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Zirkus Revue im Europa-Park 2014/15
www.europapark.de ; 45 Showfotos

Rust, 20. Dezember 2014: Das Angebot ist ungeheuer vielfältig. Obwohl ein paar der Fahrgeschäfte geschlossen sind, bietet der Europa-Park im Rahmen seiner Wintersaison so viele große und kleine Attraktionen, dass man unmöglich alle an einem Tag wahrnehmen kann. Zu den während der Sommersaison verfügbaren Highlights kommen solche, die speziell in den Winter passen. Der Park verwandelt sich in ein wahres Winterwunderland. Dafür sorgen unter anderem 2500 Tannenbäume, fünf Kilometer Lichterketten und 1000 Weihnachtssterne.

Alles ist bemerkenswert aufwendig dekoriert. Viele kleine Ideen sorgen für besondere Überraschungseffekte. Das gastronomische Angebot ist angepasst und eine Eisfläche lockt Schlittschuhfahrer. Auch das Showprogramm wird auf das Winter- und Weihnachtsthema abgestimmt. Die Eisrevue heißt „Surpr’Ice - der verlorene Pinguin“, im Globe Theater wird das Musical „Ein musikalischer Weihnachtsmarkt“ gegeben. Seit vielen Jahren gehört eine Zirkus Revue zum Unterhaltungsprogramm. Diese ist von Anfang an dem klassischen Circus verpflichtet gewesen. Sprich, es gab und gibt Tiere, Clowns und Akrobaten. Tiernummern von den Circussen Barum und Charles Knie waren hier ebenso zu sehen wie Sonni Frankello mit seinen Elefanten.


Orchester unter der Leitung von Tino Aeby

Diese besondere Beziehung zur Welt der Manege hat eine Historie. Die Familie Mack, welche den Europa-Park betreibt, produzierte früher Circuswagen. Parkchef Roland Mack war 2011 Jurymitglied beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo. Und auch für die aktuelle Wintersaison wurde wieder eine wunderbare Show unter dem ehemals größten Chapiteau des Circus Fliegenpilz zusammengestellt. Verantwortlich dafür zeichnet Ian Jenkins, der Direktor für Entertainment. Regie hat einmal mehr Joseph Bouglione geführt. Und so wird die Atmosphäre des Pariser Cirque d’Hiver ins badische Rust transportiert. Ein wenig zumindest. Es gibt einen schönen, roten Artisteneingang, der mit goldenen Accessoires verziert ist. Über der Gardine sitzend, spielt das Orchester unter der Leitung von Tino Aeby. Was in Paris die Salto Dancers sind, ist hier das Europa-Park Showballett. Die sechs Damen und zwei Herren sorgen tanzend für große Bilder in der einstündigen Vorstellung. Moderiert wird diese von Oguz Engin. Stilecht begrüßt er das Publikum in Frack und Zylinder. Im weiteren Verlauf erleben wir ihn nicht nur als Monsieur Loyal, sondern zudem als charmanten Magier, der seine Tricks mit viel Witz verkauft.


Redi Montico, Farellos, Mimi

Gleich die erste Nummer nach dem Einmarsch aller Artisten mit Flaggen ist ein Paukenschlag. Redi Montico präsentiert seine große gemischte Raubtiergruppe. Imposante Mähnenlöwen und elegante Tiger geben ein herrliches Bild ab. Die Großkatzen sind offensichtlich unterschiedlichen Alters. Montico lässt sie Pyramiden bauen, übereinander springen und gewährt ihnen Streicheleinheiten. Ein auf den Hinterbeinen laufender Tiger ist der Schlusstrick. Während der Käfig abgebaut wird, fliegen große Ballons durch den Zuschauerraum mit Stühlen in den Logen und Schalensitzen auf dem Gradin. Zur Einleitung ihrer Nummer bekommen die Farellos ein Regenschirm-Ballett spendiert. Und dann legen die beiden Einradartisten los. Volle Power ist angesagt, wenn das Duo durch die Manege fegt. Die druckvolle Begleitmusik treibt Artisten und Publikum gleichermaßen an. Ganz egal, ob sie mit ihren Rädern eine Treppe hochspringen oder im Zwei-Personen-Hoch fahren. Ein blauer Overall ist das Markenzeichen von Komiker Mimi. Der aufgeregt in mehreren Sprachen parlierende Franzose bringt in dieser Show zwei seiner bekannten Auftritte. Den Handstand mit Unterstützung eines Zuschauers sowie die Fahrt auf einer außer Kontrolle geratenden runden Plattform. Leider wurden beide Szenen deutlich gekürzt. So fehlen ausgerechnet die witzigsten Sequenzen, wie die Bewegung der defekten Plattform mittels Fahrrad durch einen Zuschauer.


The Gerlings, Rustam Yuldashev, Eduard Kara Team

Der nächste Auftritt des Balletts nimmt uns mit nach Spanien. Die Farben der Kostüme sind schwarz und rot. Genau wie bei den Gerlings, die sodann das Hochseil erobern. Schon die ersten Tricks spielen mit den Nerven des Publikums. Ein wahrer Thriller aber ist die Siebener-Pyramide. Wohl eine der riskantesten Übungen unter der Circuskuppel. Bei den Gerlings ist nur die Artistin in der oberen Etage mittels Longe gesichert. Ein Netz gibt es nicht. Erst als alle Beteiligten sicher die gegenüberliegende Plattform erreichen, entlädt sich die Spannung in tosenden Applaus. Gute Zähne und wenig Höhenangst bringen die Partner von Rustam Yuldashev mit. Dabei handelt es sich um Terrier, die sich gerne mal in ein Seil verbeißen und sich daran ziehen oder durch die Luft bewegen lassen. Yuldashev selbst arbeitet an den Strapaten. Und so darf einer der Hunde auf seinen Schultern sitzend mit ihm über der Manege fliegen. Das Eduard Kara Team am Quadratreck bildet die Schlussnummer. Effektvoll sind zu Beginn die vier Seitenflächen des Requisits verhängt. Im Kunstnebel tanzt das Ballett mit weißen Tüchern. Als der Nebel schwächer wird, legen die Dame und die vier Herren los. Die Anordnung der Reckstangen im Viereck gibt die Möglichkeit für viele interessante Schwung- und Sprungkombinationen. Auch die Abgänge vom Reck nutzt das Quintett zu gewagten Sprüngen.


Finale

Das Finale wird vom Ballett in weihnachtlichen Kostümen umrahmt. So wird der Bogen geschlagen zur Winter-Traumlandschaft, die außerhalb des Chapiteaus wartet. Auch für Circusfans hat sie noch weitere Highlights zu bieten. Etwa eine Ausstellung mit Werken von Rolf Knie. Ein Besuch lohnt sich also in jedem Fall. Nicht nur, aber vor allem wegen der Zirkus Revue. Denn die ist nicht nur professionell inszeniert, sondern zudem stark besetzt.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch