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Ulmer Weihnachtscircus 2016/17
www.ulmer-weihnachtscircus.de ; 129 Showfotos

Ulm, 22. Dezember 2016: Wenn die Truppe Gerling eine Sieben-Personen-Pyramide auf dem Hochseil baut, herrscht Totenstille im Zelt, und das Publikum hält den Atem an. Die Kolumbianer  mit ihrer Hochseil- und ihrer doppelten Todesrad-Darbietung bilden die Hauptattraktionen des Ulmer Weihnachtscircus 2016/17. Auch der Rest des Programms kann sich sehen lassen. Doch von vorne: Schon zum neunten Mal veranstaltet die Familie Böhm ihren Weihnachtscircus. Die ersten zwei Jahre spielte man auf der anderen Seite der Donau in Neu-Ulm, danach hat man sich in Ulm ein Stammpublikum aufgebaut.

Dabei werden schon seit der zweiten Auflage die Zeltanlagen des Circus Mai genutzt. Seit der vergangenen Saison nimmt das Publikum im Chapiteau auf dem ehemaligen Barelli-Bankgradin Platz, das in den vorderen Reihen mit neuen, dicken Polstern bestückt wurde. Zudem bietet es Rückenlehnen und damit einen verbesserten Komfort gegenüber den Vorjahren. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist das sechsköpfige Orchester aus der Ukraine, welches nur bei der Quick-Change-Darbietung durch Bandmusik abgelöst wird. Nicht unerwähnt bleiben darf auch Sängerin Mariana, die zum Erfolg vieler Darbietungen beiträgt. Eine moderne LED-Lichtanlage versetzt das Dargebotene ins richtige Licht, verzichtet jedoch auf größere Effekte.


Ballett Vatan, Matthias Bergstädt 

Eine wichtige Stütze ist zudem Programmdirektor Matthias Bergstädt, der nicht nur mit sichtlich viel Freude durch das Programm führt, sondern auch für die Verpflichtung der Nummern zuständig ist. Nachdem er das Publikum begrüßt hat, beginnt das Programm mit dem Auftritt des Balletts Vatan. Zu südamerikanischen Rhythmen stellen die vier ausgesprochen hübschen Damen ihr tänzerisches Talent und großes Können unter Beweis. Im Laufe des Programms treten sie noch öfters in Erscheinung, allerdings nicht durch eigenständige Tanzauftritte, sondern immer zusammen mit den Artisten als Einleitung der Nummern. Auf diese Weise wird das Ballett ganz hervorragend in die Show integriert.


Mister Lorenz, Veno Mendes, African Spirit Acrobats

Nach diesem tänzerischen Prolog wird es zum ersten Mal tierisch. Der Juniorchef Veno Böhm alias Veno Mendes präsentiert einen umfangreichen Pferdeblock mit Tieren von Bernhard Kaselowsky. Zuerst werden vier Araber zu verschiedenen Lauffiguren angeleitet und zeigen unter anderem einen Gruppensteiger. Nach einem Viererzug schwarzer Ponys wird noch ein Groß und Klein vorgestellt. Ein knicksendes Pony, angeleitet von seiner kleinen Tochter Alexia, beschließt den Ausflug in die Welt der Pferde. Clown Mister Lorenz stammt aus der italienischen Familie Casartelli und hat einige Reprisen im Gepäck. Er lässt das Publikum an einem Klatschspiel teilhaben, isst eine Kerze auf, jongliert mit Tischtennisbällen oder geht auf Fliegenjagd, wobei er eine freistehende Leiter besteigen muss. Oben angekommen, legt er noch einen Striptease hin. Auch als Kraftmensch versucht er sich. Zu guter Letzt lässt er Mitspieler aus dem Publikum auf Glocken musizieren und verliebt sich dabei. Die Truppe ,,African Spirit Acrobats“ besteht aus vier Männern, die diverse Salti zeigen und ihr Können als Pyramidenbauer und Schüsseldreher unter Beweis stellen.

