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Dresdner Weihnachts-Circus 18/19
www.dwc.show ; 98 Showfotos

Dresden, 5. Januar 2019: Ein beeindruckendes Bild bietet sich am Ufer der Elbe. Drei Chapiteaus stehen farblich aufeinander abgestimmt in blau und weiß hintereinander und bilden die Zeltstadt des Dresdner Weihnachts-Circus. Einen stolzen Durchmesser von 52 Meter hat das Hauptzelt. Die Kuppel hängt 24 Meter über der Manege und ist daher schon von weitem gut sichtbar. Beim Vorzelt handelt es sich um das ehemalige Chapiteau des ostdeutschen Zirkus Probst. Mit zahlreichen Verkaufsständen und einem breiten gastronomischen Angebot ist es als „Erlebniszelt“ gestaltet.

In einem kleineren Zweimaster, welcher als Eingang dient, sind eine Reihe alter Circustraktoren untergebracht. Die Traktoren sind der ganze Stolz von Direktor Mario Müller-Milano und nur ein Teil seiner Sammlung an solchen Fahrzeugen. Müller-Milano vermarktet seinen Weihnachts-Circus auch mit seiner Person als bekannter Schausteller. Bei jedem Einlass zeigt er Präsenz im Vorzelt; meistens sitzt er dabei auf seinem rot-goldenen Thron. Zum Finale kommt der 70-Jährige in die Manege und bedankt sich bei seinem Publikum. Der Dresdner Weihnachts-Circus ist zu seinem Lebenswerk geworden, seit er diesen im Jahr 2010 vom Circus Busch-Roland übernommen hat. Der letzte Direktor dieses nicht mehr reisenden Unternehmens, Filip Kaiser, wurde von Müller-Milano als künstlerischer und technischer Leiter sowie Regisseur verpflichtet. Im Spielzelt findet sich das Gradin, das bis vor zwei Jahren beim Heilbronner Weihnachts-Circus im Einsatz war. Es wurde gekauft und generalüberholt. Vor die erste Reihe wurden noch drei Reihen Polsterstühle gesetzt, zusätzlich zu den Logen. Das ergibt insgesamt ein äußerst pompöses Bild. Eine ganz große Rolle spielt in Dresden das Orchester. 15 Musiker sorgen für den guten Ton und begleiten jede Darbietung live, gehen einfühlsam auf das Geschehen ein. Wohl noch nie zuvor hat ein Circus ein Arrangement zu der bekannten Nummer der Diabolo-Girls schreiben lassen, noch dazu für ein einziges Weihnachtsgastspiel. Zusätzlich ist die Tonanlage hier von einer Qualität, dass man auch Spaß an einem reinen Konzert der Musiker hätte. Sie sitzen gut sichtbar über dem neuen, festlichen Artisteneingang.


Jiri Berousek 

Aber natürlich bleibt es nicht bei der Musik. Vielmehr hat Mario Müller-Milano wieder hochrangige Künstler engagiert. Allen voran ist hier die Familie Berousek zu nennen. Ihre Pferdefreiheit gehört ohne Zweifel zu den besten auf der Welt und riss mich sowie andere Besucher zu spontanen Standing Ovations hin. Renata Berousek beginnt mit einem Sechserzug weißer Araber, ehe sich fünf braune dazu gesellen und ihr Bruder Jiri Berousek die Peitschenführung übernimmt. Die Pferde laufen ohne Ausbinder schwierige Figuren zu mitreißenden Geigenklängen in einer unglaublichen Leichtigkeit. Interessant ist der Aufbau des Fächers, bei dem sich jeweils zwei Tiere aus der Reihe lösen und zum Gegenlauf ansetzten. Diese Sternstunden der Circuskunst muss man einfach selbst erlebt haben! Zu Recht ist dies die Pausennummer.


Ronald Spindler, Renata Berousek 

Auch die Exoten der Familie sind sehenswert. Zuerst zeigen sich sechs Zebras und schließlich jeweils fünf Kamele und Dromedare in einer etwas langen, aber sehr anspruchsvollen Dressur. Drei Rinder und ein steigendes Pony beschließen das Exotentableau. Nicht ganz mithalten können da die Esel von Renata Berousek, welche die Nummernfolge eröffnen. Nach dem man bisher jede Saison zwischen Elefanten und Raubtieren abwechselte, gibt es diesmal wie auch im Vorjahr Elefanten zu sehen. Ronald Spindler bringt drei afrikanische Damen in die Manege. Die Tiere beherrschen ein breites Trickrepertoire auf Hockern; ein Tier kriecht unter einem anderen hindurch, und alle drei Dickhäuter lassen sich beim Abliegen von einem Hund überspringen. Julia Tchakanova, die Lebensgefährtin von Filip Kaiser, komplettiert den tierischen Part mit ihren jeweils drei Lamas und Windhunden in einer Freiheitsdressur inklusive steigendem Lama am Schluss.


