangs. Während sie so mit ihren Haaren an einem Seil hängt, jongliert sie mit Keulen, spielt mit Bändern oder wirbelt um die eigene Achse.


Jose Munoz, Jamena Wille-Busch, Kevin Chaves

Jose Munoz konnten wir schon früher im Circus Carl Busch erleben. Nun hat er seinen Bruder Daniel mitgebracht. Wie bereits auf Saison beim Schweizer Circus Royal balancieren die beiden auf zwei Drahtseilen. Mal laufen sie zur gleichen Zeit, mal präsentieren sie ihre Tricks im Solo. Höhepunkt ist der Rückwärtssalto durch einen Papierreifen von Jose. Charmant assistiert werden sie dabei von Rachel Siemoneit-Bauer. Jamena Wille-Busch zeigt im glitzernden Kostüm eine recht kurze Kür an Tüchern zu „Never Enough“ aus dem Film „The Greatest Showman“. Dabei kreiert sie schöne Bilder. Auf dem Motorrad kommt Kevin Chavez mitsamt flotter Dame auf dem Sozius hereingefahren. Den Platz muss die Beifahrerin jedoch sogleich räumen, denn die Fläche hinter dem Sattel dient als Plattform für Kevins Balancen auf der Rola Rola. Originell immer wieder, wie er Skateboards übereinander stapelt, um auf diesem Turm das Gleichgewicht zu halten. Viel Energie versprühen die drei Reiter der Khadikov Truppe sowie die nicht weniger wagemutige Amazone Helena Khadikova. Voller Tempo zeigen sie in passenden Kostümen riskante Tricks der Dshigiten-Reiterei. Ganz so wie es sein soll. Es entstehen herrliche Eindrücke, die wir mit in die folgende Pause nehmen.


Jan Sokolovsky, Rachel Siemoneit-Bauer, Duo Changzhi

Mein persönliches Highlight ist die Fahrradartistik von Jan Sokolovsky. Eine massive Parkbank mit Laterne bilden die Requisiten, auf denen er einmalige Tricks mit dem Mountainbike arbeitet. So steht er etwa auf dem Hinterrad auf der Laterne. Charmant wird er von seiner mutigen Assistentin begleitet, der der (gespielte) Schreck deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Sokolovsky kommt ihr mit seinem Rad nämlich gefährlich nah. Etwa, wenn er die am Boden liegende Dame überspringt. In dieser Aufmachung und Trickstärke habe ich eine derartige Darbietung noch nicht erlebt. Ein äußerst attraktiver Vogel im Käfig ist Rachel Siemoneit-Bauer. Zumindest in der Rolle, die sie hoch über der Manege spielt. In und an einem überdimensionalen Käfig zeigt sie eine sehr sehenswerte und innovative Luftakrobatik. Faszinierend ist das „Ballet On Shoulders“ des Duo Changzhi. Im Februar waren Guo Zhimin und Zhang Jiaxiang damit im Kronebau zu sehen. Sie begeistern mit Partner-Akrobatik, die im Zehenstand der Dame auf dem Kopf des Untermanns gipfelt. Natürlich haben die Chinesen auch den namensgebenden Spitzentanz auf den Schultern des Partners im Repertoire.


Natascha Wille-Busch

Vom Riverdance des Balletts eingeleitet erleben wir eine neue Freiheitsdressur von Natascha Wille-Busch. Vier Friesen und vier weiße Andalusier laufen unter ihrer Anleitung ausgefeilte Figuren. Für die Pferde gab es neue Geschirre in Gold. Die attraktive Tierlehrerin trägt ein edles Kleid in Schwarz und Gold. Während man bei der eigentlichen Freiheit merkt, dass die Tiere sich noch an die neuen Abläufe gewöhnen müssen, klappen die diversen Steiger als Zugabe immer auf Anhieb. Angel Wille-Busch unterstützt ihre Tante bei der Vorführung. Mutig leitet der Nachwuchs etwa einen Steiger an. Für die Percheakrobatik des Duos Stauberti gab es beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo im Januar 2018 Silber. Dimitr trägt Partnerin Nancy nicht (nur) auf den Händen, sondern auch auf Kopf und Schulter. Dazwischen ist natürlich immer eine Perchestange. Während Dimitr Kraft und Gleichgewichtssinn beweist, zeigt Nancy hoch oben noch einmal ihre akrobatischen Fähigkeiten. Für eine adäquate Schlussnummer ist somit gesorgt. Für den Spaß zeichnet Angelo Chaves verantwortlich. Der Portugiese feiert in diesem Winter sein Debüt beim Great Christmas Circus. Mit dem Circus Carl Busch war er bereits auf Tournee. Daher kennen wir die Einlagen als Koch, mit Popcorn und einem wilden Tier. Immer wieder ein Garant für allergrößte Heiterkeit unter dem Chapiteau ist die Filmszene mit Publikumsbeteiligung. Zumindest für mich neu ist die Feuerwehr-Nummer, die Angelo gemeinsam mit Sohn Kevin aufführt. Um ein Feuer zu löschen, ist vor allen Dingen viel Wasser notwendig. Das landet natürlich nicht nur auf den lodernden Flammen. Vielmehr veranstalten die beiden eine höchst vergnügliche Wasserschlacht.

Der Great Christmas Circus ist in Frankfurt am Main inzwischen etabliert. Auch mit der aktuellen Produktion sorgt die Familie Wille wieder für rundum zufriedene Gäste. Die Show ist speziell für die Mainmetropole zusammengestellt, bewegt sich auf einem erfreulichen Niveau und ist einfach charmant in Szene gesetzt. Das sehr einladende Ambiente rundet das Gesamterlebnis wunderbar ab.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch