Sie spenden auch lang anhaltende Standing Ovations zum Finale.
Schon während der Show ist die Stimmung im ausverkauften Haus
grandios. Insbesondere die Artisten im stärkeren zweiten Teil
werden regelrecht gefeiert.
Nikolai Tovarich, Nummerngirl, Tonito Alexis
Bei
der Begrüßung wird Ringmaster Nikolai Tovarich von zwei Damen aus dem
Ballett der Sommersaison und Tonito Alexis unterstützt. Der frisch gekürte Gold-Gewinner
des Festivals New Generation agiert in seiner Rolle als Weißclown, die
Tänzerinnen geben Nummerngirls. Auf ihren Tafeln steht jeweils die
Ziffer der folgenden Darbietung. Oder aber die Worte "Pause" und
"Finale". Dazu tragen sie die passenden Kleider. Tonito reichert seine
prächtigen Kostüme mit korrespondierenden Accessoires an. Einen
weiteren Hinweis auf die nächsten Artisten gibt - neben einer kurzen
Ansage - ferner die Musik, die der Clown zumeist gemeinsam mit dem
Orchester spielt. Beim Finale dürfen die Tänzerinnen ebenfalls
musizieren. Als "Klangkörper" dienen ihnen Seifenblasen, welche auch im
weiteren Verlauf der Verabschiedung eine Rolle spielen. Die Artisten
kommen von zwei Zuschaueraufgängen in die Manege. Ein schönes Konzept,
das von den Akteuren überzeugend umgesetzt wird und dem Programm ein
noch freundlicheres Gesicht gibt.
Marcel Krämer, Oliver Jubin
Zweimal
reisen wir mit unseren Gastgebern in den Wilden Westen. Hier treffen
wir Marcel Krämer und seine Tiere. Zunächst führt er als Cowboy sechs
Esel vor. Effektvoll kommt er auf einem Pferd hereingeritten, die Fahne
in der Hand. Auf dem Pferderücken stehend beweist er seine Fertigkeiten
mit einem Lasso, bevor er sich dann ganz den Eseln widmet. In
einer vollwertigen Freiheitsdressur präsentieren sie, was ihnen Marcel Krämer
beigebracht hat. Eine selten in einer Circusmanege zu sehende Tierart.
Eine noch größere Rarität stellen die beiden Bisons dar, die uns der
deutsche Tierlehrer im zweiten Teil vorstellt. Die eindrucksvollen
Rinder sind äußerst gutmütig und ebenfalls bestens dressiert. Sie
drehen sich auf Kommando, lassen sich von Kindern aus dem Publikum
füttern und stehen ruhig auf ihren Podesten, während sie von einem
Pferd umrundet werden. Krämer hat offensichtlich nicht nur ein gutes
Händchen für die Tiere, sondern ist zudem ein sehr sympathischer
Vorführer. Hervorragend präsentiert wird ebenfalls die Hohe Schule. Die
Reiterei von Oliver Jubin auf seinen Pferden ist traumhaft. Ana
Ayromlou ist es, die mit einer beneidenswerten Leichtigkeit den Tanz
von Mensch und Tier komplettiert. Harmonie pur. Ein traumhaftes Bild,
das seine Fortsetzung in der Akrobatik am Luftring von Ana findet. Die
physische Verbindung stellt ein Tuch her. Ein Ende hält die unter der
Kuppel schwebende Ana, das andere Oliver auf dem Pferderücken. Den
Genuss vollkommen macht das Orchester von Oleksandr Krasyun. Die
Musiker spielen hinreißende Livemusik dazu. Auch sonst verwöhnen sie
uns mit einem einzigartigen Sound, wenngleich einzelne Nummern zu
Bandmusik arbeiten.
Martin Lacey junior
Aus
dem Krone-Zoo kommen die beiden indischen Elefantendamen Bara und
Dehli, mit denen ihr Trainer James Puydebois eine neu zusammengestellte
Choreographie präsentiert. Hierfür wurden eigens schicke Kopfstücke
gefertigt. Natürlich passgenau in der eigenen Werkstatt. Wie schon bei
der Hohen Schule, werden die Vorführungen der Tiere durch eine Tänzerin
begleitet. Im Glitzerkostüm sorgt sie für einen zusätzlichen Glanz bei
dieser abgerundeten Vorführung. Zu sehen sind unter anderem ein
Kopfstand, das Sitzen auf Postamenten und der Spagat des Ballettgirls
an vom Elefant mit dem Maul gehaltenen Ringen. Unbestrittener Star im
Bereich Tierdressuren ist Martin Lacey junior. Seine große gemischte
Raubtiergruppe feierte ein Jahr zuvor an gleicher Stelle ihre
Weltpremiere. Trotz einer verletzungsbedingten Pause hat sich die
Dressurfolge enorm gesteigert. Faszinierend anzusehen ist das
Hochsitzen von 22 im Kreis platzierten Löwen. Wie bei Lacey üblich,
wechseln sich dynamische Tricks mit ruhigen ab. Ebenso gibt es
Elemente, an denen fast die gesamte Gruppe beteiligt ist und solche, in
denen ein Tier gemeinsam mit Lacey agiert. Egal wie viele Löwen und
Tiger im Rampenlicht stehen, der Dompteur hat stets alle Tiere, die
sich noch im Zentralkäfig befinden, im Blick. Eine großartige Leistung.
