Damit setzen Gregory und Rolf Knie
die Tradition fort, die Stimme ihres Weihnachtscircus einer
möglichst bekannten Persönlichkeit anzuvertrauen – weitere
Beispiele waren etwa Teenieschwarm Luca Hänni oder die Miss
Schweiz Linda Fäh. Letztlich gelingt es hier auf vorbildliche
Weise, mit Musik Atmosphäre zu schaffen und die Wirkung des
Programmes zu steigern. Wie gut man dies beherrscht, bewiesen
die Show-Macher im Herbst bereits bei „Ohlala“. Dass noch
stärker als in den vergangenen Jahren auf aktuelle Sounds
gesetzt wird, dürfte einen Grund haben: Seit diesem Jahr
verantwortet Gregory Knie das operative Geschäft der „Salto
Natale Entertainment AG“ im Prinzip alleine, während sich sein
Vater Rolf auf die Rolle des Beraters beschränkt.
Ballett mit Sänger
Patric Scott
Ähnliches wie über die Musik kann
man im Übrigen auch zum effektvollen Licht sowie zum Ballett
inklusive Kostümierung sagen: Sie steigern die Wirkung dieser
Produktion. Jeweils vier gut aussehende Frauen und Männer tanzen
zu frischen, modernen Choreographien des Spaniers Fidel Buika,
der seine Kreativität ansonsten für Musikvideos, TV-Shows und
Events zur Verfügung stellt. Ebenso modern und vor allem bunt
sind die Kostümkreationen der Moldawierin Stela Verebceanu.
Dabei ist „Salto Natale“ bei näherem Hinsehen vom traditionellen
Circus – vom Verzicht auf Tiere abgesehen – gar nicht weit
entfernt. Es ist im Grunde ein dichtes Nummernprogramm, das hier
schwungvoll in Szene gesetzt wurde. Alle Umbauten werden
sinnvoll überbrückt. Im Opening werden zwei kleine
Handlungsstränge eingeführt. Zum einen die Geschichte eines
Rollstuhlfahrers, der scheinbar seinen Mut verliert. Diese
Handlung wird später auch wieder aufgenommen. Zum anderen
richtet sich der Blick auf eine Menge gestresster Großstädter,
die ihre Businessoutfits ablegen und in die bunte Welt der
„Traumfänger“ – so der Titel der aktuellen Show – eintauchen.
Catalina Palma, Shandong
Group, Sutter und Pfändler
Danach gehört die Bühne der jungen
Chilenin Catalina Palma, die in exzellenter Weise ihre
Handstände zelebriert. Circusfreunden ist sie von ihrem
Engagement im Kronebau im vergangenen März bekannt. Für ein
stimmungsvolles Bild im Hintergrund sorgt das Ensemble in roten
Mönchskutten zum Popsong „Hallelulja“. Aus den Klappen im Boden
klettern die zwölf Chinesen der Shandong Group auf die Bühne.
Sie beherrschen die chinesische Spezialität „Massen-Ikarier“. Da
werden beispielsweise Artisten von Untermann zu Untermann oder
über mehrere Ebenen katapultiert. Unsicherheiten sind zu
erkennen, doch dies ficht das Publikum an diesem Nachmittag
nicht an – die Begeisterung ist groß. Letzteres kann man auch
über das Schweizer Comedy-Duo Sutter und Pfändler sagen, das
nach sechs Jahren zum zweiten Mal bei „Salto Natale“ zu Gast
ist. In ihrem ersten, für unseren Geschmack etwas zu langen
Auftritt nehmen sie die Animositäten zwischen den Bewohnern der
Stadt Zürich und des Umlandes aufs Korn. Später widmen sie sich
der Schweizer Traditionssportart des „Schwingens“, verschiedenen
Wortspielereien und gefallen am besten mit ihrer Variante eines
menschlich-störrischen Fahrkartenautomaten.
Olya und Denis, Truppe aus Pyöngyang, Camila
Palma Aguire
Partner- und Wurfakrobatik sind das
Metier von Olya und Denis aus der Ukraine. Auf dieses Duo folgt
die zweite große Truppe in diesem Programm. Acht Herren und eine
Dame aus Pyöngyang sorgen für spektakuläre Bilder bei ihren
Höhenflügen von der Russischen Schaukel ans Hochreck und auf die
Bodenmatte. Dabei landen sie häufig nur ganz knapp vor den
Besuchern in der ersten Reihe – sozusagen Nervenkitzel hautnah.
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie viel Überredungskunst
notwendig war, um die Nordkoreaner von ihrer typischen
Begleitmusik vom Band abzubringen. Erstmals erleben wir hier
eine Truppe aus Pyöngyang, die zu fröhlicher westlicher Popmusik
arbeitet – und dabei auch noch lacht und strahlt. Damit ist für
einen würdigen Abschluss des ersten Programmteils gesorgt. Die
zweite Hälfte wird mit einer Art „kleinem Finale“ eingeleitet,
bei dem Ballett und Ensemble in einer gemeinsamen Tanznummer auf
der Bühne stehen. Hoch hinaus geht es anschließend für Camila
Palma Aguire am Schwungtrapez. Man hat allerdings schon stärkere
Varianten dieses Genres gesehen. Ein schönes Bild ergeben die
weiten Schwünge auf jeden Fall.
Blizzard Concept,
Dergin Tomak mit Ballett, Sergey Novikov
Einen hervorragenden Griff haben
Gregory und Rolf Knie mit dem französischen Comedy-Duo Blizzard
Concept gemacht. An Füßen, Knien, Ellenbogen, Händen und Kopf
von Julien Mandier werden hier neun Haarföhns befestigt, mit
deren Luftstrom er weiße Bälle in der Luft hält. Kabelsalat am
ganzen Körper inklusive. Höhepunkt des grotesk-originellen,
vergnüglichen Spiels ist ein gezielter Schuss von Partner
Antoine Terieux auf den entscheidenden Kippschalter –
„Stromausfall“ sorgt für das Ende dieser flüchtigen
„Kunstinstallation“. Rollstuhlfahrer Dergin Tomak, durch die
Folgen einer Kinderlähmung gehandicapt, wurde nun im Laufe der
Show durch das Ballett und die Figuranten Pedro Izquierdo und
David Moya genügend ermutigt: Laufen kann er nicht, aber sein
akrobatischer Tanz auf Krücken ist mehr als beeindruckend. Eine
tolle Ausstrahlung und Bühnenpräsenz kommt hinzu. Auf und ab
geht es im wahrsten Sinne für Sergey Novikov, der sich von den
Strapaten immer wieder aus großer Höhe auf ein dickes Kissen
fallen lässt. Die theatralische Musik zum ebensolchen Auftritt
kommt hier, eine Ausnahme in der Show, vom Band. Schluss- und
Höhepunkt der Programmfolge sind die Catwall Acrobats mit ihrer
spektakulären Trampolinnummer auf, in und über einem
Plexiglashaus. Bunt und stimmungsvoll ist auch das Finale, in
dem Gregory Knie sein Publikum persönlich verabschiedet. |