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Cirque d'Hiver Bouglione 2015

www.cirquedhiver.com
; 110 Showfotos

Paris, 5. Dezember 2015: Eine perfekte Hochglanz-Circusshow in traumhaftem Ambiente. Das erwartet der Besucher im Cirque d'Hiver. Und das bekommt er auch in diesem Winter wieder geboten. Was den Titel der Produktion „Rire“ angeht, werden ebenfalls alle Erwartungen erfüllt. Für das "Lachen" ("Rire") steht der "Clown der Clowns". Wenn nicht David Larible ein Garant für Humor ist, wer dann? Er ist der Star dieser neuen Show, die noch bis Anfang März im wundervollen Circusbau der Familie Bouglione im Herzen von Paris gespielt wird. Dazu gibt es schöne Tiernummern, ausgesuchte Artisten und wichtige weitere Elemente.

Sie sind das Markenzeichen der circensischen Meisterwerke von Regisseur Joseph Bouglione. Da sind die Salto Dancers. Ausgesprochen attraktive junge Damen, die mit ihren professionellen Tanzeinlagen in edlen Kostümen für wunderschöne Bilder sorgen. Da ist das Lichtdesign, welches verschwenderisch ist und die Vorstellung mehr als nur perfekt ausleuchtet. Natürlich gibt es ein großes Orchester, das vortrefflich spielt. Pierre Nouveau und seine Musiker sitzen über der prächtige Gardine. Von dort begleiten sie die Inszenierung überzeugend. Michel Palmer ist unser Monsieur Loyal, der gewohnt souverän moderiert. Begleitet wird er von Alberto Caroli in Frack und Zylinder. Natürlich muss eine solche Produktion reibungslos ablaufen. Dies ist dank der versierten Requisiteure jederzeit sichergestellt.


David Larible

Einer der Requisiteure wird sogar zum Star der Show. David Larible natürlich. Nachdem er bereits im Raubtierkäfig gefegt und das Publikum mit Popcorn versorgt hat, darf er „kurzfristig“ den fehlenden Clown ersetzen. Seine Verkleidung zum Spaßmacher wird groß inszeniert. Die Salto Dancers bringen verschiedene Utensilien und helfen dabei, Larible in seine Clownsfigur zu verwandeln. Im Verlauf der Vorstellung spielt er seine bekannten Nummern. Zur Aufführung kommt das Wasserspucken mit einem Jungen aus dem Publikum, das Spiel mit den Glocken sowie zum Grande Finale die Opernaufführung. Erstmalig sahen wir seine Interpretation von „My Way“. Larible sitzt auf einem Hocker und singt den bekannten Sinatra-Klassiker. Michel Palmer steht an einer Staffelei und schreibt immer neue Sprachen auf große Blätter, die Alberto Caroli hinhält. So muss der Clown ständig die Sprachen wechseln, was er auf höchst amüsante Weise tut. Als Palmer die Blätter ausgehen, reagiert David Larible prompt. Er macht mit Gebärdensprache weiter.


Shirley Larible, Rafael De Carlos, Anastasini Brothers

Mit voller Stimme erleben wir ihn noch einmal, wenn er seine Tochter Shirley gesanglich begleitet. Die hübsche junge Dame zeigt eine traumhafte Kür an den Strapaten. Gemeinsam mit dem Vater entsteht eine wunderbare Inszenierung unter dem Titel „Esmeralda“. Faszinierend ist immer wieder der Übergang vom Stand in den Spagat, ohne dabei die Hände einzusetzen. Ein virtuoser Balljongleur ist Rafael De Carlos. Der Kubaner hält seine Bälle fast schon spielerisch in der Luft und lässt sie auf seinen Fingern kreisen. Sogar Tischtennisbälle beherrscht er souverän. Diese jongliert er gar mit dem Mund. Seinen Bruder Fabio jongliert Giuliano Anastasini. Mit ihren ikarischen Spielen konnten wir sie bereits im Saisonprogramm des Circus Krone erleben. Nun begeistern sie in der französischen Hauptstadt mit ihren variantenreichen Sprüngen, die auf den Füßen des Untermanns gelandet werden.


Les Olympo's

Vor der Pause gibt es schon ein kleines Zwischen-Finale, in der Pause die bekannte Autogrammstunde in der Restauration und direkt danach eine Darbietung am Flugtrapez. Vol De Dames lautet deren Titel. Womit schon verraten ist, dass hier ausschließlich Frauen durch die Luft fliegen. Neben dem Fänger auf Höhe der Absprungplattform gibt es zudem eine Fängerin an einem über dem Trapez befestigten Fangstuhl. Diese Kombination erlaubt schöne Flugpassagen, die die Damen elegant absolvieren. Artistischer Höhepunkt ist der Doppelsalto. Insgesamt aber überzeugt diese Nummer durch die ungewöhnliche Besetzung, das zugrundeliegende Charleston-Thema sowie den fließenden Ablauf. Eine Augenweide für die Zuschauerrinnen sind die Los Olympo's. Die drei blendend aussehenden Brasilianer zelebrieren ihre Partner-Equilibristik auf einer beleuchteten Rundbühne in der Manegenmitte. Nicht nur das, die Salto Dancers spendieren einen eigenen Auftritt, um die Jacken des Trios entgegenzunehmen. Artistisch faszinieren die Brasilianer mit starken Figuren, die man zumeist so noch nicht gesehen hat. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht ihr letztes Engagement in Europa bleibt. Aus China kommt die Truppe Hohote. Die jungen Damen fahren auf hohen Einrädern und werfen sich gegenseitig mit den Füßen Metallschälchen zu. Es entsteht ein herrliches, fernöstliches Gesamtbild. Wenn eines der Schälchen doch mal zu Boden fällt, überspielen die Artistinnen dies mit einem charmanten Lächeln. Die Großillusionen der Bouglione-Junioren bekommen wir an diesem Morgen nicht zu sehen.


Hans Suppmeier, Regina Bouglione, Juan Gutierrez

Tierdressuren dürfen im Cirque d'Hiver traditionell nicht fehlen. Gleich zu Beginn präsentiert Hans Suppmeier drei Tiger von Flavio Togni. Ruhig absolvieren die schönen Großkatzen unter der Anleitung des deutschen Tierlehrers ihre Arbeit. Temperamentvolle spanische Stimmung dann bei der Hohen Schule von Regina Bouglione. Das Ballett umrahmt die Reiterei des Mitglieds der Direktionsfamilie äußerst geschmackvoll. Auch der prächtige Artisteneingang wird einbezogen. Ein Bild, das mitreißt. Die Papageiendressur von Juan Gutierrez enthält sowohl Tricks mit Requisiten als auch schöne Flugsequenzen. Letztere kommen natürlich unter der freitragenden Kuppel besonders zur Geltung und sorgen für Staunen im Publikum. Besonders den Kindern – ganz gleich welchen Alters – gefallen die Fahrten mit Roller oder Auto.

Ein großes Finale mit Luftballons, perfektem Licht und fulminanter Musikbegleitung gehört zu den Circusproduktionen im Cirque d'Hiver einfach dazu. Nachdem die Salto Dancers in der Manegenmitte entschwunden sind, verwandelt sich David Larible wieder in einen Requisiteur und beendet die Vorstellung endgültig. Der Abschied ist aber nicht für immer. Schon im Oktober 2016 startet die nächste Produktion im altehrwürdigen Circusgebäude. Dann gibt es ein Wiedersehen mit den Elefanten der Familie Rene Casselly.


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Text und Fotos: Stefan Gierisch