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Kerstcircus Nijmegen 2012/13
www.kerstcircus-nijmegen.nl

Nijmegen, 30. Dezember 2012: Im letzten Jahr überraschte die Familie Freiwald bei ihrem „Kerstcircus“ in der niederländischen Grenzstadt Nijmegen mit wunderbar weihnachtlichem Ambiente und einem klassischen, absolut stimmig in Szene gesetztem Programm. Das festliche Äußere wurde auch bei der dritten Auflage beibehalten und  lädt vor allem im dekorativen Vorzelt zum Verweilen ein.

In der Show setzt man heuer hingegen auf einen Kontrast und kombiniert ganz bewusst klassische Darbietungen mit Vertretern des „modernen“ Circus. Zwei dieser jungen, kreativen Generation sind Eva Schubach und Yolaine Dooms. Als Duo „Passe-Pieds“ begeisterten sie zuletzt mit ihrer Trapeznummer beim European Youth Circus Festival in Wiesbaden. Nun beweisen die beiden auch in Nijmegen, dass sie für jedes Programm eine Bereicherung wären! Hier können sie ihr komisches Potenzial noch mehr ausreizen, denn man hat ihnen auch die Reprisen im Programm überlassen.


Passe-Pieds, Natascha Freiewald

Eva Schubach und Yolaine Dooms verkörpern dabei zwei Putzfrauen, die vor Beginn der Vorstellung noch schnell Gradin (und Zuschauer) sauber machen müssen – viel lieber wären aber beide „Stars“ in der Manege. Es entspinnt sich eine schöne Geschichte, die sich in einzelnen Episoden durch die ganze Show zieht. Gleich zu Beginn werden von beiden so die obligatorischen Sicherheitshinweise im Zwiegespräch mit Moderatorin Natascha Freiwald charmant dargebracht, später versuchen sie sich als Zauberer oder im Hula Hoop. Herrlich auch das Vorhaben von Yolaine Dooms, als Weihnachtsengel ein Lied zu singen und sich von Eva Schubach dafür in die Luft ziehen zu lassen. Das Evas nachher in der Kuppel hängt und Yolaine am Boden weitersingen muss, ist eigentlich eine logische Konsequenz… Ganz am Ende der Show aber bekommen beide ihre große Nummer und werden doch noch zu „Stars“. Mit ihrer in Wiesbaden und Basel preisgekrönten Trapezdarbietung setzen sie den Schlusspunkt. Dabei kommen beide ohne Musik aus und liefern sich stattdessen ein skurriles Wortgefecht, während dabei auch schwierigste Tricks mühelos gelingen.


Jimmy Enoch, Katharina Weiss

Ebenfalls eher dem „modernen“ Circus zugeordnet ist die Akrobatik am Mast. Daran zeigt die junge Deutsche Katharina Weiss u.a. unterschiedliche kraftvolle Haltepositionen und riskante Abfaller. Aufgrund einer Verletzung konnte die Artistin nicht alle Tricks an ihrem Requisit arbeiten, ihre ebenfalls vorgesehene Strapaten-Arbeit musste gar komplett wegfallen. Nicht beeinträchtig von der Verletzung ist der (eigentlich) dritte Auftritt von Katharina Weiss, klassisch auf dem Drahtseil. Mit den Engagements von „Passe-Pieds“ (Tilburg) und Katharina Weiss (Rotterdam) sind in diesem Jahr damit Vertreter beider Circus-Schulen der Niederlande im Programm zu sehen. Komplettiert wird das artistische Angebot mit zwei eher traditionellen Nummern von Jimmy Enoch vom Cirkus Dannebrog. Der Däne setzt die Familientradition fort und zelebriert seine vielseitigen Kunststücke auf dem Zweirad geradezu. Nach der Pause balanciert er zudem auf dem Einrad einen Turm aus Gläsern. Bis zu 20 Ebenen stapelt Enoch unter dem Beifall des Publikums.


Beatrix Spindler, Monika Freiwald, Jeffry Freiwald

Zu den klassischen Darbietungen gehören natürlich auch die Dressuren. Die Tier-Darbietungen werden heuer, auch aufgrund der technischen Aufbauten, zumeist im Block präsentiert, unterbrochen von den Reprisen. Einen Großteil steuert auch in diesem Jahr die Familie Freiwald selbst bei. Lutz Freiwald etwa zeigt eine ansprechende Laufarbeit mit drei schwarzen, spanischen Stieren, während seine Frau Monika die Hohe Schule reitet und Lamas über Hürden springen lässt. Sohn Jeffry dirigiert als französischer Chefkoch Enten und Gänse, die er lieber in seiner Pfanne als auf der aufgestellten Rutsche sehen würde. Diese Inszenierung wurde aus dem französisch inspirierten Saisonprogramm der Freiwalds übernommen. Auch Elefant Buba ist heuer wieder mit von der Partie – aufgrund der großen Resonanz in derselben Aufmachung wie im letzten Jahr: Zu Melodien aus „König der Löwen“ kommt die Dickhäuter-Dame zusammen mit Lutz Freiwald und dessen Enkelinnen Jennifer und Sharon in die Manege, nimmt Futter aus den Logen entgegen und lässt sich von den Mädchen liebkosen.  Harmonische Vertrautheit zwischen Mensch und Tier, perfekt veranschaulicht! Moderatorin Natascha Freiwald nutzt zudem die anschließende Umbaupause, um über das Leben der Familie Freiwald mit Buba und den anderen Tieren zu informieren. Zugleich bittet sie um Mails vom Publikum mit deren Meinung zur „Wildtier“-Debatte. In Anbetracht der sich in den Niederlanden stark zuspitzenden Diskussion eine wirklich gute, gelungene Idee. Neben den eigenen Tieren wurden zudem Beatrix Spindler, Schwester von Monika Freiwald, engagiert. Neben Lauffiguren und Gruppensteiger weist ihr 6er Zug weißer und brauner Araber, den sie mystisch mir Gewand und Maske (Tierlehrerin wie Pferde) präsentiert, auch zwei originelle Tricks auf. Eines der Tiere zeigt auf Kommando seine Zähne, ein anderes springt Seil. Das Seil wiederum wird von Beatrix Spindler auf der einen Seite und einem weiteren Pferd auf der anderen Seite gehalten. Fünf Hunde zeigen außerdem eine flotte Darbietung, bei der sie anstatt auf Postamenten in Koffern Platz nehmen, die ein Vierbeiner auch jedes Mal zu schließen versucht. Zum Abschluss reiten die Hunde auf einem Pony durch die Manege.

Etwas unkonventionell mag die Zusammensetzung von klassischen und „modernen“ Nummern beim 3. „Kerstcircus Nijmegen“ auf den ersten Blick schon wirken. Im Ergebnis aber harmonieren beide Seiten ausgesprochen gut, nicht zuletzt dank der gelungenen Einbindung des Duos „Passe-Pieds“. Eva Schubach und Yolaine Dooms geben dem Programm den nötigen roten Faden. So entsteht eine Show, die zwar weniger weihnachtlich daherkommt als im Vorjahr, aber gerade mit ihrer unkonventionellen Art ebenso zu gefallen weiß.

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Text: Benedikt Ricken; Fotos: Piet-Hein Out