Hier
sind viele bekannte Nummern zu sehen. Sie passen bestens zueinander und
fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept. So harmonisch, so mitreißend,
so perfekt war der Ravensburger Weihnachtscircus noch nie. Wobei
„perfekt“ hier nicht als kühle Perfektion verstanden werden darf. Die
aktuelle Produktion kommt durch und durch sympathisch, emotional daher.
Auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan. Als wir kurz vor der
Premiere am Kassenwagen unsere Tickets abholen, steht dort Direktor
Elmar Kretz und betrachtet gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin das Treiben. So
entspannt sei er am Abend der ersten Show noch nie gewesen,
stellt er erfreut fest. Mit Sascha Grodotzki steht seit rund einem Jahr
auch in der Administration die benötigte Unterstützung zur Verfügung.
Elmar Kretz
Grodotzkis
Pendant im künstlerischen Bereich ist David Paschke. Zunächst als Clown
Filu im Programm, gibt er seit 2012 den Monsieur Loyal. Als solcher
führt er formvollendet im roten Frack durch die nunmehr siebte Ausgabe
des Ravensburger Weihnachtscircus. Zudem hat er gemeinsam mit Elmar
Kretz die Regie gemacht. Marcel Bernhardt ist wiederum für das Licht
verantwortlich. Das wunderbare Orchester wird von Taras Fedorchuk
geleitet. Ein weiterer Gewinn ist Torsten Malmström, der auf ruhige
Weise für den reibungslosen Ablauf sorgt. Elmar Kretz steht nicht nur
beim Finale im Mittelpunkt, sondern traditionell ebenfalls bei der
Vorführung der Pferdefreiheit. Auch hier in diesem Winter eine
Neuerung. Da Kretz seine eigenen Tiere zeigt, ist die Vorführung
bestens eingespielt. Wunderbar elegant, rasant lässt der Direktor den
Fünferzug weißer Araber laufen. Es ist eine wahre Freude, diesem
herrlichen Spektakel zuzusehen, zumal die Trickfolge überzeugt. Bereits
im ersten Teil sehen wir ihn mit einem Groß und Klein, bei dessen
Vorführung er von Tochter Milena begleitet wird.
Elvis Errani
Maike
und Jörg Probst haben einmal mehr ihren Hof in Thüringen gen Ravensburg
verlassen. Mit ihnen sind eine Affenfamilie und eine ganze
Bauernhof-Besatzung gereist. Die Paviane führen sie gewohnt in
fröhlicher Dschungelbuch-Szenerie vor. Bei der Präsentation der
Bauernhoftiere – zu sehen sind Esel, Schweine, Ziegen, Hunde und Hähne
- tragen sie Tracht. Die Requisiten passen dazu. Immer agieren die
beiden Dresseure dabei sehr extrovertiert und äußerst sympathisch. Und
immer hat man den Eindruck, dass die Tiere ebenso viel Spaß
haben. Zur perfekten Show gerät der Auftritt von Elvis Errani und
seiner drei indischen Elefantendamen. Die Kopfputze der Dickhäuter und
die Kostüme des Vorführers sowie der beiden Reiterinnen sind
aufeinander abgestimmt. Der Ablauf ist minutiös durchchoreographiert.
Integriert sind nach wie vor zwei Tricks mit einem Schleuderbrett. Kein
Wunder also, dass diese Dressur für 2015 erneut nach Monte Carlo
eingeladen wurde.
Priscilla Errani, Marco Moressa, Duo Yingling
Mit
von der Partie ist wiederum Elvis' Schwester Priscilla. Als „Spinne im
Netz“ lässt sie unzählige Hula Hoop-Reifen um ihren Körper kreisen.
Dies in immer neuen Varianten, die sie mit dem gewissen erotischen Kick
verkauft. Begleitet wird sie dabei wie gewohnt von Partner Marco
Moressa. Bei Moressas Jonglagen werden dann die Rollen gewechselt. In
tänzerischen Sequenzen unterstützt Pricilla den Protagonisten. Dieser
jongliert zunächst mit einer langen Walze und im Hauptteil mit Keulen
sowie Bällen. Genial in der Wirkung verstärkt werden seine gekonnten
Touren durch ein fantastisches Lichtdesign. Gleiches gilt für die
beiden Auftritte des Duo Yingling, welche im „Bodennebel“ beginnen. Die
Schweizerinnen mit chinesischen Wurzeln wurden einen Tag vor der
Premiere engagiert und fügen sich gleich wunderbar in das Programm.
Zunächst jonglieren sie unzählige Papierschirme mit den Füßen.
Handstand-Akrobatik verbunden mit Kontorsion ist ihre Spezialität, wenn
wir sie im zweiten Teil erneut sehen. Hier integrieren sie effektvoll
Tücherjonglagen.
Iurie Basiul, Duo Kovachev, Jean-Paul
Eine
ähnliche Beweglichkeit legt Iurie Basiul an den Tag. Der junge
Moldawier verpackt seine Handstände und die extreme Biegsamkeit seines
Körpers in fließende Bewegungen. Im weißen Outfit begeistert er damit
nicht nur den weiblichen Teil des Publikums. Spektakulärer Höhepunkt
der Show ist das Todesrad des Duo Kovachev. Nikolay und sein Halbbruder George
gehören zu den Meistern an diesem Requisit, haben sie doch den Salto
auf der Außenseite des rotierenden Rades im Repertoire. Gezeigt wird er
von Nikolay Kovatchev, den wir noch aus seiner Zeit bei Barum kennen.
Schließlich war er Hauptakteur in der Reitertruppe von Ignat Ignatov.
Nach der Vorstellung erzählt er, dass der Salto gar nicht so schwierig
sei. Aber: „You need to have balls.“. Damit ist nun auch dieses
Geheimnis gelüftet. Lange nicht mehr gesehen haben wir Jean-Paul
(Ledun). Der Clown mit der Schiebermütze kommt uns schon auf dem
Parkplatz mit seinem Fahrrad entgegen. Ganz so, wie wir es noch von
Roncalli oder Knie in Erinnerung haben. Nach wie vor ist er der
Zuschauer, der sich in die Manege „verirrt“ und als Requisiteur Teil
der Show wird. Dabei hat er wunderbare Ideen. Etwa, was man so alles
mit einer Schubkarre anstellen kann. Herrlich, diesen wirklich
originellen Clown endlich einmal wieder erleben zu dürfen.
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