CHPITEAU.DE

Reutlinger Weihnachtscircus 2017/18
www.reutlinger-weihnachtscircus.de ; 120 Showfotos

Reutlingen, 27. Dezember 2017: Schon seit 15 Jahren schlägt der Reutlinger Weihnachtscircus seine Zelte auf und ist damit einer der traditionsreichsten seiner Art in Deutschland. Auch diesen Winter ist es der Familie von Michael und Andrea Sperlich gelungen, ein rundes Programm mit starken Darbietungen zusammenzustellen. Es muss sich unter der flotten Regie von Massimiliano Sblattero auch nicht vor den ganz großen Weihnachtsproduktionen verstecken. Den Anfang der Show übernimmt der Italiener selbst und wärmt mit einem Klatschspiel in seinem ganz eigenen Stil das Publikum auf

Dann versetzt das Opening die Besucher in Weihnachtsstimmung. Mit einem live gesungenen „All i want for Christmas“ begleitet Sängerin Sophia Wenke den Auftakt. Unter Schneeflocken aus der Kuppel tanzt das vierköpfige Ballett, bevor die zahlreichen Artisten die Manege zu einem kurzen Charivari bevölkern. Die bildhübschen Tänzerinnen treten im Verlauf des Programms noch weitere Male auf. Als Überbrückung von Umbauten und gleichzeitig zur Einleitung der folgenden Nummern werden sie äußerst geschickt eingesetzt.


Zim-Boys, Adele Olivera, Rosi Hochegger

Während die Ansagerin Amanda Sperlich das Publikum im fast ausverkauften Zelt begrüßt, müssen sich die Ballettmädchen in Windeseile umziehen. Denn gleich bei der ersten Darbietung stehen sie in afrikanischen Gewändern im Hintergrund. So machen den Anfang der Nummernfolge folgerichtig die fünf Mann starken Zim-Boys. Sie beweisen sich als Springer, Pyramidenbauer und Limbo-Künstler. Die passende gesangliche Begleitung liefert Sophia Wanke mit „Waka-Waka“ zu Beginn der Nummer. Schade nur, dass man sie, in der von uns besuchten Vorstellung, nicht richtig verstehen kann, da die Bandmusik sie übertönt. Mit Adele Olivera und ihren Chihuahuas geht es tierisch weiter. Neben dem hohen Schauwert der Tiere springen die kleinen Vierbeiner unter anderen durch Reifen, laufen auf den Hinterbeinen oder bilden eine Art „Hundebar“, in dem sie mit den Vorderbeinen auf einen Balken steigen. Die größeren Hunderassen gibt es allerdings im zweiten Teil zu sehen. Dann bietet Rosi Hochegger mit ihrer preisgekrönten Darbietung den Höhepunkt des Programms. Eigentlich hatte die Tierlehrerin für Flic Flacs „Festival der besten Artisten“ in Kassel einen Vertrag, doch auf Grund eines von Tierrechtlern ausgelösten Shitstorms kam das Engagement letztlich nicht zustande. Daraufhin machte Michael Sperlich einen lange gehegten Wunsch war und holte sie nach Reutlingen. Wegen der weit auseinander liegenden Platzierung und des großen Unterschieds beider Darbietungen wirkt es sich in keiner Weise negativ auf die Show aus, dass zwei Mal bellende Freunde zu sehen sind. Selbstverständlich hat Hochegger auch ihr Bettpferd Scout mit nach Baden-Württemberg gebracht. Es legt sich schlafen, weigert sich über eine Hürde zu springen und spielt der sympathischen Tierlehrerin so einige Streiche. Das sorgt für Lachen bei Groß und Klein.


