In Sachen Tierschutz hätte Krone diese Auszeichnung weitaus
mehr verdient als er, so der Tenor seiner Begründung. Nun
sollte es also zumindest Haustiere beim „9. Festival der Artisten“
geben. Als das
Engagement von Rosi Hochegger in den Medien bekanntgegeben wurde,
geriet die öffentliche Meinung in Wallung. Die vollkommen substanzlose
Empörung aus den bekannten Kreisen verschaffte sich lautstark Gehör.
Wie Flic Flac in der Presse kommunizierte, drohten Tierrechtler sogar
damit, die Zeltanlagen anzuzünden. Letztendlich kam das
Engagement der Tiertrainerin dann doch nicht zustande. Schade,
denn die beiden Darbietungen hätten gut ins Programm gepasst.
Peter Dams und Partner
So
gibt es im Winter 2017/18 auf dem Friedrichsplatz eben wieder ein
reines Artistenfestival. Leider das bislang schwächste. Lediglich
sieben akrobatische Nummern und zwei Comedy Acts stellen sich dem
Wettbewerb. Keine Darbietung davon mit einem wirklichen Wow-Effekt.
Moderiert wird die Show von Peter Dams alias Brian O’Gott. Er wirft die
Mützen zur Auswahl der Juroren aus dem Publikum in den Zuschauerraum
und singt mit „My Home Is My Kassel“ eine Hommage an die nordhessische
Metropole. Am witzigsten ist seine Version der Hessenschau. Zusammen
mit einem Artisten rotiert er in gemächlichem Tempo um die Mittelachse
eines runden Fernsehstudios. Der obere Bereich bildet dabei den
Fernsehschirm. Das Bild darauf ist immer in der Waagerechten. Dadurch
ergeben sich originelle Effekte. So scheinen etwa Gegenstände
schwerelos durch den Raum zu schweben. Das Publikum darf auf ein
abgemachtes Stichwort hin lautstark seine Bewunderung kundtun. Mithin
erleben wir eine innovative Idee, die brillant umgesetzt wird und für
größte Heiterkeit sorgt. Mit dem Kontrast zwischen der riesigen Frau
und dem kleinen Herrn spielt das Duo Dittmar. Als sie noch in
ihrem Häuschen sitzt, scheint alles ganz normal. Wenn die Dame dann
aber vor die Tür tritt, wird der Größenunterschied deutlich. Beim
gemeinsamen Tanz wird klar, wer von beiden das Sagen hat.
"Master of Hellfire" Hubertus Wawra
15
Jahre nach seinem ersten Auftritt bei Flic Flac überhaupt ist Hubertus
Wawra nach Kassel zurückgekehrt. Die Premiere fand ebenfalls hier
statt. Seitdem hat der „Master of Hellfire“ eine beachtliche Karriere
hingelegt, die aber immer eng mit Flic Flac verbunden war und nach wie
vor ist. Denken wir nur an die im März 2018 startende Show „Freaks“,
bei der Wawra Produzent ist. Beim „9. Festival der Artisten“ bestreitet
er drei Nummern. Alle zeichnen sich durch seinen Wortwitz in Thüringer
Sprachfärbung aus. Für sein feuriges Gitarrensolo hat er gleich die
richtigen Schuhe an. Links „leicht erhöht“. Was beim Herunterlaufen der
Treppe noch störend wirkt, erweist sich beim Musizieren als durchaus
praktisch. Natürlich fangen die Ärmel seiner Lederjacke während des
Songs an zu brennen. Die große Feuerkanone holt er vor der Pause
heraus. Der Zuschauerin als Halterin der Zielscheibe bleibt allerdings
ein brennendes Inferno erspart. Kurzerhand wird die runde Scheibe zur
Infotafel umfunktioniert. Aus der hoch gefährdeten Assistentin wird ein
Nummerngirl. Ordentlich gezündelt wird nach der Pause. Dann zeigt er
Feuertricks im dunklen Anzug. Und mit einer „kleinen“ Dosis Koks wird die Stimmung gar noch
besser. Nicht nur bei Hubertus Wawra, sondern ebenfalls bei den
Zuschauern. Diese gehen hörbar begeistert mit. Zudem belohnt ihn die
Publikumsjury mit dem zweiten Preis.