Um alle Elemente zu erfassen, reicht das einmalige
Zuschauen nicht aus. Zu viele Dinge gibt es während dieser Vorführung
wahrzunehmen. Das Münchner Publikum feiert "seinen" Martin Lacey junior
frenetisch.
Khagdaa-Girls, Rogerio Goncalves, Shcherbak & Popov
Artistisch
beginnt unsere Reise in der Mongolei. Dorthin entführen uns die
Khagdaa-Girls. Das Quartett zeigt eine wunderbare Kontorsions-Kür.
Ruhig und immer mit einem Lächeln verbiegen sie ihre Körper zu
eindrucksvollen Bildern. Deutlich temperamentvoller agiert Rogerio
Goncalves. Zu Beginn seines Auftritts hält er virtuos einen
Tennisschläger mit Devilsticks in der Luft, am Ende sind es gar zwei.
Dazwischen jongliert er mit Bällen und Bumerangs. Immer ist er in
Bewegung. Gerne bezieht er das Publikum ein. Mit „Action Juggling“
beschreibt das Programmheft treffend seinen Stil. Shcherbak & Popov
sind die Cool Guys, die zu „Singing in the Rain“ Handstandakrobatik der
Sonderklasse zeigen. Sergii Popov trägt seinen Partner Nikolay
Shecherbak quasi auf Händen, oder gar auf einer. Ihre sensationelle
Partnerakrobatik wurde 2013 mit einem Goldenen Clown prämiert. Auch
beim diesjährigen Jubiläumsfestival waren sie wieder in Monte Carlo
dabei. Gleich aus zwei Bahnen besteht der große Apparat der Flying
Regio. Diese Besonderheit erlaubt einen ungewöhnlich flüssigen Ablauf.
Fast immer ist einer der jeweils drei Fliegerinnen und Flieger auf dem
Weg zu einem der beiden Fänger. Diesen Weg nutzen die Luftakrobaten für
elegante Sprünge. So erleben wir zwei Dreifache hintereinander, von
denen an diesem Nachmittag allerdings nur einer gelingt. Eindrucksvoll
sind zudem die beiden parallel gearbeiteten Passagen. Mit dieser großen
Nummer am Fliegenden Trapez endet der erste Teil.
Cesar Dias, Desire
of Flight, Truppe Sokolov
Je
einen Auftritt vor und nach der Pause hat Cesar Dias. Den sympathischen
Portugiesen kennen wir nicht zuletzt von seinen Engagements beim Zirkus
Charles Knie. Dort hat er auch seine beiden in München gezeigten
Lacherfolge gespielt, zu denen er von Tonito und einem Nummerngirl in
der Manege begrüßt wird. Zunächst liefert er sich ein Duell mit einem
Zuschauer. Später zelebriert er seine hinreißend komische Version von
„My Way“, bei der so ziemlich alles schiefgeht. Das Publikum lacht
Tränen und honoriert sein zweites Gastspiel im Kronebau nach 2009 mit
lautstarkem Applaus. Immer wieder ein Hochgenuss ist die
Strapaten-Nummer des Duo Desire of Flight. Malvina Abakarova und
Ehemann Valeri Sychev agieren unglaublich leidenschaftlich,
ausdrucksstark, harmonisch und gleichzeitig so dramatisch, dass einen
ihre Liebesgeschichte in der Luft unweigerlich in ihren Bann zieht.
Die Tricks sind dabei wirklich so unglaublich wie die Präsentation zum
von Lara Fabian gesungenen „Je suis malade“. Ein Rausch! Mit weißen
Lockenperücken kündigen uns Tonito und Partnerin den vierzehnten und
letzten Programmpunkt an. Und der bringt uns zurück ins 18.
Jahrhundert, in die Zeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Die große
Schleuderbrett-Inszenierung der Truppe Sokolov ist eine Hommage an
den österreichischen Komponisten. In passenden Kostümen, mit den
entsprechenden Gesten und natürlich zur Musik von Mozart katapultieren
sich die vierzehn Artisten gegenseitig durch die Luft. Ein phänomenales
Schauspiel voll höchster Schwierigkeitsgrade. Ihre variantenreichen
Sprünge sind wirklich sensationell. Dafür erhielten die Sokolov, ebenso
wie Desire of Flight, 2014 einen Goldenen Clown in Monte Carlo.
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