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Cirque Pinder - Paris 2015
www.cirquepinder.com ; 107 Showfotos

Paris, 4. Dezember 2015: Das ist das stärkste Programm des Cirque Pinder in den vergangenen Jahren! Jede artistische Darbietung überzeugt vollauf. Und Meisterdressur Sandro Montez hat den hauseigenen Exotenzug zu ganz neuer Klasse geführt. Fixpunkte der Show sind natürlich die Raubtierdressur von Juniorchef Frédéric Edelstein mit zwölf weißen Löwen und die Magicshow seiner Schwester Sophie. Freilich, einen Preis für das am besten in Szene gesetzte Programm werden andere gewinnen. Aber Licht, Ton und Ablaufregie geben in diesem reinen Nummernprogramm auch keinen Anlass zu Klagen.

Durch die Vorstellung führt wie im Vorjahr der junge Mr. Loyal Judicaël Vattier. Auch wenn es in den vergangenen Saisons mehrfach Wechsel auf dieser Position bei Pinder gab, die Texte blieben im Grunde immer gleich: Während der Umbaupausen werden die Zuschauer abgefragt, welche Tierarten es gerade zu sehen gab oder wie viele Mitarbeiter dieser „Géant Européen“ unter den Circussen hat. 165 Menschen sind demnach für diese Produktion tätig. Ausschließlich für das große Paris-Gastspiel von November bis Januar wird dabei das sechsmastige 5000-Personen-Chapiteau eingesetzt. Nach einem schweren Sturmschaden im vergangenen Winter hat es eine neue Zelthaut erhalten.

 


Suellen Sforzi, Frédéric Edelstein, Valeriy

 

Die Vorstellung beginnt wiederum unvermittelt mit der Löwendressur von Frédéric Edelstein. Pyramide, zwölffacher Hochsitzer und Teppich sowie Sprünge am Käfig entlang zur Löwenbar gehören ebenso zum Repertoire wie Tricks mit weniger Tieren. Da lässt der couragierte Dresseur beispielsweise fünf Raubkatzen auf sich abliegen, reitet auf einem Mähnenlöwen oder lässt insgesamt sieben Exemplare unter seinen Beinen hindurch zurück zum Tunnel laufen. Auch ein Vorwärtssteiger ist zu sehen. Für kurze Zeit unterstützt Altmeister Dick Chipperfield den Vorführer direkt im Zentralkäfig. Die beiden hauseigenen Elefanten wurden in der besuchten Vorstellung dagegen nicht gezeigt. Bereits während des laufenden Käfigabbaus beginnt Valeriy seine kraftvolle Tücherakrobatik. Bis zu deren Ende arbeitet er sich in imposante Höhe unter dem gewaltigen Pinder-Chapiteau hervor. Mit gewagten Abfallern geht es wieder Richtung Boden. Dort, genauer gesagt auf einem Podest, arbeitet Suellen Sforzi. Die bekannte Kontorsionistin nimmt nicht nur eine Rose vom Boden auf, sondern auch Brille und Hut. Geschickt setzt sie beides mit den Füßen auf. Mit dem Bogenschuss auf einen Luftballon krönt sie ihre Darbietung. Der Pfeil trifft sicher beim ersten Versuch.

 


Francois Borie, Duo Tianjin, Flying Galeoti

 

Schon in vielen Manegen, gerade in Frankreich, konnte man Jongleur Francois Borie erleben. Bis zu sieben Keulen lässt er fliegen und fängt sie sicher wieder. Starker Applaus ist dem sympathischen Artisten sicher. Das chinesische Duo Tianjin beginnt seine Arbeit mit Partner- und Wurfakrobatik. Darauf folgt ein beeindruckender Spitzentanz der ausnehmend hübschen Artistin auf den Schultern und auch auf dem Kopf ihres Partners. Sarah Connor liefert mit "Just one last dance" die musikalische Begleitung, natürlich nur vom Band. Während der anschließenden Magicshow von Sophie Edelstein ist das Fotografieren „strictement interdit“. So können wir nur schriftlich versichern, dass die artistische Direktorin des Cirque Pinder und ihre vier gut gebauten Tänzer und Assistenten eine wirklich toll in Szene gesetzte und verblüffende Illusionsschau liefern. Nach Belieben lässt Sophie Edelstein ihre Partner erscheinen, verschwinden oder auf Miniaturformat zusammenschrumpfen. Ein fester Wert im Cirque Pinder ist zudem die große Flugnummer vor der Pause. Diesmal hat Pinder sich für ein ganz klassisches Flugtrapez entschieden. Mit viel Feuer und Temperament zelebrieren die Flying Galeoti aus Brasilien das typische Repertoire mit gestrecktem Doppelsalto, Dreifachem, Passage, Sturz aus der Kuppel ins Netz und anderem mehr. Ein Fänger sowie jeweils zwei Fliegerinnen und Flieger bilden diese Truppe.

 


Jasters, Cardinalis

 

Nach nunmehr zwei Saisons beim Cirque Pinder hat der deutsche Tierlehrer Sandro Montez dafür gesorgt, dass der hauseigene Exotenzug wieder ein besonderes Glanzstück im Programm ist. Der Ablauf wurde vollkommen neu gestaltet. Neun Kamele und drei Fjordpferde arbeiten nunmehr gemeinsam als Zwölferzug, formieren sich zum großen Fächer und zeigen den Gegenlauf. Auch der Gegenlauf der Pferde zwischen den Kamelen hindurch ist zu sehen. Während im Hintergrund die Kamele abliegen, lässt Montez im vorderen Bereich der Manege die Pferde erst flechten, dann steigen oder ein Lama über drei Esel springen. Ganz stark ist natürlich auch die Kunstschützen-Darbietung der Jasters. Giacomo Jaster schießt seiner Frau Elena mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf oder wirft mit Messern auf eine rotierende Scheibe, an die sie gefesselt ist. Geschmacksache bleibt bei Pinder dagegen die rustikale Clownerie. Mehrfach überbrückt Pipo mit seinen schrillen Animationen auf der Tribüne die Umbaupausen. Im Trio zeigen die Cardinalis diesmal ihre Version des Boxkampfes. Die Kinder im Publikum haben sie jedenfalls, an den lautstarken Reaktionen gemessen, voll auf ihrer Seite. Und mit feinsinnigeren Späßen ließen sich die Distanzen zum Publikum im Riesen-Chapiteau wohl auch nicht so gut überwinden.

 

 

Duo Pulsadas, Crazy Wilson

 

Zu den Höhepunkten dieses Programms gehört fraglos die Partnerakrobatik des Duos Pulsadas. Schulter auf Schulter, Hand auf Hand, Kopf auf Fuß und Hand auf Kopf sind die Konstellationen, in denen Kraft und Können bewiesen werden. Herausragend der Schlusstrick: Kopf auf Kopf geht es hier die Stufen des Podests hinauf, wird eine hohe Leiter überquert und führt der Weg wieder die Stufen des Podests hinunter in die Manege. Für den Schlusspunkt des Programms sorgt wie in den beiden Vorjahren Crazy Wilson. Er hat nicht nur sein neues Todesrad in spektakulärer Harley-Davidson-Optik mitgebracht, sondern auch die beiden Tänzerinnen aus dem Ballett des Circus Krone. Seilspringen, hohe Sprünge und der legendäre Salto auf der Außenseite des rotierenden Rades sorgen nochmal für wohlige Entsetzensschreie und frenetische Reaktionen. Mit einem knapp gehaltenen Finale geht der große Circusabend nach 165 Minuten zu Ende.

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber