Mit einer großen Bandbreite von
eigens zu den Nummern geschaffenen Kompositionen und
einfallsreichen Arrangements bekannter Stücke zelebriert die
Formation Circusmusik auf einem Niveau, das heute fast in
Vergessenheit geraten ist.
Orchester, Truppe
Bingo
Doch die Produktion hat auch in
der Manege einiges zu bieten. Poetisch beginnt es mit dem
Weißclown Adrien, der auf der Geige die weihnachtliche Melodie
vom „Little Drummer Boy“ spielt. Klassisch geschminkt im
aufwendigen Kostüm verkörpert er in seinen Auftritten perfekt
die Figur des feingeistig-eleganten weißen Clowns. Das Programm
nimmt nun Fahrt auf mit dem aus Monte Carlo bekannten roten
Opening des Circustheaters Bingo, einer gelungenen Kombination
typischer Circusmotive mit moderner Akrobatik und Choreographie.
Karolina Popova, Liviu Tudor,
Beatrix Spindler
Von einer Erinnerung an die
Wurzeln des Circus im Pferdetheater von Philipp Astley wird die
Freiheitsdressur von Beatrix Spindler eingeleitet. Die Hommage
ist gelungen. Mit schlichtem Zaumzeug präsentiert sie einen
Fünferzug auf harmonisch-ruhige Art. Den Abschluss bildet der
kuriose Dressurtrick eines seilspringenden Pferdes, eine
einfallsreiche Ergänzung zu den sonst üblichen Schlusssteigern.
Weißclown Adrien beweist in seinem zweiten Auftritt, dass er
auch das Ziehharmonikaspiel virtuos beherrscht. Äußerst
originell ist das Tellerdrehen mit Liviu Tudor.
Zum eigentlichen Star der Nummer wird nämlich sein kleiner Hund,
der "nur spielen" will und ihm damit die Show stiehlt. Lustig
geht es weiter, wenn in einer Soloreprise Clown Frenky einem
Kind aus dem Publikum beim Jonglieren behilflich ist. Eine
Augenweide ist die Antipoden-Darbietung von Karolina Popova.
Akrobatisch solide, glänzt die Nummer insbesondere durch
Ausstrahlung und eine äußerst stilvolle optische Aufmachung.
Geoffrey Berhault, Alla
und Yevheniia, Frenky und Adrien
Aus dem Bingo-Ensemble stammt das
Duo Alla und Yevheniia, das an zwei nebeneinander aufgehängten
Trapezen einen lasziv-fetzigen Tanz ausführt. Abwechselnd zu
zweit an einem Trapez und synchron nebeneinander präsentieren
sie eine tempo- und trickreiche Darbietung. Passend zur
Weihnachtszeit verabschieden Frenky und Adrien das Publikum mit
einem „Glühwein-Entrée“ in die Pause. Zwei in der Pause
aufgebaute, über Kreuz in verschiedenen Höhen gespannte
Drahtseile kündigen die Seiltanznummer von Geoffrey Berhault an.
Die interessante Anordnung ermöglicht waghalsige Wechsel und
Sprünge zwischen den Seilen, die Berhault mit fehlerfreier
Leichtigkeit ausführt. Seine anspruchsvolle Trickfolge endet mit
dem schwierigen Salto vorwärts und wird mit großem Applaus
honoriert. Es folgt ein Musik-Entree von Adrien und Frenky. Das
ganz klassische Motiv des vom dummen August beim Musizieren
gestörten Weißclowns wird sehr gelungen aufgegriffen. Es ist
sehr erfreulich, dass das musikalische Können von Adrien im
Programm gebührend zur Geltung kommt.
Vladislav Voidiuk,
Duet Skies, Duo Ayala-Pass
Begleitet von einer
Background-Choreografie der Bingo-Truppe zeigt Kateryna
Kurichenko eine unkonventionelle Hula-Hoop-Performance. Sie
entspricht mehr einem „Ausdruckstanz mit Ringunterstützung“ als
dem typischen Hula-Hoop-Repertoire.
Hunde aller Größen präsentiert Beatrix Spindler in einer
rasant-witzigen Dressur, bei der Rollkoffer als Postamentersatz
dienen. Probst-untypisch bleiben Pferde und Hunde die einzigen
Tiere im Programm. Mathijs te Kiefte versichert jedoch, dass
dieser Verzicht nicht prinzipieller Art ist und man für die
Folgeproduktionen gerne wieder auf mehr Tiere setzen will. Mit
einer akrobatischen Liebesgeschichte ganz in weiß geht es
weiter. Das Duo Duet Skies verbindet Mastakrobatik mit Strapaten
zu einer sehr ästhetischen Darbietung.
Der ukrainische Jongleur Vladislav Voidiuk zeigt dagegen ein
sehr klassisches Repertoire aus Keulen- und Ringjonglage,
verbindet es aber auf ansprechende Weise mit Elementen moderner
Choreografie. Den Schlusspunkt des Programms bildet das Duo
Ayala-Pass auf dem Todesrad. Mit einem typischen Trickrepertoire
ist wie immer bei dieser Disziplin Nervenkitzel garantiert. So
ist es ein gelungener Abschluss, nach dem sich alle Artisten zum
großen Finale in der Manege versammeln. Die letzte Szene des
Abends gehört jedoch Adrien und Frenky, die sich mit einer
weihnachtlichen Bescherung vom Publikum verabschieden. |