Damit
nicht genug. In der Mainmetropole erlebte zudem das neue Chapiteau
seinen ersten Aufbau. Das Spielzelt hat einen Durchmesser von 42 Metern
und ist wie sein Vorgänger in den Farben blau und weiß gehalten.
Vorzelt und Verbindungstunnel haben ebenfalls ihre Premiere. Sogar die
runden Platten im beleuchteten Frontzaun sowie die Fahnen davor wurden
mit dem Motiv der aktuellen Weihnachtsproduktion versehen.
Eingangsbereich
Wie
beim Circus Carl Busch gewohnt, ist der Fuhrpark perfekt gepflegt, das
Material vom Feinsten, was Manuel Wille-Busch beim Rundgang über das
Gelände beweist. Der Platz ist mit einem hohen Zaun begrenzt, sogar
der Bereich für die Lagerung der Abfälle aus den Stallungen wurde
separat abgegrenzt. Die unternehmenseigenen Tiere sind gemeinsam in
einem großen Zelt untergebracht. Zudem stehen ihnen Freigehege zur
Verfügung.
Jamena Wille-Busch, Les Goty, Sharon Berousek
Das
Ambiente ist also perfekt. Die Show des Great Christmas Circus 2015/16
überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Zwei der Artisten sowie die
Clowns wurden aus dem Saisonprogramm übernommen. Was kein Problem ist,
da dieses so noch nicht in Frankfurt zu sehen war. Hinzu kommen weitere
wunderbare Artisten, weihnachtliche Szenen sowie großartige
Tierdressuren. Ab 25. Dezember ist zudem Hundedresseur Mister Dalmatin
dabei. Die Mischung stimmt, und das Programm wirkt schon am Tag nach der
Premiere gut eingespielt. Auch auf Livemusik wird nicht verzichtet. Das
Orchester sitzt über dem prächtigen Artisteneingang und begleitet die
Show. Gleich zum Auftakt erleben wir es im Zusammenspiel mit Yuri
Kovalchuk und Jamena Wille-Busch. Der Sänger intoniert auf der Piste
sitzen das Lied „Halleluja“, während die Artistin ihre Kür in der
Plexiglas-, oder hier vielmehr Schneekugel zeigt. Nach dieser stimmigen
Einleitung begrüßen uns Les Goty in roten Livrees. Sharon Berosuek eifert ihrem
berühmten Vater Mario nach, indem sie sich
bei ihren Jonglagen
ebenfalls auf Keulen als Requisiten beschränkt. Das natürlich
nicht ohne ihrer Nummern einen eigenen Stil zu geben. So startet sie
mit einem Twirlingstab und hält dann charmant silberne Keulen in der
Luft. Gekonnt lässt sie diese immer schneller rotieren.
Natascha Wille-Busch
Es folgt die große Überraschung des Abends, da so direkt nicht
angekündigt und ganz einfach überragend. Manuel Frank
präsentiert seine neue Freiheitsdressur mit sechs weißen
Arabern, sechs Friesen sowie sechs Kamelen und Dromedaren.
Höhepunkt ist das Karussell auf drei Bahnen. Ein
überwältigender Anblick. Ponys auf der Piste sollen noch
folgen. Zum großen Gegenlaufen kommen viele weitere Tricks,
die einfach phänomenal sind. Alles läuft bemerkenswert ruhig
ab. Manuel Frank in der Manegenmitte hat jederzeit den
Überblick und dirigiert diesen
circensischen Hochgenuss souverän. Steiger schließen das Tableau ab.
Bei der zweiten Pferdenummer steht dann seine Partnerin Natascha
Wille-Busch im Scheinwerferlicht. Zunächst reitet sie eine Hohe Schule
zu spanischer Musik. Dann wechselt sie vom Rücken eines weißen Arabers
auf den eines Friesen. Von dort führt sie einen Sechserzug weißer
Araber vor. Zur Orchestermusik singt Yuri Kovalchuk. Auch hier laufen
schwierigste Figuren so ab, als wären sie ein Kinderspiel. Ein
Kinderspiel freilich, hinter dem enorme Arbeit sowie große Liebe zum
Tier stecken. Natürlich macht Natascha Wille-Busch eine gewohnt
glänzende Figur. Sie beschließt ihren Auftritt mit Schulschritten auf
dem Friesen. Man kann einfach nur den Hut ziehen vor dem, was Natascha
Wille-Busch und Manuel Frank aufgebaut haben. Diese Pferdedressuren sind
in einem deutschen Circus einmalig – einfach
Weltklasse!
Les Goty, Julia
und Kevin Gruss, Erik Niemen
Immer
wieder ein großer Spaß ist das Spiegel-Entree in der Version von Les Goty. Die spanischen Manegenkomiker setzten die Komödie um einen
zerbrochenen Spiegel herrlich um und beenden sie mit Wasserfontänen.
Das erste Mal sah ich Les Goty 2001 beim französischen Cirque Arlette
Gruss. Von dort kommen Julia und Kevin Gruss nach Frankfurt. Mit ihrem
Liebesduett am Luftring bringen sie eine durchdachte Akrobatik-Kür mit
sehr sehenswerten Tricks unter die Kuppel. Einige davon sind nicht
ungefährlich. Ihr Gastspiel bei Carl Busch bietet die seltene Chance,
diese Artisten einmal außerhalb Frankreichs zu erleben. Denn kurz zuvor
stand der Cirque Arlette Gruss noch in Paris, Anfang Januar startet
bereits die Tournee 2016 in Bordeaux. Mit kleinen Zaubereien
unterhalten uns Les Goty, während in der Manege das Drahtseil aufgebaut
wird. Auf diesem bewegt sich Erik Niemen mit traumwandlerischer
Sicherheit. Der junge Italiener hat sich ein sehenswertes Repertoire
mit Seilspringen, Sprung über eine Fahne sowie dem Rückwärtssalto als
Finaltrick erarbeitet. Natürlich sind weitere Kunststücke zu sehen, die
Niemen ebenso temperamentvoll präsentiert.
Carmen Zander, Armando Liazeed, The Flying Ramos
Der nächste große Umbau findet in der folgenden Pause statt. Dann wird der
Zentralkäfig aufgebaut. Er trennt das Publikum von Carmen Zander und
ihren wunderschönen Tigern. Im Stil einer Diskoqueen präsentiert die
„Queen of Tigers“ ihre fünf selbst aufgezogenen Bengaltiger. Das
gezeigte Repertoire lässt keine Wünsche offen. Große Bilder mit dem
gesamten Quintett werden durch das vertraute Spiel mit einem einzelnen
Tiger abgelöst. Carmen Zander hat die Tricks nicht nur selbst
einstudiert, sondern versteht es zudem, sich und ihre Schützlinge
perfekt in Szene zu setzen. Die beiden weißen Tiger sind noch nicht in
der Show zu sehen. Das soll sich aber bald ändern. Einen
viel versprechenden Newcomer sehen wir nach dem „Herr und Frau
Nachtigall“ der Les Goty. Armando Liazeed hat nicht nur einen
Traumkörper und ein gewinnendes Auftreten, sondern ist zudem trotz
seiner Jugend bereits ein hervorragender Equilibrist. Er zeigt neben
variantenreichen Handständen einen Kopfstand, läuft im Einarmer eine
Treppe hinauf und arbeitet sehr effektvoll den Klötzchentrick. Eine
Rarität ist das Springen im Kopfstand auf einem recht schmalen Brett.
Von Armando Liazeed wird man definitiv auch in Zukunft hören. Komplett
neu formiert haben sich die Flying Ramos, welche beim Great Christmas
Circus ihr erstes gemeinsames Engagement haben. Kopf ist Adrian Ramos,
welchen wir ebenso wie Saulo Mendonca vom Zirkus Charles Knie kennen.
Gemeinsam mit zwei Damen bilden sie die Flieger in dieser großen
Trapeznummer. Der Doppelsalto mit verbundenen Augen sowie die Passage
klappen bereits sicher. Beim Dreifachen trennten an diesem Abend
scheinbar nur Millimeter die Hände von Adrian Ramos und dem
Fänger. Natürlich sind weitere Sprünge zu sehen. So etwa der
kopfüber aus der Kuppel.
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