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Zirkus-Revue im Europa-Park 2016/17
www.europapark.de ; 90 Showfotos

Rust, 27. Dezember 2016: Mit mehr als 5,5 Millionen Besuchern hat der Europa-Park im Jahr 2016 erneut einen Besucherrekord hingelegt. Die Saison endete am 8. Januar 2017. Denn schon seit vielen Jahren öffnet Deutschlands größter Freizeitpark auch im Winter. Wobei das Wort „öffnet“ den „Winterzauber“ nur sehr unzureichend beschreibt. Vielmehr verwandelt sich der Park in ein traumhaftes Winterwunderland. Der Aufwand ist immens, das Ergebnis eindrucksvoll. Das gesamte Gelände ist liebevoll weihnachtlich dekoriert. Es gibt zusätzliche Attraktionen. Etwa ein Riesenrad, einen Weihnachtsmarkt – und eine Zirkus-Revue.

Unter einem roten Chapiteau mit weißen Punkten wird dreimal am Tag eine weihnachtlich angehauchte Show gespielt, die ganz dem klassischen Circus verschrieben ist. Was für den gesamten Park gilt, gilt auch für diese Produktion. Es wird an nichts gespart.


Showballett im Finale

Die Regie hat wiederum Joseph Bouglione übernommen, wie eine Stimme aus dem Off vor Beginn erläutert. Der Vertreter der berühmten französischen Dynastie hat in diese Show viele Elemente integriert, die wir aus dem Pariser Cirque d'Hiver sowie aus der Tourproduktion der Bougliones kennen. So gibt es hier wie dort ein großes Ballett. Während in Frankreich nur Damen tanzen, werden die sechs hübschen Girls in Rust von einem männlichen Quartett unterstützt. Schicke Kostüme und flotte Choreographien machen die Auftritte des Ensembles zu einem Genuss. Im Opening kommen sie uns Circus-like, im Finale weihnachtlich. Dazwischen orientieren sich ihre Outfits an den jeweiligen Darbietungen. Fulminante Livemusik ist bei den Bougliones (fast) immer eine Selbstverständlichkeit. Hier spielt ein wunderbares Orchester unter der Leitung von Tino Aeby über der roten Gardine. Wolf Fisher gibt souverän den Monsieur Loyal. Im edlen roten Frack führt er formvollendet durch die Show.


Flying Ramos, Julia Galenchyk, Barjots Dunkers

Diese gibt Artisten und Tierlehrern sowie ihren Schützlingen gleichermaßen Raum. Jeweils drei Nummern aus dem jeweiligen Bereich gehören zum einstündigen Programm. Gleich nach dem Opening ist das Fliegende Trapez platziert. Insofern etwas unglücklich, als die Eröffnungssequenz unter dem Netz stattfindet. Da ohne Pause gespielt wird, ist es aber vermutlich die sinnvollste Lösung. Adrian Ramos und Saulo Mendonca sind die beiden Hauptakteure. Begleitet werden sie von zwei Damen auf der Brücke und natürlich einem Fänger. Die Flying Ramos beherrschen das volle Repertoire. Sprich, wir dürfen unter anderem beim Dreifachen, der Passage und dem Sprung aus der Kuppel mitfiebern. Unter das Dach des Chapiteaus zieht es ebenfalls Julia Galenchyk, die wir von Flic Flac kennen. An den Netzstrapaten zeigt sie eine wunderschöne Kür, die zum Träumen einlädt, aber nicht ungefährlich ist. Insofern ist das Publikum durchaus erleichtert, wenn die hübsche Artistin wieder sicher auf dem Manegenboden angekommen ist. Die Barjots Dunkers heben ebenfalls ab. Allerdings ist ihre Flughöhe deutlich niedriger. Mit Hilfe von zwei Trampolins werfen sie Basketbälle in einen Korb. In dieser vom Sport inspirierten Darbietungen geht es rasant zur Sache. Die fünf jungen Franzosen beweisen dabei ein respektables artistisches Talent. Hinzu kommt, dass ihre Show nahezu im Dunkeln abläuft. Dank beleuchteter Schnüre an den schwarzen Outfits entsteht ein besonderer optischer Effekt.


Rosi Hochegger, Roland Duss

Sämtliche Tiernummern wurden in Monte Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichnet. Zunächst tobt das bunt gemischte Rudel Hunde von Rosi Hochegger durch den roten Ring. Erst erscheinen sie im Solo aus einer Häuserkulisse, um mit ihrer Tierlehrerin originelle Tricks zu arbeiten. Bei der Abschlussrunde fegen sie gemeinsam über Hürden. Eine herrliche Darbietung, die den Charakteren der verschiedenen Rassen gerecht wird. Im Naturell von Scout liegt es offensichtlich, dauerhaft müde zu sein. Das Pferd in der Optik von Pippi Langstrumpfs „Kleinem Onkel“ gibt sich betont entspannt. Springen über ein Hinderns? Muss nicht sein. Viel lieber legt sich der Vierbeiner ins Bett und deckt sich sogar noch selbst zu. Wenngleich die menschliche Partnerin hier ziemlich machtlos scheint, gebührt Rosi Hochegger zumindest ein Teil des Applauses. Immerhin hat sie diese lustige Dressur mit Scout einstudiert. Immer mit ganzem Einsatz dabei sind die Seelöwen von Petra und Roland Duss. Voller Enthusiasmus zeigen sie, was sie alles drauf haben. Einem Fisch als Belohnung sind sie natürlich nie abgeneigt. Den frisst auch der kleine Hund gerne, der mutig auf einer Robbe reitet. Insgesamt gehört diese lebendige Tiervorführung voller anspruchsvoller Tricks zu den besten ihres Genres.


Tom & Pepe

Aus dem Vorjahr prolongiert wurden Tom & Pepe. Dank ihres großen Repertoires gibt es aber keine Wiederholungen. Die beiden wirklich witzigen Spaßmacher sind universell einsetzbar. Mal jagen sie auf dem Gradin Geister, ein anderes Mal mischen sie sich unter das Ballett. Bei zwei Auftritten gehört ihnen die volle Aufmerksamkeit. Zunächst kümmern sie sich mehr oder weniger erfolgreich um ein Baby. Später lassen sie als Reinigungskräfte Weinflaschen aus Küchenrollen erscheinen. Schneeflocken aus der Kuppel begleiten das fulminante Finale mit allen Mitwirkenden. Es wird ein eindrucksvoller Abschied, der groß inszeniert ist. An dieser Stelle sei auch die fantastische Lichtregie erwähnt, die der Show vortrefflich unterstützt.

Und schon geht es wieder hinaus in den Park mit seinen unzähligen Highlights. Es gibt so viel zu erleben, dass ein einziger Tag nicht ausreicht, alle Angebote wahrzunehmen. Nur die wenigsten Gäste werden den Europa-Park wegen der Zirkus-Revue ansteuern. Dabei würde schon sie alleine die Anreise wert sein. Nimmt man dann noch die vielen weiteren Shows, Fahrgeschäfte und sonstigen Attraktionen hinzu, ist der Besuch im winterlich herausgeputzten Freizeitpark ein unvergessliches Erlebnis.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch