Dann
sind 3000 Augenpaare konzentriert auf die Manege gerichtet. Es sind
Momente wie diese, die einen komplett in ihren Bann ziehen. Momente,
wie sie wohl nur im Circus zu erleben sind. Krone schenkt sie uns in
diesem Monat. Und natürlich noch viel mehr. Die Schau hat alles, was zu
einem ausgewogenen Circusprogramm gehört. Wie meist im Februar, gibt es
aktuelle Preisträger vom Internationalen Circusfestival von Monte
Carlo, die direkt von der Côte d'Azur an die Isar reisen. Sie fügen
sich ein in den beim bayrischen Traditionsunternehmen gepflegten
Dreiklang aus Artisten, Tieren und Clowns.
Johnny Fischer, Tom & Pepe, Truppe Khagdaa
Bodenständig
bajuwarisch ist dann auch der Auftakt nach der Ouvertüre durch das
große Orchester von Oleksandr Krasyun und der Begrüßung von Ringmaster
Nikolai Tovarich. Der unverwüstliche Johnny Fischer und seine Partnerin
bringen insgesamt 15 Haustiere auf ihren Brauereiwagen mit. Die Vorführer tragen Tracht, und natürlich legt Johnny Fischer einen
Schuhplattler hin. Mit vollem Einsatz lässt er Katzen durch Reifen
springen oder auf einem Roller fahren, eine Ziege zwischen seinen
Beinen durchlaufen und mehrere Tiere einen Turm bilden. Aus den USA und
Spanien kommen die Spaßmacher der Show. Tom und Pepe waren zunächst im
Solo bei Ringling sowie dem Big Apple Circus engagiert. Seit 2010 sind
sie gemeinsam unterwegs. So konnten wir sie bereits für zwei Saisons
bei Arlette Gruss erleben. Die beiden schrägen Typen mit roten Nasen
und gestreiften Sakkos sind moderne Clowns, die jede Menge neuartiger
Ideen auf Lager haben. So bewässern sie mit Hilfe des Publikums
Topfblumen oder führen ein Klarinettenkonzert auf. Falls notwendig,
machen sie ihre Späße auch im Zuschauerraum. Etwa wenn nach der
Haustierrevue von Johnny Fischer der Manegenteppich für die erste
artistische Nummer ausgelegt wird. Auf diesem zeigen sich die
Mitglieder der Truppe Khadgaa als versierte und variantenreiche
Seilspringer. Die Mongolen schwingen mehrere Seile gleichzeitig, über
die abgefahrene Sprungkombinationen vollführt werden. Auch drei
Personen übereinander springen locker über das dünne Tau. In ihrem
zweiten Auftritt glänzen die Clownsgewinner von Monte Carlo mit einer
Melange aus Kraftakrobatik und Handvoltigen. Es ist ein schöner
Kontrast, wenn die kräftigen Mongolen ihre Partnerinnen zu eleganten
Flügen in die Luft werfen. Eine Pyramide aus acht Personen bildet nicht
nur den optischen Höhepunkt dieser folkloristisch aufgemachten Nummer.
Duo Kvas, Coperlin (Dustin Nicolodi), Duo Pyongyang
Ebenfalls
Bronze in Monte Carlo gab es für das Duo Kvas. Die beiden Ukrainer
haben nicht nur Adoniskörper, sondern überzeugen zudem mit einer
kraftvollen Partner-Equilibristik. Hand-auf-Hand, Hand-auf-Kopf oder
Kopf-auf-Kopf – Anton Savchenko und Vladimir Kostenko beherrschen all
dies in traumhafter Perfektion. Mit Tieren aus dem umfangreichen
Kronezoo erleben wir einmal mehr Jana Mandana. Bei der Vorführung der
Elefanten unterstützt James Puydebois. Ein indisch-afrikanisches Trio
zeigt einen Querschnitt durch das Repertoire. „Circus on Parade“ könnte
das Motto für die Aufmachung dieser tonnenschweren Kür sein. Sechs
weiße Araber sind Mandanas Manegenpartner bei der Freiheitsdressur.
Seit fünf Jahren sind die edlen Pferde aus dem Haupt- und Landgestüt
Marbach jetzt bei Krone. Die noch recht behutsam vorgetragene Arbeit
besticht vor allen Dingen durch die Schönheit der Akteure. Wie Vater
Willer versteht sich Dustin Nicolodi aufs Beste darauf, sein Publikum
zum Lachen zu bringen. Schließt man die Augen, fällt schwer zu sagen,
wer von den beiden gerade seinen Auftritt hat. Inhaltlich haben beide
Nummern aber nichts miteinander zu tun. Dustin Nicolodi begeistert in
seiner Rolle als Coperlin mit Comedy-Jonglagen und mehr oder weniger
vollendeten Zaubereien. Diese garniert er mit herrlich komischen
Erklärungen. Insbesondere in den Abendvorstellungen bringt er damit den
Kronebau zum Toben. Schier unfassbar dann die Nummer, nach der es in
die Pause geht. Wer die Säbel- und Dolchbalancen des Duo Pyongyang
nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wird nicht glauben, was diese
beiden aktuellen Gewinner eines Goldenen Clowns zeigen. Die junge Dame
balanciert einen Säbel auf einem Munddolch. Auf dem Säbel befindet sich
eine durchsichtige Plattform. Darauf insgesamt vier Gläser auf zwei
Ebenen. Das tut die Nordkoreanerin während der ganzen Nummer ohne
einmal abzusetzen. In dieser tanzt sie auf den Zehenspitzen. Dies
sowohl am Boden als auch auf den Schultern ihres Partners. Damit nicht
genug. Zu zweit begeben sich die beiden ans schwingende Trapez. Dort
hält er sie kopfüber an einem Bein, während sie mit dem anderen einen
Reifen kreisen lässt und mit den Händen vier Bälle jongliert. Im Mund
natürlich den Dolch, auf dem sie die weiteren Requisiten balanciert.
Eine einmalige Leistung.
Martin Lacey junior
Weltweit
einzigartig ist ebenfalls die Reklamenummer des Programms. In seiner
brandneuen gemischten Raubtiernummer vereint Martin Lacey junior 27
Großkatzen im neu gebauten Zentralkäfig. 26 davon präsentiert er an
diesem Nachmittag. So etwas hat es seit Jahrzehnten nicht mehr in
Europa gegeben. Circusfans haben diesem Moment genauso
entgegengefiebert wie das Münchener Stammpublikum. Für dieses ist Lacey
ohnehin der Publikumsliebling schlechthin. Und sie werden nicht
enttäuscht. Im Gegenteil: Sie sehen nicht nur 26 prächtige Raubtiere in
einer gemeinsamen Dressur, sondern zudem ein großartiges
Trickrepertoire. Nicht für den Bruchteil einer Sekunde hat man die
Befürchtung, dass die Vorführung aus dem Ruder laufen könnte. Martin
Lacey junior hat seine Zöglinge souverän im Griff. Unterstützt wird er
dabei von Dicky Chipperfield, James Puydebois und seinem Bruder Thomas.
Zu 23 normalfarbenen und weißen Löwen kommen zwei weiße sowie ein
normal gefärbter Tiger. Natürlich sind diese teilweise unterschiedlich
alt. Zudem gibt es Gruppen von direkten Geschwistern. Ein Stammbaum im
Programmheft erläutert, wer von welchen Eltern abstammt. Bevor der Rest
der Gruppe hinzukommt, zeigen die Tiger und der prächtige weiße
Mähnenlöwe Baluga, was sie bereits gelernt haben. Im Folgenden sehen
wir eine perfekte Mischung aus wilder Präsentation und ruhigen Szenen.
Mal ist ein Großteil der Gruppe involviert, mal steht ein einzelnes
Tier im Mittelpunkt. Man wird diese Nummer noch mehrfach sehen müssen,
um alle Details zu behalten. In Erinnerung bleibt auf jeden Fall die
eindrucksvolle Pyramide mit allen Tieren, das Abliegen von vier Löwen
auf dem liegenden Martin Lacey junior und zwei auf den Hinterbeinen
laufende Tiger. Wenn ein Großteil der Löwen nach einem gemeinsamen
Trick wieder zurück auf seine Plätze schießt, ist eine unglaubliche
Energie zu spüren. Wahnsinn! Respekt vor dieser wirklich einmaligen
Leistung. Freuen wir uns auf viele weitere Gelegenheiten, diese Gemischte
und ihre Entwicklung zu beobachten.
Luftnummer aus Pyongyang
Mit
der Schlussnummer hat Krone eine weitere atemberaubende Sensation im
Programm. Direkt aus Monte Carlo kommt die Truppe Pyongyang. Im Gepäck
haben die drei Artistinnen und sechs Artisten – natürlich – einen
Goldenen Clown. Dies verwundert spätestens nach ihrem Auftritt keinen
mehr. Schon der Flug über 16 Meter ist sensationell. Die Energie, die
dabei freigesetzt wird, ist überall spürbar. Unter der Kuppel des
Kronebaus noch unmittelbarer als im Chapiteau des Weltweihnachtscircus,
wo sie über den Jahreswechsel engagiert waren. Gar übertroffen wird
diese Leistung von Kim Myong Jin, der über diese Distanz einen
vierfachen Salto dreht. Ermöglicht werden diese faszinierenden Sprünge
auch durch die Konstruktion des Luftapparats. Auf beiden Seiten
befinden sich schwingende Fangstühle. Dazwischen ein statischer mit
Fängern in beide Richtungen. Zudem erlaubt dieser Aufbau spannende
Flugkombinationen über mehrere Stationen.
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