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Great Christmas Circus 2015/16
www.circus-carl-busch.de ; 90 Showfotos

Frankfurt am Main, 12. Dezember 2015: Eindrucksvoller könnte der Anblick kaum sein. Wenn man abends am Festplatz am Ratsweg vorbeifährt, leuchtet dort derzeit ein prächtiges Lichtermeer. Im Dunkeln bieten die Lichterketten von Vorzelt, Chapiteau und Stallzelt eine Einheit und somit einen prächtigen Gesamteindruck. Ganz so, wie man ihn von Großcircussen früher gewohnt war. „Great Christmas Circus“ ist somit auch in dieser Hinsicht der passende Titel für das dritte Weihnachtsgastspiel des Deutschen Nationalcircus Carl Busch in Frankfurt am Main.

Damit nicht genug. In der Mainmetropole erlebte zudem das neue Chapiteau seinen ersten Aufbau. Das Spielzelt hat einen Durchmesser von 42 Metern und ist wie sein Vorgänger in den Farben blau und weiß gehalten. Vorzelt und Verbindungstunnel haben ebenfalls ihre Premiere. Sogar die runden Platten im beleuchteten Frontzaun sowie die Fahnen davor wurden mit dem Motiv der aktuellen Weihnachtsproduktion versehen.


Eingangsbereich

Wie beim Circus Carl Busch gewohnt, ist der Fuhrpark perfekt gepflegt, das Material vom Feinsten, was Manuel Wille-Busch beim Rundgang über das Gelände beweist. Der Platz ist mit einem hohen Zaun begrenzt, sogar der Bereich für die Lagerung der Abfälle aus den Stallungen wurde separat abgegrenzt. Die unternehmenseigenen Tiere sind gemeinsam in einem großen Zelt untergebracht. Zudem stehen ihnen Freigehege zur Verfügung.


Jamena Wille-Busch, Les Goty, Sharon Berousek

Das Ambiente ist also perfekt. Die Show des Great Christmas Circus 2015/16 überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Zwei der Artisten sowie die Clowns wurden aus dem Saisonprogramm übernommen. Was kein Problem ist, da dieses so noch nicht in Frankfurt zu sehen war. Hinzu kommen weitere wunderbare Artisten, weihnachtliche Szenen sowie großartige Tierdressuren. Ab 25. Dezember ist zudem Hundedresseur Mister Dalmatin dabei. Die Mischung stimmt, und das Programm wirkt schon am Tag nach der Premiere gut eingespielt. Auch auf Livemusik wird nicht verzichtet. Das Orchester sitzt über dem prächtigen Artisteneingang und begleitet die Show. Gleich zum Auftakt erleben wir es im Zusammenspiel mit Yuri Kovalchuk und Jamena Wille-Busch. Der Sänger intoniert auf der Piste sitzen das Lied „Halleluja“, während die Artistin ihre Kür in der Plexiglas-, oder hier vielmehr Schneekugel zeigt. Nach dieser stimmigen Einleitung begrüßen uns Les Goty in roten Livrees. Sharon Berosuek eifert ihrem berühmten Vater Mario nach, indem sie sich bei ihren Jonglagen ebenfalls auf Keulen als Requisiten beschränkt. Das natürlich nicht ohne ihrer Nummern einen eigenen Stil zu geben. So startet sie mit einem Twirlingstab und hält dann charmant silberne Keulen in der Luft. Gekonnt lässt sie diese immer schneller rotieren.


Natascha Wille-Busch

Es folgt die große Überraschung des Abends, da so direkt nicht angekündigt und ganz einfach überragend. Manuel Frank präsentiert seine neue Freiheitsdressur mit sechs weißen Arabern, sechs Friesen sowie sechs Kamelen und Dromedaren. Höhepunkt ist das Karussell auf drei Bahnen. Ein überwältigender Anblick. Ponys auf der Piste sollen noch folgen. Zum großen Gegenlaufen kommen viele weitere Tricks, die einfach phänomenal sind. Alles läuft bemerkenswert ruhig ab. Manuel Frank in der Manegenmitte hat jederzeit den Überblick und dirigiert diesen circensischen Hochgenuss souverän. Steiger schließen das Tableau ab. Bei der zweiten Pferdenummer steht dann seine Partnerin Natascha Wille-Busch im Scheinwerferlicht. Zunächst reitet sie eine Hohe Schule zu spanischer Musik. Dann wechselt sie vom Rücken eines weißen Arabers auf den eines Friesen. Von dort führt sie einen Sechserzug weißer Araber vor. Zur Orchestermusik singt Yuri Kovalchuk. Auch hier laufen schwierigste Figuren so ab, als wären sie ein Kinderspiel. Ein Kinderspiel freilich, hinter dem enorme Arbeit sowie große Liebe zum Tier stecken. Natürlich macht Natascha Wille-Busch eine gewohnt glänzende Figur. Sie beschließt ihren Auftritt mit Schulschritten auf dem Friesen. Man kann einfach nur den Hut ziehen vor dem, was Natascha Wille-Busch und Manuel Frank aufgebaut haben. Diese Pferdedressuren sind in einem deutschen Circus einmalig – einfach Weltklasse!


Les Goty, Julia und Kevin Gruss, Erik Niemen

Immer wieder ein großer Spaß ist das Spiegel-Entree in der Version von Les Goty. Die spanischen Manegenkomiker setzten die Komödie um einen zerbrochenen Spiegel herrlich um und beenden sie mit Wasserfontänen. Das erste Mal sah ich Les Goty 2001 beim französischen Cirque Arlette Gruss. Von dort kommen Julia und Kevin Gruss nach Frankfurt. Mit ihrem Liebesduett am Luftring bringen sie eine durchdachte Akrobatik-Kür mit sehr sehenswerten Tricks unter die Kuppel. Einige davon sind nicht ungefährlich. Ihr Gastspiel bei Carl Busch bietet die seltene Chance, diese Artisten einmal außerhalb Frankreichs zu erleben. Denn kurz zuvor stand der Cirque Arlette Gruss noch in Paris, Anfang Januar startet bereits die Tournee 2016 in Bordeaux. Mit kleinen Zaubereien unterhalten uns Les Goty, während in der Manege das Drahtseil aufgebaut wird. Auf diesem bewegt sich Erik Niemen mit traumwandlerischer Sicherheit. Der junge Italiener hat sich ein sehenswertes Repertoire mit Seilspringen, Sprung über eine Fahne sowie dem Rückwärtssalto als Finaltrick erarbeitet. Natürlich sind weitere Kunststücke zu sehen, die Niemen ebenso temperamentvoll präsentiert.


Carmen Zander, Armando Liazeed, The Flying Ramos

Der nächste große Umbau findet in der folgenden Pause statt. Dann wird der Zentralkäfig aufgebaut. Er trennt das Publikum von Carmen Zander und ihren wunderschönen Tigern. Im Stil einer Diskoqueen präsentiert die „Queen of Tigers“ ihre fünf selbst aufgezogenen Bengaltiger. Das gezeigte Repertoire lässt keine Wünsche offen. Große Bilder mit dem gesamten Quintett werden durch das vertraute Spiel mit einem einzelnen Tiger abgelöst. Carmen Zander hat die Tricks nicht nur selbst einstudiert, sondern versteht es zudem, sich und ihre Schützlinge perfekt in Szene zu setzen. Die beiden weißen Tiger sind noch nicht in der Show zu sehen. Das soll sich aber bald ändern. Einen viel versprechenden Newcomer sehen wir nach dem „Herr und Frau Nachtigall“ der Les Goty. Armando Liazeed hat nicht nur einen Traumkörper und ein gewinnendes Auftreten, sondern ist zudem trotz seiner Jugend bereits ein hervorragender Equilibrist. Er zeigt neben variantenreichen Handständen einen Kopfstand, läuft im Einarmer eine Treppe hinauf und arbeitet sehr effektvoll den Klötzchentrick. Eine Rarität ist das Springen im Kopfstand auf einem recht schmalen Brett. Von Armando Liazeed wird man definitiv auch in Zukunft hören. Komplett neu formiert haben sich die Flying Ramos, welche beim Great Christmas Circus ihr erstes gemeinsames Engagement haben. Kopf ist Adrian Ramos, welchen wir ebenso wie Saulo Mendonca vom Zirkus Charles Knie kennen. Gemeinsam mit zwei Damen bilden sie die Flieger in dieser großen Trapeznummer. Der Doppelsalto mit verbundenen Augen sowie die Passage klappen bereits sicher. Beim Dreifachen trennten an diesem Abend scheinbar nur Millimeter die Hände von Adrian Ramos und dem Fänger. Natürlich sind weitere Sprünge zu sehen. So etwa der kopfüber aus der Kuppel.

Zum Finale holt uns Yuri Kovalchuk ab. Im Gradin beginnt er mit „White Christmas“. Zu „Wir sind Artisten“ kommen alle Mitwirkenden mit Luftballons in die Manege. Es folgen weitere weihnachtliche Weisen in unterschiedlichen Tempi. So wird der Abschied eine abwechslungsreiche Angelegenheit. Ganz so wie das wunderbar zusammengestellte Programm. Viele junge Akteure geben ihm eine vor Energie sprühende Vitalität. Die weihnachtlichen Elemente haben für meinen Geschmack genau die richtige Dosis. Juniorchef Manuel Wille-Busch verabschiedet uns in die Adventszeit und wir freuen uns schon jetzt auf die vierte Ausgabe des Frankfurter „Great Christmas Circus“.


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Text und Fotos: Stefan Gierisch