In den vergangenen Jahren ist das
Saisonprogramm für das zweimonatige Paris-Gastspiel immer durch
mindestens eine weitere Nummer verstärkt worden. Diesmal treten
ausschließlich die Artisten in Erscheinung, welche auch in den
letzten zehn Monaten mit durch Frankreich tourten. Beibehalten
wurde hingegen der schnörkellose Programmablauf. Und so beginnt
die Show ganz ohne Begrüßung oder eine Ouvertüre.
Frédéric Edelstein
Den Anfang macht, wie zumeist in
den Abendvorstellungen bei Pinder, die zwölfköpfige weiße
Löwengruppe. Vorgeführt von Juniorchef Frédéric Edelstein,
gehört sie sicher zu den trickstärksten Raubtiernummern unserer
Zeit. Es entstehen wunderschöne Bilder, wenn zum Beispiel zehn
Löwinnen einen Fächer bilden oder zwölf Tiere in einer Reihe
hochsitzen. Eine große Rarität wird mit einer vorwärts
steigenden Löwin geboten, sieht man diesen Trick doch meist nur
von Tigern.
Sandro Montez
Ohnehin sind die Tiernummern die
wahre Stärke dieses Programms. Sandro Montez ist nun schon das
vierte Jahr in Folge mit Pinder unterwegs. Er zeigt, was seine
sechs Hunde gelernt haben. Mit ungeheurem Tempo wirbeln die
Vierbeiner durch die Manege und beherrschen auch
außergewöhnliche Tricks. So hält zum Beispiel ein Hund einen
Reifen mit seinem Maul in die Höhe, damit ein anderer
durchspringen kann. Mindestens genauso beeindruckend ist, was
Sandro Montez aus dem hauseigenen Exotentableau gemacht hat.
Neun Kamele, sechs Esel und drei Fjordpferde zeigen eine
anspruchsvolle Laufarbeit, unter anderem mit dem synchronen
Walzen in neun Paaren. Dann bilden sie ein großes Karussell auf
drei Bahnen. Die abliegenden Kamele werden kurz darauf von zwei
walzenden Zebras umrundet, und die Pferde steigen zu dritt vor
der Szenerie. Nachmittags sind zumeist die Exoten
Eröffnungsnummer.
Rampin Clowns
Ein klassisches Clownstrio wird
in allen Pinder-Programmen geboten. Dieses Jahr sind die Rampins
dafür zuständig. Die zwei Brüder waren mit ihren ikarischen
Spielen einige Jahre bei Soleil unter Vertrag, doch nun widmen
sie sich mit ihrem Vater ganz dem komischen Fach. Mit ihrem
„Musizieren ist hier verboten“ überbrücken sie den Aufbau des
Fangnetzes für die Luftnummer. In ihrem großen Entree zeigen die
zwei Auguste und der Weißclown dann nach vielen Ohrfeigen ihre
eigene Version des Bienchens, die ganz ohne Alkohol auskommt.
Dafür besticht sie durch ihre bunten Requisiten und Kostüme, die
für ein farbenfrohes, fröhliches Bild sorgen.
Zdenek Supka,
Diablos Blancos, Valeriy Olshanskyy
Nicht ganz mithalten kann dieses
Jahr hingegen der artistische Part. Unser Favorit ist hier
Zdenek Polach aus Tschechien, ein ausgezeichneter Jongleur. Er
versteht es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Zu
mitreißender Musik jongliert der 22-Jährige mit großen weißen
Bällen in steigender Anzahl, bis er schlussendlich, mit Hilfe
eines am Gürtel befestigten Gestells, sieben Stück in der Luft
hält. Zum festen Ensemble bei Pinder gehört inzwischen der
Ukrainer Valeriy Olshanskyy. Kraftvoll arbeitet er an den
Tüchern und überbrückt damit auch in diesem Jahr den Abbau des
Raubtierkäfigs. Neben diesen beiden Artistenpersönlichkeiten
liegt der restliche Teil in der Hand einer kubanischen Truppe "Diablos
Blancos". Ihren stärksten Auftritt haben die sieben Männer und
zwei Frauen vor der Pause mit ihrer Luftnummer. Zwei Fangstühle
sind dabei gegenüber gestellt, während in der Mitte eine
Reckstange montiert ist. Zwei weitere Fangstühle stehen sich in
der Mitte der Flugbahnen gegenüber. Interessante Flüge werden
somit geboten und mit dem dreifachen Salto gekrönt. Allerdings
erscheint dieser kompakte Luftapparat mit kurzen Flugbahnen für
die gewaltigen Ausmaße des Sechsmast-Chapiteaus zu klein.
Diablos Blancos,
Romain Greveldinger, Swing Urbano
Auch die Eröffnung des zweiten
Programmteils gehört den Kubanern. Zwei Mitglieder alias "Sing
Urbano" zeigen in schwarzen Outfits Akrobatik am Chinesischen
Masten. Die Tricks können sich sehen lassen, doch die
musikalische Begleitung durch „Gangster-Rap“ mit entsprechendem
Gehabe der Akteure schmälert die Wirkung erheblich. Auch die
Schlussnummer an der Russischen Schaukel leidet unter der
unpassenden Musik. Hier könnte man mehr herausholen. Die etwas
kurze Darbietung beinhaltet unter anderen den Sprung durch einen
Reifen, der im Drei-Mann Hoch gehalten wird, sowie den Flug in
einen Sessel. Sehr zu überzeugen wissen dagegen die Akustik der
Tonanlage sowie das pompöse Licht, welches im Vergleich zu
vorherigen Paris-Gastspielen nochmals aufgestockt wurde. Neu ist
unter anderem ein Stahlring über der Manege, der Moving Heads trägt. Außerdem zeigen zwei Bildschirme am
Artisteneingang passende Hintergründe zu den Nummern oder
Nahaufnahmen des gerade Gebotenen per Live-Video. Ebenfalls neu
ist der junge Sprechstallmeister Romain Greveldinger. Er
informiert das Publikum während den teilweise zu langen Umbauten
über die Darbietungen und das Unternehmen. |