Bis zu drei Vorstellungen am Tag werden
angeboten. Das geräumige Vorzelt ist modern weihnachtlich
dekoriert. Dabei wirkt es durch das Fehlen von weiteren
Imbissbuben - bis auf Stände für Süßigkeiten und Getränke -
etwas leer. Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass auf
der Rückseite der Eintrittskarten Gutscheine für das
Hofmeister-Restaurant zu finden sind. Man hofft offenbar,
dass die Besucher dort essen gehen. Im Hauptzelt stehen Logen
mit Hofmeister-Schriftzug und ein Schalensitzgradin zur
Verfügung. Der bekannte Artisteneingang des Reutlinger
Weihnachtscircus rundet die geschmackvolle Inneneinrichtung ab.
Merrylu und Jozsef
Richter, Desiree und Angelo Chaves
Eröffnet wird das Programm in beiden
gesehenen, gut besuchten Vorstellungen durch Clown Angelo Chaves.
Er legt sich auf die Piste und deckt sich mit einer Zeitung zu, um
schlafen zu gehen. Geweckt wird er vom vierköpfigen Ballett, das
durch einen Weihnachtsmann ergänzt wird. Die Tänzerinnen werden
auch beim Reutlinger Weihnachtscircus zu erleben sein, der dann
erstmals mit einem Ballett aufwarten kann. Das schöne Opening
endet mit der Begrüßung durch die angenehme Ansagerin Amanda
Abdula. Es geht direkt über ins das Pas de deux von Merrylu
und Jozsef Richter junior. Zu Phil Collins‘ „You`ll be in my
heart“ präsentiert das seit Februar verheiratete
Shootingstar-Paar der europäischen Circusszene verschiedenste
starke Hebefiguren und Wirbel. Höhepunkte sind das
entgegengesetzt zur Laufrichtung der Pferde ausgeführte
Zwei-Mann-Hoch sowie Merrylu Richters freier Stand auf dem Kopf
ihres Partners. Als Reprise zeigt Angelo Chaves das bekannte
Erscheinen eines „gefährlichen Tieres“ nach langem Tauziehen.
Es entpuppt sich als kleiner Hund in Löwenkostümierung. An
vorletzter Stelle im Programm erleben wir ihn mit seinem
Orchester-Entree, welches jedoch fast komplett identisch mit
David Laribles Originalversion ist. Nichtsdestotrotz stellt sich
Chaves als insgesamt angenehmer und publikumswirksamer Vertreter
seines Genres dar. Seine Tochter, Desiree Chaves, brilliert mit
ihrer Handstandequilibristik auf hohem Spiegelkugel-Piedestal.
Eckpunkte ihrer Darbietung sind unterschiedliche Einarmer und
Posen, die teils auch auf sich drehendem Podest gearbeitet
werden. Abschließender Höhepunkt ist der Bogenschuss auf einen
Luftballon im Handstand.
Jozsef-Richter-Truppe, Marcel Krämer
Wahrlich kein Unbekannter ist Marcel
Krämer. Er stellt hier erstmal seine neue Darbietung mit nun
vier Bisons vor, welche durch das Ballett im Indianer-Look
eingeleitet wird. Diese Nummer dürfte – ohne Absperrgitter an
der Piste – wohl einmalig in Westeuropa sein. Schon jetzt laufen
die meisten der Lauffiguren sicher. Den Achterlauf eines
Pintoscheckens um die Bisons dirigiert Krämer gar per Stimme vom
Podest eines Tieres aus. Beeindruckend ist ebenfalls das
gleichzeitige Knicksen aller Bisons. Chapeau für diese
Darbietung! Nicht ganz zu den anschließenden Highlights passen
will ein Ballett-Auftritt zu modernen Pop-Songs, denn er geht
den Auftritten der Jozsef-Richter-Truppe voran. Während wir nachmittags das
Schleuderbrett erleben, ist am Abend die Reiterei zu sehen.
Beide Nummern arbeiten im klassisch-ungarischen Stil zu
folkloristischer Musik. Am Schleuderbrett zeigen die sechs
jugendlichen Akteure unter anderem einen doppelten Salto in den
Sessel, den Spagatsprung und abschließend ein Vier-Mann-Hoch mit
Stange.
Jozsef-Richter-Truppe
Die deutlich stärkere Darbietung ist
freilich die Jockeyreiterei. Was ein Tempo, was für Tricks: Hier
springt der oft bemühte Funke sofort über. Im Grunde wird fast
alles in dieser Disziplin Mögliche gezeigt. Kleinere
Unsicherheiten fallen durch den blendenden Verkauf erst gar
nicht auf. Natürlich dürfen die „Hei´s“ und „Ho´s“ sowie
Tanzszenen nicht fehlen. Höhepunkte der Darbietung sind unter
anderem der Salto vom Zwei-Mann-Hoch zum nächsten Pferd, der
mehrmals hintereinander gesprungene Salto von Pferd zu Pferd und
ein Kopf-auf-Kopf von Merrylu und Jozsef Richter junior.
Abschließend schwenkt der Truppenchef auf einem galoppierenden
Pferd die deutsche und die ungarische Flagge über die Logen. Das
Pas-de-Deux und die Jockeyreiterei sind über Weihnachten im
Wereldkerstcircus Carré in Amsterdam zu erleben. Eine der
Balletttänzerinnen leitet mit Gesang das nun folgende
Wunderkerzen-Finale ein. Aufgewertet wird das gesamte Programm
durch das starke Licht von Peter Sperlich sowie Massimiliano
Sblatteros gelungene Regie und Choreographie. |