Mario
Müller-Milanos Circus ist eine Institution geworden in Dresden und
zeigt auch in diesem Jahr, dass qualitativ guter klassischer Circus
alles andere als unzeitgemäß ist.
Anke Fiedler, Marek Jama, Torsten Malmström
Magier
Christian Farla eröffnet das Programm, indem er die Sängerin Anke
Fiedler im besten Sinne hervorzaubert. Die ausgebildete Musicalsängerin
begleitet mit ihren Gesangseinlagen aus dem Popmusik-Repertoire
durch den Abend. Im Zusammenspiel mit einer rassigen Tänzerin reitet
Marek Jama in seinem ersten Auftritt eine temperamentvolle Hohe Schule.
Mit nicht ganz so anmutigen, dabei aber umso lustigeren Vierbeinern
bestreiten Vladi und Olga Slobodeniuk ihre erste Nummer: Eine Ratte und
eine Katze dürfen ihr Können zeigen. Die beiden Clowns sind alte Bekannte
aus dem Circus Busch-Roland und fungieren als roter Faden. Ein weiterer
solcher ist Torsten Malmström als Sprechstallmeister. In diese neue
Rolle hat er sich bestens eingefunden und führt souverän durchs
Programm.
Elizabeth Axt, Ingo Stiebner, Vladi Slobodenyuk
Einen
eleganten Tango legt die Ungarin Elizabeth Axt nicht etwa aufs Parkett,
sondern unter die Circuskuppel. Am Washington-Trapez zeigt sie gekonnte
Balanceakte im Kopf- und Handstand. Höhepunkt und Besonderheit ist ein
Kopfstand auf dem frei drehbaren Trapez. Einen Tango
in der Manege dagegen zeigt Ingo Stiebner mit einem seiner beiden
Seelöwen. Mit diesem und vielen weiteren Tricks beweist Stiebner
liebevoll das Können seiner tierischen Partner, die so zu
Publikumslieblingen werden. Dass er nicht nur komisches, sondern auch
akrobatisches Talent besitzt, zeigt Vladi Slobodeniuk auf dem
Schlappseil, auf dem er sitzen, liegen und sogar Tee trinken kann.
Erdene Mongolia Production, Marek Jama, Manuel Farina
Zu
einem richtig klassischen Circusprogramm gehört auch eine große Truppe.
Die kommt in diesem Jahr aus der Mongolei. Die Akrobaten der Mongolia
Circus Production von Erdene Nergui präsentieren in ihrem ersten
manegenfüllenden Auftritt Handvoltigen bis zu vier Mann hoch. Zum
Abschluss der ersten Programmhälfte ist Marek Jama, eingeleitet von den
Charles-Knie-Ballettdamen, mit seiner Freiheitsdressur zu sehen. Von
einem Schulpferd am Zügel, über das Dreier-Flechten und Sechserzüge
Friesenhengste und Ponys bis zu den krönenden Dacapo-Steigern bietet sie
eine große Vielfalt an Dressurleistungen. Nach der Pause erwartet der
aufgebaute Zentralkäfig das Publikum. Im temporeichen Vorführstil
präsentiert Manuel Farina seine gemischte Raubtiergruppe aus Löwen und
Tigern. Tierisch geht es gleich weiter mit dem großen Exotentableau
und Marek Jama. Begleitet von Gesang und dem exotisch kostümierten
Ballett sind Kamele, Zebras, Lamas, Rinder und ein Känguru zu sehen.
Aus dem Hause Charles Knie stammt diese Exotennummer, die in Sachen
Tiervielfalt und Gestaltung ihresgleichen sucht.
Duo Devlikamov, Christian Farla, Mario Müller-Milano
Nach
einer kurzen Clownreprise unter Publikumsbeteiligung arbeitet das Duo
Devlikamov eine Romanze am chinesischen Mast. Ein weißer Vorhang als
Kulisse sorgt für interessante Schattenspiele, während Olga und Marat
abwechselnd anmutige Figuren und waghalsige Abfaller zeigen. Zusammen
mit wunderschöner Trompetenbegleitung entsteht so eine fesselnde
Nummer, die durch Können wie durch Choreografie überzeugt. Mit
Christian Farla hat der Dresdner Weihnachtscircus erstmals einen Magier
im Programm. Seine Illusionen, die zumeist im verschwinden und wieder erscheinen
Lassen seiner vier Assistentinnen bestehen, präsentiert
er in atemberaubendem Tempo. Der magischste Moment ist jedoch, wenn er
mit einem „Zauberlehrling“ aus dem Publikum einen Tisch zum Schweben
bringt. Zu verzaubern wissen auch Olga Slobodeniuk als lebende
Tanzpuppe und ihr Partner Vladi. Diese charmante Reprise zur
verträumten Fellini-Musik ist für mich ihre stärkste. Schlussnummer
dieses durchgehend starken Programms ist die Schleuderbretttruppe der
Mongolia Circus Production. Mit einer Mischung aus spektakulären
Sprüngen zur Matte und ebenso anspruchsvollen Sprüngen zur Schulter
zeigt sie eine ganz klassische Darbietung, die bis hin zum fünffachen
Salto keinen technischen Schwierigkeitsgrad auslässt.
|