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Salto Natale 2015 - "Traumfänger"
www.saltonatale.ch ; 101 Showfotos

Zürich-Kloten, 22. November 2015: Es ist so eine Art zirzensisches Pop-Musical, mit dem „Salto Natale“ in diesem Winter für gute Laune sorgt. Der „Circus der anderen Art“ von Rolf und Gregory Knie setzt mehr denn je auf vorwiegend aktuelle Chart-Hits, mit denen die artistischen Nummern begleitet werden. Gespielt werden sie von der famosen, neunköpfigen Liveband unter der Leitung von Edgar Schmidt. Den Gesang übernimmt der junge Schweizer Patric Scott, der als Musicaldarsteller Erfolge feiern konnte und vor kurzem ein neues Album herausgebracht hat.

Damit setzen Gregory und Rolf Knie die Tradition fort, die Stimme ihres Weihnachtscircus einer möglichst bekannten Persönlichkeit anzuvertrauen – weitere Beispiele waren etwa Teenieschwarm Luca Hänni oder die Miss Schweiz Linda Fäh. Letztlich gelingt es hier auf vorbildliche Weise, mit Musik Atmosphäre zu schaffen und die Wirkung des Programmes zu steigern. Wie gut man dies beherrscht, bewiesen die Show-Macher im Herbst bereits bei „Ohlala“. Dass noch stärker als in den vergangenen Jahren auf aktuelle Sounds gesetzt wird, dürfte einen Grund haben: Seit diesem Jahr verantwortet Gregory Knie das operative Geschäft der „Salto Natale Entertainment AG“ im Prinzip alleine, während sich sein Vater Rolf auf die Rolle des Beraters beschränkt.


Ballett mit Sänger Patric Scott 

Ähnliches wie über die Musik kann man im Übrigen auch zum effektvollen Licht sowie zum Ballett inklusive Kostümierung sagen: Sie steigern die Wirkung dieser Produktion. Jeweils vier gut aussehende Frauen und Männer tanzen zu frischen, modernen Choreographien des Spaniers Fidel Buika, der seine Kreativität ansonsten für Musikvideos, TV-Shows und Events zur Verfügung stellt. Ebenso modern und vor allem bunt sind die Kostümkreationen der Moldawierin Stela Verebceanu. Dabei ist „Salto Natale“ bei näherem Hinsehen vom traditionellen Circus – vom Verzicht auf Tiere abgesehen – gar nicht weit entfernt. Es ist im Grunde ein dichtes Nummernprogramm, das hier schwungvoll in Szene gesetzt wurde. Alle Umbauten werden sinnvoll überbrückt. Im Opening werden zwei kleine Handlungsstränge eingeführt. Zum einen die Geschichte eines Rollstuhlfahrers, der scheinbar seinen Mut verliert. Diese Handlung wird später auch wieder aufgenommen. Zum anderen richtet sich der Blick auf eine Menge gestresster Großstädter, die ihre Businessoutfits ablegen und in die bunte Welt der „Traumfänger“ – so der Titel der aktuellen Show – eintauchen.


Catalina Palma, Shandong Group, Sutter und Pfändler 

Danach gehört die Bühne der jungen Chilenin Catalina Palma, die in exzellenter Weise ihre Handstände zelebriert. Circusfreunden ist sie von ihrem Engagement im Kronebau im vergangenen März bekannt. Für ein stimmungsvolles Bild im Hintergrund sorgt das Ensemble in roten Mönchskutten zum Popsong „Hallelulja“. Aus den Klappen im Boden klettern die zwölf Chinesen der Shandong Group auf die Bühne. Sie beherrschen die chinesische Spezialität „Massen-Ikarier“. Da werden beispielsweise Artisten von Untermann zu Untermann oder über mehrere Ebenen katapultiert. Unsicherheiten sind zu erkennen, doch dies ficht das Publikum an diesem Nachmittag nicht an – die Begeisterung ist groß. Letzteres kann man auch über das Schweizer Comedy-Duo Sutter und Pfändler sagen, das nach sechs Jahren zum zweiten Mal bei „Salto Natale“ zu Gast ist. In ihrem ersten, für unseren Geschmack etwas zu langen Auftritt nehmen sie die Animositäten zwischen den Bewohnern der Stadt Zürich und des Umlandes aufs Korn. Später widmen sie sich der Schweizer Traditionssportart des „Schwingens“, verschiedenen Wortspielereien und gefallen am besten mit ihrer Variante eines menschlich-störrischen Fahrkartenautomaten.


Olya und Denis, Truppe aus Pyöngyang, Camila Palma Aguire 

Partner- und Wurfakrobatik sind das Metier von Olya und Denis aus der Ukraine. Auf dieses Duo folgt die zweite große Truppe in diesem Programm. Acht Herren und eine Dame aus Pyöngyang sorgen für spektakuläre Bilder bei ihren Höhenflügen von der Russischen Schaukel ans Hochreck und auf die Bodenmatte. Dabei landen sie häufig nur ganz knapp vor den Besuchern in der ersten Reihe – sozusagen Nervenkitzel hautnah. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie viel Überredungskunst notwendig war, um die Nordkoreaner von ihrer typischen Begleitmusik vom Band abzubringen. Erstmals erleben wir hier eine Truppe aus Pyöngyang, die zu fröhlicher westlicher Popmusik arbeitet – und dabei auch noch lacht und strahlt. Damit ist für einen würdigen Abschluss des ersten Programmteils gesorgt. Die zweite Hälfte wird mit einer Art „kleinem Finale“ eingeleitet, bei dem Ballett und Ensemble in einer gemeinsamen Tanznummer auf der Bühne stehen. Hoch hinaus geht es anschließend für Camila Palma Aguire am Schwungtrapez. Man hat allerdings schon stärkere Varianten dieses Genres gesehen. Ein schönes Bild ergeben die weiten Schwünge auf jeden Fall.


Blizzard Concept, Dergin Tomak mit Ballett, Sergey Novikov 

Einen hervorragenden Griff haben Gregory und Rolf Knie mit dem französischen Comedy-Duo Blizzard Concept gemacht. An Füßen, Knien, Ellenbogen, Händen und Kopf von Julien Mandier werden hier neun Haarföhns befestigt, mit deren Luftstrom er weiße Bälle in der Luft hält. Kabelsalat am ganzen Körper inklusive. Höhepunkt des grotesk-originellen, vergnüglichen Spiels ist ein gezielter Schuss von Partner Antoine Terieux auf den entscheidenden Kippschalter – „Stromausfall“ sorgt für das Ende dieser flüchtigen „Kunstinstallation“. Rollstuhlfahrer Dergin Tomak, durch die Folgen einer Kinderlähmung gehandicapt, wurde nun im Laufe der Show durch das Ballett und die Figuranten Pedro Izquierdo und David Moya genügend ermutigt: Laufen kann er nicht, aber sein akrobatischer Tanz auf Krücken ist mehr als beeindruckend. Eine tolle Ausstrahlung und Bühnenpräsenz kommt hinzu. Auf und ab geht es im wahrsten Sinne für Sergey Novikov, der sich von den Strapaten immer wieder aus großer Höhe auf ein dickes Kissen fallen lässt. Die theatralische Musik zum ebensolchen Auftritt kommt hier, eine Ausnahme in der Show, vom Band. Schluss- und Höhepunkt der Programmfolge sind die Catwall Acrobats mit ihrer spektakulären Trampolinnummer auf, in und über einem Plexiglashaus. Bunt und stimmungsvoll ist auch das Finale, in dem Gregory Knie sein Publikum persönlich verabschiedet.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber