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Offenburger Weihnachtscircus 2016/17
www.offenburger-weihnachtscircus.de ; 100 Showfotos

Offenburg, 27. Dezember 2016: Als wir die Nachmittagsvorstellung verlassen, stehen lange Schlangen vor den drei geöffneten Schaltern des Kassenwagens. Die Offenburger strömen offensichtlich in ihren Weihnachtscircus. Unsere Momentaufnahme wird durch die Bilanz am Ende der Spielzeit bestätigt. Mit 41.200 Zuschauern hat der Offenburger Weihnachtscircus einen neuen Rekord aufgestellt. Die Tendenz geht nach oben. Die Arbeit von Sascha Melnjak und Team zahlt sich offenbar aus. Neben einer professionellen Organisation ist natürlich die Show selbst der große Erfolgsfaktor

Und da schöpfen die Macher in diesem Winter aus dem Vollen. Noch nie gab es so viele Artisten, Tierlehrer und Clowns in der Manege dieses Weihnachtscircus, wie der Produzent im Programmheft schreibt. Glücklicherweise stimmt nicht nur die Quantität. Die Qualität überzeugt ebenso auf ganzer Linie. Von Vorteil ist es natürlich, dass kein Material angemietet werden muss. Auf dem Messeplatz der badischen Stadt steht das Chapiteau von Melnjaks Zirkus Charles Knie. Der Zaun sowie die Fahnen in der Front sind dem Weihnachtscircus angepasst. Hinzu kommt weihnachtliche Dekoration. Im Chapiteau bietet sich das bekannte Ambiente des Tourneecircus. Nur der Schriftzug über dem Artisteneingang wird nicht beleuchtet. Auch im Programm treffen wir auf Nummern, die mit dem Zirkus Charles Knie auf Tournee waren oder noch gehen werden.


Priscilla und Marco Moressa, Laura Pedersen, Charly Carletto

Priscilla und Marco Moressa gaben 2016 ihr Debüt mit einer spannenden Darbietung, in der sie Messerwurf und Armbrustschießen kombinieren. An der Armbrust wechseln sich die jungen Eltern ab, um dem Partner verschiedene Gegenstände aus der Hand oder dem Mund zu schießen. Beim Messerwerfen sind die Rollen eindeutig verteilt. Priscilla steht mutig am Brett, während Marco die Messer so wirft, dass sie knapp neben ihrem Körper landen. Eine bemerkenswerte Entwicklung hat die Seelöwennummer von William und Laura Pedersen genommen. Seit ich sie zu Pfingsten in Hannover sah, sind viele Tricks hinzugekommen. Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier ist noch intensiver geworden. Die beiden Robben und ihre Trainer harmonieren perfekt. Vermeintlich kleine Einlagen wie das Klauen der Mütze von Lauras Kopf durch den großen Seelöwen kommen bei Publikum bestens an. Die Herzen des Publikums hat auch Charly Carletto sicher, der ab März mit dem Zirkus Charles Knie auf Tournee gehen wird. In der Interaktion mit dem Publikum beweist der Clown ein perfektes Timing und weiß punktgenau zu improvisieren. Ein echter Profi mit viel Erfahrung. Wir erleben ihn etwa als Boxer im Ring oder als Regisseur eines tragischen Liebesfilms. Beim Opening schaut er neugierig in ein großes Geschenk. Nach dem Finale verwandelt er sich vom Clown zur Privatperson, während die Artisten nach und nach die Manege verlassen. In Jeans und Sakko gehört ihm der endgültige Abschiedsgruß.


