Anatoli Zhukov, Hubertus Wawra, Séraphin Strange
Dieser
verfügt über die kuriose Gabe, in seinem Magen mehrere Liter Wasser zu
speichern und wieder auszuspeien. Das tut er hier auch gleich und
löscht damit acht brennende Ölfässer, die auf der Bühne bereitstehen.
Dann schluckt er zahlreiche Gläser mit brennbarer Flüssigkeit, um
daraufhin lang anhaltend Feuer zu spucken. Nach wie vor eine wirklich
„exxtreme“ Darbietung. Wo das Motto „Schöne Firetage“ lautet, ist der
Flic Flac-Dauergast Hubertus Wawra alias „The Master of Hellfire“ nicht
weit. Der „Arsch für die Umbaupausen“, wie er sich selbst beschreibt,
steht seelenruhig in brennender Jacke da, performt seinen explosiven
„Anti-Terror-Rap“ oder sorgt für ordentlich Funkenflug. Teloy Aka
Reecode (Turntables über der Gardine und Gesang) sowie Séraphin Strange
als singender Engel sorgen für eine Livemusik-Komponente in dieser
Show. Das Licht ist Flic-Flac-typisch feudal und wohl akzentuiert, in
Szene gesetzt wurde das Spektakel an sieben Probentagen von
Thomas-Sebastian Merz und Thomas Bruchhäuser.
Adèle Fame
Artistisch
geht es nach dem Opening gleich hoch hinaus. Adèle Fame wechselt an den
Strapaten rasant zwischen Aufschwüngen, Abfallern und Haltepositionen.
Freihändig und scheinbar mühelos, mit den Füßen in den
Strapatenschlaufen stehend, gleitet sie aus dem Spagat in den Stand.
Viele Ahs und Ohs begleiten den Auftritt des Extrem-Klischniggers Araz,
der nach diesem Engagement zum Cirque du Soleil wechseln soll. „Das tut
nicht weh, das sieht nur so aus“, heißt es in der musikalischen
Begleitung.
Fréderique Snoeks, Bert Loenders, Otto Wessely
Neben
dem „Master of Hellfire“ sind in dieser Show noch zwei weitere
Comedy-Acts vertreten. Fréderique Snoeks malträtiert ihren Partner Bert
Loenders auf kreative Weise. Zunächst lässt sie ein Messer aus der
Zeltkuppel sausen. Er muss sich zuvor so auf die Bühne legen, dass es
zwischen seinen gespreizten Beinen einschlägt. Dann lässt sie an einer
Longe einen massiven Hammer schwingen. Bert muss sich so auf einen
Schemel setzen, dass ihm der Hammer einen Apfel vom Kopf schlägt.
Selbst die Arbeit am Washington-Trapez endet in Sadismus – er trägt
unten eine Zielscheibe auf dem Kopf, sie wirft Dartpfeile von oben.
Otto Wessely und seine Bühnenpartnerin Christa würde man zunächst nicht
in einem Flic Flac-Programm vermuten. Doch Wesselys Comedy-Zaubereien –
die meisten Tricks sind garantiert durchschaubar, an anderen scheitert
er grandios – sind wirklich zwerchfellerschütternd und fügen sich in
diese Show perfekt ein. Als Wessely fertig ist, schaut die Bühne vor
lauter hektisch und unwirsch herumgeworfenen Zauber-Utensilien wie ein
Schlachtfeld aus. Im zweiten Programmteil errichtet sich Wessely eine
zweite Bühne auf der Bühne, nimmt dort auf einem Furzkissen Platz – und
baut anschließend ungerührt alles wieder ab.
Atlantis, Super Silva, Spicy Circus
Die
vierköpfige Truppe Atlantis wird überall, wo sie auftritt, mit großem
Jubel bedacht. Im Flic Flac-Chapiteau ist das nicht anders, auch hier
wird die Kombination aus Kraftakrobatik und Handvoltigen gefeiert.
Riesen-Applaus auch für Super Silva. Sein ungesicherter Deckenlauf, vor
allem aber sein beherzter Sprung von einem Trapez zum nächsten – ohne
Netz oder Longe, gefangen mit den Füßen – ist schlicht sensationell.
Mit einer der beliebten Trampolin-Nummern „mit Haus“ – hier steht ein
„Gefängnis“ zwischen zwei Trampolinen – geht es äußerst
publikumswirksam in die Pause. „Spicy Circus“ nennt sich diese
Formation um Andréanne Quintal, die in gestreiften Sträflingsoutfits
arbeitet.
Gamal, Konstantin Gvozdetsky, Alexis Brothers
Den zweiten Teil eröffnen die „Flying Heroes“ am Flugtrapez.
Doppelsalto gestreckt und Dreifacher gehören zum Repertoire der Truppe,
die Passage fehlt jedoch nach wie vor. Dafür ist es keiner der drei
Flieger, sondern die Fliegerin, welche sich zum abschließenden
„Todessturz“ ins Netz bis unter die Zeltkuppel begibt. Gamal Garcia
jongliert mit vier Keulen und – bei Bouncings auf einem Podium – mit
bis zu sieben Keulen. Am Chinesischen Mast arbeiten Konstantin
Gvozdetsky und Victoria Biliaouer alias „Duo Funkoholics“ in einer
Darbietung voller hoher Schwierigkeitsgrade. Alexandre Grimailo hat die
Nummer erst vor kurzer Zeit neu choreographiert, bei den Festivals in
Moskau und Figueres gab es dafür jeweils Bronze. Die Alexis Brothers –
Marco und Paolo Lorador – sind so lebende Legenden. Die
beiden unerreichten Kraftakrobaten zeigen nun ihr enormes Können bei Flic Flac. Für den Abschluss sorgen – wie in den beiden Vorjahren – die
fliegenden Motorräder der Formation „AirFours One“. Im Vorzelt nehmen
sie Anlauf, jagen eine Rampe auf dem engen, zentralen Zuschauereingang
hinauf und fliegen – zwischen den beiden Frontblöcken der Tribüne
hindurch – hoch in die Luft. Nach äußerst waghalsigen Manövern wie
einem Salto mit dem Motorrad wird auf einer breiten Rampe im
Artisteneingang gelandet. Die Publikumsreaktionen sind auch im dritten
Jahr überwältigend, doch vielleicht sollte man für die nächste Auflage
eine Alternative als Schlussnummer finden, damit der Effekt sich nicht
abnutzt – freilich mit Gelegenheit zur Rückkehr auf vielfachen Wunsch
nach einiger Zeit. |