Eva Rosante, Veronika Faltiny, Paolo Ernesto

Auch Adele Olivera hat noch einen zweiten tierischen Auftritt. Zusammen mit ihrem Mann Franco bringt sie bunte Aras in die Manege. Auf einem Tisch zeigen die Vögel bekannte Tricks wie Fahrrad- und Autofahren. Zudem stellt ein Papagei sogar sein Sprechtalent unter Beweis. Zum Ende der Nummer dürfen zwei Exemplare frei durch das Zelt fliegen. Komplettiert wird der tierische Part durch die Seelöwen von Eva und Igor Rosante. Bekannt ist ihre Nummer durch Engagements im Europapark und im Heilbronner Weihnachtscircus. Dass Igor Rosante seine geplante Lasershow aufgrund des defekten Requisits nicht zeigen kann, schadet dem Programm nicht. Neben den fünf Tiernummern sowie Humor ist es vollgepackt mit sieben artistischen Darbietungen. Zwei davon steuern Veronika Faltiny und ihr italienischer Ehemann Paolo Ernesto bei. Faltiny zeigt im ersten Teil eine Luftnummer am Kronleuchter. Gekonnt bietet die Tschechin zur Musik aus dem Musical „Phantom der Oper“ eine Vielzahl an Tricks bis zum Genickhangwirbel. Nach der Pause zeigt sie mit Ernesto eine schnelle Rollschuhnummer. Ganz in weiß sind Requisiten und Kostüme der beiden gehalten. Dies verleiht dem Ganzen eine edle Aufmachung. Ernesto übernimmt zudem die Rolle des Clowns. Als klassischer August gibt er auf seiner Trompete „Over the Rainbow“ zum Besten und spielt das selten gezeigte Waschmaschinenentree, in dem auch sein kleiner Sohn mitwirkt. Aufgrund seiner akrobatischen Tätigkeit im zweiten Teil beschränkt er sich auf diese beiden komischen Auftritte vor der Pause.


Kenneth Huesca, Priscilla Errani, Team Nogueira

Wer allerdings denkt, dass es danach nichts mehr zum Lachen gibt, der irrt sich. Kenneth Huesca sorgt mit seiner allseits bekannten Bauchrednernummer für Heiterkeit. Im Gegensatz zu vergangenen Engagements hierzulande und auch in Reutlingen wurde sein frecher Drache „Luigi“ durch den Affen „King Kong“ ersetzt. Darauf folgt natürlich auch das Einbeziehen von drei Zuschauern aus dem Publikum. Auf das Musizieren verzichtet er dagegen. Wie Huesca von Charles Knie bekannt sind Priscilla Errani und ihr Partner Marco Moressa. Sie zeigen im zweiten Teil ihre spannende Armbrust- und Messerwerfnummer, bei der sich die beiden Italiener mit dem Werfen und Schießen abwechseln. Mal schießt Marco auf den Stiel einer Rose, der von Priscilla mit dem Mund gehalten wird, mal sie den Pfeil in einen Würfel, den er in der Hand hält. Als Schlusstrick rotiert Priscilla am sich drehenden Messerbrett, während Marco darauf zielt. Immer wieder ein Genuss ist auch Priscillas Hula-Hoop-Darbietung. Zur bekannten Choreographie zeigt sie eine Vielzahl von Tricks in schneller Abfolge und wird dafür mit sehr viel Beifall belohnt. Die Schlussnummer im Programm bildet die beim Publikum immer wieder beliebte Motorradkugel. Hierfür wurde das Team Nogueira engagiert. Bei einem einzigen Fahrer angefangen, steigert sich deren Zahl auf drei. Eindrucksvoll ist auch das Splitting der Kugel. Auch wenn die Menge der Fahrer überschaubar ist, ruft dieses Genre auch hier begeisterte Pfiffe und Fußgetrampel wie keine andere Darbietung hervor. Ebenfalls zum Team Nogueira gehört Jasmin Chantall, die mit ihren Antipodenspielen den artistischen Part komplettiert. Auf die Jonglage mit bis zu vier Teppichen folgt der originelle Abschluss, bei dem sie große Bälle in eine Art Kugelbahn einwirft. So schön wie das Opening ist auch das Finale gestaltet. Es wird mit Wunderkerzen und der Vorstellung der Artisten ausgiebig zelebriert, das Ballett zeigt sich in klassischen Revuekostümen, und nochmals rieselt Kunstschnee von der Decke.

Für ein harmonisches Ende sorgt schließlich die Sängerin Sophia Wanke mit dem kleinen Clown. Während sie „Heal the world“ von Michael Jackson singt, öffnet sich der Vorhang zum letzten Mal und die beiden nehmen mit der dahinter stehenden Artistenschar ihren letzten Applaus entgegen. Ein schönes Ende einer schönen Circusshow, die ihr ganzes Potenzial herausholt und in dem vergleichsweise kleinen Chapiteau eine besondere Wirkung hat.

________________________________________________________________________
Text: Simon Preissing; Fotos: Stefan Gierisch