Casablanca Truppe, Robles, Duo Romance

Zu Beginn und am Ende des Programms stehen jeweils sieben Artisten im Rampenlicht. Tempo macht gleich am Anfang die Casablanca Truppe. Die stattlichen Marokkaner wirbeln mit ordentlich Temperament durch den roten Ring. Sie zeigen Flic Flacs und weitere Sprünge am Boden. Außerdem bauen sie Menschentürme. Und natürlich hält der Stärkste der Truppe seine sechs Partner gleichzeitig in der Luft. Volle Konzentration dann bei der Siebener-Pyramide  der Robles auf dem Hochseil. Die Zuschauern fiebern mit, wenn die Gleichgewichtskünstler aus Südamerika auf drei Etagen von der einen Plattform zur anderen balancieren. Vor diesem artistischen Meisterstück begeistern die Robles mit dem Überspringen von Partnern, dem Radfahren auf dem Seil und vielen weiteren spannenden Tricks. Ihre Nummer ist eine echte Sensation. Genauso wie die Robles war das Duo Romance 2016 mit dem Circus Nock auf Tournee. Dort wie in Offenburg begeistert das junge Paar mit zwei wunderschönen Darbietungen. In beiden steht das ewige Thema Liebe im Zentrum. Zunächst leben sie ihre Harmonie an den Strapaten aus. Die vielfältigen, oftmals nicht ungefährlichen Tricks, erscheinen so traumhaft sicher. Etwas an Wirkung verliert dieser Auftritt durch die musikalische Begleitung vom Band. „This is a man's world“ gibt den Rhythmus für ihren Auftritt am Masten vor. Dieser folgt vom Stil her jenem von den Strapaten.


Jan Navratil, Maike Probst, Soara Cristiani

Riverdance spendiert bekanntermaßen den Soundtrack zu den Antipodenspielen von Jan Navratil. Entsprechend schwungvoll geht es zu, wenn der Tscheche Walzen und ein großes Rechteck auf seinen Füßen tanzen lässt. Gebanntes Zuschauen herrscht, wenn er einen Ball über mehrere Plattformen in einen Korb an der Spitze der Stange befördert. Mit einer neu einstudierten Nummer überrascht uns Maike Probst. Wir werden Zeugen, wie die eigentlich versierte Tiertrainerin ihre erste Reitstunde nimmt. Die Dame mit Brille und markantem Gebiss stellt sich nicht eben geschickt an. Hengst Arlitt ist auch keine wirkliche Hilfe, hat er doch wenig Interesse daran, die Reiterin auf seinem Rücken sitzen zu lassen. So entsteht eine wunderbare Komödie, die für ordentlich Heiterkeit sorgt. Immer wieder ein großer Spaß ist die Revue mit Bauernhoftieren, die vor der Pause für Stimmung sorgt. Ziegen, Esel, Hunde und Hühner sind am Start. Dazwischen Maike und Jörg Probst, die das vermeintliche Chaos bestens beherrschen und vielfältige Kunststücke ihrer Schützlinge anleiten. Fünf wunderschöne Tiger bringen an diesem Nachmittag Redi und Soara Cristiani in den Zentralkäfig. Gemeinsam bilden die Großkatzen eine Pyramide oder zeigen einen fünffachen Hochsitzer. Ein schönes Bild ergibt ebenfalls der enge Kontakt von Soara mit drei abliegenden Tigern.


Finale

Sascha Thanner führt uns liebevoll durch die Show. Er ist wirklich das, was man oftmals etwas sperrig als „Bindeglied zwischen Publikum und Artisten“ bezeichnet. In wechselnden Kostümen gibt er den charmanten Monsieur Loyal. Ein großer Gewinn ist das Liveorchester aus der Ukraine, welches die meisten Nummern wunderbar begleitet. Nicht nur für das Licht, sondern auch für die Regie verantwortlich ist Daniela Zoppe. Die schön umgesetzten Ideen zu Opening und Verabschiedung wurden bereits beschrieben. Das Finale selbst beginnt mit den Artisten, die Wunderkerzen hereinbringen und so für ein wenig weihnachtliche Stimmung sorgen. Danach geht es schwungvoll weiter. Dabei werden alle Mitwirkenden noch einmal einzeln vorgestellt.

Mit diesem großartigen Programm und restlos begeisterten Zuschauern kann die Entwicklung der Besucherzahlen nur eine Richtung nehmen: weiter nach oben. Wer diese Show gesehen hat, wird im kommenden Winter wiederkommen und den Offenburger Weihnachtscircus weiterempfehlen. Somit dürfte auch die 22. Auflage in der Spielzeit 2017/18 ein voller Erfolg werden.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch