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Circus Krone - Februar 2016
www.circus-krone.de ; 150 Showfotos

München, 13. Februar 2016: Klar, es gibt wieder eine ganze Reihe von Clown-Gewinnern, die direkt aus Monte Carlo nach München kommen. Das sind wir von den Februar-Programmen im Kronebau schon gewohnt. So verwöhnt sind wir als regelmäßige Besucher. Dabei belässt es der größte Circus Europas aber nicht. Dank Tonito Alexis und zwei Damen aus dem Ballett haben wir ein Trio, das uns durch diese Show aus dem Bilderbuch begleitet. Die Münchner honorieren diese Mischung aus herausragenden Darbietungen und sympathischen Einlagen nicht nur mit einem glänzenden Besuch.

Sie spenden auch lang anhaltende Standing Ovations zum Finale. Schon während der Show ist die Stimmung im ausverkauften Haus grandios. Insbesondere die Artisten im stärkeren zweiten Teil werden regelrecht gefeiert.


Nikolai Tovarich, Nummerngirl, Tonito Alexis

Bei der Begrüßung wird Ringmaster Nikolai Tovarich von zwei Damen aus dem Ballett der Sommersaison und Tonito Alexis unterstützt. Der frisch gekürte Gold-Gewinner des Festivals New Generation agiert in seiner Rolle als Weißclown, die Tänzerinnen geben Nummerngirls. Auf ihren Tafeln steht jeweils die Ziffer der folgenden Darbietung. Oder aber die Worte "Pause" und "Finale". Dazu tragen sie die passenden Kleider. Tonito reichert seine prächtigen Kostüme mit korrespondierenden Accessoires an. Einen weiteren Hinweis auf die nächsten Artisten gibt - neben einer kurzen Ansage - ferner die Musik, die der Clown zumeist gemeinsam mit dem Orchester spielt. Beim Finale dürfen die Tänzerinnen ebenfalls musizieren. Als "Klangkörper" dienen ihnen Seifenblasen, welche auch im weiteren Verlauf der Verabschiedung eine Rolle spielen. Die Artisten kommen von zwei Zuschaueraufgängen in die Manege. Ein schönes Konzept, das von den Akteuren überzeugend umgesetzt wird und dem Programm ein noch freundlicheres Gesicht gibt.


Marcel Krämer, Oliver Jubin

Zweimal reisen wir mit unseren Gastgebern in den Wilden Westen. Hier treffen wir Marcel Krämer und seine Tiere. Zunächst führt er als Cowboy sechs Esel vor. Effektvoll kommt er auf einem Pferd hereingeritten, die Fahne in der Hand. Auf dem Pferderücken stehend beweist er seine Fertigkeiten mit einem Lasso, bevor er sich dann ganz den Eseln widmet. In einer vollwertigen Freiheitsdressur präsentieren sie, was ihnen Marcel Krämer beigebracht hat. Eine selten in einer Circusmanege zu sehende Tierart. Eine noch größere Rarität stellen die beiden Bisons dar, die uns der deutsche Tierlehrer im zweiten Teil vorstellt. Die eindrucksvollen Rinder sind äußerst gutmütig und ebenfalls bestens dressiert. Sie drehen sich auf Kommando, lassen sich von Kindern aus dem Publikum füttern und stehen ruhig auf ihren Podesten, während sie von einem Pferd umrundet werden. Krämer hat offensichtlich nicht nur ein gutes Händchen für die Tiere, sondern ist zudem ein sehr sympathischer Vorführer. Hervorragend präsentiert wird ebenfalls die Hohe Schule. Die Reiterei von Oliver Jubin auf seinen Pferden ist traumhaft. Ana Ayromlou ist es, die mit einer beneidenswerten Leichtigkeit den Tanz von Mensch und Tier komplettiert. Harmonie pur. Ein traumhaftes Bild, das seine Fortsetzung in der Akrobatik am Luftring von Ana findet. Die physische Verbindung stellt ein Tuch her. Ein Ende hält die unter der Kuppel schwebende Ana, das andere Oliver auf dem Pferderücken. Den Genuss vollkommen macht das Orchester von Oleksandr Krasyun. Die Musiker spielen hinreißende Livemusik dazu. Auch sonst verwöhnen sie uns mit einem einzigartigen Sound, wenngleich einzelne Nummern zu Bandmusik arbeiten.


Martin Lacey junior

Aus dem Krone-Zoo kommen die beiden indischen Elefantendamen Bara und Dehli, mit denen ihr Trainer James Puydebois eine neu zusammengestellte Choreographie präsentiert. Hierfür wurden eigens schicke Kopfstücke gefertigt. Natürlich passgenau in der eigenen Werkstatt. Wie schon bei der Hohen Schule, werden die Vorführungen der Tiere durch eine Tänzerin begleitet. Im Glitzerkostüm sorgt sie für einen zusätzlichen Glanz bei dieser abgerundeten Vorführung. Zu sehen sind unter anderem ein Kopfstand, das Sitzen auf Postamenten und der Spagat des Ballettgirls an vom Elefant mit dem Maul gehaltenen Ringen. Unbestrittener Star im Bereich Tierdressuren ist Martin Lacey junior. Seine große gemischte Raubtiergruppe feierte ein Jahr zuvor an gleicher Stelle ihre Weltpremiere. Trotz einer verletzungsbedingten Pause hat sich die Dressurfolge enorm gesteigert. Faszinierend anzusehen ist das Hochsitzen von 22 im Kreis platzierten Löwen. Wie bei Lacey üblich, wechseln sich dynamische Tricks mit ruhigen ab. Ebenso gibt es Elemente, an denen fast die gesamte Gruppe beteiligt ist und solche, in denen ein Tier gemeinsam mit Lacey agiert. Egal wie viele Löwen und Tiger im Rampenlicht stehen, der Dompteur hat stets alle Tiere, die sich noch im Zentralkäfig befinden, im Blick. Eine großartige Leistung. Um alle Elemente zu erfassen, reicht das einmalige Zuschauen nicht aus. Zu viele Dinge gibt es während dieser Vorführung wahrzunehmen. Das Münchner Publikum feiert "seinen" Martin Lacey junior frenetisch.


