Beim
Ambiente bleibt auch Kassel der Linie des Hauses treu – alles ist ein wenig
düster, aber sehr hochwertig gestaltet. Hervorzuheben ist eine
Lichttechnik, bei der keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Der Ton
kommt zwar vom Band, ist aber immer treffsicher auf das Programm
abgestimmt.
Flic Flac auf dem Friedrichsplatz in Kassel
Zum
Auftakt kommen Lokalpatrioten bei einer eigens erdachten Hymne an
Kassel auf ihre Kosten. Per Mützenwurf wird eine Publikumsjury
bestimmt, die am Ende der Vorstellung ihr Votum abgeben kann - eine
nette Idee, um dem gewünschten Festivalcharakter Rechnung zu tragen,
von dem man ansonsten jedoch nichts mitbekommt. So werden die Artisten
erst ganz am Ende vorgestellt. Dies ist jedoch auch gut so, lebt doch
die temporeiche Inszenierung von geschickten Übergängen ohne
Umbaupausen.
Puje Troupe, Trial, Elena Drogaleva
Den
Anfang macht die Puje Troupe aus der Mongolei mit manegenfüllenden
Handvoltigen bis zu vier Mann hoch. Es folgt eine
Solo-Motorradakrobatik, die an das Trickrepertoire von typischen
BMX-Fahrradnummern erinnert. Balanceakte und gewagte Sprünge zu
schmissigen Gitarrenriffs kommen beim Publikum gut an und
entsprechen ganz dem bekannten Flic-Flac-Stil. Im weiteren Verlauf
vereint das Programm jedoch eine große Vielfalt an Stilrichtungen. So
setzen die russischen Jongleure um Elena Drogaleva in eleganten Nadelstreifen einen
gelungenen Kontrast. Ihre großartige Gruppenjonglage entspricht der
bekannten Trickabfolge. Lediglich die musikalische Begleitung wurde
etwas „modernisiert“.
Bert & Fred, Peter Shub
Rote
Fäden gibt es im Programm gleich zwei. Zum einen sind da Bert &
Fred, ein Komiker- und Akrobatenduo, das mit einigen skurrilen Einlagen
zu sehen ist. Dabei muss Bert als Beinahe-Ziel von einem fallenden
Messer, einem schwingenden Hammer und einer Peitsche herhalten. Zum
anderen wurde der legendäre amerikanische Komiker Peter Shub engagiert.
Sein erster Auftritt wird standesgemäß vom „Einzug der Gladiatoren“
eingeleitet, und er zeigt seine berühmten Reprisen mit dem unsichtbaren
Hund und dem winzigen Fotoapparat – noch immer herrlich anzuschauen.
Oleg Izossimov, Duo Exxtreme, Run to Infinity
Oleg
Izossimov zeigt eine Equilibristikdarbierung auf einem drehenden
Podest, das mit aufwändigen Lichtspielen auf der als Manege dienenden
Bühne in Szene gesetzt wird. Im weißen Kostüm und zu
italienischem Gesang überzeugt seine Nummer durch langsame anmutige
Bewegungen und etliche schwierige Einarmer. An den Strapaten und in
einem vom Scheinwerferlicht illuminierten Wasserbassin spielt sich die
Arbeit des Duos Exxtreme ab. Nach riskanten Figuren in der Luft
erreicht ihre Darbietung den Höhepunkt, wenn die Partnerin aus mehreren
Metern Höhe in das mit Flammen bedeckte Bassin stürzt. Nicht minder
spektakulär ist die Mastakrobatik der Truppe „Run to Infinity“, bei der
sie stärker auf Tempo und Dynamik setzen als es im Genre zumeist
üblich ist. Dadurch entsteht eine Nummer mit Wiedererkennungswert, bei
der akrobatische Leistung und Choreografie Hand in Hand gehen. Zum
Abschluss des ersten Programmteils verabschiedet Peter Shub das
Publikum mit seiner Fön-Reprise in die Pause.
Non Stop Nikitin Team, Puje Troupe, Viktor Kee
Den
zweiten Teil eröffnet das Non Stop Nikitin Team mit einer
Trampolinakrobatik, die größtenteils eine Kopie der kanadischen Catwall
Acrobats darstellt. Der Begeisterung des Publikums tut dies jedoch
keinen Abbruch. Zwei Trampoline, die von einem Gerüst getrennt sind,
nutzen die Akrobaten für ihre kuriosen Sprungstafetten. Nach ihren
komischen Zwischenspielen dürfen Bert und Fred nun ihr ganzes
artistisches Können am doppelten Washingtontrapez unter Beweis
stellen. Abwechselnd synchron und zusammen an einem Trapez
beeindrucken sie vor allem durch Kopfstände auf dem schwingenden
Trapez. Aber auch ihr komisches Talent kommt nicht zu kurz. Die Puje
Troupe präsentiert in ihrer Zweitdarbietung ein akrobatisches
Seilspringen mit sehr anspruchsvollen Formationen. Es folgt der
amerikanische Jongleur Viktor Kee. Durch ein perfektes Zusammenspiel von
Bewegung, Musik und Licht weiß er das Publikum für sich zu
gewinnen. Dabei profitiert die ausgefeilte Choreografie von der
professionellen Lichttechnik.
Katerina Abakarova, Aynar, Almur und Toja, Motorradstunts
An
den Strapaten arbeitet die elegante Russin Katerina Abakarova. Sie zeigt ein
genretypisches Repertoire, kreiert daraus jedoch eine sehr ästhetische eigene
Darbietung. Aus der Mongolei stammen die drei Kontorsionistinnen Aynar,
Almur und Toja. In kunstvoll gestaltetem Licht und zur Musik von Adele
zeigen sie eine gelungene Kombination dieser klassisch-landestypischen
Disziplin mit modernen Elementen. Einen harten Kontrast dazu schaffen
die Motoradstuntmen, die mit spektakulären Sprüngen durch die
Circuskuppel den Schlusspunkt des Programms setzen. Dem Publikum stockt
der Atem und Erleichterung liegt in der Luft, wenn alle drei Fahrer
wohlbehalten ihr Kompliment abholen.
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