Sie empörten sich auf der Facebook-Seite des Freizeitparks
über die Auftritte der Elefanten.
Die regionale Tagespresse griff das Thema auf. Als
Konsequenz nahm der Europa-Park die Dressur mit den
Dickhäutern nach wenigen Vorstellungen aus dem Programm. „Die
Zufriedenheit der Besucher hat für den Europa-Park immer
oberste Priorität. Obwohl alle rechtlichen Bedingungen für
Haltung und Auftritt erfüllt waren, haben wir uns entschieden,
die Wildtierdressur aus dem Programm unserer Zirkus Revue zu
nehmen. Die Darbietung, die von qualifizierten und erfahrenen
externen Vertragspartnern präsentiert wurde, wird mit
sofortiger Wirkung aus der Show genommen.“ Mit diesem
Statement begründet der Park seine Entscheidung. Es steht zu
bezweifeln, ob es sich bei den protestierenden Social
Media-Nutzern wirklich um Besucher des Europa-Parks handelt.
Die Menschen, die den Park tatsächlich besuchen, haben in den
vergangenen Jahren den Vorführungen von Wildtieren gerne
zugesehen. Warum soll das von einem Tag auf den anderen nicht
mehr der Fall sein? Hat der Europa-Park mit langjähriger
Erfahrung im Entertainment-Bereich komplett an den Wünschen
seines Publikums vorbei engagiert? Wie dem auch sei. Sonni
Frankello dürfte die Entscheidung hart getroffen haben. Für
den Circus mit (Wild-)Tieren ist sie ein Rückschlag.
Opening mit Showballett
Dabei
ist diese Zirkus-Revue ein Fest des klassischen Circus. Die Regie liegt
bei Joseph Bouglione. Es musiziert ein Orchester unter der Leitung von
Tino Aeby, der schon als Dirigent bei Knie, Nock oder Dannebrog
gearbeitet hat. Nicht zuletzt ist das Ambiente wirklich traumhaft.
Gespielt wird in einem großen roten Viermast-Chapiteau. Die
Innenausstattung in den Farben Rot und Gold ist vom Feinsten. Bei
idealem Wetter ist der Europa-Park an diesem Tag bestens gefüllt.
Unzählige Attraktionen locken, die riesige Anlage ist in allen
Bereichen aufwendig weihnachtlich dekoriert. Trotzdem ist das Gradin im
Circuszelt bei dieser zweiten von drei Shows bestens besetzt. Der Circus
hat seine Anziehungskraft.
Tom & Pepe mit Wolf Fisher
Im wundervollen
Opening begrüßen uns die sechs Damen des Balletts. Flott
eröffnen sie die Show. Die hübschen Tänzerinnen werden wir im
weiteren Verlauf noch des öfteren erleben. Immer in äußerst
professionellen Choreographien und geschmackvollen Kostümen.
Zu Beginn tragen sie schicke Paradeuniformen und Zylinder.
Noch edler gekleidet ist nur Wolf Fisher. Er gibt einen
Monsieur Loyal aus dem Bilderbuch. Fisher führt charmant durch
das Programm. Und er ist der Counterpart für Tom & Pepe. Die
Clowns sind ebenfalls Teil der Eröffnungsszene. Obwohl schon
im dritten Jahr in Folge in der Zirkusrevue des Parks,
begeistert das Duo mit neuen, großartigen Auftritten. Ihre
Rollen spielen sie hinreißend. Tom gibt den vermeintlich
schlaueren der beiden, Pepe den vertrottelten. Bei ihrem
größten Einsatz entfachen sie ein wahres Feuerwerk an
origineller Artistik. Sie jonglieren mit riesigen Donuts,
balancieren eine Sonnenblume auf dem Kinn oder lassen Teller
auf einem Wikingerhelm rotieren. Grandios ist das Stapeln von
Pasta-Paketen in der Horizontalen. Dabei muss auch das
Haarteil von Tom dran glauben. Statt des Musizierens ist in
einer weiteren Szene das Spielen mit Seifenblasen hier
verboten. Das Ende ist ein ähnliches. Mit Zaubereien im
Zuschauerraum lenken sie geschickt vom Aufbau für die
Schlussnummer ab.
Julot, Duo Costache, Olga Boyko
Diese
gehört Julot. Der freundliche Herr im besten Alter wird vom
Ballett in kecken Harlekinkostümen in die Manege begleitet.
Dort bleibt er aber nur kurz, denn sein Requisit ist der
schwankende Mast. Den erklimmt er im grauen Anzug. Oben
angekommen, entledigt er sich des Sakkos. Den Hut aber behält
er auf. Auf einer Plattform stehend, schwankt er ausgiebig hin
und her. Das Publikum bangt um den verschmitzten
Gleichgewichtskünstler, während dieser stets ein entspanntes
Lächeln auf den Lippen hat. Sogar Hula Hoop-Reifen lässt er in
luftiger Höhe um seinen Körper kreisen. Hoch hinaus geht es
auch bei den beiden anderen artistischen Darbietungen.
Leonardo Costache trägt seine Frau Vita auf langen Stangen aus
Metall. Mithin haben sie sich der Perche-Akrobatik
verschrieben. Als Clou wird bei jedem Trick eine andere
Variante dieser Sparte präsentiert. Zunächst trägt Leonardo
die Perche mit den Zähnen, dann auf einer Schulter und
anschließend auf der Stirn. Bei der Balance der Stirnperche
erklimmt er zusätzlich zwei leiterartige Gestelle. Vita sorgt
am oberen Ende ebenfalls für Abwechslung. Sie zeigt einen
Zahnhang, macht Umschwünge an Strapaten und hält sich im
einarmigen Handstand im Gleichgewicht. Sehr effektvoll ist die
letzte Sequenz. Leonardo balanciert die Stange nun auf beiden
Schultern. Oben tritt Vita in die Pedale eines Fahrrads und
überschlägt sich damit unzählige Male. Das extrovertierte
Auftreten des Duos Costache rundet diese außergewöhnliche
Nummer ab. Verträumt wird es bei Olga Boykos Kür am Luftring.
Das Ballett begleitet sie in weißen Kleidern. Mit ihrem Reifen
entschwebt sie in einen traumhaften Himmel, den die
Lichtdesigner zaubern. Boykos Luftakrobatik wird so zu einem
sinnlichen, ausdrucksstarken Erlebnis. Den Kern bildet
natürlich ihr großes artistisches Können.
Joulia
Tchakanova
Sowohl in
der Artistik als auch in der Tierdressur zu Hause ist Joulia
Tchakanova. Das beweist sie bei ihrem ersten Auftritt. Mit
einem aufgeweckten Pudel zeigt sie ein harmonisches
Zusammenspiel. Man fragt sich manchmal, wer gelenkiger ist: Joulia oder ihr Hund? Der Vierbeiner läuft auf zwei Beinen
oder balanciert auf dem Kopf seiner Trainerin, während die
einen Spagat macht. Immer wieder wunderschön anzusehen ist die
einzigartige Freiheitsdressur mit jeweils drei Lamas und
Windhunden. Die eigentlich so unterschiedlichen Tierarten
arbeiten hier harmonisch zusammen. Reizvoll ist das
gegenseitige Überspringen von Hunden und Lamas. Das Steigen
eines Lamas sorgt für hörbares Staunen beim Publikum. |