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Xantener Weihnachtscircus 2013/14
www.weihnachtscircus-xanten.de ; 70 Showfotos

Xanten, 29. Dezember 2013: Ein restlos ausverkauftes Zelt, überschäumende Stimmung und am Ende Standing Ovations – das ist nicht gerade das übliche Bild einer Matinee-Vorstellung um 11 Uhr. Doch bei unserem Besuch des 2. Xantener Weihnachtscircus der Familie Jonny Casselly wurde dieses kleine Wunder wahr. Die ganz großen Sensationen brauchte es dafür gar nicht. Mit ihrer Liebe zur Sache und der Sorgfalt in allen Dingen, mit großem Können und viel Ausstrahlung und nicht zuletzt mit einer herzerwärmenden Geschichte gelang den Cassellys mit Team dieses Kunststück.

Ein herrliches Bild gibt der Circus Jonny Casselly auf den großen Wiesen der Ostwallanlagen direkt vor den Toren Xantens ab. Drei Chapiteaus hintereinander – sie beherbergen Restauration, Spielzelt und Tierstallungen – wurden hier aufgeschlagen. Im Spielzelt stehen wiederum edle Logen in weiß sowie ein Gradin mit sechs Reihen Klappsitzen und einer abschließenden Bankreihe dahinter zur Verfügung. Der wunderschöne Artisteneingang in Hufeisenform prägt wiederum die Szenerie. Beleuchtung und musikalische Begleitung sind hervorragend.


Opening

Auch der 2. Xantener Weihnachtscircus unter der Gesamtverantwortung von Jonny Casselly jun. wurde wiederum von dem Schauspieler und Regisseur Lars Wasserthal in Szene gesetzt. Der Hamburger mit der blonden Wuschelfrisur führt auch auf charmante Weise durchs Programm. Zu Beginn sitzt der Großvater (Jonny Casselly sen.) im roten Sessel in der Manege und liest seinem Enkel (Miguel Casselly) die Geschichte vom Weihnachtswichtel Katy vor. Katy (alias Katy Casselly) muss zunächst lernen, den wahren Geist der Weihnacht zu verstehen, ehe sie mit dem Weihnachtsmann um die Welt fliegen und Geschenke an alle Kinder verteilen darf. Und bei diesem Lernprozess helfen ihr die verschiedenen Circusnummern, welche von der Familie Casselly und ihren Gastartisten dargeboten werden. Dank des umfangreichen Repertoires der Familie Casselly gibt es dabei keine Wiederholungen aus dem Vorjahresprogramm. Am Ende fliegt Katy natürlich zu den Sternen und zum Weihnachtsmann, der wiederum von Clown Bobori alias Boris Quest verkörpert wird. Seit 23 Jahren gehört Bobori zum Caselly-Team und unterstützt die Familie sowohl administrativ-organisatorisch als auch beim Training im Rahmen von Kindermitmachcircus-Projekten. Sie sind das Hauptgeschäftsfeld der Cassellys.


Karola Casselly, Antonio und Romina Casselly, Romina Casselly

Nach dem Prolog stellen sich die Artisten in einem bunten Charivari vor, welches von Lars Wasserthal singend begleitet wird. Dann geht es hoch unter die Circuskuppel. An einem Halbmond präsentiert Karola Casselly Elemente der Boden- und der Luftakrobatik, vom Handstand über den Spagat zwischen den römischen Ringen bis zum Genickhangwirbel. Ihre jüngeren Geschwister Antonio und Romina Casselly bringen im Anschluss einen kleinen Bauernhof in die Manege. Ihm gehören drei Ziegen, drei Hunde und ein Pony an. Im bayerischen Stil, mit Trachtenoutfits und passender Musik, wird hier ordentlich Stimmung gemacht, während die Hunde und Ziegen ihr Talent beispielsweise beim Seil- oder Hürdenspringen zeigen. Antonio Casselly hat im Übrigen nicht nur eine Schwester, die Romina heißt – auch seine Ehefrau hört auf diesen Vornamen. Nachdem sie im vergangenen Winter in Babybause war und zwischenzeitlich ihren Sohn Luis zur Welt brachte, lässt sie nun – bildhübsch wie eh und je – wieder äußerst schwungvoll die Hula-Hoop-Reifen kreisen.