Geraldine Philadelphia, Popov Truppe, Flash of Splash
Nach
der Eröffnungs-Choreographie mit Artisten in schwarzen Outfits und
weißen Handschuhen gehört die runde Bühne Geraldine Philadelphia. Zur
bekannten Musik im Roncalli-Sound jongliert sie mit Reifen. In ihrer
Kür kombiniert sie Equilibristik, Hula Hoop-Artistik und klassische
Jonglagen auf wunderbare Weise. Im vergangenen Jahr war die hübsche
junge Dame mit Nock in der Schweiz auf Tournee. 2018 geht es zu Nemo
nach Dänemark. Deutlich härter wird die akustische Begleitung bei der
Popov-Truppe. Zu Beginn des Gastspiels arbeiteten sie noch zu typisch
russischer Musik. Bald aber wurde Flic Flac-gemäß auf Rammstein
umgestellt. „Ich will“ lautet der Titel, zu dem sich die sieben
Artisten – nun in Jeans und dunklem T-Shirt beziehungsweise Hemd –
gegenseitig mit dem Schleuderbrett in die Höhe katapultieren. Dass
diese Form des Auftritts für sie neu ist, ist den Akteure noch etwas
anzumerken. Ihre Akrobatik aber überzeugt auf ganzer Linie.
Letztendlich gibt es für die Popov-Truppe den ersten Preis des
Festivals. Ihre gewagten Sprünge mit und ohne Stelzen landen sie auf
einer großen Matte. Der dritte Platz geht an das Duo Flash of Splash.
Seine Choreographie an den Strapaten begeistert in allen Belangen.
Leistung und Verkauf sind großartig. Ihre gewagten Flüge werden
wunderbar durch das Lichtdesign unterstützt. Beim Schlusstrick hält sie
ihren Partner mit den Zähnen fest, während er ebenfalls nur mit dem
Gebiss Halt findet.
Adrian Ramos von den Flying Martinis, Gorgeous Girls, D'Holmikers
Eine
Lasershow eröffnet den zweiten Teil. Dann gehört der Raum unter der
Kuppel den Flying Martinis. Eine Fliegerin, zwei Flieger und ein
Fänger präsentieren ein typisches Repertoire am Fliegenden Trapez. Die
Passage gibt es nicht, dafür wagt der 18-jährige Maicol Martini den
gestreckten Dreifachen Salto. Im zweiten Versuch wird er an diesem
Nachmittag gefangen. Die Darbietung endet mit dem Kopfsprung aus der
Kuppel von Adrian Ramos. Den Ruhepol der Show bildet das Duo Together.
Das jugendliche Paar zeigt eine sinnliche Liebesgeschichte. Es ist eine
ausdrucksstarke Mischung aus Tanz und Partnerakrobatik. Die
Besonderheit liegt darin, dass der Mann nur ein Bein hat. Einige Tricks
sind dadurch nicht möglich, andere werden noch anspruchsvoller. Zwei
große Formationen stehen am Ende des Programms. Die Gorgeous Girls
folgen einer strengen Choreographie. Die zehn Artistinnen der Beijing
Acrobatic Troupe jonglieren zu chinesischer Musik mit Diabolos. Es
entstehen großartige Bilder. Tricks der gesamten Gruppe ergänzen sich
mit Soloauftritten. Ihr Markenzeichen sind die langen Federn am Kopf.
Dagegen herrscht bei D'Holmikers das (geplante) Chaos. Der grauhaarige
Professor mit der Fernbedienung hat offensichtlich die Kontrolle über
seine gruselige Mannschaft verloren. Zu „Ghostbusters“ fegen sie über
einen Barren und überraschen mit abgefahrenen Kunststücken. Natürlich
stecken hinter dem Durcheinander ein durchdachter Plan und großes
Können.
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