 
Yuma, Miss Nathalie, Jeeferson Montalvo Pena 

Miss Nathalie aus Ungarn sehen wir in einer klassischen Hula-Hoop Darbietung, die durch den Einsatz von UV-Licht aufgewertet wird. Jeeferson Montalvo Pena ist Teil der Truppe Gerling und zeigt eine nicht alltägliche Trapeznummer. Sie beginnt mit einer kurzen Arbeit am still hängenden Trapez. Dann entfernt er dieses und stellt sich auf eine in der Luft befestigte Eisenstange, an der zuvor das Trapez hing. In verschiedensten Verrenkungen umklammert er die Stange und dreht sich in hoher Geschwindigkeit darum herum. Es folgt ein Scheinsturz, und das Publikum erkennt nun, dass der Artist bei diesem Trick mit den Schuhen an seinem Requisit festgemacht ist. Schlangenmensch Yuma müssten einige Leser von der Abschiedstournee des ostdeutschen Zirkus Probst kennen. Nachdem Yuma vergangenen Winter in Dresden engagiert war, zeigt er nun in Ulm seine extremen Verrenkungskünste.


Truppe Gerling, Ricardo und Jenny Frank

Eine im Circus eher ungewöhnliche Tiernummer haben Ricardo und Jenny Frank vom süddeutschen Circus Frankordi nach Ulm gebracht. Ihre sechs Schweine beeindrucken bereits durch ihre Erscheinung und laufen über Hürden, durch zwei Tunnel und besteigen eine Rutschbahn. Zum Abschluss zeigen sich noch mehrere kleine Ferkel dem Publikum. Als Highlight vor der Pause ist die Arbeit von vier Mitgliedern der Truppe Gerling am doppelten Todesrad platziert. Zum Staunen ist schon die gesamte Anlage, bei der die beiden Räder an einem Gestell befestigt sind, das auf Rollen in die Manege geschoben wird. Die zerrissenen Jeans und Totenkopf-T-Shirts sind dabei sicherlich Geschmackssache. Was die mutigen Artisten zeigen, gehört jedoch zur Spitzenklasse dieses Genres. Neben Seilspringen, dem Lauf mit verbundenen Augen und sehr hohen Sprüngen wird von einem Artisten als atemberaubender Schlusstrick sogar der seltene Salto auf der Außenseite des rotierenden Rades gezeigt. Bravo!


Duo Fantasy,
African Spirit Acrobats, Ricardo Frank 

Den zweiten Teil eröffnen die afrikanischen Artisten mit ihrer feurigen Limboshow. Einen Sechserzug Kamele zeigt wiederum Veno Mendes. Noch einmal tritt Miss Nathalie in Erscheinung, diesmal mit ihrem Mann Phillip als Duo Fantasy. Sie zeigen eine Quick-Change-Nummer, bei der auch der männliche Partner öfter das Kostüm wechselt. Ricardo und Jenny Frank können wir ebenfalls noch ein zweites Mal erleben. Mit dabei haben sie eine lebhafte Hundemeute, welche die gängigen Tricks beherrscht. Schlussnummer und absoluter Höhepunkt sind die Gerlings auf dem Hochseil. Neben der sensationellen Sieben-Personen-Pyramide springen die sieben Herren und zwei Frauen unter anderem Seil, bauen eine Drei-Personen-Pyramide und fahren Fahrrad. Ende Januar wird die Truppe mit beiden Nummern nach Monte Carlo gehen und dort sicher zu den Preisträgern gehören.


Truppe Gerling

Das Finale wird durch ein live gesungenes Lied eingeleitet. Dem folgt dann ganz klassisch der Monte-Carlo-Marsch, und alle Künstler werden noch einmal namentlich vorgestellt. So endet ein Programm, in dem die gut zweieinhalb Stunden wie im Fluge vergehen.

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Text: Simon Preißing; Fotos: Tobias Erber