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Circus Krone - Februar 2018
www.circus-krone.de ; 135 Showfotos

München, 3. Februar 2018: Die ganze Spielzeit 2017/18 ist der im vergangenen Jahr verstorbenen Prinzipalin des Circus Krone gewidmet. Christel Sembach-Krone hat alle Shows noch selbst zusammengestellt. Das zweite Programm trägt den Titel „Hommage“. Insbesondere das Opening und die Pferdedressuren erinnern an die langjährige Direktorin des Münchner Traditionsunternehmens. Wie bereits im Januar werden zu Beginn der Vorstellung Fotos von ihrem Wirken auf eine große Leinwand vor dem Orchester projiziert. Bandleader Oleksandr Krasyun spielt dazu „La vie en rose“.

Dabei steht er auf einer der Treppen im Zuschauerraum. Ihm gegenüber begrüßt sodann Nikolai Tovarich gewohnt stilvoll gekleidet das Publikum. Gänsehautmomente garantiert die Pferderevue. Sie ist zur Musik von Riverdance inszeniert. In jener Aufmachung präsentierte Christel Sembach-Krone ihre Freiheitsdressuren in den Tourneeproduktionen der Jahre 2000 bis 2005. Das Plakatmotiv des aktuellen Februar-Programms stammt aus dieser Zeit.


Jana Lacey-Krone und Martin Lacey junior

Den passenden tänzerischen Auftakt und die Intermezzi zwischen den Auftritten der edlen Hengste gestalten eine Tänzerin und drei Tänzer von der Irish Dance School Germany. Das tun sie im Haupteingang und auf kleinen Plattformen, die im Zuschauerbereich aufgebaut sind. In der Manege dann eine Premiere. Denn die Pferde werden nicht nur wie gewohnt von Jana Lacey-Krone dirigiert. Die jetzige Direktorin wechselt sich dabei mit ihrem Ehemann Martin Lacey junior ab. Zunächst führt sie ein weißes, er ein schwarzes Pferd. Die Kostüme sind komplementär dazu gewählt. Sprich, Jana trägt schwarz, Martin weiß. Jana lässt anschließend drei weiße Araber, dann drei Noniusse in Freiheit laufen. Martin folgt mit drei Zebras. Dann erleben wir noch einmal Jana Lacey-Krone. Jetzt mit einem Fünferzug Noniusse. Den Abschluss bilden Martin Lacey junior und ein Cremello als Steiger. Das alles zu den treibenden Rhythmen von Riverdance. Das wunderschöne Gesamtbild hat vor allen Dingen symbolischen Charakter. Eine wunderbare Idee wird hier liebevoll umgesetzt.


Jana Lacey-Krone, Martin Lacey junior, Maike Probst

Natürlich erleben wir Jana Lacey-Krone auch mit den Wappentieren des Hauses. Gemeinsam mit James Puydebois bringt sie die indische Elefantendame Mala sowie die beiden Afrikanerinnen Aisha und Kenya in die Manege. Für die Tiere gab es dazu neue Kopfputze aus hauseigener Fertigung. Sie haben genauso die Farben grün, weiß und silber wie das dazu passende Kleid von Jana. Zusammen zeigen Mensch und Tier einen Querschnitt aus dem großen Repertoire der Krone-Elefanten. Nach seinem Engagement beim Weltweihnachtscircus ist Martin Lacey junior zum Circus Krone zurückgekehrt. Das Publikum in München feiert seinen Star mit wahren Ovationen. Und das natürlich vollkommen zu recht. Denn seine große Raubtiergruppe mit Löwen und Tigern ist wirklich einsame Weltspitze. Es ist ein Hochgenuss, Lacey inmitten von 26 bildschönen Großkatzen zu erleben. Wie er seine Schützlinge lenkt und mit ihnen einzigartige Tricks zeigt ist immer wieder faszinierend. Ebenfalls groß ist die Tierfamilie von Maike und Jörg Probst. Diese kommt allerdings ohne Zentralkäfig aus. Denn das sympathische Paar teilt sich die Manege mit Ziegen, Hunden, Schweinen, Hähnen und einem Esel. Es ist eine herrliche Gaudi, bei der die Tierlehrer in Tracht gewohnt extrovertiert agieren. Wie fast immer, gibt es neue Tricks zu entdecken. Etwa die wechselnde Zusammensetzung ihrer Version der Bremer Stadtmusikanten. Ein wilder Rodeoritt von Jörg auf dem Esel beendet diesen tierischen Spaß.


Michael Ferreri, Slay Brothers, Alex Michael

Eine Tradition der Februar-Programme ist es, direkt im Anschluss an das Internationale Circusfestival von Monte Carlo Nummern von dort nach München zu holen. Zwei Nummern haben in diesem Winter den Weg von der Cote d'azur an die Isar genommen. Allen voran Michael Ferreri. Nachdem er 2016 beim European Youth Circus „Gold“ gewonnen hat, gab es für den jungen Jongleur im Fürstentum am Mittelmeer einen „Bronzenen Clown“. Mit bis zu neun weißen Bällen jongliert er ganz virtuos und immer mit einem verschmitzten Lächeln. In hohem Tempo eröffnet er die Spielfolge. Hochgeschwindigkeit ist ebenfalls bei den Saly Brothers gefragt. Sie erhielten in Monaco zwei Sonderpreise. Mit Bolaspielen und Trommeln bringen sie das Feuer Argentiniens in die bayerische Landeshauptstadt. Für heiße Latino-Rhythmen und beste Stimmung ist also gesorgt. Bereits 2017 in Monte Carlo zu erleben war Alex Michael. Er zeigt sowohl den Deckenlauf als auch den Sprung von Trapez zu Trapez. Das alles in großer Höhe und völlig ungesichert. Nervenkitzel ist mithin garantiert. Doch der ehemalige Flieger der Flying Michaels beherrscht seine Kunst exzellent. Souverän gleitet er nach seinem Thriller unter der Kuppel am Seil zurück auf den sicheren Boden.


