Ein
weißes Chapiteau mit passendem Vorzelt bietet den Rahmen für dieses
Programm. In der Restauration werden unter anderem verschiedenste
Spezialitäten vom Schwenkgrill angeboten. Die Sitzeinrichtung im
Chapiteau mit samtgepolsterten Holzbänken, Galerielogen und dem
Schriftzug „Dem Staunen gewidmet“ über dem Zuschauereingang war
ursprünglich mit André Heller auf Tour. Aufgrund der Großrequisiten für
Trampolin- und Motorradlooping-Nummer konnte diesmal nicht der große
Artisteneingang aufgebaut werden, der über der Gardine Platz für das
Orchester bietet. Stattdessen wurde ein kleinerer Eingang gewählt,
neben dem links und rechts die genannten Requisiten bereitstehen. Das
achtköpfige Orchester wurde derweil in die äußere Galerieloge rechts
ausquartiert. Leider müssen die Musiker häufigen zugunsten von
Bandmusik pausieren. Die Lichtanlage ist umfangreich bestückt, wird
aber nicht optimal eingesetzt. So wird der Schwungseilartist nicht
permanent vom Verfolgerlicht erfasst, und die Strapatennummer findet im
Halbdunkel statt.
Truppe I-Team
Mit
mehreren Darbietungen ist die Truppe I-Team von Igor Komarov aus
Weißrussland im Programm vertreten. Den Auftakt machen drei Damen mit
diversen Posen an drei Luftringen. Sie eröffnen auch den zweiten
Programmteil, ebenfalls mit einer Luftnummer. Das kugelförmige
Requisit, an dem die Artistinnen mit Gurten gesichert sind, bietet
Gelegenheit für verschiedene Posen und Kontorsionen. Später erleben wir
Nadiia und Maxim in einem Duett an Strapaten. Es wird von einem
romantischen Popsong begleitet. Die größte Publikumswirkung erzielt
freilich die Trampolinnummer mit Hauswand im Hintergrund. Wenn die drei
Artisten zu aufpeitschender Musik „die Wand hochgehen“, lässt dies das
Publikum vor der Pause begeistert mitklatschen.
Salvatore Sambito
Erst
nach der eröffnenden Luftring-Nummer begrüßt Salvatore Sambito das
Publikum in mehreren Sprachen. Charmant führt er durchs weitere
Programm. Außerdem demonstriert er bald darauf seine artistischen
Fähigkeiten am Schwungseil. Er beginnt mit einer Serie von
Überschlägen, nach denen er sich in eine Waage ausbalanciert. Zum
Schlusstrick wickelt er sich das Seil um die Fußknöchel und stürzt sich
kopfüber in die Tiefe. Seine Lebensgefährtin Summer Roberts ist für die
Pferdedressuren in diesem Programm zuständig. Zu „New York, New York“
präsentiert sie ihr „Groß und Klein“, bei dem nicht nur das Pony wie
üblich unter dem Pferd hindurchläuft. Vielmehr wird auch das Pony vom
Pferd übersprungen. Direkt im Anschluss folgt ein quirliger Fünferzug
Miniponys. Der Höhepunkt ist jedoch ihre höchst anspruchsvolle Freiheit
mit sechs Araberpferden. Auf außergewöhnliche Weise wird zum Beispiel
der Gegenlauf aufgebaut. Während im Normalfall die Pferdegruppe geteilt
wird und dann die beiden kleineren Gruppen einander entgegenlaufen,
dreht sich hier zuerst das dritte Pferd, nach einer weiteren Runde das
zweite und so weiter. So erfolgt in umgekehrter Weise auch die
Auflösung. In zwei Gruppen flechten alle Tiere gleichzeitig, zu dritt
wird gestiegen, und das letzte Pferd verabschiedet sich mit dem Sprung
durch einen Papierreifen. Schade nur, dass Summer Roberts stets recht
introvertiert auftritt.
Vik Koshmann
Die
Katzendressur von Vik Koshmann komplettiert den Reigen der Tiernummern.
Neben Papierreifen- und Feuerreifen-Sprung ist hier sogar ein
Mini-Todesrad mit zwei Kesseln im Einsatz. Zwei Katzen laufen hier auf
den Außenseiten des rotierenden Rades. Zwei afrikanische Akrobaten sind
mit ebenso vielen Auftritten im Programm vertreten. Zunächst
kombinieren sie verschiedene Disziplinen wie Klischnigg und Feuerschlucken in
einer Darbietung. Später lassen sie in ihrer zweiten Nummer
verschiedene Schüsseln kreiseln. Beim Schlusstrick lässt einer
der Artisten fünf Schüsseln rotieren – zwei auf einem
Mundstab-Gestell, zwei auf den Fingern und eine auf einem
Gestell, das an den Hosenbund gedockt wurde.
Oleg Popov
Wenn
Oleg Popov das erste Mal die Manege betritt, ist der Effekt immer
gleich – es folgt Applaus und ein Raunen geht durchs Publikum. Der
weithin bekannte, inzwischen 83-jährige Clown fängt zunächst auch hier
den Sonnenstrahl ein und „gießt“ später die Helligkeit zurück ins
Publikum. Bekannt, zum Beispiel vom letztjährigen Heilbronner
Weihnachtscircus, sind auch die Reprisen mit der Ratte, die scheinbar
via Fallschirm aus der Zeltkuppel landet, oder mit der jonglierenden
Spieluhr, hinter der sich Popovs Frau Gabriela verbirgt. Neu für uns
war der Auftritt, bei dem Popov mit gezieltem Schwung fünf Schöpfkellen
in ebenso viele Eimer befördert. In seinem lustigsten Auftritt sinkt
Popovs Manegenpartner durch ein Missgeschick zu Boden. Erst mit Hilfe
einer Luftpumpe gelingt es Popov, seinen Kompagnon wieder aufzurichten
und mittels einer Schubkarre aus der Manege zu fahren. In der besuchten
Vorstellung musste die Schlussnummer – die außergewöhnlichen
Motorrad-Looping von James T. Fox in einem großen Drehgestell – wegen
eines technischen Defekts leider entfallen. So wurde von Oleg Popovs
Vogelkäfig-Reprise direkt zum Finale übergeleitet. Hier hätte es sich
angeboten, die Pausennummer auf dem Trampolin zur Finalnummer
aufzuwerten. Dennoch zeigte sich das Publikum beim Schlussapplaus
zufrieden und forderte gar lautstark eine Zugabe. |