Insgesamt entsteht so eine starke, rundum
gelungene Show, die das Publikum in der besuchten Vorstellung
sogar zu Standing Ovations animiert.
Als Vertreter aus „Fernost“ wurde die Wuqiao Acrobatic
Troupe verpflichtet, die vier hochwertige Darbietungen zum
Programm beisteuert. Sie war in der vergangenen Saison im
Schweizer Circus Harlekin zu sehen.
Wang Li, He Yuan,
Ren Yanan
He Yuan, Leiterin des Ensembles, etwa wirft sich mit dem
Fuß kleine Schüsseln, Teetasse und Löffel auf den Kopf, während
sie dabei auf dem Einrad balanciert. Ihr großartiger
Schlusstrick: Sie führt ihre Würfe auf einer Kugel aus,
wohlgemerkt immer noch auf dem Einrad sitzend. Auch
Truppenmitglied Wang Lin balanciert. Sie tut dies mit
Kerzenständern auf Füßen, Armen, Stirn und auf einem Mundstück
und verrenkt ihren Körper nebenbei in verschiedenste Richtungen.
Zusammen mit vier männlichen Kollegen sorgt Wang Lin auch für
die effektvolle Pausennummer. An Bungee-Seilen lassen sich die
Artisten von einer Plattform fallen und landen nach ihren
Sprüngen wieder an der Rückseite der Plattform, zuletzt so
schnell hintereinander, dass sich die Illusion eines Rades
ergibt. Auch wenn alle Darbietungen auf einem hohen Niveau sind,
den eindeutig stärksten Eindruck hinterlässt ohne Frage Ren
Yanan auf dem Schlappseil. Ohne das Seil zwischendurch zu
verlassen, wird es unter anderem Einrad fahrend überquert oder
ein Handstand auf einer auf dem Seil gestellten Leiter gedrückt.
Seine Trickfolge - die gleiche wie bei Zhang Fan – ist schlicht
sensationell. Das Publikum feiert ihn zu Recht.
Sergiu Mosanu,
The Marvellous Madisons,
Daring
Jones Duo
Ebenfalls weit vorne in der
Publikumsgunst ist das Trapezduo Daring Jones. Die US-Amerikaner
sind natürlich Vertreter des „Wilden Westen“. Auch wenn ihre
Nummer zunächst aufgrund vieler schnell aufeinander folgender
Tricks und der Musikbegleitung etwas hektisch wirkt, legt sich
dies zunehmend mit der Trickstärke. Riskante Abfaller, oftmals
mit den Füßen gefangen, kennzeichnen den Ablauf, der mit einem
Genickwirbel geschlossen wird. In Indianer- und
Cowboykostümierung agiert ein Ensemble aus Kuba, bestehend aus
zwei weiblichen und sechs männlichen Mitgliedern. Als „Chief
Kicking Bear and his Intrepid Indians“ zeigen sie eine
anspruchsvolle Kür an einer Mischung aus Doppelreck und
stehendem Fangstuhl. Die Artisten werden für ihre Passagen vom
Fänger am Fangstuhl in Richtung Reck geworfen, dort werden dann
die verschiedenen Tricks gearbeitet. Aufgrund des Aufbaus wird
dieser Auftritt nach der Pause gezeigt, während der schwächere
Auftritt an der russischen Schaukel die Schlussnummer bildet.
Höhepunkt ist der doppelte Salto in den Sessel, ausgeführt von
einem der weiblichen Mitglieder der Truppe, die hier als „The
Marvellous Madisons“ in Erscheinung tritt. Wie gemacht für
„Wildwest“ ist die Darbietung von Antonio Smiek, der zusammen
mit vier Bisons agiert. Dafür wird in der Manege ein brusthohes
Gatter, in der Art eines Zentralkäfigs, errichtet. Der Aufbau
wird durch ein Ballett überbrückt. Die Tiere beweisen ihre
Standfestigkeit und zeigen verschiedene Figuren der Laufarbeit.
Sergiu Mosanu stellt zudem als Cowboy „Lucky the Kid“ eine
Version eines „komischen Pferdes“ vor. Der Vierbeiner wirft
dabei ständig den Sattel und später auch den Reiter von seinem
Rücken.
Castillo Brothers,
Tony Erblay, Stephanie Probst
Dazu gibt es auch in der
aktuellen Show einzelne Darbietungen, die weder „Fernost“ noch
„Wildwest“ illustrieren. Dies sind in erster Linie die
hauseigenen Nummern, die sich in ihrer klassischen Aufmachung
dennoch gut ins Gesamtkonzept einfügen. Tony Erblay hat eine
neue Darbietung am Mast einstudiert. Als Matrose drückt er
diverse Handstände und die „menschliche Flagge“. Ebenfalls neu
sind die humorvollen Kaskadeurspiele von Daikel Castillo
Hernandez und Utnier Aquino Hernandez als „Castillo Brothers“.
Die drei Kubaner bleiben weiterhin beim Circus Probst, während
die übrige Kuba-Truppe zum Ende der Saison 2012 bei Probst
ausgeschieden ist. Stephanie Probst steuert wie immer weitere
Tierdressuren zum Programm bei. Gemeinsam mit dem Showreiter
Loik Teutsch reitet sie die Hohe Schule. Integriert sind dabei
Elemente der spanischen Hirtenreiterei. Eine meterlange Stange,
die auf der einen Seite im Sägemehl in der Manegenmitte und auf
der anderen Seite auf den Schultern des Reiters Teutsch liegt,
dient als Requisit. Teutsch reitet dabei immer wieder um die
eigene Achse, unter der Stange hindurch, die zum Schluss am
unteren Ende gar entflammt wird. Stephanie Probst bringt zudem
eine große Freiheitsdressur. Die Arbeit mit vier Friesen und
vier Arabern, unter anderem mit dem Fächer der Tiere und einem
Gruppensteiger der Araber, wird schließlich mit vier
Dartmoore-Ponys zu einem 12er Zug erweitert. Diverse Steiger,
darunter auch ein Pferd mit Flügeln, schließen den Block ab.
Rudi Bruckson
Klassisch arbeitet auch der
engagierte Clown Rudi Bruckson, der neben kleinen Intermezzi
auch zwei größere Auftritte mit seiner Frau Irina hat. Sie
verkörpert einen Wurm in einem überdimensionalen Apfel, den
Bruckson essen will und dabei vom Wurm gestört wird. In einer
zweiten Nummer tanzen Irina und Rudi Bruckson Elemente von
Ballett und Can Can vor, den Gäste aus dem Publikum nachahmen
sollen. Wie immer sind diese Mitmach-Auftritte besonders
zuschauerwirksam. Jahrelange Begleiter des Gelsenkirchener
Weihnachtscircus sind darüber hinaus Moderatorin Carmen Leyseck
und das gute Orchester unter Gregor Pierscinski, welches weite
Teile des Programms live begleitet. |