Ira Rizaeva, Alfons Casselly, Jonny Casselly jun.

Alfons, der jüngste der drei Casselly-Brüder, bringt in einem Dressur-Potpourri ganz gekonnt ein Groß und Klein mit einem Friesen und einem weißen Pony, ein Steigerpony sowie einen Viererzug Ponys in die Manege. Nachdem Anthony Wandruschka kurzfristig abgesagt hatte, wurden die von Flic Flac bekannten Künstler Ira Rizaeva sowie Dima & Dima (Dmitry Makrushin & Dmytro Tarasenko) engagiert. Bei ihren sinnlichen Jonglagen im Tango-Rhythmus – dargeboten auf einem Billardtisch – hält Rizaeva bis zu sieben Bälle in der Luft. Vier lässt sie in einem Dreiecksgestell springen. Für den Humor ist wiederum Antonio Casselly zuständig. In seinem schönsten Auftritt wird er immer wieder beim Picknick gestört: Sein Hund – nur scheinbar an die Kette vor der Hundehütte gefesselt – macht sich immer wieder los und schnappt ihm hinterrücks die Würstchen weg. Als Pausennummer haben Jonny Casselly jun. und Sabrina Wasserthal – Ehefrau des Moderators Lars Wasserthal – eine große Feuershow einstudiert. Da wird Feuer geschluckt und gespuckt, werden Fackeln und Feuerkugeln jongliert und kreisen brennende Hula Hoop-Reifen um Wasserthals Hüften.


Miguel Casselly, Sabrina Wasserthal, Jonny Cassely jun.

Nach der Pause steigert sich die bereits hervorragende Stimmung im Publikum noch weiter. Dafür sorgen zunächst drei Generationen Casselly – Großvater Jonny sen., die Söhne Jonny jun., Antonio und Alfons sowie Enkel Miguel – gemeinsam mit René Ortmann in einer hinreißenden Version der „Alten Kameraden“. Sie zeichnet sich nicht nur durch große Spielfreude, sondern auch durch so manches artistische Kabinettstückchen aus. Sabrina Wasserthal demonstriert daraufhin artistische Vielseitigkeit und Wagemut bei einer Luftnummer an Tüchern in Ketten-Optik. Ein artistisches Ausrufezeichen setzen Dima & Dima mit ihrer vom Horror Circus und von Flic Flacs „Exxtrem“-Tour bekannten, leistungsstarken Hand-auf-Hand-Nummer. Gleich zum Beginn zeigt der Untermann eine Pirouette im Sitzen, während der Partner im Einarmer auf seinen Kopf balanciert. Später rollt sich der Untermann seitwärts über den Boden, während er den Partner Hand auf Hand trägt. Als echte Reprise – die vorherige Nummer wiederaufnehmend – zeigen Antonio und der kleine Miguel Casselly daraufhin ihre Variante von „Hand auf Hand“. Da Miguel an einer Longe hängt, werden vergleichsweise mühelos die schwierigsten Tricks möglich, bis zum Abschluss „Kopf auf Kopf“. Für die temporeiche Schlussnummer sorgen die Cassellys nach den Gästen Dima & Dima wieder selbst: Jonny jun., seine Ehefrau Jessica (anstelle der verletzten Karola) und seine Geschwister Alfons und Alexia zeigen ihr Können als Jockeyreiter. Hier wird diese Disziplin mal nicht in folkloristischer Aufmachung, sondern elegant in schwarz-weiß dargeboten. Die Herren tragen Hemd, Krawatte und Weste. Zu Rock’n’Roll und Swing sehen wir auf den Pferderücken zum Beispiel Seilspringen, Rückwärtssalto und Zwei-Mann-Hoch.

Zum Finale erscheinen die Artisten zunächst mit Kerzen, Lars Wasserthal singt „Stille Nacht“, und Katy fliegt zu den Sternen. Was folgt, sind – wie gesagt – riesiger Jubel und Applaus im Stehen. Der Xantener Weihnachtscircus war einer der kleinsten Weihnachtscircusse, die wir in dieser Saison besucht haben – und für uns dennoch einer der Größten.

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Text: Markus Moll; Fotos: Stefan Gierisch