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William Weihnachtscircus 2015/16
www.circus-william.eu ; 49 Showfotos

Berlin, 2. Januar 2016: Vielerorts waren die Weihnachtscircusse in diesem Winter gut besucht. Auch der Circus William, der traditionell zum Jahreswechsel in Berlin gastiert, war da keine Ausnahme. Das Publikum – oft langjährige Gäste – weiß offensichtlich zu schätzen, was ihnen die Gebrüder Wille da jedes Mal aufs Neue präsentieren. Allein das mächtige Material macht Eindruck und bietet besten Komfort. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass auf eine weihnachtliche Dekoration weitestgehend verzichtet wird. Das Programm beginnt dafür umso festlicher.

In einem bunten Charivari werden verschiedene Genres wie Jonglage und Luftakrobatik am Ring kombiniert. Mit Rentiergeweihen dekorierte Pferde zeigen Steiger und verschiedene Figuranten bevölkern die Manege. Eine Live-Sängerin begleitet diese weihnachtlich-winterliche Szenerie.


Deniro, Roberto und Georgie Wille

Fortgesetzt wird dies mit der Kontorsion und Handstandequilibristik von Georgie Wille. Die junge Artistin zeigt ihre Verbiegungskünste in einem sich öffnenden Eiskristall. Auch einige Einarmer gehören bereits zum Repertoire. Die anschließende Präsentation der zehn quirligen Ponys bedeutet dann einen kompletten Stimmungswechsel. Die Tiere tragen „Schlumpf“-Figuren auf ihren Rücken, die entsprechende Titelmelodie läuft zur Begleitung, und selbst Tierlehrer Roberto Wille trägt dazu einen blau-weiß-karierten Anzug. Ein wirkliches Talent ist Deniro Wille. Seine Balancen auf dem Schlappseil sind schon jetzt herausragend. Gezeigt werden alle Höchstschwierigkeiten, selbst der Handstand auf dem sich bewegenden Seil. Damit ist Deniro Wille ohne Frage ein Kandidat für Nachwuchsfestivals.


Roberto Wille, Elenantilopen und Zebras, Karel Navratil

Zurzeit einmalig – zumindest in Deutschland – dürfte die folgende Darbietung sein. Vier Elenantilopen und vier Zebras sorgen nicht nur für afrikanisches Flair; unter der Anleitung von Roberto Wille zeigen die Tiere auch ansprechende Lauffiguren. Für Heiterkeit sorgen Manuel Wille und Tonda Meleckov, die als „Charly“ und „Antonia“ so ihre liebe Mühe mit dem komischen Taxi haben. Markus und Roberto Wille bilden die „Colorados“. Zusammen mit ihren beiden Partnerinnen demonstrieren sie die Künste einer klassischen Westernschau. So gibt es Messerwurf sowie Peitschen- und Lassospiele. Ein ebenso klassisches Genre ist die Jonglage. Dafür ist hier Karel Navratil verantwortlich. Er hält Keulen und danach Ringe in der Luft, während er dabei beispielsweise Bälle auf seiner Stirn balanciert.


Manuel Wille und Tonda Meleckov, Roberto Wille 

Die Schleuderbrett-Reprise der beiden Clowns leitet über zu einem großen orientalischen Schaubild. Auch dieses vereint mehrere Disziplinen. Dabei wird das ganze Zelt als Spielstätte genutzt. Die weiblichen Ensemblemitglieder zeigen in den Gradinaufgängen Serpentinentänze. Später stellen sie einige Riesenschlangen aus der Reptiliensammlung des Unternehmens in der Manege vor. Dort vereint bereits vorher Roberto Wille zehn Trampeltiere mit prächtigen Decken. Und unter der Kuppel – auf einer als fliegenden Teppich getarnten schwebenden Plattform – beweist sich Robin Weber als Feuerspucker und -schlucker. Eine wirklich stimmige, formidable Abschlusssequenz des ersten Teils. Bereits seit einigen Jahren sind die hauseigenen Raubtiere die Reklamenummer bei William. In der besuchten Vorstellung steht Manuel Wille zusammen mit vier Tigern – darunter ein weißes Exemplar –, einer weißen Löwin sowie einem normalfarbenen Mähnenlöwen in der Manege. Sein Präsentationsstil ist unaufgeregt und souverän. Vielfältige Tricks gehören zum flüssigen Ablauf, darunter Pyramide, Hochsitzer, Teppich, Tigerbar und diverse Sprünge.


Jan Sokolovski, Loredana Weber, Marketa Maleckova

Nach dem Abbau des massiven Käfigs geht es mit Luftakrobatik am Netz von Loredana Weber weiter. Eine echte Neuentdeckung ist Jan Sokolovski. Seine Partnerin mimt den Bücherwurm, der sich vom coolen Biker mit seiner BMX beeindrucken lässt. Beeindruckend sind auch die Trail-Tricks, die der Russe präsentiert. Fast durchgängig bewegt er sich nur auf dem Hinterrad. Dabei überspringt er nicht nur seine Partnerin auf unterschiedlichste Weise, sondern balanciert auch auf einer Parkbank und einer niedrigen Laterne. Schließlich gibt es auch Touren in den Aufgängen zwischen den Zuschauern. Eine tolle, moderne Darbietung! Absolut sehenswert ist auch der Auftritt von Marketa Maleckova. Am ganz unter die Kuppel gezogenen Schwungtrapez zeigt sie ein breit gefächertes Repertoire mit waghalsigen Abfallern und dem Genickwirbel als Höhepunkt.


Roberto Wille, Manolito Wille, Finale

Nochmals orientalisch in Szene gesetzt ist die gemeinsame Darbietung von vier weißen Dromedaren und vier schwarzen Arabern. Roberto Wille hat auch diese kreiert. Er lässt beispielsweise die Pferde zwischen den auf Podeste stehenden Kamelen steigen und zeigt manch synchrone Abläufe, so den Knicks von Pferd und Wüstenschiff. Den Schluss setzen dann die Gebrüder Wille mit dem Todesrad. Mit einem Pick-Up kommen Manolito, Markus und Deniro Wille in die Manege. Zunächst gibt es dann schnelle Wechsel der Läufer, dann auch den Blindlauf sowie Sprünge im Rad. Dieses ist sehr schmal und macht damit die Touren noch einen Tick spektakulärer. Im ganz in weiß gehaltenen Finale verabschieden sich Moderatorin Kathleen Wille und das ganze Ensemble vom Publikum. Die Sängerin stimmt nochmals Weihnachtsmelodien an, und die Artisten geben einige Zugaben.

Fast drei Stunden hat der Circus William sein Publikum bis dahin bestens unterhalten. Dies spricht – bei gerade mal zwei speziell für Berlin engagierten Darbietungen – für die unglaubliche Bandbreite und das große Talent der Familie. Insbesondere die vielfältigen Tierdarbietungen brauchen den Vergleich nicht zu scheuen. Einmal mehr können die Willes so ihre herausragende Stellung unter den Unternehmen mit vorwiegend familieneigenen Nummern untermauern.

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Text und Fotos: Benedikt Ricken