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Cirque d'Hiver - Circus on Ice 2012
www.cirquedhiver.com ; 70 Showfotos

Paris, 9. Dezember 2012: Die Bougliones haben einfach den Dreh raus. Sie wissen, wie man eine perfekte, mitreißende Show zusammenstellt und inszeniert. Das beweisen sie seit vielen Jahren in ihrem Stammhaus, dem Pariser Cirque d'Hiver. Zum dritten Mal wird nun für einige Zeit auch parallel in einer großen Halle des Messezentrums Le Bourget und in einem Chapiteau im Vorort Nanterre gespielt. Dort wird 2012 bereits zum zweiten Mal ein "Circus on Ice" angeboten. Und der ist so klasse gemacht, dass es einen glatt von den Sitzen reißt - selbst als jemand, der eigentlich des Circus wegen gekommen ist. Letztendlich gibt es nur vier artistische Nummern, zwei mit Tieren und ein Clownstrio. Aber was daraus im Zusammenspiel mit einem großen Eisballett gemacht wurde, ist großartig.

Die Auftritte der Eiskunstläufer variieren geschickt, so dass sie immer wieder abwechslungsreich wirken. Wie bei den Bouglione-Shows üblich, gibt es ein feudales Lichtdesign und ein großes Orchester. Letzteres wird genial durch eine fantastische Sängerin ergänzt. Ganz egal ob im glamourösen Burlesque-Outfit oder als "Mère de Noel", sie macht immer eine grandiose Figur und hat eine ebensolche Stimme. Ein riesiger Gewinn.


Helena Kaiser, Trio Laruss, Pierre Marchand

Die artistischen Nummern sind gut über das Programm verteilt, welches wir an diesem Morgen ohne Pause, aber vollständig, erleben. Helena Kaiser sorgt mit ihren flotten und äußerst ansprechenden Fußballjonglagen für den Schwung zum Beginn. Das Trio Laruss bringt das Publikum vor der - wenn sie stattfindend - Pause regelrecht zum Kochen. Die schwierigen Figuren der Equilibristik in Gold wirken auf dem eisigen Untergrund nochmal besser. Auch diesmal zeigen sie wieder neue Tricks. Die Luftnummer steuert Chloe Gardiol bei. Am Luftring führt sie eine regelrechte "Sinfonie in bleu" auf. Ein Heimspiel hat Pierre Marchand. Der jugendliche Wirbelwind an den Diabolos erobert die Herzen der Zuschauer(innen) im Sturm und sorgt damit für die furiose Schlussnummer. Während das Podium für das Trio Laruss direkt auf dem Eis steht, arbeiten Helena Kaiser und Pierre Marchand auf einem Teppich, der an den Ecken gegen das Verrutschen verankert wird.


Vlad Olandar, Familie Pedersen, Balder Clowns

Auf dem roten Teppich arbeiten ebenfalls die schneeweißen Angorakatzen von Vlad Olandar. Sicher hätten sie auch auf dem Eis ein interessantes, wenngleich wenig kontrastreiches, Bild abgegeben. So springen sie unter anderem durch Reifen, balancieren über Balken und erklimmen eine Perchestange. Während Olandars Katzen sehr flott arbeiten, sind die beiden imposanten Seelöwen der Familie Pedersen eher gemütlich unterwegs. Nichtsdestotrotz beherrschen sie ein recht umfangreiches Repertoire, welches Laura Pedersen mit Unterstützung ihrer Mutter vorführt. Sogar auf der Schnauze balanciert einer der Seelöwen seine menschliche Partnerin. Dank der Pinguine erleben wir dann doch noch Tiere auf dem Eis. Die kleinen Frackträger landen nach einer Rutschpartie direkt auf dem kalten Untergrund. Ebenfalls Tiere im Gepäck hat das Trio Balder, welches jetzt wieder gemeinsam auftritt, nachdem die Brüder auf Tournee getrennt voneinander unterwegs waren. Sie reiten auf einem Strauß und einem Pferd ein. Während diese beiden Tiere einen hohen Plüschanteil aufweisen, ist ihr Hund aus echtem Fleisch und Blut. Wichtigster ihrer verschiedenen Auftritte ist das Entree rund um einen Westernfilm. Mit ihren Trompeten sorgen sie zudem für musikalische Einlagen.


Eisballett

Alle Varianten des für eine Show denkbaren Eiskunstlaufs werden in bunter Abwechslung dargeboten. Da gibt es die Solistin mit herrlichen Sprüngen, den Paarlauf und verschiedenste Choreographien des ganzen Ensembles. Mal wird in feinen Glitzerkostümen à la Las Vegas über das Eis gelaufen, mal in Grusel-Outfits aus einem Musikvideo von Michael Jackson und dann wieder als lustige Clowns. Alles wird äußerst professionell und ansprechend präsentiert auf der erhöhten rechteckigen Bühne, um die sich die einer runden Manege angepassten Logen gruppieren. Das Orchester und die bereits angesprochene Sängerin über dem im bekannten Bouglione-Stil gestalteten Artisteneingang ergänzen die Darbietungen perfekt. Allein schon die musikalische Begleitung wären das Eintrittsgeld wert. Außerdem erwähnt sei hier Arta Sosnowski Danetto, die uns wiederum elegant als Madam Loyal durch die Show begleitet, welche von einem großen weihnachtlichen Finale beschlossen wird.

Auch wer mit Shows wie Holiday on Ice nicht viel anfangen kann und ganz dem Circus zugetan ist, kommt bei diesem Circus on Ice voll auf seine Kosten. Es gibt die Elemente, die zu einem "richtigen" Circus gehören. Die Eisrevue ist quasi die hochkarätige Zugabe. Zusammen mit der typischen Bouglione-Präsentation wird daraus eine einmalige Show, die großen Spaß macht.

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Text und Fotos: Stefan Gierisch