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Circustraum Conelli 2012

www.circusconelli.ch
; 65 Showfotos

Zürich, 25. November 2012: Mit seinen 20 Jahren ist der Stuttgarter Weltweihnachtscircus hierzulande schon ein echter "Veteran". Der Circustraum Conelli kann über dieses Jubiläum nur lächeln: In Zürich feiert man in diesem Winter das 30-jährige. Eine stolze Zahl für ein solches Unternehmen. Andererseits ein noch jugendliches Alter, wenn wir Menschenjahre als Maßstab ansetzen. Und Conelli ist auch in seiner Jubiläumsspielzeit ganz sicher alles andere als veraltet. Vielmehr wird Circus auf der Höhe der Zeit gezeigt, ohne dabei irgendeinem Zeitgeist hinterherzulaufen. Conelli macht Circus mit sehr viel Stil, Conelli-Stil eben.

Das beginnt beim traumhaften Ambiente auf kleinstem Raum. Das Bauschänzli, eine kleine Insel an der Mündung der Limmat in den Zürichsee, ist der perfekte Circusplatz. Er liegt mitten in der Innenstadt und gibt ein herrlich romantisches Bild ab. Aber der Platz dort ist sehr begrenzt, das Chapiteau wurde eigens für die speziellen Gegebenheiten konstruiert. Scheinbar jeder Zentimeter wird perfekt genutzt. Im Inneren wird die Knappheit aufs Genialste in Gemütlichkeit umgewandelt. Es entsteht eine ungeheuere Dichte. Man würde sich vielleicht etwas mehr Sitzfreiheit wünschen, diese aber ganz bestimmt nicht gegen die wunderbar kompakte Atmosphäre eintauschen wollen. Trotz des begrenzten Raums sitzt eine große Big Band über dem Artisteneingang und sorgt für eine einzigartige musikalische Begleitung. Im Einlassbereich gibt es sogar einen Flügel, an dem ein Pianist für die musikalische Begrüßung sorgt. Nur eben, dass Musiker und Instrument auf einer gläsernen Plattform über den Gästen thronen.


Kris Kremo, Yelena Larkina, Iurie Basiul

Für das Jubiläumsprogramm "Celebration" hat die Familie Gasser noch einmal einige der beliebtesten Nummern der vergangenen Jahre engagiert. Dazu gibt es Newcomer, die ihr erstes Engagement bei Conelli haben. Ganz egal ob Altmeister oder Debütanten - alle Programmpunkte bewegen sich auf höchstem Niveau. Ein Weltstar in den Circusmanegen und auf den Varietébühnen ist Kris Kremo. Nach wie vor weiß dieser Entertainer und Meisterjongleur sein Publikum mit jeweils drei Hüten, Bällen sowie Zigarrenkisten zu begeistern. Wo Kris Kremo ist, ist zumeist auch seine Gattin Yelena Larkina zu finden. Mit ihrer Hula Hoop-Kür zu "Fata Morgana" ist sie in diesem Winter wiederum in Zürich zu erleben. Besonders originell ist immer wieder der mit dem Gesäß in Schwung gehaltene Reifen. Ein Jahr jünger als Conelli ist Handstandvirtuose Iurie Basiul, der seine Tricks in weißem Outfit und mit fließenden Bewegungen ausführt. Trotz seines jungen Alters konnten wir ihn schon in vielen Circussen erleben. Gleiches gilt für die vier Ukrainer von Seaworld, die Handvoltigen und mit Handständen gespickte Menschentürme in einer ausgefeilten Choreographie präsentieren.


