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Karlsruher Weihnachtscircus 2012/13
www.karlsruher-weihnachtscircus.de ; 76 Showfotos

Karlsruhe, 23. Dezember 2012: „Are you ready for the Greatest Christmas Show in Europe?“, ruft Sänger Alvin le Bass in den Zuschauerraum. Damit wird schon im Opening der Anspruch der Familie Sperlich an ihren 4. Karlsruher Weihnachtscircus dokumentiert: ein Circusprogramm als ganz große Show zu präsentieren. Dafür wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Ein sechsköpfiges Ballett mit eigens kreierten Kostümen in mehreren Schaubildern, zwei professionelle Musical-Sänger, Orchester, modernste Licht- und Tontechnik sowie beleuchtete Showtreppen bilden den Rahmen eines starken Programms.

Ja, dieses Opening! Das Ballett und weitere Figuranten in „Stars and Stripes“-Kostümen sowie einige Weihnachtsfrauen bevölkern die Manege, die deutsche Musicalsängerin Karin Valenta und ihr US-Kollege Alvin le Bass performen „Jingle Bells“. Plötzlich öffnet sich der Artisteneingang, und ein kolossales Gefährt rollt in die Manege: Auf ein Trike ist eine große Plattform montiert, die einen gewaltigen Rentierschlitten trägt. Das Trike steuert der grünhäutige Weihnachtshasser „Grinch“, eine Figur aus einem amerikanischen Fantasyfilm, aus dem Schlitten grüßen der Weihnachtsmann und ein Mädchen. Das ist schon fast „Ringling“ im Ein-Manegen-Format!


Opening

Kreativer Kopf hinter der großen Weihnachtsshow ist vor allem Direktionstochter Monika, berichtet ihr Vater Joachim Sperlich stolz in der Pause. Sie habe das ganze Jahr hindurch das Konzept für die Revuebilder im Programm, für Kostüme und Requisiten entwickelt, auch ihre Brüder Maik und René brachten Ideen ein. Seine Aufgabe sei eher, die übersprudelnden Ideen der Junioren auf Realisierbarkeit zu prüfen, sagt Joachim Sperlich. Manches werde auch erst in einigen Jahren möglich sein. Schon jetzt wurden die Kostüme von Ballett und einigen Artisten speziell für diese Show geschneidert, bei drei verschiedenen, renommierten Kostümbildnern. Ein gewaltiger Aufwand für weniger als drei Wochen Spielzeit!


Davis Vasallo, Truppe Asadullin

Das Opening geht direkt über in den fröhlichen, temporeichen Auftritt der großen Truppe Asadullin am Russischen Barren. Mannigfaltige Sprünge und Salti werden hier präsentiert, wobei die Untermänner bei einigen Tricks nicht auf dem Manegeboden stehen, sondern auf den Schultern eines Partners oder auf einem zweiten Barren. Auch Sprünge von Barren zu Barren gehören zum Repertoire. Die Asadullin, die u.a. bei Ringlings „Greatest Show on Earth“ gearbeitet haben, bestreiten mit ihrer großen Schleuderbrett-Attraktion im Boogie-Woogie-Sound auch die Schlussnummer. Sessel- und Stelzensprünge gehören ebenso zu dem klassischen Repertoire wie die unverzichtbaren Menschentürme. Clown Davis Vasallo ist heuer zum zweiten Mal in Folge in Karlsruhe engagiert und weiß sogar noch mehr zu begeistern als in der Vorsaison. Bei der ersten Reprise steht er gemeinsam mit seinem Vater Walter in der Manege. Walter mimt einen Sänger, der mit großer Ernsthaftigkeit „Quando Quando“ interpretiert – stilvoll im schwarzen Frack, doch leider ohne Hose! Mit vollem Einsatz versucht Davis alles, um das Malheur zu verbergen. Selbstredend ist er es, der am Ende ohne Hosen dasteht … In weiteren Auftritten gewinnt er u.a. auch den inflationär gebrauchten Reprisen „Popcorn“ und „vier Stühle“ (als „Hypnotiseur“) tatsächlich neue Seiten ab und beweist auf dem Schlappseil neben komische auch artistische Fähigkeiten.


Familie Spindler

Für die Tiernummern wurden Mitglieder der Familie Spindler vom Circus Berolina engagiert. Sarah und Patrick Spindler präsentieren gemeinsam, ganz stilvoll in schwarzem Abendkleid und dunklem Anzug, den großen 14er Zug mit acht weißen Arabern und sechs schwarzen Friesen, die für ein weiteres großes, manegenfüllendes Bild sorgen. Spektakuläre Doppelsteiger rund um die Manege in mehreren Varianten als Da Capi beschließen diese Nummer. Nach der Pause präsentiert Patrick Spindler zudem einen vorzüglich laufenden Achterzug Miniponys mit Federpuscheln. Für die exotischen Tiere sind indes Adela und Giovanni Spindler verantwortlich. Der Auftritt ihrer Giraffe, die sich entspannt in der Manege bewegt und Futter aus den Logenreihen abnimmt, ist in ein großes Showbild eingebettet, bei dem die beiden Sänger Melodien aus dem Musical-Hit „König der Löwen“ interpretieren und das Ballett im Leopardenlook auf der Showtreppe tanzt. Das Zebra trat in der besuchten Vorstellung nicht auf. In dieser Größenordnung heute fast einmalig ist auch die elfköpfige Kamelherde, die Giovanni Spindler vorstellt. Unter anderem umkreisen fünf Kamele ihre Artgenossen, die auf Postamenten stehen. Acht Lamas und ein Pferd, die über die abliegenden Kamele springen, runden diese Darbietung ab.


Lester Sisters, Flying Silva, Rudolf Janecek

Als ganz große Shownummer ist auch der Auftritt der „Flying Silva“ mit drei Fliegerinnen, Flieger und Fänger gestaltet, wenn das Ballett zu live gesungener Latin-Music unterm Netz tanzt. Da fällt es auch nicht wirklich ins Gewicht, dass statt dem üblichen „Dreifachen“ nur ein „Zweifacher“ (mit verbundenen Augen) gesprungen wird. Mit einem rockigen „Let me entertain you“ leitet das Ballett nach der Pause den zweiten Programmteil ein. Hier zeigen die beiden „Lester Sisters“ eine anspruchsvolle Antipodenarbeit, bei der zunächst vier Teppiche bzw. fünf Fußbälle jongliert werden. Den Schlusstrick arbeiten beide gemeinsam: Eine Schwester lässt rücklings liegend auf den Händen zwei Teppiche kreisen und trägt dabei auf den Füßen ihre Schwester, die wiederum mit allen vier Extremitäten Teppiche wirbelt. Klassisch mit den Händen jongliert wird im ersten Programmteil: Sicher und mit atemberaubendem Tempo wirbelt Rudolf Janecek bis zu fünf Fußbälle und sieben Keulen durch die Luft.


Ballett, René Sperlich, Finale

Völlig neu gestaltet wurde die Handstandarbeit von René Sperlich. Sie wird nunmehr im ägyptischen Stil präsentiert, mit Ballett in passenden goldfarbenen Umhängen, zwei goldfarbenen Statuen im Hintergrund und einem spektakulären, speziell in Italien gefertigten Requisit in Form einer Pyramide, aus der die Handstützen elektrisch ausfahren. Doch diese Nummer ist nicht nur Inszenierung, sondern René Sperlich hat offenkundig kräftig trainiert, sich deutlich weiterentwickelt und einige markante Tricks aus dem Repertoire von Encho Keryazov übernommen, u.a. den Klötzchenabfaller und das Hochziehen an überhohen Stangen in den Handstand, die sicher präsentiert werden. Weniger weihnachtlich denn vielmehr äußerst glamourös ist das Finale dieser Show: Karina Valenta singt im Luftstrom einer Windmaschine den aktuellen Grand-Prix-Hit „Euphoria“, umtanzt vom Ballett in prächtigen weißen Kostümen mit Federschmuck, die jeder großen Revue zur Ehre gereichen würden.

Kurz gefasst wird in Karlsruhe heuer ein starkes, umfassendes Circusprogramm in exzellenter, äußerst glanzvoller, aufwendiger und ideenreicher Verpackung präsentiert. Joachim und Rosemarie Sperlich mit Familie und Team haben sich mit ihrem Karlsruher Weihnachtscircus bereits bei der 3. Auflage vor einem Jahr in die Champions League katapultiert und sind nun mehr denn je ganz vorne mit dabei. Chapeau, sagt Chapiteau!

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Text: Markus Moll; Fotos: Tobias Erber