Julot Cousins, Gorgeous Girls, Duo Garcia

Ein Ausrufezeichen im artistischen Bereich setzt der Franzose Julot Cousins. Er erklimmt einen schwankenden Mast, um an die dort oben liegenden Hula-Hoop Reifen zu gelangen und lässt sie kurzerhand in luftiger Höhe kreisen, unter anderem an den Füßen, während er einen Handstand drückt. Schon oft in deutschen Manegen haben wir das Duo Garcia an der rotierenden Rakete gesehen. Die Tricks der beiden sind wirklich nicht ungefährlich, vor allem wenn Pablo Garcia seine Frau Vicky im Zahnhang umher schleudert. Zehn junge Chinesinnen aus Peking präsentieren vor dem Finale als Gorgeous Girls ihre bekannte, perfekt choreographierte Diabolonummer. Wer sie schon unzählige Male gesehen hat, wird trotzdem überrascht, denn jeder Klang der Begleitmusik wird live gespielt und hört sich dabei fast wie die „Original“-Musik vom Band an, nur eben noch mitreißender, so dass Gänsehaut garantiert ist.


Timo Marc, Anke Fiedler, Nicol Nicols 

Gleiches gilt für Drahtseilläufer Nicol Nicols. Auch er zeigt seine Drahtseilnummer mit Tänzerin Havi meist zur Bandmusik, nur in Dresden selbstverständlich nicht. Rückwärts- und Vorwärtssalto sind die Höhepunkte seines Repertoires. Havi begleitet Nicols dabei im Playback auf der Geige. Neben ihr umtanzen den Spanier zu Beginn noch drei weitere Mädchen aus dem Ballett. Zu viert treten sie zudem bei den Exoten und im Finale in Erscheinung. Die prächtigen Kostüme kommen vom Zirkus Charles Knie, ebenso wie eine der Tänzerinnen. Eine weitere attraktive Begleiterin durch das Programm ist Sängerin Anke Fiedler, die mit voller Energie bei der Sache ist und mit Weihnachtsliedern auch manche Umbaupause überbrückt. Für Überbrückungen ist auch Sprechstallmeister Timo Marc zuständig. In den vergangenen drei Jahren lag die Moderation stets in einer anderen Hand, nach dem der langjährige Ansager Petr Kumpfe nicht mehr im Scheinwerferlicht steht. Mal sehen, ob der Schwabe Timo Marc nun jedes Jahr die Ehre bekommt.


Duo Gravity, Fumagalli und Daris 

Zum ersten Mal in der Dresdner Manege steht auch Starclown Fumagalli. Er stimmt als komischer Dirigent das Orchester an, zaubert mit einem Halstuch und darf natürlich im zweiten Teil mit dem Bienchen-Entree glänzen. Ein unglaublich witziger Moment ergibt sich in der besuchten Vorstellung: Nachdem Fumagalli eine Besucherin in der Loge mit Wasser bespuckt hat, nimmt sie selbst den Mund voll, springt hinter seinem Rücken in die Manege und macht den Clown nass. Ein herrlicher Spaß, selbst das Orchester klopft sich auf die Schenkel. Immer an Fumagallis Seite ist sein Bruder Daris Huesca und beim großen Entree noch sein Sohn Niko, der den seriösen Part verkörpert. Niko hat sich zusammen mit Sven Jahn-Munoz eine Strapaten-Nummer erarbeitet. Als Duo Gravity waren sie schon Schlussnummer in der letzten Herman-Renz-Saison und haben nun in Dresden das Publikum auf ihrer Seite. Die ganze Huesca-Family, hier noch mit dem jüngeren Sohn Stefano, und Sven Jahn-Munoz probieren sich zudem als Fuma Boys in Sachen Akrobatik.

Im mitreißenden Finale zu „Underneath the Tree“ von Kelly Clarkson wird das Ensemble zu Recht frenetisch gefeiert. Auch der Erstbesucher ist nun überzeugt, dass Dresden sicher einen Platz unter den Top Five der Weihnachtsproduktionen in Deutschland hat. Ein klassisches Nummernprogramm mit allen traditionellen Zutaten, das großen Spaß macht und in besonderer Weise von der herrlichem Musik und dem hervorragenden Ambiente getragen wird.

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Text: Simon Preißing; Fotos: Markus Moll