Farellos, Darkan, Domic Lacasse

Zwei jugendliche Duos setzen mit stimmungsmäßig sehr unterschiedlich angelegten Nummern Akzente in jeweils einem der beiden Programmteile. Die Farellos aus Deutschland bringen das Publikum immer wieder mit ihren rasanten, mit viel Witz präsentierten Touren auf Einrädern zum Toben - so auch in Zürich. Zum Träumen laden hingegen die Amerikanerin Shenea Booth und der Franzose Nicolas Bresnard ein. Als Duo MainTenanT führen sie eine wunderbar sinnliche Hand-auf-Hand-Kür auf. Die artistische Eröffnung des Programms liegt bei Darkan und seinem kraftvollen, aber trotzdem eleganten, Strapaten-Act. Höhepunkt ist der "Abstieg" aus der Kuppel im Handstand. Viel Kraft muss ebenfalls Dominic Lacasse aufwenden, der mit seiner Arbeit am Masten den umjubelten Schlusspunkt setzt. Diese "menschliche Fahne" aus Kanada macht ihren Auftritt dank fließender Bewegungen und schier unglaublicher Figuren zu einem wirklichen Ereignis. Mit einer interessanten Variante der Handstandartistik erleben wir die "China National Acrobatic Troupe". Ein Artist drückt Handstände auf einem Turm von zwei Stelzen, den er im Verlauf der Nummer weiter erhöht. Je höher der Turm wird, desto wackeliger gerät die ganze Angelegenheit. Eine weitere Darbietung aus China - Meteorjonglagen in Kombination mit ikarischen Spielen - wurde in der von uns besuchten Vorstellung aus technischen Gründen nicht gezeigt, ist aber inzwischen fester Bestandteil der Show.


Gaston und Roli

"Gaston & Roli und der Circus Conelli gehören genauso zusammen wie der Buckel zum Kamel", heißt es im aufwendig gestalteten Programmheft. In der Tat, die beiden Schweizer Clowns sind quasi Teil der Stammbesetzung dieses Weihnachtscircus. Umso erstaunlicher ist es, wie sie jedes Jahr neue Ideen entwickeln sowie umsetzen. Einzig der bereits bei Nock gezeigte "Protest der Artisten", mit dem die Pause "erstreikt" wird, war so schon zu sehen. Neu ist - zumindest für uns - die Geschichte um die schlafwandelnde Frau des Sprechstallmeisters, die bei ihren nächtlichen Diebestouren auf keinen Fall geweckt werden darf. Herrlich auch die Szene um die geplante Anschaffung eines Hundes durch Gaston, welche Roli ihm ausreden will. Es ist zwar mehr oder weniger ein "gespielter Witz", der aber mit solch einer perfekten Mimik und Gestik dargeboten wird, dass man aus vollem Halse lachen muss. Es sind einfach zwei Clowns im besten Sinne, die ihr Handwerk perfekt beherrschen und mit ganzer Seele darbieten.


Roby Gasser, Ballett mit Jeremy Gasser, Pino Gasparini

Soweit die Nummern von "Celebration". Damit daraus aber eine echte Conelli-Produktion wird, ist noch mehr notwendig. Zunächst ist da das sechsköpfige Ballett, welches jedes Jahr neue Choreographien in prächtigen Kostümen zeigt. Für die Choreographien der Conelli-Dancers zeichnet Cindy Gasser-Lee verantwortlich, für die Kostüme Betty Mc Hardy. Die glanzvollen Auftritte, welche nie zu lange geraten, zeigen, dass hier wirkliche Profis am Werk sind. Dies gilt ebenfalls für die perfekt aufspielende Big Band von Alex Maliszewski. Die 13-köpfige Besetzung beinhaltet unter anderem Bläser und Streicher. Nahezu alle Auftritte - nur die Farellos arbeiten zur Konserve - werden live begleitet. Der Sound ist einfach grandios; da verzeiht man auch das verjazzte "Stille Nacht" im Weihnachtslieder-Medley nach der Pause. Aufwendig und geschmackvoll ist zudem das stimmige Lichtdesign. Mit Pino Gasparini schließlich wurde ein Begleiter durch die Show gefunden, der diese Rolle vortrefflich ausfüllt. Gasparini singt, moderiert und ist Partner der Clowns. Er tut dies mit Eleganz, perfekter Stimme und großer Präsenz. Somit passt er perfekt in den Rahmen. Die Verabschiedung des Publikums übernimmt Direktor Roby Gasser persönlich. Seinen Sohn Jeremy erleben wir als Bassist.

Mit einem deratigen Unternehmen die stolze 30 zu erreichen, ist schon eine bemerkenswerte Leistung. Wenn man Conelli in seinem Jubiläumsjahr erlebt, wird einem auch um die Zukunft nicht bange. Solch eine hochwertige, professionelle, aber trotzdem liebenswerte Produktion wird (hoffentlich) weiterhin ein begeistertes Publikum finden. Umso schöner ist es da zu erfahren, dass die Nutzung des Bauschänzli durch Conelli weiterhin gesichert ist. Also, auf die nächsten 30!

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Text und Fotos: Stefan Gierisch