Vicky und Pablo Garcia, Changzhi Akrobatik, High 5

Noch höher hinaus wollen Vicky und Pablo Garcia. Mit ihrer Rakete geht es bis in den Weltraum. Das glänzende Raumschiff startet im Kunstnebel zu seiner Reise. Sobald die Umlaufbahn erreicht ist, öffnet sich die obere Luke und Pablo steigt heraus. Er macht auf dem kreisenden Flugobjekt einen Handstand. Gemeinsam mit Ehefrau Vicky geht es unter der Rakete weiter. Sie begeistern mit gewagten Figuren, bei denen Pablo seine Partnerin in verschiedenen Posen hält, während das Requisit rotiert. So befestigt er etwa mit einer Schlaufe ein Trapez um seinen Hals. Vicky hält sich mit nur einem Fuß daran fest. Auch hier ist das Risiko sehr hoch. Entspannter gestaltet sich da das Zusehen bei Guo Zhimin und Zhang Jiaxiang. Ihr Ballett auf Schultern findet auf dem Boden statt, ist aber dennoch äußerst anspruchsvoll. Die beiden jungen Chinesen beweisen dabei eine beeindruckende Körperbeherrschung. Er benötigt vor allen Dingen Kraft, sie Gleichgewichtsgefühl. Dass sie beides haben, demonstrieren sie in einer traumhaften Choreographie. Die „Men in black“ bilden den Sountrack für High 5. Dahinter verbergen sich fünf Ungarn. Mit ihrer Akrobatik auf dem Trampolin gewannen sie beim European Youth Circus 2016 den ersten Preis in der jüngeren Kategorie. Natürlich tragen sie schwarze Anzüge. Zumindest die Dame und drei der Herren. Nummer fünf erleben wir als grünes Fantasiewesen. In einer lebhaften Inszenierung präsentieren sie mit viel Tempo variantenreich Sprünge. Besondere Flugkombinationen werden durch eine Plattform auf der einen und einen Fangstuhl auf der anderen Seite des Trampolins möglich. Schade nur, dass die Musik dazu aus der Konserve kommt. Das bremst die Energie etwas. Bei den meisten anderen Nummern musiziert hingegen das hervorragende Orchester unter der Leitung von Oleksandr Krasyun.


Julia, Tochter von Clown Bonbon

Seine ganze Familie mit nach München gebracht hat Bonbon, der kreative Clown aus Dänemark. Gattin Tiina kennen wir bereits von anderen gemeinsamen Engagements in Deutschland. Beider sportlich-witziges Badminton-Match ist nach wie vor unerreicht. Es gehört natürlich auch in München zum Repertoire. Beim Aufbau für High 5 erleben wir sie in einem wahren Affentheater. Bonbon sitzt im Käfig, den ein großer Gorilla trägt. Sohn Joakim reitet auf einem anderen. Ein dritter gesellt sich zu ihnen. Beim Abbau des Zentralkäfigs schicken Vater und beide Kinder, neben Joakim noch Tochter Julia, große Bälle auf die Reise durchs Publikum. Die Geschwister spielen zwei weitere Szenen. Bei der einen rutscht Joakims Kopf beim Niesen – dank des geschickten Kostüms - eine Etage tiefer. Bei der anderen überrascht uns Julia mit einem Zopfhang. Ihre Auftritte sind allesamt sehr sympathisch. Das Quartett sorgt für Freude beim Publikum – und für Licht beim frenetisch gefeierten Finale. Mit der „Krone-Fernbedienung“ erleuchten sie eine über der Manege hängende Krone und Lichtschläuche, die von der Piste aus dorthin führen. Ringmaster Nikolai Tovarich singt zum Abschied „There's no business like showbusiness“. Seine Schlussworte muss er allerdings im Schein von Taschenlampen sprechen. Denn Familie Bonbon hat noch einmal an der Fernbedienung gespielt und diesmal wohl die falschen Tasten erwischt. Das ist natürlich alles nur gespielt. Denn Celestino Munoz hat die Lichtanlage gewohnt souverän im Griff. Seine Kreationen unterstützen die Show bestens.

Mit diesem Februar-Programm präsentiert Krone seinem Publikum eine sehr stimmige, hochkarätige Circusshow. Die Mischung stimmt ebenso wie das hohe Niveau. Mit der Form ihrer Würdigung der ehemaligen Prinzipalin zeigt die jetzige Direktion, dass sie neue Wege geht. Dass sie diesem Riesencircus ein Gesicht gibt. Diese Richtung ist für mich goldrichtig. Aus dem Kronebau kennen wir diese sympathische Form der Präsentation schon länger, dem Saisonprogramm würden sie ebenfalls gut tun. Zunächst aber heißt es, die Winterproduktionen zu genießen. Diese zweite Show der aktuellen Spielzeit sei uneingeschränkt empfohlen.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch