Die erste ist
bis auf den letzten Platz ausgelastet. In
der zweiten bleiben rund 500 Plätze unbesetzt. Die Proteste der
„Gelbwesten“ im Stadtzentrum zeigen ihre Auswirkungen. Auch Direktorin
Christiane Bouglione kann deswegen nicht vor Ort sein und ihre Gäste
persönlich begrüßen.
Begrüßung mit Emilion Delbosq und Ensemble
So
ist es am Ensemble, uns willkommen zu heißen. Beim Einlass genauso wie
wenig später in der Manege. Monsieur Loyal Xavier Fagnon und seine Weihnachtsfrauen
stimmen uns formvollendet auf das Kommende ein. Begleitet werden sie
dabei von Emilion Delbosq. Der junge Komiker aus Großbritannien ist zum
dritten Mal beim Cirque de Noel engagiert. Schon öfter haben wir ihm an
dieser Stelle ein Loblied gesungen. Nun ist es nicht anders. Emilion
ist ein „real character“, wie die Briten sagen, eine echte
Persönlichkeit. Vor Beginn der Show sitzt er Nase bohrend im Publikum.
Nachdem er im Scheinwerferlicht die goldenen Tanzschuhe angezogen hat,
legt er zu flotten Beats eine ausgelassene Tanzperformance hin. Bei
weiteren Auftritten wagt der Clown mit schwarzer Brille und
Union-Jack-Tuch an der Hose eine Autofahrt mit Zuschauerin oder
hypnotisiert eine aufblasbare Giraffe. In einer neuen Version erleben
wir sein Spiel mit Rauchkringeln, die von einem Staubsauger produziert
werden. Zum Brüllen komisch ist seine Variante des
Publikums-Orchesters. Wer nicht so performt, wie der Bandleader es
will, bekommt die Konsequenzen zu spüren. Am Ende sind aber alle Gäste
wieder wohlauf. Als Clou gibt Emilion eine Personifizierung von Freddie
Mercury. Traditionell wird die Pause mit den vier verknoteten Herren
aus dem Publikum eingeleitet. Auch hier setzt der Clown eigene witzige
Akzente.
Marine Durand Rech, Melina Igen, Glenn Folco
Marine
Durand Rech eröffnet den artistischen Part mit dem Tanz auf dem
Drahtseil. Die junge Artistin hält sich mit Hilfe eines Schirms auf dem
Seil, welches zwischen zwei schön verzierten Plattformen gespannt ist.
Im hübschen Kleid arbeitet sie eine harmonische Kür. Am Ende balanciert
sie gar auf den Zehenspitzen über den Draht. Die Eltern der folgenden
Künstlerin, Josefine und Daniel Igen, waren im vergangen Jahr mit Hunden und Ziegen beim Cirque de Noel engagiert.
Nun steht ihre Tochter Melina in dieser Manege. Sie präsentiert eine traumhafte Taubendressur. Dressur ist
hier wirklich der richtige Begriff. Denn die Vögel werden nicht nur auf
ein Karussell oder eine Wippe gesetzt, sondern zeigen richtige Tricks.
So etwa den Slalomlauf zwischen Stangen oder das synchrone Laufen auf
den Armen von Melina. Eine schöne Dynamik bekommt die Vorführung durch
die eingebauten Flugsequenzen. Natürlich erleben wir keine Rundflüge
durch das Chapiteau. Hier geht es um kurze Distanzen. Melina Igen weiß
zudem, sich und ihre Tiere gekonnt in Szene zu setzen. So serviert sie
uns ein wunderbares Gesamterlebnis. Nach diesen zumeist ruhigen
Momenten heizt Glenn Folco die Stimmung wieder an. Der jugendliche
Tennis-Jongleur aus Italien sorgt für ordentlich Stimmung. Bis zu fünf
Rackets hält er gleichzeitig in der Luft – und sich selbst immer in
Bewegung. Er startet mit einem Schläger, den er mittels Devil Sticks
manipuliert. Die stärkten Reaktionen des Publikums erhält er für seine
Jonglage von drei Tennisschlägern, in die er einen Rückwärtssalto
einbaut.
Gunter Sackmann, Geraldine Philadelphia, Nicole und Michelle
Zsofia
Komenda ließ ihren Flying Pole 2017/18 im ebenfalls von der Familie
Bouglione betriebenen Cirque d'Hiver kreisen. Nun dürfen wir ihre
sinnliche Kür in einem intimeren Rahmen genießen. Tanz, Ausdruck und
hohes artistisches Können bilden eine wunderbare Symbiose. Es ist nur
allzu verständlich, dass ihr Auftritt der letzte im ersten Programmteil
ist. Der zweite wird von Gunter Sackmann eröffnet. Auch er war mit
seinen Ratten im letzten Winter im Cirque d'Hiver engagiert. Im Stil
eines nostalgischen Circusdirektors präsentiert er die großartigen
Künste von Ratatouille, Gisele und ihren Freunden. Einen
eindrucksvollen Kontrast zu den gewöhnlichen Ratten bilden die großen
Nutrias, die ebenso balancieren und rutschen können. Geraldine
Philadelphia ist mit ihren Reifenjonglagen bestens im Geschäft. In der
vergangenen Sommersaison war sie beim dänischen Zirkus Nemo. Von Paris
aus geht es zum Jubiläumsprogramm des Heilbronner Weihnachtscircus. In
ihrer Nummer jongliert sie auf unterschiedlichste Weise mit Ringen
verschiedener Größen. Zudem demonstriert sie die Biegsamkeit ihres
Körpers. Dank ihrer gewinnenden Persönlichkeit findet sie spielend den
Kontakt zum Publikum, ja flirtet mit ihm. Es macht einfach immer wieder
Spaß, der jugendlichen Artistin zuzusehen. Gleiches werden wir sicher
auch bald über Nicole und Michelle sagen. Denn die Partner-Akrobatik
des Duos aus der Familie Kolev (Flying Wulber) ist brandneu. Und sie
überzeugt vom Start weg, hat es gleich zur Schlussnummer gebracht. Die
hübschen Teenagerinnen verwöhnen uns mit starken Tricks. Zum Auftakt
erleben wir einen einarmigen Handstand auf dem Kopf der Partnerin. Zum
Finale balanciert Michelle ihre Schwester auf den Füßen. Dabei geht es
von der Brücke in eine liegende Position und wieder zurück. Damit
begeistern sie genauso wie mit dem Rest ihrer Darbietung. Premiere
geglückt, herzlichen Glückwunsch!
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