Khagdaa-Girls, Rogerio Goncalves, Shcherbak & Popov

Artistisch beginnt unsere Reise in der Mongolei. Dorthin entführen uns die Khagdaa-Girls. Das Quartett zeigt eine wunderbare Kontorsions-Kür. Ruhig und immer mit einem Lächeln verbiegen sie ihre Körper zu eindrucksvollen Bildern. Deutlich temperamentvoller agiert Rogerio Goncalves. Zu Beginn seines Auftritts hält er virtuos einen Tennisschläger mit Devilsticks in der Luft, am Ende sind es gar zwei. Dazwischen jongliert er mit Bällen und Bumerangs. Immer ist er in Bewegung. Gerne bezieht er das Publikum ein. Mit „Action Juggling“ beschreibt das Programmheft treffend seinen Stil. Shcherbak & Popov sind die Cool Guys, die zu „Singing in the Rain“ Handstandakrobatik der Sonderklasse zeigen. Sergii Popov trägt seinen Partner Nikolay Shecherbak quasi auf Händen, oder gar auf einer. Ihre sensationelle Partnerakrobatik wurde 2013 mit einem Goldenen Clown prämiert. Auch beim diesjährigen Jubiläumsfestival waren sie wieder in Monte Carlo dabei. Gleich aus zwei Bahnen besteht der große Apparat der Flying Regio. Diese Besonderheit erlaubt einen ungewöhnlich flüssigen Ablauf. Fast immer ist einer der jeweils drei Fliegerinnen und Flieger auf dem Weg zu einem der beiden Fänger. Diesen Weg nutzen die Luftakrobaten für elegante Sprünge. So erleben wir zwei Dreifache hintereinander, von denen an diesem Nachmittag allerdings nur einer gelingt. Eindrucksvoll sind zudem die beiden parallel gearbeiteten Passagen. Mit dieser großen Nummer am Fliegenden Trapez endet der erste Teil.


Cesar Dias, Desire of Flight, Truppe Sokolov

Je einen Auftritt vor und nach der Pause hat Cesar Dias. Den sympathischen Portugiesen kennen wir nicht zuletzt von seinen Engagements beim Zirkus Charles Knie. Dort hat er auch seine beiden in München gezeigten Lacherfolge gespielt, zu denen er von Tonito und einem Nummerngirl in der Manege begrüßt wird. Zunächst liefert er sich ein Duell mit einem Zuschauer. Später zelebriert er seine hinreißend komische Version von „My Way“, bei der so ziemlich alles schiefgeht. Das Publikum lacht Tränen und honoriert sein zweites Gastspiel im Kronebau nach 2009 mit lautstarkem Applaus. Immer wieder ein Hochgenuss ist die Strapaten-Nummer des Duo Desire of Flight. Malvina Abakarova und Ehemann Valeri Sychev agieren unglaublich leidenschaftlich, ausdrucksstark, harmonisch und gleichzeitig so dramatisch, dass einen ihre Liebesgeschichte in der Luft unweigerlich in ihren Bann zieht. Die Tricks sind dabei wirklich so unglaublich wie die Präsentation zum von Lara Fabian gesungenen „Je suis malade“. Ein Rausch! Mit weißen Lockenperücken kündigen uns Tonito und Partnerin den vierzehnten und letzten Programmpunkt an. Und der bringt uns zurück ins 18. Jahrhundert, in die Zeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Die große Schleuderbrett-Inszenierung der Truppe Sokolov ist eine Hommage an den österreichischen Komponisten. In passenden Kostümen, mit den entsprechenden Gesten und natürlich zur Musik von Mozart katapultieren sich die vierzehn Artisten gegenseitig durch die Luft. Ein phänomenales Schauspiel voll höchster Schwierigkeitsgrade. Ihre variantenreichen Sprünge sind wirklich sensationell. Dafür erhielten die Sokolov, ebenso wie Desire of Flight, 2014 einen Goldenen Clown in Monte Carlo.

Auch in diesem Februar präsentiert Krone also wieder eine hochkarätig besetzte Show. Sie enthält alles, was zu einem vollendeten Circusprogramm gehört. Hinzu kommt eine äußerst sympathische Verpackung, ein wunderbares Orchester und eine gegenüber der letzten Wintersaison verstärkte Lichtanlage. Zudem bietet der Kronebau beste Voraussetzungen für eine großartige Atmosphäre. Das Publikum an diesem Nachmittag jedenfalls ist mit hörbarem Enthusiasmus dabei. Das ist nur allzu gut nachvollziehbar.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch