„Kein Flic Flac ohne den Geruch
von Benzin“, informierte die Homepage, und so setzten die Mad
Flying Bikes mit gleich vier Springern den Schlusspunkt vor dem
Finale. Bei all den immer mehr werdenden Nachahmern, bei Flic
Flac springen nach wie vor die waghalsigsten Hasardeure!
Kovachev Brothers, Truppe Trushin, Truppe Shangunin
Bereits vor der Pause drehten
Nicolay Kovachev und George Damyanov ihre Runden im und auf dem
rotierenden Eisengestell mit dem außen gedrehten Salto als
Höhepunkt. Auf dem Weg zu ihrem Triumph in Monte Carlo legte die
Truppe Trushin mit ihrer Schleuderbrett-Inszenierung „Watchdogs“
einen Zwischenstopp in Bielefeld ein. Sie vertraten ihr Genre
wahrlich vorzüglich: spektakuläre Salti-Folgen, hohe
Menschentürme und grandiose Stelzensprünge; mit ihrer düsteren
Aufmachung passten sie zudem wunderbar ins Flic Flac-Ambiente.
Etwas sonderbar mutete hingegen die Kostümwahl der
Shangunin-Truppe an, die als „Aliens“ mit Stachelkopf in
Erscheinung traten. Die von ihnen an der Perche gezeigten
Leistungen waren dagegen über jeden Zweifel erhaben und schlicht
großartig, beispielsweise jener Trick, bei dem der Untermann
selbst auf einem russischen Barren balancierte.
Just 2 Men, Olga Boiko,
Duo Madness
Tradition bei Flic Flac haben
starke Luftdarbietungen. In Bielefeld machte man davon keine
Ausnahme. Oleg Shakirov und Artem Lyubaneyvch nennen sich Just 2
Men und brauchten in der Tat nur ihre Körper und die Strapaten
für einen überzeugenden Auftritt, der in einem Einarmer auf dem
Kopf des Untermannes in der Luft gipfelte. Lyubaneyvch eröffnete
das Programm zudem als dicker Weihnachtsmann, der schlussendlich
am Aerial Pole doch seinen durchtrainierten Körper offenbarte.
Das weibliche Pendant dazu bildete Olga Boiko. In der Hauptsache
waren es kontorsionistische Figuren, die die Gewinnerin des
Festivals in Odessa am Luftring demonstrierte. Ebenso am
Schwarzen Meer ausgezeichnet wurden Olena und Dmitro Dudnyk als
Duo Madness. Ihre Nummer – gleichfalls an den Strapaten – war in
einem romantischen Stil gestaltet, voller Vertrauen zueinander
etwa beim Wirbel im Zahnhang.
Spicy Circus, Jenny Kastein, Duo Kiss
Auf dem Drahtseil debütierte
Jenny, Tochter der beiden Veranstalter Lothar und Gabi Kastein.
Ihre sportgymnastische Ausbildung floss in die Gestaltung der
Darbietung, die mit dem Rückwartssalto schloss, sichtlich ein.
Offenkundig voller Spielfreude präsentierte sich eine Formation
von Spicy Circus bei tollen Eskapaden auf zwei Trampolinen.
Schanze und Ruhepol zwischen den Sprüngen bildete auch für
dieses Sextett eine stilisierte „Mauer“. Zu meinen persönlichen
Favoriten gehörten indes auch Inna Baiak und Yurii Protsyk. Als
Duo Kiss kombinierten sie Hand-auf-Hand-Tricks mit Wurfakrobatik
– und das erfrischend energiegeladen und durchweg begeisternd.
Los Taps, Alexandro Hurtado Alves, Blizzard Concept
Alexandro
Hurtado Alves stellte zusammen mit seiner Partnerin eine der
besten Versionen einer Lasershow vor; wie insgesamt Licht und
Ton – wie von Flic Flac nicht anders bekannt – wieder
erstklassig waren. Dass die Show insgesamt dennoch nicht ganz so
zu überzeugen wusste wie im Vorjahr, lag insbesondere an der
extravaganten Komik. Bei gerade mal zwei Auftritten kam diese
heuer vielleicht ein wenig zu kurz; zumal bei der absichtlich
misslingenden Zauberei von Los Taps auch nicht jeder Gag
wirklich zünden wollte. So waren es im Grunde nur Julien Mandier
und Antoine Terrieux, die als Blizzard Concept mit einer
wahrlich grotesken, sondern auch wirklich witzigen Idee auf die
Bühne kamen: mit Hilfe von handelsüblichen und an den Körper
gebundenen Föhnen hielten sie immer mehr Pingpongbälle in der
Luft. Spätestens mit dem mitreißend inszenierten Finale – samt
durchs Zelt fliegenden weißen Papierbahnen und einem
„Wettstreit“ der Artisten um den originellsten Tanzstil – war
aber auch dieser kleine Abstrich schnell wieder vergessen. Das
Publikum klatschte ohnehin und völlig zurecht unisono im Stehen
und nutzte die anschließende Gelegenheit zum Gespräch im
Vorzelt. |