In der Show setzt man heuer
hingegen auf einen Kontrast und kombiniert ganz bewusst
klassische Darbietungen mit Vertretern des „modernen“ Circus.
Zwei dieser jungen, kreativen Generation sind Eva Schubach und
Yolaine Dooms. Als Duo „Passe-Pieds“ begeisterten sie zuletzt
mit ihrer Trapeznummer beim European Youth Circus Festival in
Wiesbaden. Nun beweisen die beiden auch in Nijmegen, dass sie
für jedes Programm eine Bereicherung wären! Hier können sie ihr
komisches Potenzial noch mehr ausreizen, denn man hat ihnen auch
die Reprisen im Programm überlassen.
Passe-Pieds,
Natascha Freiewald
Eva Schubach und Yolaine
Dooms verkörpern dabei zwei Putzfrauen, die vor Beginn der
Vorstellung noch schnell Gradin (und Zuschauer) sauber machen
müssen – viel lieber wären aber beide „Stars“ in der Manege. Es
entspinnt sich eine schöne Geschichte, die sich in einzelnen
Episoden durch die ganze Show zieht. Gleich zu Beginn werden von
beiden so die obligatorischen Sicherheitshinweise im
Zwiegespräch mit Moderatorin Natascha Freiwald charmant
dargebracht, später versuchen sie sich als Zauberer oder im Hula
Hoop. Herrlich auch das Vorhaben von Yolaine Dooms, als
Weihnachtsengel ein Lied zu singen und sich von Eva Schubach
dafür in die Luft ziehen zu lassen. Das Evas nachher in der
Kuppel hängt und Yolaine am Boden weitersingen muss, ist
eigentlich eine logische Konsequenz… Ganz am Ende der Show aber
bekommen beide ihre große Nummer und werden doch noch zu
„Stars“. Mit ihrer in Wiesbaden und Basel preisgekrönten
Trapezdarbietung setzen sie den Schlusspunkt. Dabei kommen beide
ohne Musik aus und liefern sich stattdessen ein skurriles
Wortgefecht, während dabei auch schwierigste Tricks mühelos
gelingen.
Jimmy Enoch,
Katharina Weiss
Ebenfalls eher dem „modernen“
Circus zugeordnet ist die Akrobatik am Mast. Daran zeigt die
junge Deutsche Katharina Weiss u.a. unterschiedliche kraftvolle
Haltepositionen und riskante Abfaller. Aufgrund einer Verletzung
konnte die Artistin nicht alle Tricks an ihrem Requisit
arbeiten, ihre ebenfalls vorgesehene Strapaten-Arbeit musste gar
komplett wegfallen. Nicht beeinträchtig von der Verletzung ist
der (eigentlich) dritte Auftritt von Katharina Weiss, klassisch
auf dem Drahtseil. Mit den Engagements von „Passe-Pieds“
(Tilburg) und Katharina Weiss (Rotterdam) sind in diesem Jahr
damit Vertreter beider Circus-Schulen der Niederlande im
Programm zu sehen. Komplettiert wird das artistische Angebot mit
zwei eher traditionellen Nummern von Jimmy Enoch vom Cirkus
Dannebrog. Der Däne setzt die Familientradition fort und
zelebriert seine vielseitigen Kunststücke auf dem Zweirad
geradezu. Nach der Pause balanciert er zudem auf dem Einrad
einen Turm aus Gläsern. Bis zu 20 Ebenen stapelt Enoch unter dem
Beifall des Publikums.
Beatrix Spindler, Monika Freiwald, Jeffry Freiwald
Zu den klassischen
Darbietungen gehören natürlich auch die Dressuren. Die
Tier-Darbietungen werden heuer, auch aufgrund der technischen
Aufbauten, zumeist im Block präsentiert, unterbrochen von den
Reprisen. Einen Großteil steuert auch in diesem Jahr die Familie
Freiwald selbst bei. Lutz Freiwald etwa zeigt eine ansprechende
Laufarbeit mit drei schwarzen, spanischen Stieren, während seine
Frau Monika die Hohe Schule reitet und Lamas über Hürden
springen lässt. Sohn Jeffry dirigiert als französischer Chefkoch
Enten und Gänse, die er lieber in seiner Pfanne als auf der
aufgestellten Rutsche sehen würde. Diese Inszenierung wurde aus
dem französisch inspirierten Saisonprogramm der Freiwalds
übernommen. Auch Elefant Buba ist heuer wieder mit von der
Partie – aufgrund der großen Resonanz in derselben Aufmachung
wie im letzten Jahr: Zu Melodien aus „König der Löwen“ kommt die
Dickhäuter-Dame zusammen mit Lutz Freiwald und dessen Enkelinnen
Jennifer und Sharon in die Manege, nimmt Futter aus den Logen
entgegen und lässt sich von den Mädchen liebkosen. Harmonische
Vertrautheit zwischen Mensch und Tier, perfekt veranschaulicht!
Moderatorin Natascha Freiwald nutzt zudem die anschließende
Umbaupause, um über das Leben der Familie Freiwald mit Buba und
den anderen Tieren zu informieren. Zugleich bittet sie um Mails
vom Publikum mit deren Meinung zur „Wildtier“-Debatte. In
Anbetracht der sich in den Niederlanden stark zuspitzenden
Diskussion eine wirklich gute, gelungene Idee. Neben den eigenen
Tieren wurden zudem Beatrix Spindler, Schwester von Monika
Freiwald, engagiert. Neben Lauffiguren und Gruppensteiger weist
ihr 6er Zug weißer und brauner Araber, den sie mystisch mir
Gewand und Maske (Tierlehrerin wie Pferde) präsentiert, auch
zwei originelle Tricks auf. Eines der Tiere zeigt auf Kommando
seine Zähne, ein anderes springt Seil. Das Seil wiederum wird
von Beatrix Spindler auf der einen Seite und einem weiteren
Pferd auf der anderen Seite gehalten. Fünf Hunde zeigen außerdem
eine flotte Darbietung, bei der sie anstatt auf Postamenten in
Koffern Platz nehmen, die ein Vierbeiner auch jedes Mal zu
schließen versucht. Zum Abschluss reiten die Hunde auf einem
Pony durch die Manege. |