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Cirque Alexandre Bouglione - Brüssel 2018
www.bouglione.be ; 87 Showfotos

Brüssel, 10. November 2018: Die diesjährige Reisesaison verlief alles andere als erfolgreich. Das gibt Alexandre Bouglione unumwunden zu Protokoll. Doch nun steht der Circus der seinen Namen trägt für zwei Monate in Brüssel. Auf einem Platz unweit des Atomiums heißt es zum zwölften Mal „Brussels International Circus Festival“. Dafür wurde das Saisonprogramm um einige Nummern verstärkt. Zudem ist in der Metropole eine große Zeltstadt aufgebaut. Während der Tournee wird in einem Zweimaster gespielt.

Nun bildet ein blau-gelb gestreifter Viermaster mit 40 Metern Durchmesser das Hauptzelt. Ein Zweimaster ist als Vorzelt im Einsatz. In der Front fallen neben dem Kassenwagen und einem historischen Bus insbesondere die reich verzierten Zaunelemente auf. Sie bilden quasi die Fassade und wurden alle selbst gebaut. Ebenso wie etwa die prächtigen Logenkästen im Chapiteau.


Eingangsbereich

Der Cirque Alexandre Bouglione fertigt derartige Schmuckstücke auch für andere Unternehmen. Im Vorzelt findet sich neben der Restauration ein historischer Circuswagen, der für Feiern gemietet werden kann. Das steile, in Naturfarben belassene Holzgradin im Spielzelt bietet, zusammen mit den Logen, insgesamt Platz für 1.200 Zuschauer.


Ofelia Nistorov, Nicolas Bouglione, Anouchka Bouglione

Auf Saison gezeigt wurden insbesondere die hauseigenen Darbietungen. Ofelia Nistorov gibt die mystische Laserwoman. Wir kennen die dunkelhaarige Artistin noch aus der Rollschuhnunmer ihrer Familie. Nun ist sie im schwarzen Cape die Herrin über Laserstrahlen. Manipuliert sie zu Beginn einen einzelnen Strahl, dirigiert sie sogleich ein ganzes Meer aus Lasergebilden. Lebensgefährte Nicolas Bouglione hat es mit einem Rudel Hunde zu tun. Diese hören bereitwillig auf die Kommandos des Juniorchefs und sind sichtbar mit Freude bei der Sache. Seine Schwester Anouchka lässt Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen. Zunächst auf einer Plattform, dann auf dem Manegenteppich. Beim letzten Trick werden es immer mehr Reifen, die sie mit den Händen fängt und dann mit dem Oberkörper in Bewegung hält. Zugeworfen werden ihr diese von Partner Reinaldo Monteiro. Er zeigt zudem im Wechsel mit Anouchka Bouglione seine Rola Rola-Artistik.


Duo Rapolli, Human Slinky, Duo Endless Love

Ebenso mit auf Tournee war das Duo Rapolli. Das sympathische Ehepaar aus der Tschechischen Republik jongliert publikumswirksam mit Keulen und Fußbällen. Höhepunkt ist das Jonglieren im Zwei-Personen-Hoch. Dabei steht Helena auf dem Kopf von Antonin. Helena leitet zudem als Röhrenmensch den zweiten Programmteil ein. Ihr Human Slinky in Regenbogenfarben gibt immer wieder ein schönes Bild ab. Das Duo Endless Love hat sich das Vertikalseil als Requisit ausgesucht. Doch was die beiden daran zeigen, sprengt alle Grenzen des in diesem Genre Üblichen. Der männliche Part hat hier nicht die Aufgabe, am Boden zu stehen und seine Partnerin am Seil in Schwung zu halten. Beide gehen gemeinsam in die Luft. Liviu hält seine Partnerin Mihaela mit den Händen oder mit den Füßen, während sie unter der Kuppel fliegen. Besonders spektakulär ist die Haltefigur im Zahnhang. Die orientalische Aufmachung und die Ausstrahlung der Artisten wertet diese sehr starke Nummer weiter auf. Ein echter Gewinn.


Ethiopian Princesses, Dani Jahn, Team Nogueira

Speziell für Brüssel ins Programm genommen wurden die Ethiopian Princesses. Das sind vier reizende Kontorsionistinnen aus Afrika. Sie können sich nicht nur extrem verbiegen, sondern bilden dabei noch gemeinsam wunderschöne Gebilde. Afrikanisch inspirierte Kostüme runden diese Darbietung bestens ab. Papageien von Alessio werden hier von Dani Jahn vorgeführt. Der Sohn von Conchi Munoz und Gary Jahn dirigiert die bunten Vögel auf eine sehr angenehme, ruhige Art. Seine gefiederten Manegenpartner wissen dies offenbar zu schätzen, denn die Tricks funktionieren wunderbar. Das Gezeigte trägt natürlich die Handschrift der von Alessio bekannten Nummern. Drei Motorradfahrer des Team Nogueira jagen durch eine große Gitterkugel. Als Clou wird diese in der Mitte geöffnet, während das Trio auf seinen Maschinen hindurchjagt. Effektvoll sind zudem die Schlussrunden mit farbiger Beleuchtung.


Opening

Viele Circusse haben in ihren Shows Motive aus dem Film „The Greatest Showman“ aufgenommen. Das ist nur folgerichtig, huldigt der Streifen doch der Circuswelt und schenkt ihr einige wunderbare Musikstücke. So ist der Titel „The Greatest Show“ hier die akustische Untermalung des Openings. Es wird ein energiegeladener Auftakt, in dem die Artisten erste Proben ihres Könnens zeigen und in schönen Choreographien gemeinsam tanzen. Ein Monsieur Loyal per ecxellence ist Pierre Paillé. Schon seit vielen Jahren präsentiert er stilvoll die Shows der Familie Bouglione. Er ist eine imposante Erscheinung, eine wahre Persönlichkeit. Seine eindrucksvolle Stimme tut ihr Übriges. Doch drängt er sich nie in den Vordergrund, macht keine Show um die eigene Person. Vielmehr bereitet er den von ihm angekündigten Artisten die Bühne. Oder aber er ist der Counterpart für Clown Rony. Auch dieser ist schon seit längerer Zeit beim Cirque Alexandre Bouglione engagiert. Wir erleben beide in kleineren Szenen und bei einer eigenen Version des Spukschloß-Entrees. Hier raubt ein Gespenst Rony den Schlaf. Die Kinder im Publikum dürfen lautstark mitmachen und haben so eine besondere Freude. Herrlich ist zudem der turbulente Spaß um ein historisches Taxi, dass nicht anspringen will und dessen Einzelteile nicht mehr ganz so fest sitzen. Gaspar Monteiro und ein Junior der Bougliones sind hier mit von der Partie.

Mit seinem 12. Circusfestival von Brüssel bietet der Cirque Alexandre Bouglione rund 105 Minuten (inklusive Pause) beste Unterhaltung. Auch in dieser Ausgabe wird der klassische Circus gefeiert. Es ist ein starkes, ausgewogenes Programm. Dies natürlich unter Berücksichtigung des in Belgien geltenden Wildtierverbots. Von richtig guter Qualität sind zudem Licht- und Tonanlage. Somit ist das Gesamterlebnis überzeugend. Das eindrucksvolle nostalgische Material setzt ein zusätzliches Ausrufezeichen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch