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Hofmeister Circus Bietigheim 2016
www.hofmeister.de ; 72 Showfotos

Bietigheim, 26. November 2016: Großer Circus in Bietigheim-Bissingen – so lässt sich der Hofmeister-Weihnachtscircus beschreiben. Er findet als Kooperation zwischen Möbel Hofmeister und dem Circus Relaxx von Michael und Andrea Sperlich statt. Die gelb-blauen Zeltanlagen des Reutlinger Weihnachtscircus geben auf dem Möbelhausparkplatz ein imposantes Bild ab. Gespielt wird vom ersten bis zum dritten Adventswochenende. Somit läuft das Gastspiel parallel zum Hofmeister-Weihnachtscircus in Sindelfingen, der vom Circus Bonanza organisiert wird. Die einstündigen Shows können für gerade einmal drei Euro besucht werden.

Bis zu drei Vorstellungen am Tag werden angeboten. Das geräumige Vorzelt ist modern weihnachtlich dekoriert. Dabei wirkt es durch das Fehlen von weiteren Imbissbuben - bis auf Stände für Süßigkeiten und Getränke - etwas leer. Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass auf der Rückseite der Eintrittskarten Gutscheine für das Hofmeister-Restaurant zu finden sind. Man hofft offenbar, dass die Besucher dort essen gehen. Im Hauptzelt stehen Logen mit Hofmeister-Schriftzug und ein Schalensitzgradin zur Verfügung. Der bekannte Artisteneingang des Reutlinger Weihnachtscircus rundet die geschmackvolle Inneneinrichtung ab.


Merrylu und Jozsef Richter, Desiree und Angelo Chaves

Eröffnet wird das Programm in beiden gesehenen, gut besuchten Vorstellungen durch Clown Angelo Chaves. Er legt sich auf die Piste und deckt sich mit einer Zeitung zu, um schlafen zu gehen. Geweckt wird er vom vierköpfigen Ballett, das durch einen Weihnachtsmann ergänzt wird. Die Tänzerinnen werden auch beim Reutlinger Weihnachtscircus zu erleben sein, der dann erstmals mit einem Ballett aufwarten kann. Das schöne Opening endet mit der Begrüßung durch die angenehme Ansagerin Amanda Abdula. Es geht direkt über ins das Pas de deux von Merrylu und Jozsef Richter junior. Zu Phil Collins‘ „You`ll be in my heart“ präsentiert das seit Februar verheiratete Shootingstar-Paar der europäischen Circusszene verschiedenste starke Hebefiguren und Wirbel. Höhepunkte sind das entgegengesetzt zur Laufrichtung der Pferde ausgeführte Zwei-Mann-Hoch sowie Merrylu Richters freier Stand auf dem Kopf ihres Partners. Als Reprise zeigt Angelo Chaves das bekannte Erscheinen eines „gefährlichen Tieres“ nach langem Tauziehen. Es entpuppt sich als kleiner Hund in Löwenkostümierung. An vorletzter Stelle im Programm erleben wir ihn mit seinem Orchester-Entree, welches jedoch fast komplett identisch mit David Laribles Originalversion ist. Nichtsdestotrotz stellt sich Chaves als insgesamt angenehmer und publikumswirksamer Vertreter seines Genres dar. Seine Tochter, Desiree Chaves, brilliert mit ihrer Handstandequilibristik auf hohem Spiegelkugel-Piedestal. Eckpunkte ihrer Darbietung sind unterschiedliche Einarmer und Posen, die teils auch auf sich drehendem Podest gearbeitet werden. Abschließender Höhepunkt ist der Bogenschuss auf einen Luftballon im Handstand.


Jozsef-Richter-Truppe, Marcel Krämer

Wahrlich kein Unbekannter ist Marcel Krämer. Er stellt hier erstmal seine neue Darbietung mit nun vier Bisons vor, welche durch das Ballett im Indianer-Look eingeleitet wird. Diese Nummer dürfte – ohne Absperrgitter an der Piste – wohl einmalig in Westeuropa sein. Schon jetzt laufen die meisten der Lauffiguren sicher. Den Achterlauf eines Pintoscheckens um die Bisons dirigiert Krämer gar per Stimme vom Podest eines Tieres aus. Beeindruckend ist ebenfalls das gleichzeitige Knicksen aller Bisons. Chapeau für diese Darbietung! Nicht ganz zu den anschließenden Highlights passen will ein Ballett-Auftritt zu modernen Pop-Songs, denn er geht den Auftritten der Jozsef-Richter-Truppe voran. Während wir nachmittags das Schleuderbrett erleben, ist am Abend die Reiterei zu sehen. Beide Nummern arbeiten im klassisch-ungarischen Stil zu folkloristischer Musik. Am Schleuderbrett zeigen die sechs jugendlichen Akteure unter anderem einen doppelten Salto in den Sessel, den Spagatsprung und abschließend ein Vier-Mann-Hoch mit Stange.


Jozsef-Richter-Truppe

Die deutlich stärkere Darbietung ist freilich die Jockeyreiterei. Was ein Tempo, was für Tricks: Hier springt der oft bemühte Funke sofort über. Im Grunde wird fast alles in dieser Disziplin Mögliche gezeigt. Kleinere Unsicherheiten fallen durch den blendenden Verkauf erst gar nicht auf. Natürlich dürfen die „Hei´s“ und „Ho´s“ sowie Tanzszenen nicht fehlen. Höhepunkte der Darbietung sind unter anderem der Salto vom Zwei-Mann-Hoch zum nächsten Pferd, der mehrmals hintereinander gesprungene Salto von Pferd zu Pferd und ein Kopf-auf-Kopf von Merrylu und Jozsef Richter junior. Abschließend schwenkt der Truppenchef auf einem galoppierenden Pferd die deutsche und die ungarische Flagge über die Logen. Das Pas-de-Deux und die Jockeyreiterei sind über Weihnachten im Wereldkerstcircus Carré in Amsterdam zu erleben. Eine der Balletttänzerinnen leitet mit Gesang das nun folgende Wunderkerzen-Finale ein. Aufgewertet wird das gesamte Programm durch das starke Licht von Peter Sperlich sowie Massimiliano Sblatteros gelungene Regie und Choreographie.

Die durch die Spielzeit zwischen Saisonschluss und Weihnachtscircussen möglichen Engagements großer Nummern sorgen für viel Begeisterung und animieren sicherlich, sich auch einmal wieder ein längeres Circusprogramm anzuschauen. Großer, begeisternder „Häppchen-Circus", den man fast umsonst bekommt – bessere Werbung für den klassischen Circus kann man sich kaum wünschen.

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Text: Jonas Haaß; Fotos: Markus Moll